Um ehrlich zu sein, war ich mir Zuhause nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war. Wenn ich länger drüber nachdachte, hatte es was von den alten Doktorspielen meiner Kindheit. Zeigst du mir, zeige ich dir. Wenn ich darüber nachdachte, musste ich grinsen. Bilder aus vergangenen Zeiten kamen mir in den Sinn, meine Freundin aus meiner Straße, wie es früher hieß. Sie war ein nettes Mädel und ich hatte viel Zeit mit ihr verbracht, obwohl es in den Augen der anderen Jungs eine Katastrophe war. Sie ließen es mich oft spüren, besonders wenn ich kein Fußball spielen wollte, sondern lieber mit ihr zusammen war. Unsere Interessen waren andere. Jedoch nicht typisch weiblich, mit Puppen spielten wir selten, hatten andere Interessen. Besser war es, auf Bäume zu klettern oder zu angeln. Dass es über die Jahre zu näheren Kontakten kam, war normal. Wenn auch nie zum Letzten. Trotzdem möchte ich behaupten, war ich meinen Klassenkameraden, was das betraf, um Meilen voraus.
Diese und mehr Gedanken gingen mir durch den Kopf, während ich den Dingen des täglichen Lebens nachging.
Am nächsten Morgen traf ich Rebecca im Studio. Wir sprachen nicht über den Abend, sondern puschte uns gegenseitig hoch, versuchten den anderen zu übertrumpfen. Nach dem Sport waren wir ausgelaugt wie selten zuvor. Beide keuchten wir, mussten uns setzen und Atem holen. Der Schweiß lief uns in Bächen den Körper entlang nach unten.
„Wow, das mache ich nicht jeden Tag mit!“, stöhnte Rebecca und ich nickte, rang nach Luft.
„Jepp, sonst falle ich auseinander!“, bestätigte ich es ihr und wir lächelten uns gequält an, nuckelten dabei an unseren Drinks, bis wir uns beruhigt hatten.
„Dann bis heute Abend!“, verabschiedete Rebecca sich von mir, mehr sprachen wir nicht darüber. Es war wie eine Sache, vor der wir eine Grenze aufgebaut hatten.
„Ja, bis heute Abend. Ich freue mich drauf!“, entgegnete ich und erntete dafür ein verschmitztes Grinsen.
Wenig später war ich Zuhause, räumte auf wie selten zuvor, wischte Staub, als wenn eine Königin persönlich einfliegen würde. Auch wenn es nie wirklich schmutzig bei mir war, manches Mal fehlte das Quäntchen zur Perfektion. Natürlich wollte ich mich für Rebecca im besten Licht darstellen. Dafür musste ich Zeit investieren. Drei Stunden später war ich fertig, kümmerte mich um alles andere, besonders die Körperpflege. Wenn ich etwas hasste, war es mangelnde Hygiene. Damit war nicht gemeint, dass man fünf Mal am Tag duschen ging. Das war ungesund. Es kam sogar vor, dass ich damit eine Pause einlegte, zwei bis drei Tage kein Wasser am Körper hatte. Die Fauna der Haut musste sich regenerieren können. Dazu kam die säuberliche Entfernung von Haaren. Damit konnte ich mich verhältnismäßig lange aufhalten. Es gehörte einfach dazu, ob ich in einer Beziehung war oder nicht, spielte keine Rolle. Es war für mich, selbstverständlich geworden. Vielleicht lag es auch daran, dass ich bei anderen Personen keine Wälder mochte. Zumindest sollte es kürzer geschnitten sein, ausgelichtet, wie ich es nannte. Wenn es zusätzlich in Form geschnitten war oder sogar ganz entfernt, war es umso besser. Wildwuchs mochten andere mögen, ich nicht.
Dies beanspruchte eine ganze Zeit, und als ich mit allem fertig war, mich final vor einem großen Spiegel betrachtete, an mir herunter sah, nickte ich mir selber zu.
