Ich betonte das ich NICHT der Autor dieser Geschichte bin. Die Geschichte ist auch für Motorradfahrer interessant 😉
Meine Stiefmutter
Zwei Leiber lagen verschwitzt auf einer Matratze, die Zudecke knödelte
sich unbequem unter den Körpern. Trotzdem wagten sie es nicht sich zu
bewegen. Durch die offene Balkontüre drang eine leise erfrischende
Brise und romantisches Mondlicht. Etwas entfernt sah man in der
Dunkelheit die Lichtreflexe des Sees schimmern. Die Atmung hatte sich
etwas beruhigt, nicht so die Herzschläge.
Es war etwas geschehen womit sie im Grunde nicht rechneten, was besser
auch hätte nicht geschehen sollen. Nur was nun? Es war traumhaft schön.
Es war nicht einfach nur einen dicken Hals loswerden. Hormone regeln.
Nein – beide erkannten dass sie soeben etwas vollzogen hatten was sich
über Monate ganz subtil irgendwie anbahnte, was sie versuchten
krampfhaft zu Vermeiden und doch irgendwann Unvermeidlich wurde.
Es war kein Sex. Es war Liebe machen. Der horizontale Ausdruck ihrer
wahren Gefühle zueinander die jetzt nicht mehr zu leugnen waren. Eine
Liebe welche von der Gesellschaft so nicht geduldet wird. Konventionen,
Normen, Vorschriften. Aber echte Liebe hält sich nicht an so etwas.
Liebe sucht sich ihren Weg, Gefühle wollen hinaus und erwidert werden.
Interessen suchen sich Gleichgesinnte. Menschen suchen Aufmerksamkeit
und Zuwendung. Findet man den perfekt passenden Menschen wird es sehr
schwierig dagegen anzugehen.
Nur was kommt jetzt? Wie geht es weiter? Die Gefühle füreinander sind
raus. Was kann man davon in den Alltag retten? Zwei Köpfe zermarterten
sich schweigend in der Nacht nebeneinander über wohl das selbe Thema.
Streichelten sich liebevoll. Der eine hatte eine weiche Haut wegen
seiner Jugend, die andere weil sie sich immer gewissenhaft pflegte und
vielleicht die genetische Veranlagung dazu hat. Das alleine aber war es
nicht. Es war eigentlich das tiefe unbedingte Vertrauen, das Gefühl
uneingeschränkt genau so genommen zu werden wie man eben war….
Aber halt, langsam, alles ganz von Vorne:
Hi! Ich bin Michael. In meinem Alter eher Mike. Viele Jahre lebte ich
jetzt mit meinem Vater alleine. Eine Männer-WG sozusagen. Das
funktionierte so eigentlich ganz prima. Auf jeden Fall besser als meine
Mutter noch mit uns lebte. Die ist vor sechs Jahren gegangen weil sie
sich was besseres gesucht hatte. Also einen Typen mit Haus, Garten,
Pensionsanspruch, Pauschalurlaub und Limousine.
Seither war ich weitgehend auf mich selber gestellt. Mein Vater muss
arbeiten wie viele andere auch. Oft im Ausland. War er Zuhause dann
vertrieb er sich seine Freizeit mit den Kumpels. Genau wie ich auch,
mit meinen Kumpels halt. Mein Leben bestritt ich mit etwas Taschengeld
und Zeitung austragen.
Wir leben jetzt auch in einem Haus – allerdings nur ein Reiheneckhaus
und gemietet. Für mich ganz in Ordnung, ich habe den Dachboden zur
alleinigen Nutzung. Ausgebaut, mit kleinem Bad und kleiner Kochnische.
In der Garage kann ich in Ruhe basteln. Am Moped.
Mal hatte mein Vater eine Freundin, mal nicht, so genau hat mich das nie
interessiert was er da unten im Haus eigentlich macht. Ich habe ja oben
mein eigenes Reich. Wenn ich spät nach Hause kam ging ich leise die
Treppe hoch, dann hat er nie mitbekommen wann ich heimkam. Wir gingen
uns halt so gepflegt aus dem Weg, jeder macht was er meint solange es
keinen Ärger gibt. Sah ich ihn mal haben wir schon bisschen nett
zusammen gequatscht, aber so richtig fanden wir nie den Draht zusammen.
