Silvia und ich kennen uns jetzt schon seit 23 Jahren. Aus den ersten Tagen im Kindergarten. Seit damals waren wir beste Freundinnen.
So manches mal hatten wir schon gemeinsam in einem Bett geschlafen. Unsere Eltern sind seit dieser Zeit sehr gut miteinander befreundet. Wenn ein Paar mal etwas unternehmen wollte, dann übernahm das andere Paar ganz selbstverständlich das Babysitting. Zwar war dafür ein eigenes Klappbett angeschafft worden, wir aber zogen es vor, zusammen ein Bett zu teilen. Damals allerdings noch ohne jegliche sexuellen Gelüste. Wir genossen es einfach, Seite an Seite einzuschlafen und am nächsten Morgen genauso zu erwachen.
Als wir 9 waren, probierten unsere Eltern probehalber aus, ob man uns auch alleine lassen könnte. Wir waren klug genug, diese Situationen nicht auszunutzen und so verbrachten wir so manche Nacht zusammen alleine in einem unserer Zimmer. Auch jetzt noch ohne jegliche Anwandlung sexueller Gefühle.
Silvia war ein wenig reifer als ich und hatte mit 15 ihren ersten Freund, mit dem sie auch geschlafen hatte, ich folgte ein Jahr später.
Die Zeit verging, die Freunde wechselten, nur unsere Freundschaft blieb. Oft trösteten wir uns gegenseitig, wenn wieder einmal Schluss mit einem Freund war. Wir gingen shoppen und ins Kino miteinander, fuhren gemeinsam in den Urlaub und ersetzen sozusagen für eine Zeit den Freund. Nur im Schlafzimmer lief alles ab, wie an den ersten Tagen. Brav und gesittet gingen wir ins Bett und brav und gesittet standen wir auch wieder auf. Bis zu jenem Morgen vor 4 Jahren.
Dieses mal waren wir wieder einmal gemeinsam im Urlaub und dieses mal auch zum ersten mal Singles. Sonst hatte immer eine von uns beiden einen Freund. Ich hatte mich kurzfristig entschlossen, den Urlaub gemeinsam mit Silvia anzutreten. Der Urlaub, den sie eigentlich mit Daniel, ihrem Exfreund verbringen wollte, war schon komplett bezahlt und eine Rückzahlung war nicht mehr möglich. Damit das Geld nicht verschwendet war, war ich eingesprungen.
Die ersten Schmetterlinge im Bauch bewegten ihre Flügel, als Silvia aus dem Auto stieg und mir beim einladen meiner Koffer half. Ihre taillenlangen Haare umspielten ein apartes Gesicht und ihre Augen sind einfach die Sünde pur. Auch heute noch möchte ich in ihre Augen am liebsten versinken.
„Wow“ machte ich ihr beim Einsteigen ein Kompliment, „so wie Du aussiehst, schlagen nicht nur Männerherzen höher. Du hättest auch Chancen bei den Mädels.“
„Dann lass uns heiraten“, flapste Silvia, „dann wäre auch das Thema Jungs abgehakt.“
„Gut“, erwiderte ich kichernd. „In vier Wochen ist Hochzeit.“
„Wäre ich denn überhaupt Dein Typ?“ fragte mich Silvia, während sie den ersten Gang einlegte und los fuhr.
„Wenn Frau, dann kämst nur Du in Frage“, antwortete ich bestimmt. „An Dir wüsste ich wenigstens, was ich hätte.“
So ging das eine ganze Weile hin und her. Wir neckten uns, machten uns Komplimente, lachten miteinander über unser Vorhaben und vor allem darüber, was unser privates und berufliches Umfeld dazu sagen würde und so fuhren wir Kilometer für Kilometer in Richtung Adria. Irgendwann hielten wir Händchen. Jedes mal wenn Silvia einen anderen Gang einlegte, suchten ihre Hände sofort wieder die meinen und ich streckte sie ihr freudig entgegen. Inzwischen waren sämtliche Schmetterlinge in meinem Bauch heftigst am flattern. Ich hatte noch nie etwas mit einer Frau und soweit ich wusste, hatte auch Silvia keinerlei Erfahrungen mit dem eigenen Geschlecht. Trotzdem war ich nun in eine Frau verknallt. Heftig verknallt sogar. Ausgerechnet in meine beste Freundin, an deren Freundschaft mir sehr viel lag. Da ich das Gefühl hatte, dass es immer ernster wurde zwischen uns, suchte ich nach einem Ausweg.
„Was würde Dich daran hindern, mich zu heiraten?“ fragte ich sie und hoffte in ihrer Antwort ein No Go zu finden
„Dass Du eine rein platonische Ehe führen willst, die spätestens an der Schlafzimmertür endet“, erwiderte sie nach einiger Zeit des Überlegens. „Wenn ich mit Dir verheiratet bin, dann will ich auch, dass wir unsere ehelichen Pflichten erfüllen. Sie hatte das Lenkrad kurz los gelassen und deutete mit Gänsefüßchen an, dass die „ehelichen Pflichten“ nicht nur auf die Ehe beschränkt waren. Pech gehabt. Kein No Go. Ein Mensch, in den ich in der Realität verknallt war, mit dem wollte ich auch schlafen.
„Und Du hättest keine Angst davor, mit einer Frau zu schlafen?“, hakte ich nach
„Warum sollte ich? Auch da gäbe es nur einmal ein erstes Mal. Nervös würde ich vielleicht sein. Aber Angst? Nein, Angst davor hätte ich mit Dir bestimmt nicht. Du würdest sicher nichts von mir verlangen, was für mich ein absolutes Tabu ist.
„Was wäre so ein Tabu?“ Vielleicht fand ich in dieser Antwort noch einen Haken.
„Wenn Du von mir zum Beispiel verlangen würdest, dass ich mich unten blank rasiere. Ich bin eine Frau und stehe dazu. Durch meine Härchen müsstest Du Dich schon durchlecken, in Erfüllung Deiner ehelichen Pflichten.“ Silvia grinste. Sie wusste, dass ich mit Thomas, meinem letzten Freund, Schluss gemacht hatte, weil er genau das von mir wiederholt verlangt hatte. Er hatte mich deshalb eine prüde Tussi genannt und sich anderweitig getröstet.
Fortsetzung folgt
Einen Kommentar hinzufügen