Unsichtbar Teil 4
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Unsichtbar Teil 4

In der Nacht träumte ich von Julia. Ich träumte von feuchten Lippen, suchend, drängend. Träumte von Forderungen, von Überforderungen und fühlte mich seltsam gefangen in meiner Beziehung. Mein Herz schlug rasend, als ich aufwachte, weil mir die Sonne direkt ins Auge schien. Ein greller Ball auf blauem Grund über der Wasserfläche. Der Anblick schmerzte. Ich schloss die Augen, presste die Lider fest zusammen, das Bild blieb. Mein Arm, den ich vor die Augen hielt, brachte keine Linderung. Er war wie aus Glas.

Dann erst wachte ich richtig auf. Ich war unsichtbar. Mein Arm, meine Augenlider, mein Kopf – für niemanden mehr sichtbar, es sei denn, man würde einen Eimer Farbe über mich auskippen. Das Experiment im Institut, die toten Wissenschaftler, die verbrannten Kleider und meine verlorene Identität. Das alles kam mir wieder zu Bewusstsein. Hier auf der Veranda eines Gartenpavillons auf dem Grundstück einer Villa am Wannsee. Ich zog die Decke, in die ich mich eingehüllt hatte, über den Kopf. Mich fröstelte. Die Sonne war gerade erst aufgegangen.

Wieso dachte ich an den letzten Sex mit Julia? Ihre feuchten Küsse, das Ächzen und Stöhnen, das mir auf einmal zu viel geworden war. Ich hockte mich auf den Steg und ließ die Beine ins Wasser baumeln. Die Sonne stand links von mir im Osten. Julia. Zu viele Umklammerungen. Wie lange hatte es zum Schluss gedauert, bis sie zum Orgasmus gekommen war? Ewigkeiten. Wir hatten unsere Gemeinsamkeiten verloren, waren wie zwei Uhren aus dem Takt geraten.

Immer häufiger musste ich mit der Hand erledigen, was ich früher mit dem Schwanz erreicht hatte. Und immer häufiger war der Gedanke daran, sie zu treffen, zu sehen, zu spüren, angenehmer als sie tatsächlich zu treffen, zu sehen, zu spüren. Die Distanz war aufregender als die Nähe. Die Vision schöner als die Wirklichkeit. Die Wirklichkeit war anstrengend, war fordernd, war launisch und hatte Kopfschmerzen, eine andere Meinung. Die Wirklichkeit war kritisch, mäkelnd und nie so willig, wie die Fantasie.

Doch nun, endlich oder leider oder glücklicherweise, hatte ich mehr Zeit für mich. Ich konnte den Mantel der Rücksicht abstreifen. War das krank? Oder war es nur ein Reflex nach sieben Jahren Beziehung, die zu einem Gefängnis geworden war? Oder fehlte mir etwas Anderes? War nicht Julia zu meinem Problem geworden, sondern ich selbst? Jetzt hatte ich Distanz, ja, aber zu welchem Preis? Mit den Füßen in angenehm kühlen Wasser starrte ich in die aufgehende Sonne. Vögel zwitscherten in den Bäumen am Ufer, ein lauer Wind kräuselte die Oberfläche des kleinen Wannsees, Blätter einiger Pappeln raschelten und das Holz des Stegs an meinem Hintern kratzte.

Auf dem Weg zur S-Bahn fühlte ich wieder diese Erregung. Ich war nackt. Ich war mitten in Berlin. Niemand konnte mich sehen. Und ich hatte Hunger. Die Straße vor den Villen war leer. Ab und zu fuhr ein Auto, meist ein teurer Wagen Made in Bayern oder Baden-Württemberg, an mir vorbei. Vergnügt und mit einer Dauererektion schlenderte ich über den Bürgersteig zur S-Bahnstation. Es war noch nicht spät, vielleicht kurz nach sechs, als ich die Station erreichte.

Die Sonne wärmte mich bereits, der Himmel war blau, die Bäume grün und der Duft der Croissants im LeCrobag-Backshop am Eingang zur S-Bahn einfach unwiderstehlich. Die Fliesen vor dem gläsernen Verkaufstresen kalt, die Wärme aus dem Backofen angenehm. Hinter dem Tresen stand eine junge Dame, die meinen Penis sofort wieder zum Hüpfen brachte, und schob ein Tablett mit Backwerk in den Ofen. In der Auslage präsentierten sich Nuss-Nougat-Croissants, Apfeltaschen, Schokobrötchen und Brezeln. Mein Magen knurrte.

