„Ich habe acht Männer gefunden die gerne bereit sind ihren Feierabend zu opfern und zu helfen die Presse-Meute zu bändigen und auch den entsprechenden Bus habe ich zu meiner Verfügung. Dimitros hat schon die Reporter benachrichtigt. Die waren sofort einverstanden, denn dann können sie den Bericht noch in der Wochenendausgabe drucken. Wir werden gegen 16 Uhr bei Euch ankommen.“
Das war eine Überraschung. Es war mir aber ganz recht, dann konnte ich gleich die Besetzung der Anlage mit Lehrern und Gesundheitsstation vorstellen.
Kurze Zeit nach dem Gespräch kamen die ersten Gäste an. Zuerst kamen die drei Lehrer, danach Yanis, Lucas Bruder und zum Schluss die Familie Aristo.
Das war ein ziemliches Gewusel bei der Begrüßung. Ich rief sie alle zusammen und klärte sie darüber auf, was heute Nachmittag geschehen würde und auch darüber, dass keine Bilder gemacht werden durften. Damit waren alle einverstanden.
„Dann werden wir mal den Schulungsraum vorbereiten, damit wir was vorzeigen können“ erklärte Janis und ging mit seinen Kollegen in die Hütte, die als Schule vorgesehen war. Luca schloss sich zum Helfen an.
„Und ich werde meine Krankenstation auf Vordermann bringen, die Herrschaften sollen ins Staunen kommen, wenn sie das sehen.“
Bald war ich mit Emanual und den Jungs alleine, denn Toni war mit Maria losgezogen, da er die Krankenstation noch nicht kannte.
Der Rest verzog sich an den Strand und ich kümmerte mich mit Emanual um die neue Wasserversorgung.
So verging der Vormittag sehr schnell und mittags kamen alle zu einem kleinen Imbiss zusammen.
Janis erklärte, dass er noch einiges an Lehrmaterial herbeischaffen wollte.
„Gibt es finanzielle Probleme?“ wollte ich wissen.
„Nein, das Ministerium hat mir volle Unterstützung zugesagt“ sagte Janis.
Maria hatte mit Toni zusammen die Krankenstation auf Hochglanz gebracht.
„Das sieht dort jetzt aus wie bei mir im Krankenhaus und auch die Ausstattung ist komplett“ meinte Maria.
Nach dem Imbiss räumten die Jungs noch ein wenig das Gelände auf und ich gab ihnen noch ein paar Verhaltensregeln „benehmt euch wie immer, allerdings wäre es nicht klug hier hüllenlos rumzulaufen, wenn die Presse hier ist. Ansonsten habt keine Scheu vor den Leuten.“
So verging der Nachmittag. Zur angekündigten Zeit kam der Bus. Was für ein Monstrum. Ein großer alter Doppeldeckerbus, dessen obere Fenster geschwärzt waren, hielt zischend und quietschend bei uns an.
Die Türen öffneten sich und als erste sprangen William und Dimitros raus und begrüßten mich. Dann kamen acht stämmige Burschen in Zivil. Die kamen auf mich zu und einer sagte „Sie haben uns damals ein so schönes Fest serviert, dass wir Ihnen gerne helfen.“
„Ich Danke, aber bitte lasst das >Sie< weg ich bin der Peter.“
Das wurde dankend angenommen und sie nannten ihre Namen.
„So dann wollen wir die Löwen mal aus dem Käfig lassen“ sagte ihr Sprecher und rief in den Bus „Alle raus.“
Nach und nach erschienen die Presseleute. Die Fernseh-Reporterin sagte wir haben heute keine Kamera mit, Aufnahmen von dieser Gegend haben wir genug. Wir werden aber in unserem Bericht bekanntgeben, dass das andere Aufnahmen sind und Sie keine Live-Aufnahmen wollten.“
„Das können Sie gerne machen, aber Sie müssen verstehen, dass die Bewohner dieser Anlage nicht unbedingt darauf aus sind in der Öffentlichkeit bekannt zu werden.“
„Genauso hab ich auch gedacht und habe nur einen Tonassistenten dabei.“
Ein wenig später entdeckte ich den älteren Mann, der bei der Konferenz so über Schwule hergezogen war, er hatte einen jüngeren Burschen dabei. Er kam zu mir und sagte „ich habe den Neffen eines guten Bekannten dabei, der macht bei mir ein Praktikum. Ist Ihnen das Recht?“
„Warum nicht, ist eh nicht mehr zu ändern, aber er weis wie das hier ablaufen soll?“ war meine Antwort.
„Klar, er hatte sein Handy dabei ich habe ihm aber den Akku weggenommen.“
„Na dann mal los, Sie dürfen mit allen Bewohnern sprechen, die werden Ihnen nach Möglichkeit alle Fragen beantworten“ erklärte ich ihm.