Wichtig für mich sind Mopeds. Früher hochgradig getunte Roller, gleich
wo ich 18 wurde hab ich richtig aufgerüstet. Neben einem Roller für den
gewöhnliche Alltag kam eine Huzuki GSXR 750. Mit 34 PS – auf dem Papier
wegen dem Stufenführerschein. Real fast das fünffache. Meine Kumpels
sind auch alle Need for Speed. Schon immer. Einfach nur Mopedfahren, am
See paar Bierchen knallen und paar Würstchen grillen, bisschen Musik
und das Leben ist in Ordnung. So einfach kann es sein. Glücklicherweise
sind die sonst ganz in Ordnung, also keine krummen Sachen und so. Nur
Moped. Und da haben sie uns früher auch noch nie erwischt. Denn
entweder dein Moped ist original Lahm oder so schnell dass die
Sherriff’s nur blöd schauen. Zwischendrin gibt’s nix.
Heute verdiene ich mein Geld als Azubi in einer Spedition. Taschengeld
gibt’s immer noch, Dad hat anscheinend vergessen den Dauerauftrag zu
löschen. Ist mir recht. Heute muß ich auch nicht mehr zur Türe
reinschleichen, ich darf offiziell ausbleiben so lange ich noch früh
zur Arbeit aufstehen kann. So hätte es eigentlich noch ewig weiter
gehen können.
Bis sich langsam dunkle Wolken zusammenbrauten. In Form einer Frau. Erst
sah ich sie ewig nicht, hab nur gehört wie sie manchmal unten geredet
haben. Oder gefickt – aber das war nicht sehr oft und beschämend kurz.
Von der Stimme her schien es immer die Gleiche zu sein. Und im
Treppenhaus standen immer mehr Schuhe vor Dad’s Türe. Eine kleine
Größe. Wie gesagt ist mir egal was Dad unten macht, ich bin eh kaum
Zuhause. Man sah sie nun auch öfters im Ort zusammen. Und die Leute
tuschelten.
Der Keller ist der einzige Raum den wir zusammen nutzen, weil da die
Waschmaschine steht. Im Heizraum hing jetzt oft auch ihre Wäsche auf
der Leine. Und meine Klamotten daneben, die hatte sie wohl
offensichtlich mitgewaschen. Soll mir recht sein.
Irgendwann sah ich sie dann doch mal, wie sie zusammen neben der Garage
aus seinem Auto ausstiegen. Da wurde sie mir offiziell vorgestellt:
Misaki. Eine Reisfrau. Also eine Quergeschlitzte, wenn du weißt was ich
meine. Bisschen jung für seine Verhältnisse vielleicht, keine Ahnung wo
er die her hatte. Ich meine die sind ja schon immer irgendwie ganz süß,
vielleicht aus Thailand importiert, wie man so oft von älteren Männern
hörte? Meine Hand wollte sie aber dann doch nicht schütteln, nur wegen
dem bisschen schwarzen Kettenfett an der Pfote. Na ja, Frau halt. Wenn
ich die künftig so oft sehe wie das letzte halbe Jahr kann es mir eh
egal sein.
Anfangs schien mein Dad wohl öfters Zuhause zu sein, irgendwann ging er
seinem alten Trott wieder nach. Genau jenem, der auch meine Mutter zur
Weißglut und damit aus dem Haus trieb. Ich denke er mochte Misaki
durchaus, genau wie meine Mutter, er war nur zu Bequem seine
Gewohnheiten anzupassen oder zu Egoistisch etwas Rücksicht zu Nehmen.
Natürlich muß man sich in meinem Alter auch öfters einen Abschütteln
wenn man keine Freundin hat. Sonst fängt man bei absolut jedem Rock zu
sabbern an, wird man im Alltag auf Dauer einfach unerträglich und
tendiert auch dazu sich wegen Mädchen zu Blamieren. Stichwort Notgeil.