Ich brauchte nur ein paar Minuten auf der falschen Seite des Tresens zu warten, bis die Verkäuferin in den hinteren Teil ihres Ladens ging, um Teig aufzutauen. Dann griff ich eine Handvoll Croissants und Apfeltaschen, stopfte sie in eine große Tüte, schnappte mir eine Flasche Bonaqua Tafelwasser vom Tresen, und noch ehe die junge Dame wusste, wie ihr geschah, flüchtete ich bereits mit meiner Beute. Es sah für mich schon seltsam aus, wie die Tüte vor meinen Augen in der Luft schwebte. Wie muss es erst für andere ausgesehen haben? Doch bis auf ein paar Müde Pendler, die nur Augen für ihre Berliner Morgenpost hatten, wurde niemand Zeuge meines Mundraubes.

Nach einem ausgiebigen Frühstück auf einer Bank am See ruhte ich so lange, bis sich der unansehnliche Klumpen Teig in meinem Magen aufgelöst hatte. Die Sonne blitzte durch die rauschenden Bäume. Das Brummen der Autos auf der nahen Straße klang wie Meeresrauschen. Tief in meinem Inneren spürte ich, wie sich die Erinnerung an Julia zusammen mit dem Teil auflösten und der Kloß in meinem Hals dünner und dünner wurde, bis er schließlich verschwand. Eine halbe Stunde später stieg ich in die erste S-Bahn, die nach Berlin-Mitte fuhr.

3.

Das war es also: Berlin, mein Spielplatz. Mein erstes Ziel kannte ich bereits. Aufgeregt starrte ich während der Fahrt aus dem Fenster, immer mit der einen Hand an meinem Schwanz und der anderen am Haltegriff. Sommerliche Kleidung, kurze Röcke, nackte Beine, blitzende Brüste. Die Lust am Zuschauen wurde wieder groß. Die Lust, nicht selber eingreifen zu müssen. Abstand wahren zu können. Lust auf Distanz. Ohne Verpflichtungen. Das Auge als einiges Mittel zur Kontaktaufnahme.

Einmal fuhr mir eine dicke türkische Mutter mit ihrem Kinderwagen über die Füße, ein anderes Mal rempelte mich ein Penner an, dem ich eigentlich aus dem Weg gehen wollte. Er merkte gar nicht, dass zwischen ihm und der Trennwand noch ein halber Meter Platz gewesen war. Langsam ging ich durch den Wagen, starrte in Ausschnitte, stellte mir vor, wie ich Geschäftsfrauen in engen Kostümen an den Hintern fassen konnte und hielt dennoch Abstand. Auch so hatte ich genug erregtes Material in meinen Händen.

Richtig interessant wurde die Fahrt, als an der Station Westkreuz zwei hübsche Mädchen einstiegen und an der Tür stehen blieben, ihre Rucksäcke zwischen die Füße gestellt. Schülerinnen? Studentinnen? Turnschuhe, Jeans, ein Top, das den Bauch frei ließ und Brustwarzen, die den Stoff durchbohrten, als wäre er aus hauchdünner Seide. Beide Mädchen waren stark geschminkt und hatten die langen Haare zu einem Zopf gebunden, der zwischen den nackten Schulterblättern baumelte. Auf einen BH hatten sie verzichtet. Vorsichtig schlich ich mich bis auf einen halben Meter heran. Ich konnte die Farbe des Lippenstiftes als Schicht erkennen und den Atem der beiden auf meiner Haut spüren.

Die linke war hellblond, fast so groß wie ich und hatte glatte, gebräunte Haut. Ihr dunkelblaues Oberteil betonte mit einem runden Ausschnitt sehr vorteilhaft ihre Brüste. Mich juckte es in den Fingern. Runde Dinger, unvorstellbar erregend, immer weiblich, ewig faszinierend. Doch ihre Freundin, mit der sie sich über die Kommilitonen in ihrem Seminar unterhielt, hatte noch viel größerer Brüste. Die Freundin war kleiner, hatte breitere Hüften, schwarze Haare und eine süße Stupsnase. Ihr Oberteil legte beinahe die Nippel frei, die sich knapp unter dem Saum durch den hellblauen Stoff bohrten. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst anfassen sollte.

