Niemals Teil 9 (Roman)
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Niemals Teil 9 (Roman)

So langsam geht mir ein Licht auf

Direkt nach der letzten Unterhaltung mit Wahnond, begab ich mich in meine einsame Hütte und dachte sehr lange nach.
Die neuen Erkenntnisse beschäftigten mich schwer.
Wahnond war also mein letzter Schutzengel, abgestellt um mein viertes Kind zu schützen.
Kinder. Es gab etwas, was ich nicht greifen konnte. Was war es? Kinder. Meine Kinder.
Vier Kinder. Meine Kinder waren auch die Enkelkinder Gottes… Oh mein Gott! Warum bin ich nicht früher darüber gestolpert?
Ich musste im Himmel einen Ehemann oder Gefährten gehabt haben, aber wen? Es muss ein sehr großes Geheimnis sein, warum sonst haben sie es mich nie wissen lassen? Warum hat Wahnond mich darauf aufmerksam gemacht? Er folgte ganz sich einem Ziel!
Warum erregte er mich, wenn er nicht vor hatte, mich zu befriedigen? Das alle musste zusammenhängen.
Völlig überfordert, legte ich mich ins Bett und war auch ganz schnell eingeschlafen.
Ich träumte:
Wir befanden uns im Himmelreich! Ich kauerte zu Füßen meines mächtigen Vaters. Mein Kopf lag in seinem Schoss und er streichelte mein Haar. Wir unterhielten uns miteinander.
„Warum gibt es krieg zwischen den Göttern“, fragte ich meinen Vater.
„Weil jeder der Beste und der Größte sein will!“ Papas Stimme hallte in meinem Kopf wieder. Sein Organ war stark und sehr laut, ein wenig brummig.
„Es gibt doch bestimmt einen Weg, wie man das ändern könnte“, meine Stimme klang dünn und sehr naiv, fand ich.
„Du bist die begehrteste unter den zukünftigen Göttinnen!“ Ich lauschte seinem Bass. Ich liebte den Klang seiner Stimme.
„Warum kann ich nicht einfach alle heiraten? Damit wärst du viele deiner Probleme los“, ich lachte albern. Scheinbar war ich noch sehr jung.
Auch mein Vater lachte und sein großer Bauch zitterte vor meinen Augen.
„Ich wünsche mir für dich den besten aller Götter“, seine Stimme dröhnte in meinem Inneren, was dem Ganzen einen großen Eindruck verlieh.
„Ich möchte aber Luzifer, Papa“, ich hob meinen Kopf und sah meinem Vater ins Gesicht. Seine Hand tätschelte meinen Kopf.
„Warum ausgerechnet ihn? Ich habe ihn auf die Erde verbannen lassen. Michael würde viele besser zu dir passen. Er ist gütig und er ist meine rechte Hand.“
„Ich würde auch Seth nehmen oder Loki.“ Mein Blick zu meinem Vater war offen und ehrlich, so wie ich mich kannte.
„Warum fühlst du dich zu den schlechtesten hingezogen, meine Tochter? Du könntest jeden haben, warum ausgerechnet diese?“ Er verstand mich ganz eindeutig nicht!
„Ich liebe sie alle, Vater, auch die bösen und irgendwie, liebe ich sie besonders!“
„Erkläre es mir!“
„Das kann ich nicht, Vater. Ich weiß nur eines: ich wünsche mir Frieden, überall!“
„Du würdest dich sozusagen opfern, für den Frieden im Universum?“
„Für mich ist das kein Opfer. Für mich ist es Liebe zu allem, Vater!“
Er streichelte meinen Kopf.
„Ich musste deiner Mutter versprechen, dich machen zu lassen, was immer du willst!“
Wo war sie, meine Mutter?
„Ich möchte mit jedem ledigen Gott ein Kind, Vater!“
Ich holte entsetzt Luft, wovon ich schließlich aufwachte, gerade rechtzeitig, um das Abendessen in „Nummer eins“ nicht zu verpassen.
Dieser Traum verfolgte mich tagelang. Mit jedem ledigen Gott ein Kind… HAMMER!
Aber das war im Himmel gewesen und ich war jung gewesen. Wer waren also die vier Väter meiner Kinder? Einen wusste ich: Luzifer. Er war der Vater meines vierten Kindes. Meine ersten drei Kinder waren von zwei Vätern, aber von irdischen Vätern. Merkwürdig.
Ich hatte auch einen irdischen Vater gehabt und doch war Gott mein Vater…
So eine komplizierte Scheiße!
So ging ich dann zu Gerd und Meta.
„Ich möchte, dass ihr ihr eine Feier vorbereitet. Ich werde mein Gelübde zu Lebzeiten ablegen!“ Ich wusste ganz genau, was ich da tat.
„Daria, das Wissen, was du erlangen wirst, wird dich mächtig überfordern. Bitte denk noch einmal ganz genau darüber nach. Wie oft in deinem Leben, hast du hinter gesagt, dass du es nicht hast wissen wollen? Ich beschwöre dich, tue es nicht!“
„Ich weiß es zu schätzen, Meta, aber ich habe bereits einen Einblick bekommen. So viel schlimmer, als ich es gesehen habe, kann es wohl kaum kommen.“
„Wer hat dir den Einblick gewährt?“
„Entweder mein Vater oder Wahnond.“ Stille. Gerd sah mich zweifelnd an.
„Was hat er dich sehen lassen?“
„Wie ich mit meinem Vater über meine Liebe sprach.“
„Tue es nicht, Daria, ich bitte dich inständig.“
„Zu spät. Die Entscheidung ist gefallen. Es wird ein schönes Sommerfest sein. Und wenn ihr schon am Planen seid, die Götter wollen auch irgendwo wohnen. Plant ein Dorf für sie ein und für mich mit. Ich werde mit ihnen zusammen ziehen.“
Stolz erhob ich mich und stand vor Gerd und Meta.
Mein Vorhaben war gewaltig, aber ich wollte es unbedingt durchziehen…

`Dir ist aber schon klar, dass es zur Eifersucht führen wird?´
`Nein, nicht zwangsläufig. Ich meistere das schon. Ich habe Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Du kennst mich, denke ich. Ich werde das Kind schon schaukeln.´ Ich musste lachen. In Zukunft würde ich wohl wesentlich mehr, als nur ein Kind schaukeln. Wie spannend.
Bei uns ging es inzwischen Schlag auf Schlag und immer mehr neue Bewohner bevölkerten Me-Ti-Na-Te. Nach meiner Werbung im Fernsehen, kamen Reihenweise Menschen zu uns. Viele mit der Version, gesund zu werden und viele mit der Version, verjüngt zu werden.
Inzwischen war auch die letzte Sehenswürdigkeit wieder zurück an ihrem Platz.
Meine Bevölkerung wuchs und wuchs.
Mit der Begrüßung hatte ich viel um die Ohren.
Mein durchsichtiger Begleiter blieb durchsichtig. Er kümmerte sich um mich, wie ein richtiger Gefährte und ich kannte kaum noch schlechte Zeiten.
Das Dorf, welches für die Götter geplant wurde, baute ich höchst persönlich. Dort gab es genauso wenig Komfort, wie in anderen Dörfern.
Nur die Berufe wurden anders verteilt.
Die Hauptberufe gab es überall, aber die Zusatzberufe waren hier eben andere.
Wenn die Götter kommen würden, durfte keiner von ihnen seine Macht behalten. Alles andere, wäre fahrlässig gewesen.
Ich hatte alles genau durchgeplant und war stolz auf das, was ich geleistet hatte.
Ich wusste genau, wer kommen würde, nur nicht in was für einer menschlichen Gestalt.
Die Götter mussten sich an alle Regeln halten, die auf Me-Ti-Na-Te festgelegt waren und sie bekamen zusätzliche Auflagen, auch wenn es ungerecht erschien.
Meta und Luzifer sorgten gemeinsam dafür, dass sich uns keine ungebetenen Raumschiffe näherten. Achim, Michael und Wahnond sorgten für Sicherheit auf dem Planeten und ich war wie immer, außen vor. Ich hatte meine Finger überall im Spiel, nur dass es niemand wusste.
Je lockerer ich wurde, desto mehr Macht setzte ich frei. Meine Liebe für alles war unendlich und ich war die Ruhe selbst.
Schon lange vor der verabredeten Zeit, war ich mit allem fix und fertig.
Es war April und erst im Juli sollte meine Vereidigung statt finden. Dieser Tag, so war es von der Bevölkerung beschlossen worden, würde ein Feiertag werden.