Ich nutzte die bewährte Methode der Wixvorlage am Laptop aus dem Netz,
bisschen Titten gucken und unter dem Schreibtisch oder in der Dusche
mit der Hand ausleeren. Dann ist wieder Ruhe für paar Tage und man kann
Mädchen gelassener gegenüber treten. Seit wir eine Quergeschlitzte im
Haus hatten erweiterte sich mein Interesse mehr auf Bildchen und
Filmchen mit dieser Rasse, aus purer Neugierde. Sind schon echt ganz
lecker diese Frauen. Ob die wohl in echt beim Ficken auch immer so
Quietschen? Von meinem Dad unten höre ich nur manchmal das Bett rumpeln
und sein blödes Grunzen. Eher zum Abgewöhnen.
Keine Ahnung was Misaki unten im Haus so machte, einer meiner Kumpels
sah sie in der Stadt mal morgens in eine Sprachenschule gehen. Fast
täglich ging sie Joggen. Oder fuhr mit meinem alten Mountainbike.
Manchmal kam Misaki an der Garage vorbei und wollte bisschen Quatschen,
aber ich verstehe die ja kaum. Über was soll ich mit der auch reden?
Wenigstens schien sie in Reisland auch ein Moped zu haben. Eine 400-er
Sonda. Sagte sie. Drüber raus gab’s kaum Berührungspunkte. Trotzdem kam
sie immer wieder mal vorbei. Nicht dass sie unsympathisch war, sogar
ganz im Gegenteil. Aber eine andere Welt eben.
Eines Sonntag Abends kam sie mal mit zwei Bier zur Garage, meine Kumpels
waren gerade alle gefahren. Das hört man immer recht deutlich, noch
zwei Häuserblocks weiter. Misaki setzte sich auf mein Moped und fragte
ob wir reden können. Wenigstens mal eine Frau die genau weiß wie man
sich auf ein Moped am Seitenständer setzen muß, damit es nicht
versehentlich umkippt. Das mit der 400-er Sonda glaube ich jetzt eher.
Ich saß auf einer umgedrehten Bierkiste und musste zu ihr aufsehen. So
wie sie am Bock flezte hätte sie auch beim Fotoshooting für ein
Bikermagazin sein können. Zumindest sah sie so aus, das erste Mal dass
ich sie genauer ansah. Schwarze lange Haare bis an den Arsch,
hellbraune ebenmässige Haut, schmale dunkle Augen, ziemlich dünn und
klein im Körperbau. Ihre Bekleidung stand etwas im Kontrast zu ihrem
Auftreten, sie schien bei genauerem Betrachten eher über 30 zu sein,
war stets sehr konservativ gekleidet.
„Klar können wir reden Misaki, was gibt’s?“
„Macht es dir etwas aus ohne Dialekt zu sprechen, ich verstehe dich dann
besser?“
„Kann ich machen, Misaki. Was willst du quatschen?“
„Sieht wohl so aus als wenn ich nun öfters da wäre.“ begann sie etwas
zögerlich, ich musste genau zuhören um sie zu verstehen und sah dabei
auf ihren Mund. Schöne volle Lippen, gute weisse Zähne. Angenehme
harmonische Stimme.
„Ja, sieht wohl so aus. Auf was willst du hinaus?“
„Weisst du dass ich mit deinem Vater verheiratet bin?“
„Gulp…..“ fast hätte ich den letzten Schluck Bier auf den Boden
gespuckt.
„Er hat dir das nicht gesagt?“
Kopfschütteln.
„Kann es sein dass du mir etwas aus dem Weg gehst, Mike?“
Längeres Überlegen. „Nein Misaki, aus dem Weg gehen ganz sicher nicht.
Es ist eine gepflegte Gleichgültigkeit. Sonst nix, also nix
persönliches. Ich kenne dich ja kaum. Wo kommst du überhaupt her? Woher
kennst du meinen Vater?“
„Aus der Arbeit. Ich komme daher wo deine Huzuki her kommt. Hamamatsu
Shizuoka.“
„Japan?“
„Japan!“ Längeres Zögern. Dann fuhr Misaki fort: „Weisst du, bei uns ist
die Familie ein sehr hohes Gut. Ich will dich nicht nerven, wenn du mir
aus dem Weg gehen willst respektiere ich das. Es tut mir nur etwas weh.