Die Menge verteilte sich. Das TV-Team ging mit Maria zur Krankenstation um diese zu besichtigen und der ältere Reporter hatte sich den Lehrern angeschlossen. Allerdings vermisste ich seinen Praktikanten. Den sah ich etwas abseits in Richtung Strand gehen.
Ich rief Lakis zu mir „pass mal auf den Burschen auf, bei dem ist mir nicht ganz wohl und nimm Dir Luca mit. Beobachtet ihn unauffällig.“
„Wird gemacht“ sagte Lakis, suchte Luca und die beiden folgten dem Praktikanten unauffällig.
Ich kümmerte mich weiter um die Presse und musste viele Fragen beantworten unter anderem auch zu Toni, der sich mittlerweile zu mir gesellt hatte.
Damit war ich eine ganze Weile beschäftigt. Nach fast einer Stunde Frage und Antwortspiel hörte ich in einiger Entfernung lautes Schreien und Fluchen. Als ich die Quelle des Lärms entdeckt hatte, sah ich wie Lakis und Luca den Praktikanten angeschleppt brachten. Der wehrte sich zwar heftig gegen die beiden, hatte aber keine Chance sich zu befreien. Als die drei bei mir ankamen rief Lakis außer Atem „der hat mit seinem Handy dauernd fotografiert und wollte die Bilder gerade irgendwohin senden, da haben wir ihn geschnappt und ihm das Handy abgenommen.“
„So dann bringt ihr bitte den Kerl mal in mein Büro und passt auf ihn auf, bis ich nachkomme.“
Ich suchte den älteren Reporter und fand ihn bei den Generatoren, die er gerade bestaunte.
„Kommen Sie bitte mal mit“ forderte ich ihn auf „Ihr Praktikant macht Ärger.“
Entsetzt riss er die Augen auf „das darf doch nicht wahr sein, da ist man freundlich zu ihm und der fällt einem in den Rücken. Mal sehen was er dazu zu sagen hat.“
Zusammen gingen wir in mein Büro und der ältere fing sofort an mit den Burschen zu schimpfen „ich hatte Dir doch den Akku weggenommen.“
„Ich hatte Ersatz dabei“ war dessen patzige Antwort.
„Und wo wolltest Du die Bilder hinschicken“ wollte ich wissen.
Darauf bekam ich keine Reaktion. Daher nahm ich das Telefon von ihm und schaute auf die Kontaktliste und erschrak, da waren mehrere Nummern mit der Vorwahl von Ankara.
„Aha, ein Spion der türkischen Regierung. Da haben Sie aber einen feinen Praktikanten“ sagte ich zu dem Reporter.
„Das hab ich nicht gewusst, da müssen sie mir glauben“ kam von ihm.
„Ich muss gar nichts“ sagte ich sauer und zu dem Jungen „wer bis du wirklich?“
Er gab keinen Ton von sich, sodass Luca ihm in den Nacken fasste und etwas fester zudrückte. Der Knabe lief rot an und fing an zu erzählen.
„Ich wurde in Ankara erwischt als ich einen Freund geküsst hab, da hat man mich und meinen Freund in den Knast gesteckt. Nach ein paar Tagen kam ein Vertreter der Regierung und erklärte mir was ich zu tun hätte um die Schande wieder auszugleichen. Wenn ich das nicht tun würde, kämen wir beide für mehrere Jahre in Einzelhaft. Also erklärte ich mich bereit, denn in das Gefängnis wollte ich nicht und auch nicht, dass meinem Freund was passiert. Ich wurde über einen geheimen Zugang über die Grenze geschleust und bei einem Zyprer als Neffe untergebracht. Meinen Freund behielten sie als Pfand zurück. Dieser Mann arbeitet schon seit Jahren als Informant für Ankara. Als dann der Bericht in den Zeitungen über den jungen Mann, der vom Hoteldach springen wollte, bekam ich den Auftrag mich als Praktikant bei der Zeitung zu bewerben und zu versuchen in das im Bericht erwähnte Ferienlager zu finden. Da kam mir gelegen, dass der Reporter, dem ich zugeteilt war, in dieses Lager fahren sollte. Mein >Onkel< bekniete den Reporter, bis der endlich zusagte. So bin dann hier gelandet.“
Der ältere war entsetzt „Du wolltest mit meiner Hilfe spionieren, ich fass es nicht“ und zu mir „es tut mir leid, das habe ich nicht im Geringsten geahnt, ich wollte meinem Bekannten einen Gefallen tun.“
„Ich mache Ihnen keinen Vorwurf, man kann jedem nur vor den Kopf schauen. Den Bekannten werden wir den Behörden übergeben“ sagte ich und schickte Lakis los Dimitros zu holen.
Freue mich über Kommentare, Anregungen und auch sachliche Kritik.
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