Die Dorfleitung im „Dorf der Götter“, würde ich höchst persönlich übernehmen.
Nun begann ich, Weltweit, also Me-Ti-Na-Te weit Mitbewohnerinnen zu suchen.
Ich hatte vierzig männliche Götter eingerechnet und diese brauchten Frauen, um sich amüsieren zu können.
Ich zog von Dorf zu Dorf und machte Werbung für dieses eine Dorf. Wie ich es hasste, Werbung zu machen…
Tatsächlich wurde ich fündig, aber ich fand nicht genug Frauen. Insgesamt standen wir vor einem logistischen Problem. Alle Damen aus „Weibsbild“ trauten sich zu, echten Göttern zu dienen. Neunzehn Frauen mussten also ersetzt werden.
Was für ein Durcheinander. Mir fehlten trotzdem noch zwanzig Frauen. Jeder Gott sollte eine Frau zur Verfügung haben.
Ich hatte eine Idee und so begab ich mich nach: „Nummer eins.“
„Felix, Mama braucht deine Hilfe“, ich klopfte meinem Sohn auf die Schultern, der gerade Fliesen legen lernte.
Er grinste mich breit an, erhob sich und gab mir einen dicken Kuss auf die Wange.
„Was kann ich für dich tun, Mama?“
„Ruf bitte meinen Vater. Ich will mit ihm reden“, ich führte meinen Sohn zur überdachten Bühne.
Felix legte seinen Kopf auf die Brust und ich hielt ihn in fest. Es dauerte nicht lange und mein Göttervater nahm Besitz vom Körper meines Sohnes. Er strahlte von innen heraus. Ich freute mich sehr, ihn zu sehen.
„Vater, ich brauche deine Hilfe. Könntest du im All verbreiten, unter den Göttinnen, dass ich noch Verstärkung suche, für mein Götterdorf?“
Er lachte laut und dröhnend. Die ganze, stabile Bühne bebte. Ich grinste breit.
„Müssen auch sie ihre Kraft an der Haustür abgeben?“ Wir lachten gemeinsam.
„Wäre schön, ja.“
„Am Tage deiner Inthronisierung?“
„Ja, wäre super“, ich fiel meinem Vater um den Hals und küsste ihn auf die Wange.
„Ich habe es ja versprochen“, brummt er und ich wusste, was er meinte.
„Du musst aber ausnehmend schöne Frauen für sie aussuchen!“
Ich zog eine Schnute. Na ja, es waren eben Göttinnen. Gut fand ich es zwar nicht, aber ich knüpfte ein Versprechen daran: jede Göttin, musste jede Frau um Erlaubnis bitten, ihren Körper benutzen zu dürfen und jede Göttin, musste mit der Wirtin offen und ehrlich umgehen und ich bestand darauf, dass die Göttinnen ihren Wirtinnen gestatten, auch leben zu dürfen!
Mein Vater war beeindruckt und lobte mich für meine Voraussicht.
„Es wundert mich, dass du nicht Schach spielst. Ich würde jede Wette eingehen, dass du gewinnen würdest, gegen jeden!“
„Schach ist langweilig Vater!“ Er lachte dröhnend, dann verschwand er auch schon wieder.
Narrenfreiheit war etwas sehr schönes!

Als ich eines Tages in „Nummer eins“ zu Mittag aß, setzte sich David plötzlich neben mich.
„Ich möchte mich für einen der Götter zur Verfügung stellen!“ Ups. HAMMER!
„Warum kommst du damit zu mir? Michael ist dafür zuständig.“
„Weil ich es nicht ohne dein Einverständnis tun wollte.“ Oh la la. Ich war beeindruckt.
„Willst du den Beruf des Arztes übernehmen?“ Ich zwinkerte ihm lustig zu, denn wir brauchten nur einen Gynäkologen, wenn überhaupt… „Dir ist aber schon klar, dass sich dein Leben sehr verändern wird, wenn du einen Gott in dir aufnimmst? Es kann auch ein böswilliger darunter sein!“ Ich wollte ihn unbedingt warnen.
„Ich wurde bereits aufgeklärt, Daria. Alles was ich will ist, in deiner Nähe zu sein und auf dich aufzupassen!“ Ich wollte ihn nicht kränken, aber im Normalfall, hätte ich laut losgelacht. Mich schützen? Das konnte ich inzwischen ganz alleine, aber musste er das wissen? Nein.
Ich streichelte ihm liebevoll über den Rücken und aß dann in aller Ruhe weiter.
„Ich habe ein wunderschönes Kleid für dich in Auftrag gegeben“, ließ er mich plötzlich wissen. Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Das ist nicht dein Ernst oder?“
„Glaub mir, es passt ganz hervorragend zu dir und deiner Krönung“, er lächelte hintergründig. Was hatte er vor? Er plante doch irgendetwas…
„Mister Turner, raus mit der Sprache: was führst du im Sc***de?“
„Ich sorge nur dafür, dass du standesgemäß feiern wirst!“ WASSS????
„Wer hat das in Auftrag gegeben?“
„Das ist geheim!“ Ups. Dann war es wohl besser, nicht weiter zu bohren. Standesgemäß. Pah. Ich hasste standesgemäß. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich einen Kartoffelsack gewählt und Asche auf meinem Haupt. Standesgemäß… SCHEIßE!
Was das bedeutete, konnte ich mir nur zu gut vorstellen…

An einem der folgenden Abenden, suchte mein unsichtbarer Freund mich in meiner Hütte auf.
„Warum erregst du mich ständig, aber nimmst mich nicht?“
`Es steht mir nicht zu, mich mit dir zu vereinigen.´ Ui. Mein Verblüffung artete in einem langen Schweigen aus. Ich saß einfach nur da und brütete vor mich hin.
„Warum erregst du mich dann?“ Fiel es mir irgendwann mal ein zu fragen.
`Um dich abzulenken.´ Ich lachte schallend. Ganz schön gewieft…
„Ich hatte schon lange keinen Sex mehr“, sagte ich mehr in Gedanken.
`Von mir bekommst du auch keinen.´ Sag mir was neues! Ich war eingeschnappt.
`Luzifer würde dich gerne ficken`, kam es auch prompt und ich musste lachen. Er hatte mir mal versprochen, ich würde ihn durch das Ficken finden! Davon war ich vollkommen abgekommen. Sollte ich es wagen loszuziehen und ihn zu suchen?
`Er wird unter den Göttern sein!´ UFF. Ich schluckte schwer. Er war doch gar kein Gott? Hatte ich etwas verpasst? In meinem Kopf lachte es.
`Du wolltest mit allen in Frage kommenden ein Kind.´
„Aber mit ihm habe ich doch schon eines!“
`Und wo steht geschrieben, dass es bei einem bleiben muss?´ ACH DU HEILIGES KANONENROHR! Mir wurde schon wieder ganz übel und ich rannte zur Toilette.
`Du hast selbst Schuld. Hättest du eine Bestimmung zugelassen…´, er ließ den Satz unvollendet.
Na klar, dann wäre mit dem vierten Kind Schluss gewesen. Oh man, wo hatte ich mich da nur hineingeritten? Flittchen auf dem eigenen Planeten und dann noch mit den höchsten der himmlischen Gesellschaft.
Konnte man noch tiefer sinken, als ich es gerade im Begriff war, es zu tun?
Ich spürte eine Bewegung hinter mir und dann wurden meine Schultern massiert.
`Du kannst noch alles abblasen.´
„Niemals“, ich drehte mich zu ihm um, aber er war wie immer unsichtbar.
`Ich weiß, du suchst diesen einen, aber meinst du nicht, dass genau dieser eine, schon ganz dicht und in deiner Nähe ist?´
Dieser eine Satz verwirrte mich sehr und zwar auf ganz unangenehme Weise.
„Wer ist der Vater, meine anderen drei Kinder?“
`Das darf ich dir nicht sagen.´
„Es sind gar nicht meine himmlischen Kinder…“ OBERHAMMER… Dann blieb nur eine Erklärung übrig: sie waren die Kinder meines Bruders! Ich war ihre himmlische Tante. Ich legte mir meine Hände vor die Augen. Alter Verwalter, was für ein Chaos…
Jetzt ergab auch alles einen Sinn. Me-Ti-Na-Te diente dazu, mir einen passenden, himmlischen Gatten zu suchen!
`Ruhig bleiben, Doris. Atme ganz tief durch. Zwing mich jetzt nicht dazu, deinen Vater holen zu müssen.´
Wut kroch in mir hoch, immer höher und höher.
