von Jaqueline_K
Auf der Flucht
Sie hatten mich bis in die Dämmerung benutzt. Danach waren sie ins Haus gegangen und hatten mich einfach auf der Matratze vor dem Haus liegen gelassen. Sie dachten wohl, ich wäre zu schwach, weit weg zu fliehen. Über Stunden hatten sie es mit mir getrieben, am Ende hatte ich mich nur noch hängen lassen, weshalb sie wohl die Lust verloren. Vielleicht dachten sie auch, ich wäre tot. Ich meinte den kroatisch oder englischen Ausdruck dafür gehört zu haben.
Als ich mir sicher war, dass sie nicht mehr heraus kommen würden, bewegte ich meine schmerzenden Glieder. Vorsichtig betastete ich meine Vagina und zuckte zurück. Es schmerzte und ich fühlte mich wund. Ich würde eine Zeit nicht mehr sitzen können, wenn ich keine Salbe dafür fand. Ich stemmte mich auf meinen Armen hoch und sah mich um. Im Haus brannte Licht, aber es war nicht viel zu hören. Um das Haus herum war es Stockfinster. In ziemlicher Entfernung sah ich Lichter, die sich bewegten. Eine Straße oder Autobahn vielleicht? Viel erkennen konnte ich nicht. Es war sowieso so, dass meine Fernsicht total verschwommen war. Das liegt bestimmt an meiner Diät, dachte ich und grinste schräg. Ich will nicht wissen, wie ich aussehe, aber Miriam die Magersüchtige aus der Schule, würde vor Neid erblassen, so war zumindest mein Gefühl. Sehen konnte ich mich nicht. Ich hatte kein Gefühl dafür, wie lange ich hier gewesen war.
Vorsichtig stand ich auf. Meine Knie zitterten, als ich endlich stand. Ich sah zum Tisch herüber, wo noch immer die Reste des Essens der Männer stand. Wie lange mochte es in der Sonne gestanden haben? Wahrscheinlich war es total verdorben und würde mich nur zum Kotzen bringen. Andererseits war das einzige, was derzeit in meinem Magen war, drei Ladungen der Männer, die in meinem Rachen gekommen waren. Das war eklig und trotzdem noch drin. Ich ging zum Tisch und setze mich auf einen Stuhl. Um wieder aufzuspringen, als mich mein Hintern an den Tag erinnerte. Ich stöhnte.
Mit einer Hand stützte ich mich auf dem Tisch ab, mit der anderen tastete ich darüber. Ich fand Baguette, ziemlich weichen Käse und kleine Kügelchen, die sich wie Oliven anfühlten und Wein. Dazu lag da ein Messer und eine feuchte fettige Wurst. Das Messer war etwa 20cm lang und hatte eine sehr scharfe gezackte Klinge. Es war zum klappen. Das hielt ich fest. Das war ein Stück Sicherheit. Wenn noch einer von den Typen kam, konnte ich wenigstens noch Schaden anrichten, bevor sie mich umbrachten.
Da viel mir auf, dass ich noch immer das Seil um meinen Hals trug. Angewidert zog ich es runter und warf es weg. Sollten Sie es suchen, aber ich würde es ihnen nicht mehr so leicht machen, mich zu töten.
Ich griff mit der Hand wieder an die Stelle, an der das Messer lag und war beruhigt, es noch zu finden. Dann tastete ich nach der Flasche, die oben einen losen Korken drin hatte. Ich biss hinein, um ihn heraus zu ziehen und hatte im nächsten Moment das Gefühl, meine Zähne zu verlieren. Was war das den jetzt?
Ich stellte die Flasche wieder hin und befühlte meine Zähne. Meine Güte, warum sind die denn alle lose, war mein Gedanke. Es war wirklich so. Alle konnte ich mit dem Finger bewegen, sogar die Backenzähne. Ich war erschreckt. Wie sollte ich so essen? Wie konnte das passieren?
Dann viel mir wieder unser Geschichtsunterricht ein, die Krankheit der Seeleute. Skorbut. Ich hatte Wochenlang nur Wasser bekommen, meinem Körper fehlte es an allem, vor allem an Vitaminen. Sie brauchten mich nicht zu hängen, ich wäre in wenigen Tagen von alleine gestorben.
Ich griff wieder zur Flasche und entkorkte sie von Hand. Ich nahm einen Schluck und erkannte den säuerlichen Wein. So ein Mist, dachte ich. Wenn ich den jetzt trinke, kann ich mich anschließend zu denen in die Betten legen und mir von denen den Rest geben lassen. In meinem Zustand würde mir diese viertel Flasche den Rest geben. Ich stellte sie weg.
