Kapitel 2
Der Mond stand hell und voll am Himmel. So unmittelbar über den Bäumen wirkte er riesig. Ich überlegte, dass dies eine herrliche Nacht wäre, um es sich mit einer Frau auf einer Decke unter dem Sternenzelt gemütlich zu machen. Nichts war urtümlicher als sich hemmungslos im Freien, der gemeinsamen Lust hinzugeben. Das Risiko des Erwischtwerdens war ein zusätzlicher Anreiz.
Der Anblick hatte mich fast vergessen lassen, dass ich nun wieder Single war. Diese Nacht würde für mich wohl ungenutzt verstreichen, dabei war für mich nichts schöner als in der Natur zu sein. Raudka hatte das wohl nie verstanden aber nun war sie weg und hoffentlich bald vergessen.
Selbst jetzt bei Nacht würde ich die Fahrt mit dem Fahrrad gegen kein Auto eintauschen. Das Gefühl sich mit eigener Kraft auf Geschwindigkeit zu bringen war ganz anders, als nur ein Pedal leicht zu drücken. Ein wenig schwitzend trat ich in die Pedale und beschleunigte, gleich ging es den Berg hinauf und da wollte ich am Anfang ein wenig Tempo drauf haben. Mit Schwung kam man besser den Berg rauf. Der Weg war zwar nicht offiziell, wohl eher ein Trampelpfad, den tagsüber Sparziergänger nutzten. Jetzt war ich aber allein. Kein Mensch der mich störte. Niemand der schrie oder Lärm machte. Nur das Geräusch von meinem Fahrrad.
Ich musste natürlich aufpassen, wegen der Wurzeln und anderer Unebenheiten, die im Licht der Fahrradlampe nicht immer gut erkennbar waren. Das war zwar nicht ganz einfach, aber glücklicherweise hielten sich diese Stellen in Grenzen und ich kannte die Strecke ja recht gut. So fuhr ich für eine Weile.
Dann hielt ich an und stieg ab. Wollte die Geräusche der Natur genießen und außerdem kam bald ein Stück mit vielen Wurzeln, wo man wirklich besser nicht fuhr.
In einiger Entfernung hörte ich eine Eule während das Licht meiner LED-Fahrlampe langsam verblasste. Das Licht des Mondes erhellte die Nacht genug, dass ich ab und an kleine Fledermäuse erkennen konnte, welche in der Nacht Insekten jagten. Ich sah aber ohnehin ungewöhnlich gut bei Nacht. Schon manch einer hatte gesagt, ich hätte Augen, wie eine Katze.
Es war so friedlich hier. Keine Autos, die nächste Straße ein wenig entfernt. Von den Autos kamen somit keine Geräusche. Lärmende Flugzeuge durften auch nicht mehr um diese Uhrzeit starten. Für einen Moment stellte ich mir vor, Jahrhunderte in der Vergangenheit zu sein. Zu einer Zeit, wo hier noch richtig Wildnis war und keine Menschen um mich herum, die mit ihrem Lärm und Gestank nervten.
Für einen Augenblick bildete ich mir ein, das Heulen eines Wolfes zu hören. Bis ich dann feststellte, dass da wirklich ein heulendes Geräusch war. Ich konnte es nicht richtig einordnen. Es klang irgendwie traurig, als würde etwas fehlen.
Ein wenig mulmig war mir bei dem Gedanken schon hier bei Nacht Wölfen zu begegnen. Es hieß zwar immer diese würden Menschen nichts tun, aber man wusste ja nie. Leider log und verharmloste die Politik viel zu oft, weshalb ich eher skeptisch war, wenn ich über die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland las. Wobei ich meinte dies wäre eher im Osten der Fall und noch nicht hier im Westen.
Ich bemerkte die Gänsehaut, die mir trotz der angenehmen Wärme über die Arme kroch. Für einen Moment dachte ich, dass nun nur noch der Nebel fehlte.
Plötzlich nahm ich eine Bewegung wahr. Etwas hatte sich im Gebüsch bewegt. Etwas größeres! Ich war hin- und hergerissen zwischen Fluchtimpuls und meiner Neugierde.
Meine Neugierde siegte schließlich, vorsichtig legte ich mein Fahrrad hin und schlich auf das Geräusch zu. Der Anblick der sich mir bot, ließ mich erschrocken zurückzucken. Für einen kurzen Augenblick meinte ich ein menschengroßes haariges Wesen gesehen zu haben.
