„Über die Ferien sollten Sie das Kapitel 13 im Buch erarbeiten. Nun, Sara, was können Sie uns über die Konferenz von Jalta sagen?“
Mindestens die Hälfte der Klasse atmete fast schon hörbar auf, da sie das Kapitel entweder gar nicht erarbeitet oder lediglich überflogen hatten. Schüler wie Julian, aber nicht nur der, wären ein gefundenes Fressen für Frau Lehmann und ihre Gerte gewesen.
Sara hingegen erklärte ganz in Ruhe, dass die Konferenz bereits einige Monate vor Kriegsende stattgefunden hatte, und dass bemerkenswert war, dass ein amerikanischer, ein russischer, ein englischer, jedoch kein französischer Vertreter daran teilnahmen. Sie erklärte noch eine Reihe anderer Aspekte während Frau Lehmann zwar interessiert, aber keineswegs beeindruckt zuhörte. Am Ende von Saras Vortrag fragte sie nur kurz, ob noch jemand Fragen habe, und teilte dann ein Arbeitsblatt aus, das in Partnerarbeit erledigt werden sollte.
Zu dieser Partnerarbeit gesellte sich Julian zu Sara. Klar, er hatte keine Ahnung und wollte von ihr profitieren.
„Ey, Respekt. Du hast’s ja voll drauf. Ich dachte, Churchill wär ’ne Biersorte. Trotzdem hatte ich auf einen Fight Po gegen Reitgerte gehofft. Ich hätte der Gerte die Daumen gedrückt, obwohl ich mir Deinen süßen Knackarsch viel lieber angucke.“
„Hast Du in der Pause gekifft, oder was? Was laberst Du da für ’ne Scheiße?“
Sara war sauer.
„Hoh. Ruhig, Du Raubkatze. Wenn Du sauer bist, bist Du ja noch viel heißer. Rrrr. Ich mein‘ ja nur, dass ich es total geil finde, wenn Du wieder Deinen nackten Arsch für die Reitgerte hinhalten musst. Naja, vielleicht nächstes Mal.“
„Sag mal, verstehe ich Dich richtig? Du findest es geil, wenn ich gequält werde? Oder reicht es Dir schon, wenn ich erniedrigt werde? Wenn ich meinen blanken Arsch zeigen muss?“
„Also ich finde Dich schon echt geil aussehend. Und je nackter desto besser. Ich meine, nackte Frauen kann man ja auch im Fernsehen oder so sehen, aber live und in Farbe ist das echt nochmal 1000 Mal geiler.“
Sara schluckte.
„Das im Schwimmbad war der Gipfel. Wie gesagt, Du bist sowieso schon ein echter Hingucker. Aber da warst Du ja nicht nur nackt, Du warst auch noch gegen Deinen Willen nackt. Das ist nochmal geiler als wenn sich eine freiwillig auszieht.“
Sara versuchte zu bluffen.
„Ach, das macht mir nicht viel aus. Man muss ja aufpassen, dass man nicht wie eine Schlampe wirkt, aber eigentlich zeige ich gerne meine Titten. Vielleicht „vergesse“ ich demnächst wieder mein Oberteil.“
Sara wusste nicht, ob die offensichtliche Unsicherheit in ihrer Stimme selbst dem unsensiblen Julian verraten würde, dass sie log. Auf jeden Fall schien es ihn eher weiter zu stimulieren.
„Au ja, mach mal. Von mir aus kannst Du immer nackt mitmachen. Das einzige was daran schade ist, ist, dass man ganz vergisst, Dir auf Deine niedlichen Füßchen zu gucken. Das habe ich schon getan, als ich noch nicht in Eurer Klasse war. Meine Kumpels übrigens auch. Von Mai bis September bist Du ja eigentlich immer mit offenen Schuhen unterwegs. An mehreren Tagen auch komplett barfuß, Du süßes Ding. Da haben wir immer hingeglotzt.“
Sara errötete. Ihr war nicht klar gewesen, dass ihre Barfüßigkeit eine erotische Wirkung gehabt hatte. Sie versuchte wieder mal, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ach Julian. Jetzt halt den Mund und mach lieber die Aufgaben.“
„Warum? Die kann ich doch bestimmt gleich von Dir abschreiben, oder?“
In diesem Moment kam Frau Lehmann näher.
„Was soll diese Unruhe, Sara? Glauben Sie, nur weil Sie die Hausaufgabe zu heute zufriedenstellend erledigt und vorgetragen haben, brauchen Sie jetzt nicht ernsthaft zu arbeiten? Und Julian abzulenken ist doppelt schlimm, weil er als Wiederholer besonders gefährdet ist. Sie sind schon wieder angezählt.“
Sara schaute Frau Lehmann ungläubig an. Glaubte sie wirklich, dass sie Julian ablenkte und nicht umgekehrt?
Ende Teil 28
Einen Kommentar hinzufügen