Immer wieder ruckelte die Bahn, sprang über eine Weiche, und vor meinen Augen, nur ein paar Zentimeter entfernt, hüpften zwei perfekte Paar Brüste unter weniger als einem Millimeter Stoff hoch und runter wie Hasen auf der Flucht vor dem Jäger. Die beiden Mädchen lachten. Blondie legte den Kopf in den Nacken und zeigte ebenmäßige Zähne. Ein Mann stand auf, der Zug wurde langsamer. Wir rollten in die nächste Station. Mein Herz schlug aufgeregt. Jetzt war es soweit. Berlin. Mein Spielplatz, Ich konnte jeden anfassen, ungestraft. Konnte mir alles erlauben. Die Türen öffneten sich, der Mann drängte sich an mir vorbei und wunderte sich über den wenigen Platz. Heiße Luft schoss in den Wagen. Ich wichste schneller. Ich liebte das V, das die Oberschenkel unter der Jeans im Schritt bildeten, konnte die Rundungen der Hüften kaum ertragen, den Bauchnabel, die schweren Titten darüber.

Mit einem sonoren Piepen schlossen sich die Türen wieder. Ich hatte nur Augen für die zwei Studentinnen. Mit einer Hand wichste ich meinen steifen Schwanz und konnte dann der Versuchung nicht widerstehen. Der Zug fuhr an, durch die Mädchen ging ein Ruck. Meine rechte Hand schnellte nach vorne. Mit dem Mittelfinger zog ich den Stoff ihres Tops nach unten und legte die linke Brustwarze frei. Rasch nahm ich die Hand zurück. Bei diesem Anblick hätte ich fast abgespritzt. Eine dunkelrote Brustwarze hob sich von einem aufregend kontrastreichen Hof ab. Es dauerte ziemlich lange, fast drei Sekunden, dann erst reagierte das Mädchen.

„Huch!”, sagte sie erschrocken und zog das Oberteil wieder über den Nippel. Doch ihr Lächeln verriet, dass sie trotz des Schrecks die Erregung spürte. „Was ist los?”, fragte ihre blonde Freundin. „Mir ist mein Top runtergerutscht”, sagte die Schwarzhaarige leise. „Wie geht das denn?”, fragte die andere und starrte ihre Freundin unverblümt auf die Titten. In der nächsten Kurve zeigte ich es ihr. Mit flinken Fingern legte ich dem blonden Mädchen beide Nippel frei. Die Höfe waren etwas heller, aber die Warzen standen leicht erregt ab. Wenn ich gewollt hätte – ich hätte den beiden auf den Bauch spritzen können, aber ich wollte noch nicht. Wie weit konnte ich gehen? Wann würden die Mädchen Angst bekommen?

Die blonde Studentin reagierte schneller als ihre Freundin. Nach einer Schrecksekunde zupfte sie das Oberteil wieder zurecht und verbarg die Pracht. Auf ihrem Gesicht zeigte sich ungläubiges, amüsiertes Staunen. Sie sah sich um, ihre Freundin bekam den Mund nicht mehr zu. „Hast du das gesehen?” „Deine Titties? Ja, das hab ich.” „Titties?” „So nenn ich die.” „Was war das?” „Ich weiß es nicht.”

Ich wichste jetzt mit steigender Lust. Der Geschäftsmann mit der Zeitung in der Hand und dem Aktenkoffer zwischen den Beinen störte mich überhaupt nicht. Stellte mir vor, wie sich die beiden Mädchen nach der Uni in ihrer Studentenbude trafen und gegenseitig anfassten. Wie sie neugierig auf einander ausprobierten, wie es war, die fremde Brustwarze in den Mund zu nehmen und die Titties anzufassen, hörte, wie die brünette Studentin fragte, ob sie die Titties mal anfassen dürfte.

Und die andere sagte, das hätte sie noch nie gemacht, sie sei nicht lesbisch. Und ob sie sie mal küssen dürfte, das hätte sie sich immer mal gewünscht, aber nicht getraut. Wie sie so vor mir standen, mit den roten Lippen und den halb entblößten Brüsten, konnte ich mir auch vorstellen, wie sie sich gegenseitig mit schlanken Fingern streichelten, wie sie sich küssten und mir ihre Pos entgegenstreckten. Und der Gedanke erregte mich mehr, als die Wirklich es vermutlich gekonnt hätte. Denn die Wirklichkeit war immer anders.

„Brauchst du neue Klamotten? Sollen wir mal wieder shoppen gehen?”, fragte die Brünette. Und die Blonde, noch immer irritiert, sah den Geschäftsmann neben mir an, als habe er sie so schnell angefasst wie Spiderman. Zack. Vorgebeugt. Zack. Nippel freigelegt. Zack. Finger weggezogen. Ihr Blick hätte tödlich sein können. In einer anderen Welt. „Das ist nicht ausgeleiert”, sagte die Blonde. Die S-Bahn schaukelte. Und wieder griff ich zu. Mit der Rechten am Schwanz, mit der Linken das Top heruntergezogen. Diesmal purzelte die linke Titte der Blonden beinahe heraus. Ein herrlich rundes Stück Lust. Langsam stieg der Saft höher.

