Das Anwesen, in dem sie und ihr Herr in diesem Jahr ihren Urlaub verbrachten, war traumhaft. Äußerlich ein kleines Schloss, ziemlich sicher Spätgotik. Innen modern hergerichtet, es ließ kaum Wünsche offen. Der Keller aber war der i-Punkt. Ein perfekter Gewölbekeller mit all den Einrichtungsgegenständen, die ihr Herr für Justine gern nutzte. Das Wissen, dass es auch noch eine originale Folterkammer geben sollte, ließ sie allerdings ein wenig frösteln. Der Park um das Schloss herum war auch etwas ganz Besonderes, unklar war Justine allerdings, ob dieser Park Privatgrundstück war oder ob ihn jeder frei nutzen durfte. Über diese Frage hatte sie noch nicht nachgedacht, eigentlich war die Frage erst entstanden, als ihr Herr vor wenigen Minuten verlangt hatte, dass sie sich für eine Spaziergang zurecht machen sollte. Heels, Halterlose, Corsage ? hatte er gefordert. Es war kalt draußen, das Thermometer zeigte 6°C, aber einen Mantel darüber ziehen, hätte sie nicht gewagt. Er öffnete ihr die Tür und beide traten ins Freie. Er mit Mantel, sie trug wie befohlen nur wenige Kleidungsstücke. Natürlich hatte er die neue Gerte mitgenommen. Die Kälte ließ sie zunächst gar nicht mehr daran denken, ob nur sie beide den Park nutzen konnten. Nach einigen Minuten stoppte er vor einem großen alten Baum. Die bereits daran befindliche Kette, ließ Justine ahnen, was kommen würde. Und natürlich: Er befestigte sie an dem Baum, die Arme schön nach oben gestreckt.
Ein Griff zwischen ihre Beine ließ sie diese gehorsam spreizen. Er lächelte sie an und flüsterte: ?Wenn du dich sehen könntest!? Sie zwang sich zu einem Lächeln. Er ging einige Schritte weg von ihr und sie begann zu frösteln und plötzlich schoss ihr wieder die Frage durch den Kopf, ob denn der Park Privateigentum wäre. Doch schlagartig spürte sie etwas anderes. Ein leichtes Zwicken, ein Krabbeln. Sekundenbruchteile und Justine begriff: Sie stand mitten in Waldameisen, gefesselt, wehrlos ? und er ? ihr Herr hatte es gewusst und er wusste auch, dass sie diese Tierchen hasste ? welche Frau mochte die überhaupt. Er kam langsam näher und flüsterte: ?Ameisenbisse sind gesund, meine Schöne!“ Sie zitterte, spürte sie doch die Ameisen schon an den verschiedensten Stellen auf ihrer Haut, einige mussten an den Oberschenkeln krabbeln, auch bis zu den Achseln schienen sich schon einige gearbeitet zu haben. ?Möchtest du, dass ich dir helfe?, fragte er leise. ?Bitte Herr?, flüsterte sie flehend.
Dann wollen wir mal sehen, wie gut ich das kann?, antwortete er schlug mit der Gerte zu und traf mit dem harten Lederstreifen am Ende seines neuen Instrumentes eine Ameise, die sich gerade in Richtung von Justines Innenschenkel gemacht hatte. Justine erschrak und er lächelte: ?Du hast gedacht, ich mache dich los. Aber meine Schöne, ich möchte doch meinen Spaß haben.? Er schlug zu und traf eine Ameise an ihren Oberarmen. Die Ameisenjagd wurde mehr und mehr für ihn zu einem schönen Sport. Man konnte meinen, er wartete immer solang, bis eine dort saß, wo ein Treffer auch schön weh tat. Eigentlich könnte ich doch erwarten, dass du dich schön bedankst, wo ich dir doch so helfe?, meinte er und schaute in ihre Augen. Doch ihre Lippen blieben geschlossen. ?Gut?, meinte er und stocherte mit der Gerte in das Ameisennest, worauf die Tierchen noch aktiver wurden. ?Ent…sch… schuldigt, mein Herr, ich d..danke Euch?, flüsterte sie. Er lächelte und seine Gerte begann wieder ihre Arbeit.
Nach einer halben Stunde hatte er deutlich mehr als hundert Ameisen getroffen, Justine war es wohl auch nicht mehr kalt und endlich hatte er ein Einsehen mit ihr, befreite sie aus ihrer misslichen Lage und meinte nur noch: ?Genug frische Luft, lass uns wieder zum Schloss gehen, oder…? ?Wie immer Ihr wollt, mein Herr?, antwortete sie leise. Schnell sahen sie das Schloss in der Abendsonne wieder vor sich. Justine war froh darüber, auch wenn sie das Krabbeln irgendwie immer noch spürte.
Š der_sir_m
Einen Kommentar hinzufügen