Dein Vater ist auch etwas Abweisend geworden.“
Jetzt tat sie mir direkt Leid. Es hatte sie sicher ziemlich Überwindung
gekostet mich anzusprechen.
„Das mit meinem Dad darfst du nicht so eng sehen, er ist halt ein
Eigenbrötler. Ich denke der mag dich schon ganz gerne. Aber er ist eher
so der Typ einsamer Wolf. Er kommt gelegentlich aus dem Wald um sich zu
Paaren oder ein Schaf zu reißen aber sonst sieht man ihn nicht. Nur
manchmal heult er Nachts den Mond an. Du siehst selber wie oft er mit
mir redet und wir haben rein garnichts gegeneinander. Der war schon
immer so. Ich gehe dir auch nicht aus dem Weg, ich weiß halt nicht was
ich reden soll. Das ist alles.“
„Dann können wir uns besser kennenlernen?“ Ihre Miene erhellte sich
etwas.
So wirklich Begeistert war ich nicht, sagte aber trotzdem zu: „Klar,
können wir.“
„Würdest du mich mal auf deinem Motorrad mitnehmen? Ich vermisse das aus
meiner Heimat und hier darf man ja so schnell fahren wie man will?“
Auch das noch. Eine Frau auf meinem Moped. Kurzes Überlegen. Ach was
soll’s, die 50 Kilo hinten drauf machen das Kraut nicht Fett, einmal
geht schon und dann ist Ruhe. Je eher umso besser.
„Am kommenden Samstag? Da fahren wir an den Stausee?“
Misaki lächelte. „Samstag. Hast du Schutzkleidung für mich?“
„Nein, Kindergröße hab ich nichts.“
Sie grinste. „Gut, ich schicke heute noch eine SMS nach Hause, lasse mir
mit Luftfracht meine Sachen von meinen Eltern schicken, das kommt noch
bis Freitag an. Dann bis Samstag!“
„9 Uhr hier vor der Garage.“
„Gute Nacht!“
Misaki sprang behende vom Bike und ging erleichtert. Ich war weniger
begeistert, spülte das restliche Bier die Kehle hinab und räumte das
Werkzeug in die blaue Kiste. Auf was hatte ich mich da jetzt wieder
eingelassen? Egal. Sie hatte recht. Wenn man schon unter einem Dach
lebt muss man sich ja nicht aus dem Weg gehen. Irgendwie schien sie
ganz in Ordnung. Holte nochmal den 5-er Inbus aus der Kiste und
schraubte den abdeckenden Höcker vom hinteren Teil der Sitzbank. Da saß
noch nie wer hinten drauf.
Die Arbeitswoche verging ereignislos, der Arbeitsweg und die
allabendliche Eisdiele war mit dem Roller billiger zu bewältigen. Vor
allem einen Roller klaut keiner. Ich freute mich auf den Ausflug mit
den Kumpels. Was ich von Misaki und der Reaktion meiner Kumpels auf
meine Stiefmutter halten soll war noch nicht ganz eindeutig. Jedenfalls
kam ihr Paket aus Japan offensichtlich rechtzeitig.
Ebenso rechtzeitig stand Misaki am Samstag von meinen Kumpels viel
beachtet neben der Garage, als ich mein Moped hinter dem Roller hervor
pulte und in die morgendliche Sonne schob. Man sah genau wie die Jungs
sie Aufmerksam musterten, deren Gedanken konnte man Erahnen.
Misaki’s Bekleidung in Form der Lederkombi wirkte abermals etwas
unpassend zu ihrer sonstigen Erscheinung, das abgetragene Leder war in
den Werksfarben von Sonda, hatte zahlreiche Kratzspuren und der Helm in
den Farben eines bekannten Sponsors lackiert, mit mehreren
Abreissvisieren versehen. Die Knie und Ellenbogen recht ausgeleiert,
abgeschliffene Pad’s auf den Klettflächen, seitlich abgeriebene Sohlen
an den schweren Stiefeln. Seltsam. Sehr seltsam!