Natürlich war ich nicht perfekt, selbst in meinen Augen, doch damit konnte ich leben. Daher ging ich zufrieden in mein Schlafzimmer, fragte mich, was ich zu diesem Anlass anziehen sollte. Einen Trainingsanzug, wie ich ihn gerne trug, fand ich auf der einen Seite ideal, auf der Anderen wirkte es nicht besonders gut, wenn man Besuch bekam. Ein Mindestmaß an Respekt wollte ich Rebecca entgegen bringen. Daher entschied ich mich für ein schlichtes T-Shirt, eine leichte, helle Stoffhose sowie entsprechende Sneaker. Es sollte sportlich und vor alle locker rüberkommen.
Zu meiner Verwunderung war ich das nicht. Je näher der Zeitpunkt kam, umso aufgeregter wurde ich. Dabei konnte ich es mir nicht erklären. Natürlich war unser Zusammentreffen anders, als wenn man zusammen Kaffee trank, trotzdem war ich alt genug, um darüber zu stehen. Was war schon dabei?
Ich versuchte meine Gedanken in andere Bahnen zu lenken, bereitete ein paar kleine Happen vor, die ich auf den Tisch stellen wollte, dazu stellte ich Zutaten bereit, um einen Cocktail zu machen. Ich hatte mir überlegt, uns einen Zombie zu machen, den konnte man immer anbieten, schmeckte fruchtig und lecker. Nach meinen Vorbereitungen war es endlich soweit und ich wartete darauf, dass es klingelte. Rebecca war eine Frau, die es mit der Zeit ernst nahm, hatte Disziplin, was das betraf und als wenn ich es geahnt hätte, klingelte es genau im richtigen Moment.
Ich ging zur Tür und öffnete sie, Rebecca stand wie erwartet davor und grinste mich an.
„Guten Abend!“, sagte sie und legte einen freundlichen Ausdruck im Gesicht auf.
„Hallo, schön dich zu sehen!“, antwortete ich und betrachtete sie einen winzigen Moment, war von ihrem Aufzug überrascht. Es fehlte nicht viel und ihre weiße Bluse wäre durchsichtig gewesen. Der Stoff war dünn, erinnerte mich an Seide. Dazu trug sie einen tiefblauen Minirock, der ihre langen, schlanken Beine betonte. Auch sie trug, wie ich, sportliche Treter dazu. Es war schlicht, zugleich wirkte es frisch und jugendlich. Es war für mich ein erfreulicher Anblick, den ich kurz in mich aufsaugte.
„Komm doch rein!“, sagte ich nach fünf Sekunden, wobei Rebecca genau bemerkt hatte, dass ich sie mit meinen Augen gescannt hatte. Sie schmunzelte, ging neugierig an mir vorbei ins Haus. Ich schloss die Tür hinter ihr, führte sie ins Wohnzimmer, bot ihr einen Platz an. Die Frage nach einem Getränk war schnell entschieden. Sie hatte nichts gegen meine Auswahl einzuwenden und ich ging kurz in die Küche, um den Cocktail zu mixen, atmete tief durch, als ich zurück ins Wohnzimmer ging.
Rebecca saß nicht mehr auf ihrem Platz, sondern sah sich bei mir um, stand vor einem Regal mit Büchern und diversem Krimskrams, der sich dort als Staubfänger präsentierte.
„Interessant bei dir. Anders als bei meinen sonstigen Bekannten!“, meinte sie und zog ein Buch aus dem Regal, öffnete es und betrachtete die Fotos, die dort abgebildet waren. Dabei stieg in mir eine gewisse Wärme in den Kopf. Ich hatte vergessen, dass meine Sammlung an Bildbänden im Wohnzimmer stand. Normalerweise interessierte sich niemand dafür, auch bei Rebecca hätte ich nicht damit gerechnet.
„Bin halt älter!“, sagte ich und ging nicht auf das Buch ein, durch das sie sich langsam blätterte.
„Du hast eine Menge davon!“, meinte sie auf einmal, zeigte auf eine ganze Reihe, deren Rücken angaben, um was es sich handelte.
„Eine Leidenschaft von mir. Ich mag schöne, ästhetische Fotos!“
„Oh ja, sie sind wirklich fantastisch, ganz nach meinem Geschmack. Aber eins fällt bei dir auf!“, erklärte sie und ich fragte mich, was ihr so schnell aufgefallen war.