`Doris, bitte, beruhige dich. Ich beschwöre dich, komm runter, bitte.´ Er hob mich vom Boden hoch und nahm mich ganz fest in seine Arme. Ich kämpfte mich frei. Gott wollte, dass ich mir einen Gatten suchte? Das konnte er haben…

In meiner Wut hatte ich mich nach „Weibsbild“ transportiert.
„Wo ist Michael, ich will sofort mit Luzifer sprechen“, überfuhr ich Achim und schubste ihn in seinen Stuhl zurück, als er sich eben erheben wollte. Er sah mich total überrascht an.
„Michael ist bei seinem Vater und Luzifer ist auf der Erde, um sich einen geeigneten Körper zu suchen!“
„Na gut, dann kommst du eben mit“, ich griff mir seine Hand.
`Wahnond, Trab an hier´, befahl ich ihm. Ich wusste, sie mussten mir gehorchen.
`Raumschiff von Seth.´ Innerhalb einer Sekunde standen wir drei in seiner Kapitäns Kabine. Seth lag nackt in seinem Bett und hielt die Augen geschlossen.
„Du weißt genau, dass wir hier sind. Sieh mich gefälligst an, wenn ich vor dir stehe“, schnauzte ich Seth an und er öffnete gespielt langsam seine Augen.
„Genug gespielt, sag mir sofort die Wahrheit. Du hast dich für Luzifer hergeben richtig? Sag schon oder ich zerstöre deine Macht, hier und auf der Stelle!“ Ich hielt den Unsichtbaren mit einem Machtgriff fest, er konnte nicht entfliehen.
„Wenn du schon alles weißt, wozu muss ich es dann noch bestätigen?“ Er grinste mich unverschämt an.
„Sag es mir einfach“, ich hob meine Hand und wollte den Unsichtbaren zerstören.
„Nein, bitte, Daria, tue es nicht. Das bin doch ich“, rückte er mit der Sprache heraus und schien ganz geknickt zu sein.
„Für wie blöde, haltet ihr mich eigentlich“, es war nur eine rhetorische Frage gewesen und ich erwartete keine Antwort darauf.
„Luzifer hatte mir versprochen, ich dürfte bei euch wohnen, wenn ich ihm helfe“, seine Stimme klang nicht kleinlaut und auch nicht unterwürfig.
„Da du deine Macht bereits zurück bekommen hast, fordere ich dich jetzt auf, unsere Umlaufbahn zu verlasen. Wirst du es nicht tun, zerstöre ich dein Raumschiff. Ich habe das Passwort geändert, es heißt: Blödmann! Ich gebe dir fünf Minuten, bist du bis dahin nicht verschwunden, weißt du, was passieren wird!“
Ich transportierte Achim und mich zurück in sein Dorf und dort sah ich auf die Uhr an der Wand. Nach genau fünf Minuten, startete ich einen Scan über meinen Planeten. Seth war verschwunden.

Als nächstes suchte ich Michael auf.
„Wenn du Luzifer auch nur noch ein einziges Mal, in deinem Körper aufnimmst, töte ich ihn, mit dir zusammen!“ Er sah mich total verblüfft an.
„Was ist geschehen“, wollte Michael wissen.
„Du meinst außer, dass ich verheiratet werden soll? Nichts!“ Ich giftete ihn heftig an. Meine Wut steigerte sich wieder.
„Doris, geh sofort vor mir auf die Knie und sieh zu mir nach oben!“ Seine Stimme peitschte nur so durch Achims Büro. Ich zuckte zusammen, als hätte er mich geschlagen. Statt zu gehorchen, öffnete ich die Holztür und trat hinaus. Ich stand neben dem Essplatz.
„Los komm raus und messe dich mit mir, wenn es das ist, was du willst“, rief ich laut. Es war kurz nach der Mittagsruhe und die Leute vom Sportplatz sahen gespannt zu uns herüber. Es juckte mich so gar nicht.
„Doris, komm runter, sofort“, Michael kam auf mich zu und wollte nach mir greifen. Statt dessen, ergriff ich seinen Arm. In Windeseile nahm ich seinen dargeboten Arm und duckte mich darunter hin durch und schleuderte den ganzen Michael einmal über meinen Rücken. Er fiel unsanft auf den Boden.
Die Schaulustigen kamen dichter heran, behielten aber einen guten Abstand bei.
Plötzlich wurde ich von hinten gepackt. Ich drehte mich, rammte meinen Ellenbogen in den unsichtbaren Mann, trat ihm auf den Fuß, trat ihm dann in die Eier und als er sich zusammen krümmte, rammte ich ihm meinen Ellenbogen noch einmal in den Rücken. Er musste irgendwo am Boden liegen.
Michael beobachtend, der langsam versuchte, an mich heran zu kommen, suchte ich den schnaufenden Unsichtbaren. Er kniete mit dem Rücken zu mir. Ich schnappte mir seinen Kopf und nahm ihn zwischen meine Hände. Der Unsichtbare hielt ganz still.
Michael wollte sich nähern, als der Mann vor mir laut rief: „Halt, noch eine Bewegung und ich bin tot!“ Die Stimme kannte ich irgendwoher. Ich war mir ganz sicher, sie sollte mich ablenken, tat sie aber nicht.
„Bleib Michael. Ich bin tierisch sauer, ich breche dem Mann sein Genick, wenn du nicht bleibst, wo du bist.“
„Wo hast du das gelernt“, wollte Michael wissen und ihm ging langsam ein Licht auf, wie gefährlich ich wirklich war.
„Nahkampftechniken, Frank, gleich nach meiner ersten Trennung. Den hast du leider verpasst! Er war der erste Mann, der es voll drauf hatte, mich in den Griff zu bekommen!“ Ich sprach extra abwertend zu ihm. Er sollte ruhig wissen, dass er nicht der einzige Mann war, der mich kontrollieren konnte. Wobei das ja heutzutage, wie man deutlich sehen konnte, schon nicht mehr der Fall war.
„Woher konnte der Mann das?“
„Bundeswehr!“
Michael überlegte fieberhaft.
„Warum willst du ihn töten? Er kann doch nichts dafür.“
„Das sagst du. Er hat mit Luzifer gemeinsame Sache gemacht und er hat mich schwer belogen. Er behauptete, nicht Seth zu sein, obwohl er es doch war.“
„Du befindest dich im Irrtum. Er ist nicht mehr Seth. Er hat sich deinem Vater unterworfen und heißt jetzt Wahnond.“
„Erzähle mir was neues. Er war Seth und er hat mich belogen, Punkt!“
„Doris, bitte, lass uns in Ruhe reden, bitte“, ich drehte meinen Oberkörper, weil Michael versuchte, um mich herum zu gehen, dabei drehte ich Wahnond´s Kopf mit, dieser jammerte.
Ich fror Wahnond einfach ein und konzentrierte mich nur noch auf Michael. Plötzlich tauchte Elisa auf und rief mir zu: „Mama. Erst zuhören, dann urteilen!“ UPS. War mir etwas entgangen?
„Ich bin ganz Ohr“, rief ich laut zurück und ließ Michael nicht aus den Augen.
„Du hast gesagt, alle dürfen mit dir ein Kind haben. Warum hast du Wahnond dann weggeschickt?“
„Weil ich genau wusste, dass er bleiben würde!“ Ich hörte ein leises Ächzen und dann wurde ich von hinten gepackt. Ich rührte mich nicht, denn ich fühlte mich bei Wahnond sehr sicher.
`Danke, dass du mich nicht enttäuscht hast, Seth.´
`Wahnond, mein Schatz, Wahnond.´
`Für mich wirst du immer Seth bleiben, egal was kommen mag. Ich mag dich, genauso, wie du bist und kein Stück anders.´
`Soll ich dich ihm ausliefern? Er ist überaus wütend.´
`Das macht nichts, das bin ich auch.´
`Du willst ihm weh tun?´
`Das würde ich niemals übers Herz bringen.´ Ich lachte innerlich.
`Hunde die bellen, beißen nicht?´ Wie schlau er doch war.
`So sieht es aus.´
`Warum bist du auf ihn losgegangen?´
`Um dich herauszufordern.´
„WAS“, brüllte er mir ins Ohr und ich lachte schallend. Er ließ mich frei.
„Danke Michael, das hast du sehr gut gemacht“, ich ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Er nahm sie und schüttelte sie lachend.