Ich tastete mit den Fingern nach den Oliven und führte sie mir zum Mund. Vorsichtig kaute ich auf ihnen und erkannte, dass sie steinlos waren. Wieder griff ich in die Schale und wollte sie mir schon in den Mund stopfen, da besann ich mich auf eine der Geschichten, die ich bei unserem Besuch in Buchenwald über die Geretteten gelesen hatte. Auch sie beschreiben, wie sie nach ihrer Rettung durch die Amerikaner über das Essen im Offizierskasino hergefallen waren, nur um es danach unter Krämpfen wieder auszukotzen. Ihre Mägen waren nicht mehr daran gewöhnt, reichhaltiges Essen aufzunehmen. Widerwillig ließ ich die Oliven wieder los und tastete weiter zum Baguette. Mit dem Finger puhlte ich das Weiche aus dem Inneren und steckte es zu der zerkauten Olive in den Mund und kaute weiter. Ich nahm noch einen Schluck des Weins und als es nur noch angenehmer weicher Brei war, schluckte ich es Bissen für Bissen herunter. Ich machte es noch drei mal so und war satt. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich mich übergeben musste, also hatte ich alles richtig gemacht. Was mach ich nun?
Ich musste hier weg, so schnell und so weit wie möglich. Sollte ich noch nach was zum anziehen suchen? Nein, ich wollte nicht ins Haus zurück. Nicht zu diesen Kerlen. Ich griff nach dem Messer und schlich mich ums Haus und auf den Weg zu, der im dunklen leuchtete. Ich würde bestimmt bei anderen was finden, ich hatte da so meine Erfahrungen.
Als ich dem Weg zu Ende gefolgt war, blieb ich angewurzelt stehen. Sie hatten mich nicht einfach aus Überheblichkeit ungefesselt liegen gelassen, sie wussten, dass ich nicht weg konnte. Ich war auf einer gottverdammten Insel.
Ruhig Blut dachte ich. Wenn das eine Insel ist, dann müssten die ja auch irgendwie hergekommen sein. Vor mir war ein steinerner Steg. Ich ging auf im entlang und fand am Ende ein Motorboot vertäut. Ich stieg hinein und untersuchte es. Ich fand sehr schnell das Zündschloss, aber keinen Schlüssel. Den hatten bestimmt diese Typen. Wenn ich hier weg wollte, musste ich zurück zum Haus.
Ich sah aufs Meer hinaus und sah die Lichter einer gegenüberliegenden Stadt. Oder ich könnte schwimmen … und ertrinken. Wie weit war das? Zwei oder drei Kilometer? Ich würde so sicher wie das Amen in der Kirche ertrinken. Ich in meinem geschwächten Zustand? Also blieb nur der Rückweg zum Haus für mich.
Ich schloss meine Hand fester um das Messer und schlich wieder zum Haus zurück. Auf der Terrasse führte mein Weg nochmal zum Tisch, wo ich mir eine weitere Portion Oliven mit Wein und Baguette gönnte. Dann betrat ich das Haus. Ich hörte Musik aus einem der Räume und das Stöhnen einer Frau.
Bin ich doch nicht die einzige? Ich lugte um die Ecke und sah einen Fernseher, wo einer blonden Frau gerade von zwei Männern mit riesigen Schwänzen den Arsch zerrissen wurde und die dabei auch noch lächelte und ergeben stöhnte. Im Gegensatz zu mir war die gut genährt, aber besonders toll schien sie das nicht zu finden. Auch wenn sie immer ein strahlendes Lächeln präsentierte, wenn alle von ihr abließen und ihr erweitertes Arschloch in die Kamera gehalten wurde und man bis zu ihren Mandeln in die sichtbare Öffnung schauen konnte. Zumindest wusste ich jetzt, wo sie das mit dem Doppelanal her hatten.
Die Herren lagen schlafend auf so komischen Sitzkissen, die im ganzen Raum herumlagen. Wo hatten die bloß den Schlüssel?
Vorsichtig ging ich durch die schlafenden Männer. Einer lag auf dem Rücken sein Teil hoch aufgerichtet. Ich stand vor ihm, das Messer in der Hand. Ich musste mich nur bücken, ihn ergreifen und einmal mit der scharfen Klinge durch das Teil schneiden und er würde nie wieder zu einer Frau gehen.
Und zwei Sekunden später wäre ich tot, umgebracht von den anderen. Ich wollte leben. Ich hatte das nicht alles mit mir machen lassen, nur um jetzt wegen unvernünftiger Rache mein Leben aufs Spiel zu setzen.
Ich sah mich weiter um. Auf einer Kommode an der Wand fand ich endlich den gesuchten Schlüssel. Ich griff danach und drehte mich um und konnte mich gerade davon abhalten, erschreckt auf zu schreien. Einer von den Typen war wach und stand schlaftrunken, sich am Sack kratzend vor dem Fernseher. Hatte er mich gesehen?