„Die meisten sind rothaarig!“, war sie sich sicher und ich musste zugeben, dass sie es schnell rausgefunden hatte.
„Mag ich gerne, jeder hat seine Vorlieben!“
„Ich hoffe, es war nicht das einzige Kriterium bei dir, dass wir miteinander sprechen oder?“
„Nein, aber es war ein guter Grund. Männer sind Augentiere!“
Rebecca lachte, nahm das Buch mit auf ihren Platz und setzte sich in den Sessel, schlug ihre Beine langsam übereinander und blätterte weiter.
Ich stellte ihren Drink vor sie auf den Tisch, setzte mich ihr gegenüber, nahm einen ersten Schluck. Er war gut gelungen, nicht zu viel Alkohol, trotzdem schmeckte man ihn. Ich mochte keine Cocktails, bei denen er versteckt wurde.
Rebecca nippte daran, sah mich kurz an und nickte mir zu. Wie es aussah, war der Drink gut.
„Und was magst du am liebten? Welches Bild gefällt dir in diesem Buch am besten?“, fragte sie plötzlich und ich musste nicht lange überlegen. In jedem Bildband hatte ich meine Favoriten.
Ich stand auf, trat neben Rebecca, setzte mich auf die Armlehne ihres Sessels und gab ihr entsprechende Anweisungen um es zu finden.
„Das da finde ich am besten!“, sagte ich, als Rebecca an der richtigen Stelle war. Aufmerksam studierte sie die Aufnahme, nickte zustimmend.
„Sehr schön die Frau, wirklich. Wie würde man heutzutage sagen, eine Milf. Schöne Haare, elegant. Gute Auswahl. Könnte ich mich dran gewöhnen!“, erwiderte Rebecca und starrte auf das Foto.
„Wie findest du die Frisur?“, fragte sie nach einer halben Minute und ich brauchte nicht hinsehen, um es ihr zu sagen.
„Welche?“, fragte ich nach, um sicherzugehen.
„Die, auf die es ankommt!“, meinte sie und ich war mir sicher, dass wir dasselbe meinten.
„Wie ich es am liebsten habe. Kurz, ein schmaler Streifen, der auf das Wichtigste zeigt, ohne abzulenken!“, erklärte ich und Rebecca nickte zustimmend.
„Ja, wunderbar wenn nicht sogar perfekt. Dein Geschmack stimmt mit meinem überein!“
Rebecca blätterte weiter, Bild für Bild und wir gaben unsere Kommentare dazu ab, bewerteten die Damen, ihr Aussehen, die Art der Abbildungen. Dabei kam es auf das Ganze an, nicht nur die Körper. Selbst den Hintergrund beurteilten wir, werteten die Arbeit des Fotografen. Dabei stellten wir schnell fest, dass wir viele Übereinstimmungen hatten, unsere Geschmäcker waren kompatibel.
Weniger war oft mehr.
Irgendwann waren wir durch das Buch durch, hatten uns prächtig unterhalten. Unsere Cocktails waren leer und ich fragte Rebecca, ob sie einen weiteren haben wollte. Sie überlegte nicht lange.
„Gerne, aber nur noch einen, sonst wir es zu viel!“, bestimmte sie und ich stand auf, ging in die Küche.
Als ich in das Wohnzimmer zurückkam, blieb ich verwundert stehen. Rebecca saß nicht mehr auf ihrem Sessel, sondern lag lasziv ausgestreckt auf meinem Sofa, sah mich mit großen Augen an.
„Wie war das noch, warum sind wir hier?“, fragte sie mich mit leiser, herausfordernder Stimme, wobei ich mir sicher war, dass sie keine Antwort erwartete.
„Bilder sind gut, die wirkliche Natur besser. Möchtest du es sehen?“, fuhr sie fort und ich nickte, hatte plötzlich einen Kloß im Hals, stellte die Drinks ab ohne es wirklich wahrzunehmen, setzte mich in den Sessel, in dem Rebecca zuvor Platz genommen hatte. Sofort stieg eine große Spannung in mir auf und Rebecca lächelte mich süß an, als sie an den Saum ihres Minirocks griff.
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