„Ich liebe dich, Kätzchen“, versicherte er mir, zog mich an sich und drückte mich zärtlich. Er gab mir von seiner Energie ab. `Danke.´
`Für dich doch immer.´
Langsam drehte ich mich zu Wahnond um. Er zeigte sich mir immer noch nicht.
„Ab zwölften Juli, wirst du in unser Dorf ziehen“, sagte ich laut zu ihm.
`Ich werde dort sein.´ Ich bekam einen unsichtbaren Kuss.
„Ich werde dich erwarten.“ Ich lächelte liebevoll.
„So, Leute, es gibt nichts mehr zu sehen. Daria hat nur eine Einladung überbracht, mehr nicht.“ Wir amüsierten uns noch ein bisschen, bevor es Abendessen gab. Ich war fast nur noch in „Nummer eins“.
„Woher wusstest du, dass er noch hier war?“
„Ich kann zuhören“, mehr gab ich nicht preis. Ich lächelte ihn geheimnisvoll an.

Neues Vieh kam hinzu, Ziegen, Kühe und Bullen, Schafe, Pferde und so weiter. Unsere Leben weitete sich mehr und mehr aus.
Ich begrüßte auch weiterhin die neuen Dorfgemeinschaften und sah hin und wieder in den anderen Dörfern nach dem Rechten, aber meist blieb ich in „Nummer eins“, meinem Heimatdorf.
Hier baute man kräftig an den Schlafhütten. Die Familien wohnten alle schon in Häusern und ich war sehr stolz darauf.
Dann kam die erste Hochzeit in „Nummer eins.“
Mein Exmann heiratete seine Verlobte Susi. Er wusste von wem das Baby war und war gerne bereit, den Vater für es zu spielen. Ich wohnte der Hochzeit als Trauzeugin bei, das war ich meinem Exmann schuldig.
Bei dieser Gelegenheit traf ich auf meine ehemaligen Schwiegereltern. Ich ließ keine Ehrenbezeugung zu, aber ich vergab ihnen, wenn es mir auch schwer fiel.
„Wenn ich gewusst hätte…“, fing mein Schwiegervater nach der Trauung an zu sagen, da unterbrach ich ihn einfach.
„Niemand wusste davon und es war auch ganz gut so. Hake die Vergangenheit einfach ab und verbuche es als Erfahrung. Man sollte jeden Menschen so behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte!“ Ich lächelte ihm freundlich zu und verabschiedete mich höflich. An mir zupfte eine unsichtbare Person.
`Ich will mit dir tanzen.´
`Das passt sich ganz hervorragend, denn auch ich will tanzen.´
Ich wurde komisch angeschaut, als ich in meinem einfachen, langen Kleid über die große Bühne gewirbelt wurde, aber mir war es total schnuppe. Ich war glücklich und zufrieden.
Gleich zum nächsten Tanz, forderte Hasso mich auf, weil ich seine Trauzeugin war.
„Was verheimlicht ihr uns?“ Typisch Hasso, neugierig wie ich. Ich grinste.
„Ich verheimliche gar nichts. Er tut es.“
„Du weißt nicht, wer er ist?“
„Nein und das ist auch nicht wichtig. Er möchte unerkannt bleiben und ich akzeptiere das. Er wird sich bald offenbaren müssen“, ich grinste breit. Hasso lachte.
„Demnach ist er einer deiner Verehrer?“
„Ich finde es immer wieder faszinierend, wie schnell sich Gerüchte verbreiten können. Ja. Er ist einer meiner Verehrer“, meine Stimme klang unheimlich stolz. Ich war selbst überrascht und grinste einfach.
„Warum hast du unseren Hochzeitstag für die Krönung gewählt“, wollte er noch wissen und lachte mich an.
„Es ist der Tag, an dem meine ehemals beste Freundin Geburtstag hat und er liegt mitten im Sommer. Ich habe es mir einfach gemacht, wie immer.“
Es wurde ein sehr schöner Tag und der Sommer rückte immer näher.
Immer öfter transportierte ich mich Abends auf meinen Berg und sah in der Dunkelheit die Lichter meiner Dörfer. Ich war stolz auf mein Volk, denn es machte kaum einmal Probleme.
Immer wenn ich hier oben stand, wusste ich, dass ich nicht alleine war. Wahnond begleitete mich oft, fast täglich. Er hatte mich wissen lassen, dass er zu jeder Zeit auf mich aufpasste.
Ich bewunderte seine Selbstbeherrschung, denn er hatte mich schon lange nicht mehr angefasst, obwohl ich es mir oft wünschte.
Es war schon Monate her, das ich Sex gehabt hatte und meine Sehnsucht danach, hielt sich noch immer in Grenzen. Das lag wohl daran, dass ich bald sehr viel Sex haben würde…
Dann kam die erste Anprobe des Kleides, die ich mit geschlossenen Augen durchführen musste, weil es so gewünscht wurde.
Meine Hände durften das Kleid aber abtasten.
Es bedurfte eines sehr weiten Reifrockes. Ich fühlte Seide, Tüll und Stickereien und etwas wie winzige Steine. Meine Fantasie ging mit mir durch oder ahnte ich etwas? Mir war klar, dass dieses Kleid mich aus den Socken hauen würde…
David kannte mich sehr gut. So ging ich davon aus, dass die Farbe des Kleides ein Blau sein würde. Die winzigen Steine durften nicht unecht sein und eigentlich waren auch Schmucksteine verboten, aber wie ich ihn kannte, scheute er keine Kosten und Mühen, also ging ich von Diamanten aus. Funkelnde Steine.
Dieser Mann war unschlagbar. Er hatte mir einen Traum erfüllt, den ich als Kind gehabt hatte. Ein Kleid, wie der Mitternachtshimmel. Ich hatte diesen Wunsch nie vergessen…
Der Mann war gnadenlos verrückt! Ich ahnte nun auch, was für eine Feier er organisieren würde. Sie passte zwar nicht zu meinem heutigen empfinden, aber als Kind hatte ich mir auch gewünscht, eine Prinzessin zu sein. Nun wurde ich sogar zu einer echten, lebenden Göttin…
`Du siehst aus wie ein Traum.´ Wahnond.
`Ich kann es mir vorstellen.´ Ich lächelte.
`Du wirst alle Göttinnen des Universums in den Schatten stellen.´ Er wieder.
`Ich will es nur hinter mich bringen.´ Ich zog eine Flunsch. Wahnond lachte in meinem Kopf.
`Dein Vater wird unheimlich stolz auf dich sein!´ Er arbeitete unermüdlich an meinem Selbstwert und ich wusste das sehr zu schätzen.
Auch die letzten Wochen brachte ich irgendwie hinter mich.
Am Tag vor meiner Inthronisierung, hieß ich die neuen Bürger willkommen, die sich den Göttern zur Verfügung stellen wollten. Zusammen mit andern, schon anwesenden Bürgern, klärte ich noch einmal alle auf, über das, was auf sie zukommen würde.
„Sie alle haben sich bereit erklärt, einer Göttin oder einen Gott in sich aufzunehmen. Sie alle wissen, dass ihr eigenes Leben nur geringfügig darunter leiden wird. Sie alle dürfen zu jeder Zeit sagen, dass sie das Projekt beenden wollen. In diesem Dorf wird es sehr viel, um sexuelle Aktivitäten gehen, vor allem bei mir. Deshalb gestatte ich auch keine Kinder hier im Dorf“, ich ließ diese Sätze einen Moment wirken. Mein Augen suchten hauptsächlich Bekannte Gesichter. Ich wollte unbedingt wissen, wer Wahnond ist.
Mir wurde heißer und heißer, als ich in die bildschönen Gesichter sah. Ein Mann sah besser aus, als der andere. OBERHAMMER!
„Ich werde mir meine Sexualpartner nicht selbst aussuchen. Wir werden es durch diverse Spiele entscheiden lassen. Selbst wenn ich bereits ein Kind von einem der Männer erhalten habe, sind die Götter verpflichtet, bis zum Ende des Lebens seines Wirtes, hier auf Me-Ti-Na-Te zu verweilen. Alle meine Befruchtungen werde ich an andere Frauen weitergeben, denn niemand kann von mir erwarten, vierzig Schwangerschaften durchzustehen. Die jeweiligen Frauen werden selbstverständlich sehr gut entschädigt“, das war mir besonders wichtig zu erwähnen.