Scheinbar nicht. Die Kommode stand im Schatten. Er drehte sich suchend um, bis er eine Flasche fand und sich damit in eines der Kissen setzte. Sei Blick war weiter auf den Fernseher gerichtet.
Während er da nun so saß, den Schwanz in der einen, die Flasche in der anderen, verhielt ich mich wie eine Statue. Keinen Muskel versuchte ich zu bewegen.
Er begann nun, sich sanft sein Teil zu wichsen, während er immer wieder einen Schluck aus der Flasche nahm. Immer schneller wurden seine Bewegungen, immer heftiger keuchte er, um dann endlich erlösende 5 Minuten nach dem er begonnen hatte, in hohem Bogen und lautem Grunzen zu kommen. Das Sperma hatte sich überall auf seiner Brust und seinem Bauch verteilt. Er legte den Kopf nach hinten und sein Teil entspannte sich.
20 Minuten später fiel ihm die Flasche aus der Hand und kullerte über den Boden. ein Schnarchen signalisierte sein endgültiges Weggetreten sein.
Jetzt aber schnell, dachte ich. Als ich raus trat, begann es bereits zu dämmern. Ich beeilte mich wieder zu dem Boot zu kommen, steckte den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn und drückte den Startknopf. Außer dem Anlasser war nichts zu hören.
Verdammt, dachte ich, ist das Teil laut. Bei meinem Glück wird bestimmt einer von denen wach. Überlege Mädchen. Denk nach.
Ich erinnerte mich an den Fährmann von der Schule. Er hatte mir sein Gerät gezeigt und dabei sein Fahrzeug erklärt. Natürlich war ich damals mehr von seinem Schwanz als von seiner Fähre in Beschlag genommen, aber trotzdem war etwas hängengeblieben. Wo war nur dieser verdammten Kraftstoffschalter?
Das konnte nur der sein. Ich drehte ihn auf und drückte den Startknopf. Nach kurzem Orgeln sprang der Motor an. In dem Moment hörte ich eine Stimme am Ende des Weges und sah einen der Männer zu mir laufen. Ich gab Vollgas und wurde nach vorne gegen das Lenkrad geschleudert.
So ein Mist, ich hatte vergessen, das Boot los zu machen. Mit dem Messer in der Hand sprang ich zu dem Seil und sägte daran herum, während ich sah, wie der Kerl unaufhaltsam näher kam. Im letzten Moment gelang es mir das Seil zu durchtrennten. Das Boot machte einen Sprung nach vorne. Ich landete grob in den Kissen und als ich mich aufblickte, sah ich den Mann prustend an die Wasseroberfläche kommen. Er hatte versucht, im letzten Moment ins Boot zu springen. Ich beeilte mich ans Steuer zu kommen, bevor mich der Kurs des Bootes zurück zur Insel führen und mich an der Küste zerschellen lassen würde.
Dann fuhr ich auf die Stadt vor mir zu. Ich war fast schon in der Nähe des anderen Steges, da wurde mir bewusst, dass ich immer noch nackt war. So konnte ich nicht an Land, zumindest nicht hier. Ich sah nach rechts und links, sah aber nur Felsenküste. Hier würde ich zu sehr auffallen, das war mir klar.
Ich drehte das Boot und fuhr die Küste entlang. Nach gut 2 km sah ich einen Strand mit Hotelkomplex dahinter. Das war ideal. Ich könnte das Boot ankern und dann an Land schwimmen. Mit etwas Glück würde mich in den Morgenstunden keiner bemerken und ich könnte mir ein Handtuch ergattern. Vielleicht war auch ein Bademantel und eine Dusche drin.
Ich wartete noch etwas und schwamm dann los. Am Strand täte ich so, als wenn ich die morgendliche Stille genutzt hätte, um nackt schwimmen zu gehen. Mein Plan war es gewesen, zügig die 300m zu schwimmen, aus dem Wasser zu kommen, mir ein Handtuch zu schnappen und dann mir im Hotel ein paar Sachen zusammen zu klauen. Danach wollte ich mich zum Kloster durchschlagen. Da würde ich den Rest meines Abitur machen und mich dann zu meiner Oma absetzen. Die dem Okkulten zugetan Frau war meinem Vater immer peinlich, weshalb ich sie auch nur einmal im Jahr besuchen durfte.
So zumindest mein Plan, den ich mir auf dem Boot zurecht legte. Er scheiterte schon auf den ersten 150 Metern schwimmen. Als ich endlich am Ufer war, war ich froh, nicht ertrunken zu sein. Ich schritt nicht souverän aus dem Wasser, ich kroch. Und als ich die erste Liege erreichte, schnappte ich mir nicht das Handtuch um weiter zu gehen, ich legte mich darauf und wickelte mich in dieses ein. Sekunden später war ich vor Erschöpfung weggedämmert.
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