Frau Rottmann, die schon vorher nicht gerade sonderlich freundlich gewirkt hatte, weder was die Tonlage, noch was Körpersprache oder Mimik angeht, ließ jetzt alle Masken fallen. Ihr Blick verriet eine Mischung aus Strenge, Genugtuung und kaum verhohlener Vorfreude.
„Ab sofort werden die Neuen Regeln mit ganzer Konsequenz angewendet. Alle Kolleginnen und Kollegen sind angehalten, Fehlverhalten streng zu ahnden. Es ist ihnen dabei freigestellt, körperliche Bestrafungen selbst durchzuführen, oder, wenn sie sich dazu nicht in der Lage sehen, die Delinquenten in mein Büro zu überstellen. Dort verfüge ich über geeignete Möglichkeiten, verhaltensändernd auf Euch einzuwirken. Glaubt es mir!“
Keiner sagte auch nur einen Ton. Die Schüler aus den unteren Klassen wirkten eingeschüchtert, die aus den älteren mindestens verunsichert.
„Also, liebe Schülerinnen und Schüler: Strengt Euch an und verhaltet Euch angemessen wenn Ihr nicht wollt, dass Euch große Schmerzen zugefügt werden. Ab heute regieren Rohrstock und Peitsche.“
Wie theatralisch das klang. Ein halbes Jahr zuvor hätten die Schüler die Ansprache lächerlich gefunden und wahrscheinlich laut losgelacht, aber nach den Erfahrungen der ersten Wochen des Schuljahres war nun niemandem nach Lachen zumute. Obwohl ja nur einige wenige wirklich wussten, wie sich Rohrstock oder Peitsche auf nackter Haut anfühlen, hatten natürlich alle mitbekommen, was die „Neuen Regeln“ waren.
Dass niemandem nach Lachen zumute war, stimmte allerdings doch nicht ganz. Ein lautes Lachen entfuhr Vanessa zwar nicht, aber ihr entging natürlich ebenso wenig, dass Sara von Frau Rottmanns Ankündigung geschockt war. Als ihre Lieblingsfeindin bei den Worten „Rohrstock“ und „Peitsche“ etwas zusammenzuckte, warf sie ihr einen süffisanten Blick zu.
Beim Gang zum Klassenraum tuschelte Vanessa mit ihren Freundinnen. Sara, die wie so oft allein ging, konnte sich schon denken, worum es ging. Wie zur Bestätigung imitierten die Zicken, die kurz vor ihr die Klasse erreichten, wieder diese fauchenden Zischlaute der Reitgerte, was Sara damals schon so stark geärgert und erniedrigt hatte.
In der ersten Pause kam jedoch nicht etwa Vanessa auf Sara zu, um deren Gedanken an die „Neuen Regeln“ wach zu halten, sondern es war Julian. Julian war zwar ein Macho und auch ziemlich prollig, aber an sich nicht völlig unsympathisch. Vor allem gefiel Sara, dass Julian der Einzige war, der kein bisschen vor Vanessa kuschte und ihr manchmal sogar offen contra bot. Da die beiden nicht sonderlich viele Berührungspunkte hatten, fiel das nicht oft auf, aber Sara bemerkte es mit Genugtuung.
Jetzt aber kam Julian grinsend auf das hübsche Mädchen zu und ließ sie auch sofort den Grund für seine gute Laune wissen.
„Nimm’s mir bitte nicht übel, aber ich finde das geil. Prügelstrafen sind ja eigentlich totaler Schwachsinn und sie gehören schon mal gar nicht in die Schule.“
Julians Stimme und Tonfall klangen, als ob er angetrunken oder bekifft wäre. Dabei war er einfach nur gut gelaunt. Naja, „einfach nur“ stimmte so nicht. Es war wegen der „Neuen Regeln“.
„Aber die Aussicht, dass Du wieder Deinen süßen nackten Arsch verdroschen kriegst, ist einfach zu geil. Da kriege ich jetzt schon einen Ständer. Willst Du mal fühlen?“
Sara errötete, obwohl Julians Art ja bekannt war. Und zwar nicht erst seit Sara einige Male im Schwimmunterricht viel mehr zeigen musste als sie wollte.
„Boah, das wird so geil. Wie gesagt, nimm’s mir bitte nicht übel, aber… Vielleicht kriegst Du ja auch mal Schläge auf Deine niedlichen Titten. Sind die eigentlich in den letzten Wochen größer geworden?“
„Hau ab, Julian!“ Sara reichte es, obwohl sie eigentlich nichts gegen Julian hatte. Aber er merkte wieder mal nicht, wann Schluss ist.
Ende Teil 26
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