„Liebe Damen“, wendete ich mich jetzt an die Frauen. „Ihr werdet es mit sehr hohen Persönlichkeiten zu tun bekommen. Ich möchte euch bitten, diese nicht unnötig zu verärgern. Ich nehme ihnen zwar ihre geistigen Mächte, aber mit unter haben wir sehr willensstarke Götter dabei. Sollte jemand von euch Probleme haben, ruft in Gedanken meinen Namen und ich werde an eurer Seite sein!“
„Morgen, vor der Zeremonie, werdet ihr in einer Reihe auf einer großen Bühne stehen. Die Götter fahren alle gleichzeitig in euch hinein. Ein jeder muss seine Macht in eine Schatulle legen, die dann geschlossen wird und von mir weggezaubert wird. Erst im Anschluss, lege ich meinen Eid ab.“ Ich holte tief Atem.
„Es gibt achtzig Paten und Patinnen, jeder wird eine solche Schatulle besitzen. Diese werden zu mir gebracht und ich entferne sie. Niemand wird wissen, wo ich die Mächte verstecken werde. Dann werde ich vereidigt, durch meinen leiblichen Sohn, der meinen Göttervater in sich aufnehmen wird. Es wird ein großen Ereignis sein. Auf euch wird sehr viel gleichzeitig zukommen.“
Ich war ebenso aufgeregt, wie die vor mir stehenden Männer und Frauen.
„Es steh euch nicht zu, über etwas zu reden, was hier im Dorf geschehen wird. Dafür habt ihr sicherlich Verständnis. Wenn ihr also gefragt werdet, wie die Götter sich benehmen, sagt einfach ihr unterliegt einer Schweigepflicht. Damit tut ihr niemanden weh!“
Ich überlegte, was ich noch sagen konnte.
„An alle Männer: Ich habe zwei wichtige Tabus: erstens, ich blase, aber ich schlucke nicht und zweitens: mein Arsch bleibt Jungfrau! Das erzähle ich euch deshalb, weil ich euch hiermit verpflichte, diese Tabus unbedingt einzuhalten. Wer mit seinem Gott dagegen verstößt, wird schwer bestraft werden und zwar von mir und öffentlich!“
Ich laberte noch eine ganze Weile weiter, einfach nur, um die Leute zu beruhigen. Ich merkte deutlich, wie die Anspannung stieg.
Im Anschluss an meine Rede, durften die Leute ihre Hütten in Besitz nehmen und sich einrichten. Ich blieb auf dem Essplatz, für jedermann erreichbar.
David kam zuerst zu mir. Er grinste mich breit an.
„Ich habe schon alles fertig“, sagte er ganz locker. Ich lächelte ihm liebevoll zu.
„Du solltest die anderen deine Macht nicht spüren lassen“, sagte ich ganz leise. Er sah mich verdutzt an.
„Du warst zu schnell, mein Lieber. Selbst wenn du nicht ausgepackt hättest. Du wärst in deine Praxis gegangen, um zu sehen, ob alles da ist, was du brauchst. Ich weiß, dass du Seth bist und dich lieber um mich kümmerst, als um alles andere!“ Hihihi.
„Aber…“, er sprach nicht weiter.
„Ich nehme dir deine Macht nicht, auch nicht morgen. Lass dir einen Ersatz für die Zeremonie einfallen. Ich brauche jeden Mann auf meiner Seite, der mir wohl gesonnen ist!“
„Daria, ich…“, er verstummte erneut.
„Mein Vater vertraut dir, dass reicht mir!“ Ich hielt ihm meine Hand hin. Er kniete sich vor mir nieder.
„Ich gelobe, dich und die deinen zu schützen, auf ewig“, er küsste meine Hand.
„Das hättest du nicht tun brauchen, Seth. Du hast dich auf andere Weise bei mir profiliert. Du warst in den letzten Monaten immer für mich da. Du hast mich aufgebaut und dich dabei vornehm zurückgehalten. Das weiß ich sehr zu schätzen. Diese Eigenschaften, sind mehr wert, als jede Ehrenbezeugung. Ich verstehe gar nicht, warum dich alle als einen bösen Gott hinstellen.“
„Das wirst du ja morgen erfahren“, er wirkte sehr geknickt, erhob sich aber wieder.
„Nimmst du mich tröstend in deine Arme“, fragte ich und streckte ihm meine entgegen.
Das tat Seth sehr gerne und wir kuschelten mitten in der Öffentlichkeit.
„Wenn du nicht möchtest, Daria, brauchst du kein Kind mit mir zeugen!“
„Ich stehe zu dem, was ich versprochen habe!“
„Willst du es dir nicht noch einmal überlegen? Noch kannst du alles abbrechen.“
„Nein. Ich ziehe durch, was ich mir vorgenommen habe. Morgen ist es so weit. Ich gehe diesen Schritt sehr gerne, wenn er hilft, Frieden unter die Götter zu bringen!“
„Du gibst dein menschliches Leben her, um mit all diesen Rabauken zusammen zu sein? Warum um Himmelswillen machst du das? Kann ich dich nicht irgendwie überreden, das abzubrechen?“
„Seth. Ich habe meine Gründe, bitte hinterfrage sie nicht. Ich möchte dich nicht belügen müssen!“ Meine Stimme klang ernst und nun hatte ich erst recht seine Aufmerksamkeit.
„Ich muss los, um die neuen Frauen für „Weibsbild“ zu begrüßen. Bitte übernimm du hier meine Aufgaben so lange!“ Und schwubs war ich verschwunden.
Ich hatte geflunkert, was ich äußerst selten tue und so hatte ich noch etwas Zeit für mich alleine. Ich machte mich durchsichtig und schaute mir den Festplatz an. Der durch das Tor nur einen Katzensprung entfernt lag.
Eine riesige Bühne war aufgebaut worden. Ganz in der Nähe eines Hanges. Er war breit lang und einigermaßen hoch. Dort sollte die Zuschauer Platz finden, auf mitgebrachten Wolldecken.
Die Bühne war deswegen so groß, weil knapp achtzig Göttinnen und Götter gleichzeitig kommen würden und alle Bewohner Me-Ti-Na-Te´s dabei anwesend sein sollten. Ich spürte schon so einige Mächte, die sich in der Nähe aufhielten.
Das machte mich ganz kribbelig. Leider konnte man hier nicht von Testosteron sprechen, denn es waren pure, schroffe Energien, zumindest bei den männlichen Göttern.
Es wurde langsam Zeit, an meine Arbeit zu gehen. Nach einem letzten Blick auf den Festplatz, verließ ich ihn und tauchte in „Weibsbild“ wieder auf. Ich holte Achim und wir begaben uns gemeinsam zum Tor von „Nummer eins“.

Noch vor dem Wecker des Dorfes, wurde ich zur Geburt meines Kindes gerufen. Ich machte es Susi einfach.
„Legt mir ein sauberes Tuch über die Arme“, sagte ich lächelnd und Krankenschwester Nicole tat es gerne.
„Susi, schließe deine Augen und entspanne dich. Gleich ist alles vorbei“, gab ich ihr diese Anweisung und dann schloss ich meine Augen. Ich spürte ganz deutlich, dass Luzifer anwesend war, was ich sehr begrüßte.
`Komm in Mama´s Arme mein Sohn´, sagte ich in Gedanken und das Baby tauchte auf meinen Armen auf. Nicole reinigte sein Gesicht und seine Händchen und ich küsste meinem Kind die Stirn.
„Willkommen auf Me-Ti-Na-Te, mein geliebtes Kind“, sagte ich mit belegter Stimme. Dann legte ich den Jungen auf Susi´s Bauch, der ein klein wenig eingefallen war. Ich legte ihr meine Hand auf den Bauch und gab ihr sowohl Heilung, als auch Rückbildung des Bauches.
Ich machte Platz für den unsichtbaren Vater und ließ ihn gewähren, seinen Sohn zu begrüßen. Ich konnte ihn nicht sehen, aber er ließ mich im Kopf hören, was er unserem Kind sagte: `Willkommen im menschlichen Leben, mein Sohn. Ich werde dich niemals alleine lassen!´
Um die Tränen meiner Rührung nicht zu zeigen, fragte ich Susi: „Wie möchtest du ihn nennen?“ Ich spürte, dass ich von allen Anwesenden beobachtet wurde und atmete ganz kontrolliert.
„Wäre dir Haniel angenehm? Er bedeutet…“, weiter kam sie nicht.
„Gottes Gnade“, sagte ich leise und nun weinte ich doch. Ganz automatisch sank ich auf die Knie, faltete meine Hände und betete zu meinem Vater.