„He”, rief die Blonde wieder, und jetzt war sie sauer. Sie konnte ihre Brust gar nicht so schnell wieder zurück stopfen, wie mir das Sperma das Rohr hinaufstieg. So gerne hätte ich einer der beiden in den Mund gespritzt. Dabei kam ich bestimmt nur zum Bauchnabel. Meine Hand an meinem Schwanz. Der erste Schuss des Tages. Die Blonde starrte den Geschäftsmann ungläubig an, sagte „Jetzt reicht’s!” und machte mich zum glücklichsten Mann im Zug. Ich war so erregt, dass ich jederzeit meinen Saft loswerden konnte, da beugte sich die Blonde nach vorne, um ihren Rucksack hochzuheben. Den Kopf in den Nacken gelegt, die Augen auf den Geschäftsmann, der unbeteiligt an der Tür lehnte.

Der Kopf auf Höhe meines Schwanzes, der Mund empört offen. Wie eine S-Bahn außer Kontrolle schoss plötzlich mein Sperma heraus. Der erste Strahl muss geradewegs zwischen ihren geöffneten Lippen hindurch auf ihre Zunge geschossen sein. Die Studentin riss die Augen auf. Nur den Bruchteil einer Sekunde später schoss die zweite Ladung hervor. Ich sah, wie sich ihre Oberlippe ein klein wenig unter dem unsichtbaren Sperma eindellte. Dann zuckte das Mädchen zurück. Richtete sich auf. Bekam die dritte Ladung an den Bauch. Schrie auf. Der Ruf „Igitt!” ging im Quietschen der Bremsen unter. Mir wurden die Knie weich. Die Türen gingen auf. Zeitungspapier raschelte. Der Geschäftsmann sah auf. Ich verließ den Wagen. Und spritzte noch ein letztes Mal einem Punk auf den Rucksack.

Als ich aus der Bahn stieg, hörte ich hinter mir noch das Zetern der beiden Studentinnen, und die vergeblichen Beschwichtigungsversuche des Geschäftsmannes. Dann schlossen sich nach einem kurzen Signal die Türen der Bahn. Bahnhof Zoo. Zeit, in Ruhe meinen Schwanz abtropfen zu lassen, hatte ich nicht. Sofort rempelte mich eine alte Oma an, die sich danach überrascht umsah und sich offensichtlich fragte, ob Luft jetzt doch Balken hatte. In letzter Sekunde konnte ich einem jungen Pärchen ausweichen, das mich sonst über den Haufen gerannt hätte. Lautsprecheransagen, hektische Menschen, eine unbeschreibliche Hitze – hier musste ich weg.

Rasch lief ich über den Bahnsteig die Treppe hinab, trat mir beinahe eine zerbrochene Bierflasche in den Fuß, kickte unbemerkt eine leere Hamburgerverpackung zur Seite und blieb schließlich an einem Kaugummi kleben. Fluchend musste ich mich vor die Bahnhofsbuchhandlung stellen, dicht über dem Boden den Kaugummi von meiner Fußsohle pulen und feststellen, dass dieser Ort lusttötend war wie Unterwäsche aus Feinripp.

Hektische, schwitzende Menschen, unfreundlich und aggressiv. Ellenbogen und Schreie, rumpelndes Gepäck und grölende Punks. Aber deshalb war ich ja auch nicht hierher gekommen. Mein Ziel lag woanders. Ich verließ den Bahnhof und trat in die pralle Sonne. Die Granitplatten waren nicht warm, sie waren heiß. Aus alter Gewohnheit stellte ich mich an die rote Ampel an der Hardenbergstraße und wurde mir dessen erst bewusst, als mich ein Mann von hinten anrempelte.

Vorsichtig überquerte ich bei rot die Straße und lief zwischen den Passanten im Slalom unter den Arkaden die Joachimstaler Straße hinauf. Nach hundert Metern erreichte ich schließlich, wonach ich gesucht hatte: World of Sex. Es gab am Zoo nur zwei Sexshops, von denen ich wusste. In einem war ich früher einmal gewesen, hatte mich durch Magazine, DVD-Hüllen und Dildos erregen lassen und mir damals schon gewünscht, einfach meinen Schwanz aus der Hose holen und wichsen zu dürfen. Einfach so. Vor allen Leuten. Als ich mich damals, erregt und geil wie selten, in eine Kinokabine einschloss, war mir am Ende die Lust das Geld nicht wert. Unbefriedigt war ich schließlich nach Hause geschlichen und hatte mir einen Porno aus der Videothek ausgeliehen. Nur das halbe Vergnügen.

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