Ganz sicher war ich aber nicht, ob ich richtig gesehen hatte. Ich schaute zum Mond und fragte mich, ob es wohl doch Werwölfe gab, verneinte mir dies aber direkt selbst. Werwölfe gab es nicht. Ein Biologieprofessor hatte mal so einen populärwissenschaftlichen Vortrag darüber gehalten, wie es mit Filmmythen stand und das zum Beispiel ein Werwolf viel zu viel Energie für die Verwandlung in die Wolfsgestalt benötigen würde, wenn es so etwas überhaupt gab. Was er natürlich bezweifelte.
Der Gedanke beruhigte mich, trotzdem hörte ich es wieder Rascheln. In dem dichten Gebüsch konnte ich aber nicht erkennen was die Ursache war. Irgendjemand musste hier sein. Vielleicht ein Pärchen was die Nacht nutzen wollte? Der Gedanke brachte mich auf andere Gedanken. Manchmal war es auch schön zu zuschauen.
Langsam schlich ich dem Geräusch nach. Versuchte dabei selbst ganz still zu sein. Ich kam an eine Lichtung, die ich vorher noch nie gesehen hatte. Nicht, dass ich mich verirren würde. Das wäre ziemlich unangenehm die restlich Nacht durch den Wald zu irren. Irgendwann wollte ich schließlich doch noch schlafen, wobei ich jetzt durch die Aufregung wohl zu wach sein würde.
Dann trat ich aus dem fast schon labyrinthartig anmutenden Gebüsch auf eine Lichtung. Eine Lichtung die mir ebenfalls nicht im geringsten bekannt war. Die gegenüberliegende Seite wurde vom Mondschein erhellt und da sich meine Augen inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm ich alles deutlich wahr.
Es war eindeutig eine Frau, welche dort hockte. Ich musste wohl das lange schwarze Haar, was seidig im Mondlicht glänzte, als Fell wahrgenommen haben. Sie schien gänzlich unbekleidet zu sein. Irgendetwas am Boden schien ihren Blick dort zu fesseln.
Nachdem was ich sah, hatte sie einen wunderschönen Körper. Ich wollte sie mir natürlich näher betrachten. Nicht nur wegen meiner ansteigenden Erregung. Sie wirkte auf mich so im Einklang mit der Natur, dass ich gar nicht anders konnte.
Langsam und vorsichtig schritt ich auf sie zu. Irgendwie sagte mir mein Gefühl, dass wenn ich nicht vorsichtig wahr sie einfach im Wald verschwinden würde. Das wollte ich auf keinen Fall. Was auch immer es war, ich fühlte mich von ihr so unglaublich angezogen, obwohl ich bisher nicht einmal ihr Gesicht richtig gesehen hatte. Noch immer war es von den Haaren verdeckt.
Dann knackte ein Ast unter mir. Ich befürchtete sie würde nun aufspringen und im Unterholz verschwinden, wie ein scheues Reh. Nichts dergleichen geschah. Sie wandte mir nun allerdings ihr Gesicht zu, wodurch es im Lichte des Mondes bläulich aber klar erkennbar wurde. Die Bewegung ihres Kopf war so leicht geschehen, dass ich es gar nicht richtig als Bewegung wahrgenommen hatte.
Die Augenform zeigte eindeutig, dass sie aus Asien kam, wofür aber auch schon das seidige Haar gesprochen hatte. Ihr Gesicht zeigte mir eine unglaubliche Kraft angefangen bei den geschwungenen Lippen über die fast schon ein wenig europäische anmutende Nase bis zu den Fransen ihres Ponys.
Sie sah mir mit einer nie gekannten Intensität direkt in die Augen. Es lag weder Abneigung noch Zuneigung in dem Blick, eher etwas anderes. So als taxiere sich mich, wie ein Raubtier das Opfer. Was mir einerseits mulmig werden ließ, andererseits aber auch das Blut in die Lenden trieb.
Wie erstarrt stand ich an der Stelle und hielt ihrem Blick stand. Von kurzem Blinzeln abgesehen. Noch immer rührte sie sich nicht. Hockte an der Stelle wie eine Statue. Ihre Nacktheit vor einem Fremden schien sie nicht im geringsten zu berühren.
Es musste an dem Licht des Mondes liegen, dass ihre Augen plötzlich wirkten, als würden sie von innen heraus glühen. Ihr hübsches Gesicht wirkte dadurch fast schon überirdisch. Mein Herz pochte wie wild hin- und hergerissen zwischen Furcht und Begehren.
Eine Leseprobe aus dem E-Buch
Leidenschaft im Bann des Vollmondes
Die sinnliche Seite des Wolfes
Aphroshi Erosique
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