„Heiliger Vater im Himmel, darf ich dir den Gott der Gnade vorstellen?“ Ich spürte, dass Luzifer neben mir kniete und musste lächeln. „Ich danke dir von Herzen, dass du ihn hast zum Leben kommen lassen! Ich bereue zutiefst, ihn nicht gewollte zu haben. Bitte vergib deiner gefühlvollen Tochter!“ Da ich keine Antwort erwartete, erhob ich mich wieder.
Da kam Felix zur Tür herein. Er brachte den heiligen Vater zu uns. Ich hörte, wie Hasso, Nicole und Susi scharf einatmeten. Hasso sah seinen Sohn das erste mal, mit dem heiligen Vater in sich. Er glühte von innen heraus.
Mein Vater ging zum Bett, nahm seinen Enkelsohn hoch und hielt ihn hoch über seinen Kopf. In einer mir fremden Sprach dröhnte seine laute Stimme durch die kleine Holzhütte.
`Gesegnet seist du, Haniel, mein Enkelsohn. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Du wirst einmal das ganze Universum beherrschen.´ Luzifer hatte es für mich übersetzt und ich wiederholte es laut für die anderen.
Nun hatten die anderen Tränen in den Augen. Wir Eltern waren furchtbar stolz.
Der heilige Vater legte das Kind zurück auf Susi´s Bauch und er schenkte ihr einen Kuss auf die Stirn. Ich holte tief Luft. Was für eine Erfahrung.
„Ich danke dir Susanne, dass du es uns ermöglicht hast, diesen strammen Jungen zum Leben zu bringen. Du hast einen Wunsch frei und darfst dir wünschen, was immer du willst!“
„Ich bin wunschlos glücklich, heiliger Vater.“ Was für eine Frau, ich bewunderte sie sehr!
„Ich vergesse nicht, mein Kind“, sagte Gott zu ihr und drehte sich dann zu mir um.
„Wir sehen und nachher, mein Kind“, ich bekam ebenfalls einen Kuss auf die Stirn. Dann wandte er sich einen Schritt weiter an den unsichtbaren Luzifer.
„Du schuldest meiner Tochter etwas“, er nahm den Unsichtbaren in den Arm und auch er bekam einen Kuss, wohl auch auf die Stirn. Es sah zum Schießen aus. Ich musste mir ein Lachen verbeißen.
Mein heiliger Vater verschwand durch Felix Kopf und durch die Decke. Alle sahen ihm nach. Ich hielt Felix, der gerade wieder zu sich kam. Nicole legte eine Decke über das schreiende Baby.
Ein letztes Mal küsste ich mein Kind auf den Hinterkopf, bedankte mich bei Susi, Hasso und Nicole und machte mich davon, zurück in mein Dorf. Es lang ein anstrengender Tag vor mir.
Zuerst kümmerte ich mich um die Reinigung meines Körpers. Duschen, Zähneputzen und ab, in einfache Klamotten.
Ich schaffte es rechtzeitig zum Frühstück. Anschließend hielt ich eine kleine Rede für meine Dorfgemeinschaft.
David schleifte mich ins Dorf „Nummer eins“, wo ich von oben bis unten verwöhnt wurde. Fußpflege, Fingernagelpflege und ab, zum Friseur.
Ich bekam eine Gesichtsmassage, eine Gesichtsmaske, meine Haare wurden noch einmal gewaschen und ich bekam eine Kopfmassage. Zuletzt verpasste man mir eine Turmfrisur.
Holla die Waldfee. In meinen aufgesteckten Haaren steckten jede Menge weißer, kleiner Blüten und gefühlte eintausend Haarnadeln… Das fühlte sich richtig schwer an.
Mittagessen gab es an dem Tag für mich auch dort. Gleich in der Mittagsruhe wurde ich ins Schneiderhaus gebracht und angezogen. Nun sah ich das Kleid zum ersten Mal.
Mir taten die Wangen weh, vom vielen Lächeln. Es war mehr, als nur wunderschön. Es gebührte einer Göttin, mir…
Es hatte nicht die Farbe des Nachthimmels, sondern war in einem royalen Blauton gehalten. Die Glitzersteine allerdings, sahen aus wie winzige Sterne. Das Kleid war nicht nur sehr breit, sondern gigantisch. Ich kam mir darin ein wenig verloren vor, aber trotzdem fand ich es umwerfend.
Das leichte Make-Up, welches man mir verbotener Weise aufgelegt hatte, verwischte leicht und David rubbelte an meinen Augen herum.
Meine Füße schmerzten, denn sie steckten nach sehr langer Zeit, dass erste mal wieder in hohem Schuhen. Ich zappelte herum, als Frauke die letzten Änderungen vornahm. Sie zuppelt hier und dort am Kleid, bis sie endlich zufrieden war.
„Du siehst fantastisch aus“, sagte David und er fiel vor mir auf die Knie. Ich rollte genervt mit den Augen, musste aber lachen, denn plötzlich hatte er einen fetten Blumenstrauß in seinen Armen liegen. Er war gebunden, mächtig und sehr bunt.
„Diese Blumen, meine Schönheit, wirst du am Altar als Opfergabe darbieten“, er hielt sie mir hin und ich nahm sie ihm ab. Na gut, damit konnte ich mich abfinden.
Dann hörte ich draußen eine Kutsche vorfahren. Eine Kutsche? Mir blieb aber auch nichts erspart. David führte mich hinaus und meine drei großen Kinder kamen mir entgegen und lobten mein Aussehen.
„Das bin nicht ich, Kinder“, versuchte ich mich heraus zu reden, aber sie ließen mich kaum zu Wort kommen. Ich lächelte einfach nur und sah mir die Kutsche an. Sie war offen und breit.
Es gab großes Gelächter, als ich einsteigen sollte und dieses riesige Kleid überall im Weg war. Das Dorf war menschenleer. Die Bewohner waren bereits alle durch das Tor gegangen.
Ich spürte die vielen Mächte, um mich herum und wusste, dass sie alle zusahen. Ich grinste noch breiter.
David begleitete Frauke zum Tor und ich fuhr, mit meinen Kindern zusammen, in der goldenen Kutsche los. Wir hatten jetzt ungefähr noch eine halbe Stunde Zeit.
Ich fuhr vorwärts und meine drei Lieben rückwärts.
„Marcel“, sprach ich meinen Ältesten an. Er sah mich an. „Hast du deine Frau und euer Kind gut untergebracht?“
Er musste sich erst räuspern. „Ja, Mama.“ Ich merkte sehr wohl, dass er sich nicht gut fühlte. Nun, auch er musste sich daran gewöhnen, im Mittelpunkt zu stehen.
Ich sah meinen mittleren Sohn an. „Bist du bereit, den heiligen Vater erneut zu empfangen?“
„Natürlich, Mama. Ich freue mich schon darauf“, er würde die Zeremonie mit mir durchführen.
Ich sah meine Tochter an. Sie trug ein weißes, fließendes Kleid, das ebenfalls bis zum Boden reichte. Sie war wunderschön, mit ihrem fülligen, offenen und langen Haaren. Auch sie hatte weiße Blüten darin.
„David hat sich sehr angestrengt und ihr seht alle wunderschön aus“, lobte ich meine nervösen Kinder.
„Wenn gleich alle Götter erscheinen, wisst ihr, was ihr zu tun habt?“ Ich sah von einem zum anderen. Unsere Umgebung nahm ich kaum wahr. Ich konzentrierte mich voll auf meine Kinder.
Meine lieben nickten schweigend.
„Solange die Götter ihre Mächte nicht abgegeben haben, müsst ihr euch schwer konzentrieren. Wenn Gott von Felix Besitz ergriffen hat, könnt ihr euch entspannen.“ Vorsichtshalber ging ich mit ihnen noch einmal alles durch.
„Wir sind bald da. Ignoriert die Gäste. Ihr geht hinter mir her und wenn wir auf der Bühne stehen, geht Marcel nach links und Elisa nach rechts. Felix kommt an meine Seite. David wird die Götter ankündigen und dann werden sie von ihren neuen Körpern Besitz ergreifen. Das kann einen Moment dauern, weil sie erst fragen müssen, ob sie die Körper benutzen dürfen. Eventuell gibt es hierbei Rangeleien. Haltet einfach die Lichter unter Kontrolle, mehr braucht ihr nicht zu tun.“ Ich holte tief Luft.
„Drückt die Daumen, dass es keine Zwischenfälle gibt“, ich schloss meine Augen und betete im Stillen.
Die Kutsche bog um den Wald herum und wir sahen schon die Besucher, unser Volk. Es waren inzwischen über zweitausend Menschen.