Wenige Augenblicke lief der Motor warm, derweilen stopfte sie ihren
kleinen Rucksack in den meinigen und nahm diesen selbstverständlich auf
den Rücken, kletterte dann umständlich hinter mich auf den erhöhten
Soziasitz. Ich als einziger mit Sozia, alle anderen alleine. Auch ein
neues Gefühl. Aber ihr Federgewicht merkte man kaum, sie wusste genau
sich unauffällig zu Verhalten, nach nur wenigen Metern verschmolz sie
mit Moped und Fahrer. Mehrmals musste ich mich vergewissern ob sie noch
da war.
Der Weg zum Stausee ist so ein Thema für sich. Kleine Nebenstrecken,
wenig Verkehr. Erst fängt immer alles ganz gemütlich an, man tuckert so
vor sich hin. Also das was die Jungs halt tuckern nennen. Irgendwie
schaukelt sich das aber immer weiter hoch. Das ist jedesmal so. Blöd
ist auch dass ich fast das kleinste Mopped habe. Nur Konrad hat eine
675-er Daytona, aber die ist so stark getunt dass sie fast so schnell
ist wie meine 7½ -er. Dazu noch mein Ballast hinten drauf. Ich hätte im
Frühling beim Kauf gleich die 1000-er nehmen sollen.
So entwickelt sich die letzte halbe Stunde dann immer eine regelrechte
Hatz, wie eine Treibjagd. Konrad – der Hirnloseste – vorneweg. Dahinter
Fireblade, R1 oder paar grüne Ninja’s bunt gemischt, je nachdem wer
alles mitfährt. Ganz hinten ich, hab ja erst paar Wochen die große
Pappe. So ein mächtiger 4-Zylinder ist halt doch was anderes wie ein
getunter 125-er Roller.
Wir kamen dann also am Stausee mit kompletter Mannschaft an, ich betone
das so ausdrücklich weil das nicht immer selbstverständlich ist. In der
Rollerzeit starben unterwegs immer reihenweise die frisierten Motoren
wie die Fliegen. Mit den großen Moped’s bleibt schon mal der eine im
Acker liegen oder der andere „parkt“ unter einer Leitplanke.
Glücklicherweise ist noch nichts schlimmeres passiert.
Wir finden dann auch immer gleich einen passenden Platz am Stausee, bei
so einer Horde schwer belederter Jungs wollen brave Familienväter
meistens keine Territorialansprüche durchsetzen. Obwohl wir eigentlich
ganz Harmlos sind. Kam es mir nur so vor oder belauerten alle irgendwie
Misaki? Jeder tat so gleichgültig wie möglich, trotzdem schielten alle
zu meiner Stiefmutter.
Es dauerte etwas bis sie sich mit wilden Bewegungen der Hüfte und des
Oberkörpers aus dem engen Leder gepult hatte. Darunter trug sie weiße
Shorts und direkt gleich ihren weissen Badeanzug. Sie zog ihren
Rucksack aus dem meinigen heraus, fischte daraus ein großes Handtuch
und eine kleine Plastikflasche, breitete jenes Handtuch auf der Wiese
aus. Täusche ich mich oder war es noch nie so Ruhig wenn wir wo
ankamen? Die Jungs drapierten ihre Luftmatratzen in respektvollem
Abstand, so dass mir der Platz direkt neben Misaki blieb.
Die Frau setzte sich, öffnete ihren Zopf und begann sich mit einer
Bürste die langen schwarzen Haare zu kämmen. Das dauerte ewig, jede
Bewegung interessiert verfolgt. Nicht nur von den Jungs, sondern auch
von besagtem benachbartem Familienpapi. Anschließend begann sich Misaki
auf der Vorderseite mit Sonnencreme einzureiben. Gütiger, was für ein
sinnlicher Anblick. Keine Ahnung ob sie merkte was sie in diesem Moment
anrichtete, ob sie sich der Aufmerksamkeit bewusst war. Zwei der Jungs
legten sich auf den Bauch, ich konnte mir schon denken warum.
Vielleicht war sie einfach den Umgang mit vielen Männern gewöhnt?