Die Kutsche fuhr am großen Buffet vorbei, an der großen Tanzbühne und hielt vor der hohen Bühne, auf der die Zeremonie stattfinden sollte.
Der Geräuschpegel nahm hörbar ab, denn niemand von den Anwesenden, wollte etwas verpassen.
Zwei Herren halfen mir beim Aussteigen und meinen Kindern auch.
Ich hob meinen Kopf und winkte den Zuschauern freudig zu. Es wurde gejubelt, mit Fähnchen in der Luft gewirbelt und ein paar laute Pfiffe ertönten ebenfalls.
„Darf ich um Ruhe bitten, liebes Publikum“, ertönte Davids Stimme aus mehreren Lautsprechern.
Nun setzte ich mich in Bewegung, umrundete die Kutsche und erklomm die zehn Stufen zur Bühne. Meine Kinder folgten mir in der Reihenfolge ihrer Geburten.
Als ich oben ankam, empfing David mich, er gab mir einen Kuss auf die Wange. Dann erklang Musik, während wir auf unsere Positionen gingen.
Ein Live-Orchester spielte Beethovens neunte Sinfonie, mit dem Liedtext Friedrich Schiller: An meine Freunde! Man nennt es auch: Freude schöner Götterfunken!
Diese knapp zehn Minuten, wurden von einem mir unbekannten Chor gesungen. Ich kannte den Text nicht, aber ich summte leise mit.
Was dann geschah, wird noch viele Jahrhunderte lang weiter erzählt werden…
Alle siebenundsiebzig Göttinnen und Götter kamen gleichzeitig vom Himmel und suchten sich den passenden Körper für sich aus. Es funkelte, strahlte und blendete. Diese Minuten waren für mich und meine Kinder eine Höllenqual, wir hatten mächtig zu tun, um unseren Schutz aufrecht zu erhalten.
Neunundsiebzig Paten kamen auf die Bühne und alle trugen die gleiche Kleidung. Anzüge die Herren und Kleider, in himmelblau die Damen. Sie trugen Schmuckschatullen vor sich und ein jeder ging zu seinem Gott oder seiner Göttin, um deren Mächte einzusammeln.
Diese Schatullen wurden mit Licht gefüllt, in allen Farben des Regenbogens. Eine jede wurde mir übergeben und ich ließ sie verschwinden. Diese Schatullen waren sehr wichtig und nur ich kannte ihren Bestimmungsort. Es diente unserem Schutz, die Mächte verschwinden zu lassen.
Irgendwann einmal, wenn das irdische Leben für die Göttinnen und Götter vorbei sein würde, würden sie ihre Mächte wieder bekommen.
Als auch die letzte Schmuckkiste verschwunden war, warteten wir darauf, dass die Musik verklang.
Ich bedeutete mit einer Handbewegung zu meinen Kindern, dass wir den Schutz aufheben konnten.
Als die Musik verstummte, kam mein heiliger Vater vom Himmel und ergriff Besitz von meinem Sohn Felix. Es war seine Bestimmung, den Vater in sich aufzunehmen!
David bracht mir eine gepolsterte Bank, auf die ich mich knien sollte. Ich grinste breit. Mehrere Kameras waren auf mich und meinen Vater gerichtet.
Ich schob die Bank mit den Füßen beiseite und ging vor meinen Vater, hart auf die Knie, wie es sich gehörte. Ich senkte mein Haupt, um ihm meine Ehre und Demut zu beweisen.
Stur sah ich auf den Holzboden vor mir und wartete der Dinge, die nun kommen sollten.
Mein Vater legte mir eine Hand auf die Frisur und ich musste leise lachen. Zu viele Haare, als das er mich am Kopf berühren konnte.
Mein kluger Vater legte seine Hand auf meine rechte Schulter. Schon besser. Ich spürte seine Macht, denn sie floss direkt durch mich hindurch.
„Meine Tochter, Daria, bist du bereit, den Segen deines wahren Vater zu erhalten?“
Ich zupfte an meinem Mikrofon, welches David mir kurz vorher angesteckt hatte.
„Ja, mein heiliger Vater!“ Meine Stimme dröhnte in den Lautsprechern. Um uns herum war es super still. Alle schienen den Atem anzuhalten. Die Göttinnen und Götter standen aufrecht, als hätten sie einen Stock verschluckt. Ich schmunzelte heimlich.
Mein werter Vater sprach mal wieder in dieser fremden Sprache. Ich spürte einen Luftzug an meinem Ohr. `Ich übersetzte es dir.´ Ich wusste nicht, wer es war, aber ich war sehr dankbar dafür.
`Ich bin dein Bruder, Joshua, auch Jesus genannt!´ WOW! Ich spürte auch plötzlich seine Macht.
Dann übersetzte er: ´Ich, der Allmächtige, der Herr über alle anderen Göttinnen und Götter, segne meine geliebte Tochter. Ich gebe ihr das gesamte Wissen aller Universen. Sie wird sein, die Göttin der Liebe und der Gerechtigkeit. Ein jeder, der einen Einwand erheben will, soll sich jetzt melden oder für immer schweigen.´
Tausende, Millionen Bilder stürmten auf mich ein und mein Vater übertrug mir das Wissen von Allem! Ich schwankte stark, aber die Hand meines Vaters hielt mich aufrecht.
Ich spürte erneut hunderte, verschiedene Mächte, doch keine war so stark wie die von mir. Meine eigene Macht, war das größte und stärkste, was ich empfand. Ehrfurcht überkam mich, denn ich wusste nun auch, dass nicht mehr mein Vater der Mächtigste war, sondern, dass ich es war. Sobald ich meinen Eid abgelegt hatte, war ich die Mächtigste aller, in allen Universen und davon gab es richtig, richtig viele!
Ich hatte vermutet, dass ich in Ohnmacht fallen würde, wenn ich alles wusste, aber dem war nicht so, meine eigene Macht hielt mich aufrecht. Was für ein wahnsinns Gefühl…
`Du musst dich jetzt erheben, zum Altar gehen und deine Blumen opfern.´
Wie in Trance erhob ich mich. Gott trat beiseite, um mich vorbei zu lassen. Ich schritt andächtig zum Altar und legte meine Blumen darauf. Da trat Susi an meine Seite und überreichte mir mein Kind. Ich sah sie mit hoch gezogener Braue an. Sie nickte zum Altar hin und ich legte unseren Sohn neben die Blumen. Ich vertraute ihr blind.
`Lege eine Hand auf den Körper deines Babys´, wies Joshua mich an und ich tat es.
`Sprich mir nach, laut und deutlich´, kam die nächste Anweisung. Ich nickte ganz leicht.
„Ich, Daria, die Gutes tut, Göttin der Liebe und der Gerechtigkeit, schwöre feierlich, beim Leibe meines neugeborenen Kindes, Haniel, dem Gott der Gnade, dessen Vater Luzifer ist, dass ich…“, mir wurde übel.
„Das ich alles und jeden schützen werde, dass ich alles und jeden lieben werde und dass ich alles und jeden gerecht behandeln werde, bis in alle Ewigkeit!“ Ich musste leicht würgen, denn nun wusste ich, was „Ewigkeit“ bedeutete.
Mir kam die ganze Tragweite meiner Rede zu Bewusstsein. Ich wurde zur Kindergärtnerin degradiert… Ach du heilige Scheiße…
Plötzlich beherrschte ich auch alle Sprachen und in der Sprache der Götter, redete ich weiter. Ich übersetze es für euch: „Dies ist ein denkwürdiges Ereignis. Schon seit ewigen Zeiten, gab es kein so großes Treffen aller Götter, von allen Universen, mehr. Ich, Daria, euer künftiges Oberhaupt, möchte euch Göttinnen und Göttern nur eines sagen: Ich liebe euch alle, egal ob jung oder alt, egal, ob freundlich oder harsch, egal ob reich oder arm: ich liebe euch alle, wie ihr hier versammelt seid!“
Dann sprach ich in meiner deutschen Sprach weiter und sah zum Publikum.
„Liebe Anwesenden, ich freue mich, dass ihr so zahlreich erschienen seid“, ich gewährte meinem Volk eine Jubelrunde.
„Auch euch möchte ich etwas sagen: ich liebe euch alle!“ Dann nutzte ich meine neu erworbene Kraft und verteilte meine Liebe über den ganzen Planeten! Jeder fühlte nun, was ich fühlte, meine allumfassende Liebe zu allem und jeden!
Eine Fernsehkamera steuerte auf mich zu und ich sah direkt hinein.
„Erdlinge, seid gegrüßt. Freut euch, denn eure Rettung ist nah. Der Tag der Abrechnung rückt für euch näher. Wendet euch an euren Gott, dann werdet ihr überleben!“ Das hatte ich mir einfach geben müssen. Fromme Worte und eine unterschwellige Drohung! Ach ich liebte, mein neues Dasein. Ich wusste nun alles und ihr, ihr seid so unwissend und so dumm…

Mein Vater trat hinter mich und legte mir seine Hände auf beide Schultern. Er drehte mich zu sich herum und zog mich in seine Arme. Ich fiel ihm um den Hals, wie ich es hatte schon lange tun wollen.
Mein breiter Rock ging hinten automatisch hoch, aber das war mir egal. Er ging ja nicht so hoch, dass man sehen hätte können, dass ich keine Slip anhatte.
Den hatte ich weggelassen, denn mit einem solchen Kleid auf die Toilette zu gehen, war ganz schön beschissen, zu deutsch.
„Danke Vater, dass du mir meine Mutter an die Seite gestellt hattest!“ Ich küsste ihn auf beide Wangen und die dicken Koteletten kitzelten mein Gesicht. Meine ehemalige Großmutter, war meine himmlische Mutter gewesen…
Ich spürte genau, dass auch sie hier war und ich warf ihr eine Kusshand zu. Meine Lippen sagten tonlos: „Ich liebe dich, Mama!“
„Wir müssen gehen, mein Kind. Ich wünsche dir viel Spaß, mit diesem Kindergarten“, er nickte nach hinten und wir lachten gemeinsam.
Plötzlich tauchte meine irdische Mutter neben mir auf. Sie trug mein Baby auf dem Arm. Susi war weit und breit nicht zu sehen.
Ich nahm meine Mutter in die Arme und drückte sie und mein Kind an mich. „Ich liebe dich, Mama!“
„Ich dich auch, mein Kind“, sie grinste schelmisch von einem Ohr zum anderen.
Erst jetzt fiel mir auf, dass David abseits stand und böse guckte. UPS.
Wir hatten wohl seinen Plan versaut. Ich grinste ihm entschuldigend zu und er zuckte mit den Schultern. Ich ging zu ihm hin und nahm ihn in meine Arme.
David ergriff sein Mikrofon und rief hinein: „Begrüßt unsere lebende Göttin, Daria, die Göttin der Liebe und der Gerechtigkeit!“
Ich drehte mich zu meinem Volk um und winkte allen Leuten zu.
„Stürzt euch auf das Buffet, Leute, wer weiß, wann es leer sein wird!“ Ich lachte schallend. Typisch Seth. Er war ein Schelm sondergleichen.
Michael und Achim kamen zu uns auf die Bühne und sie gratulierten mir herzlich.
Hier war überhaupt überall sehr viel los und ich weiß gar nicht, wovon ich zuerst berichten soll.
Es folgten siebenundsiebzig kurze Gespräche, Glückwünsche und Huldigungen. Das alles hielt mich sehr lange auf und ich kam und kam einfach nicht zum Essen.
„Daria, meine Liebe, mit wem möchtest du den heutigen Tanz eröffnen“, David stand neben mir und sah mich fragend an.
„Na, mit dir natürlich. Du hast ihn verdient, den ersten Tanz, mit deiner hervorragenden Organisation dieses Festes“, lobte ich ihn öffentlich und schon wuchs er um gute fünf Zentimeter. Er grinste mich breit an, reichte sein Mirko an jemanden weiter und forderte mich huldvoll zum Tanz auf.
Das Live-Orchester hatte den Auftrag, den ganzen Abend lang, nur Walzer zu spielen.
Nach dem Tanz mit Seth, forderte mich ein Gott nach dem nächsten zum Tanzen auf und immer noch bekam ich nichts zu essen. Mein Magen knurrte schon sehr laut.
Und dann kam Taavi zu mir, der Name bedeutet: „Der Geliebte.“ Er hatte sich Marc´s Körper ausgesucht und ich fand es sehr passend. Marc sah zum Anbeißen aus und da meldete sich mein Magen wieder und zwar sehr lautstark. Statt zum Tanzen, führte Marc mich ans Buffet und wir nahmen uns reichlich zu Essen.
Er führte mich zu einer freien Decke und wir setzten uns. Ich war nur am Lachen, wegen dieses dämlichen Kleides. Mit einem Augenzwinkern verkleinerte ich den Rock und zauberte des Reifrock weg.
„Wie gefällt dir deine neue Stellung“, eröffnete Taavi das Gespräch.
„Sehr gut. Zum Glück habe ich es nicht wirklich mit Kindern zu tun“, war ich wie immer, offen und ehrlich. Wir lachten.
„Du hast uns absichtlich in diese Falle gelockt, stimmt´s?“ Er sah mich breit grinsend an und ich nickte, ohne schlechtes Gewissen.
„Ihr hattet es von langer Hand geplant“, beschuldigte Taavi mich lachend und ich zog eine Flunsch.
„Nicht ihr, ich“, sagte ich ein wenig maulig und wir lachten wieder.
„Ich habe dich immer schon bewundert“, bekam ich Honig ums Maul geschmiert.
„Ich kann mich daran erinnern, dass wir beide viel gemeinsam unternommen haben“, wechselte ich frech das Thema.
„Ja, weißt du noch…“, er erzählte ganz witzige Anekdoten, die ich hier nicht preis geben darf.
Wir unterhielten uns ganz großartig und aßen nebenbei.
Da kam Joey und setzte sich zu uns. Er stellte sich vor als: „Valeri, fremde Macht!“
Ihn kannten wir noch nicht und so freundeten wir uns mit ihm an. Er forderte mich auch zum Tanzen auf und er führte wie alle anderen auch, wunderbar.
Der Rest des Abends verging tanzend. Ich wurde immer und immer wieder durch die Gegend geschoben und vom vielen Drehen, bekam ich beinahe einen Drehwurm.
Mein Kleid hatte ich schon längst wieder zurecht gezaubert und den Schmerz in den Fußen habe ich mir einfach genommen.
Hin und wieder flitze ich davon und sah nach meinen Kindern, ob es auch allen gut ging. Ich war ganz in meinem neuen Element und hatte nicht eine Sekunde lang das Gefühl, dass es mir schlecht ging.
Weit nach Mitternacht ging mein Fest zu ende und während alle schlafen gingen, zauberte ich beim Aufräumen mit.
Zaubern war mein neuestes Hobby. Irgendwo mit musste ich mir ja die viele Zeit vertreiben.
Ich saß auf der letzten Wolldecke, als einer der Götter auf mich zu kam. Er setzte sich stillschweigend neben mich.
Es war der junge Jonathan. „Ich bin Shahin, der Falke!“ Der junge Mann war erst fünfundzwanzig Jahre jung, eigentlich viel zu jung für mich, aber was sollte ich machen? Das Leben war hart.
„Bei den vielen Namen, komme ich bestimmt dauernd durcheinander.“ Ich lächelte ihm freundlich zu.
„Du brauchst nur bei mir zu kommen“, er legte sich frech neben mich und griff mir an die Brust. UPS!
Ich schob seine Hand weg. Zur Zeit war ich überhaupt nicht in Stimmung für Sex. Ich überlegte, wer von beiden so dreist sein konnte, der Jonathan oder der Shahin? Beide, wusste ich es sofort und lachte leise.
Außer uns beiden, war niemand mehr zusehen.
„Ich stehe erst ab morgen zur Verfügung“, versuchte ich ihn abzuwimmeln.
„Wir haben schon morgen“, sagte er ganz schlau und lächelte geheimnisvoll. UPS.
„Ich brauche Schlaf“, versuchte ich es noch einmal.
„Du brauchst geilen und harten Sex“, widersprach er und seine Hand griff mir wieder an die Brust. Ich erschauerte heftig. „Lass uns hier übernachten. Ich ficke dich in den siebten Sexhimmel!“ Was für eine Vorstellung. Ich lachte.
„Ich bin die Göttin der Gerechtigkeit und weise dich daraufhin, dass du zu unrecht handelst!“ Jetzt hatte ich ihn endlich, da wo ich ihn haben wollte.
Ich zauberte uns in unser Dorf und wir waren überrascht, wie viele Leute noch wach waren und sich auf dem Essplatz leise miteinander unterhielten.
Ich zaubert mir Latschen an die Füße, mein Kleid kürzer und den Reifrock weg. Wir setzten uns noch eine Weile zu den anderen und hörten einfach nur zu.

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