Dann ein suchender hilfloser Blick um sich herum mit der Tube in der
Hand, es war klar was sie wollte. Unterstützung. Glücklicherweise blieb
der Blick dann an mir hängen, mit einem entschuldigenden Lächeln
reichte sie mir die Tube und drehte mir den Rücken zu, nahm die offenen
langen Haare nach vorne über die Schulter, streifte die elastischen
Träger vom Rücken und hielt den Badeanzug mit überkreuzten Händen vor
den Brüsten. In diesem Moment beneideten mich 8 Jungs. Und der Nachbar.
Etwas Vorsichtig und Unsicher begann ich die weisse Lotion auf Nacken,
Rücken und Schultern zu verteilen. Am Nacken hätte man sich das sparen
können bei dieser wallenden Haartracht. Soweit dachte ich nicht, wollte
Pflichtbewusstsein demonstrieren. Etwas irritierte mich ihr Körperbau.
Eigentlich schlank, Oberarme und Nacken jedoch steinhart und
Verhältnismäßig stark konturiert.
Die Wirbelsäule zeichnete sich deutlich durch die glatte Haut. Von
hinten sah sie aus wie ein ganz junges Mädchen, nur im Gesicht konnte
man vielleicht ihr wahres Alter vermuten. Wobei wir Europäer die
Asiaten eh schlecht schätzen können und paarunddreissig Jahre ist ja
auch kein Alter, wenn es noch so dermassen lecker dargeboten wird wie
im Falle von Misaki. Wenigstens einen guten Geschmack hat mein Dad.
Jede Rundung, jeden Muskel, jede Kontur versorgte ich gewissenhaft mit
Lotion.
„Du darfst jetzt aufhören Mike, die Haut wird schon ganz blass vom
vielen Reiben. Danke!“
„Äh jaa, entschuldigung…..“ Die Jungs kicherten. Keine Ahnung, das war
die erste Frau die ich einschmierte, wegen mir hätte es noch durchaus
gründlicher sein dürfen?
Misaki legte sich auf den Bauch, legte die Haare neben den Kopf, ließ
sich den Rücken von der Sonne schmeicheln. Vom Po konnte man nur
Vermuten wegen den weiten Shorts. So kehrte langsam etwas Ruhe ein,
jeder döste bisschen vor sich hin, las Zeitung oder sah den Nachbarn
zu.
Nach einer Zeit schien Misaki vom Schlaf aufzuschrecken, orientierte
sich kurz, sah mich an.
„Mike, gehen wir etwas schwimmen?“
„Klar, deswegen sind wir da?“
Behende stand Misaki auf, die weite Short war schnell am Boden abgelegt.
Jetzt sah man ihren atemberaubenden Po. Zwei kleine harte Kügelchen,
der straffe elastische Stoff rutschte etwas zwischen die Backen,
betonte damit den Hintern auf waffenscheinerforderliches Niveau. Wir
gingen zum Wasser, begannen zu Schwimmen. Wobei ich nicht lange
mithalten konnte.
„Ich kehre dann mal wieder um….“
„Gut Mike, ich drehe noch eine Runde…..“, dann erhöhte Misaki abermals
ihr Tempo und wechselte ins Kraulen. Da hätte ich nie mitgehalten.
Langsam plantschte ich zurück, blieb im flachen Wasser neben Eddy
sitzen, pisste unauffällig aus der weiten Boxershort heraus in den See
(Grüße nach Neudorf, der Stausee ist euer Trinkwasser!), quatschte eine
ganze Zeit mit Eddy über seine Ninja und wir begafften zusammen
fachmännisch andere Mädchen.
Irgendwer bemerkte irgendwann zu mir: „Wo ist eigentlich deine Mutter?“
„Meine Stiefmutter!“ verbesserte ich, suchte den Horizont bis zum
gegenüberliegenden Ufer ab. Wir sahen weit draussen einen Schwimmer,
waren uns nicht sicher. Gingen zum Bademeister auf dem Hochstuhl. Ob
ihm eine kleine Frau aufgefallen ist? Wir vermissen jemand.
„Ja, die ist mir länger schon aufgefallen,“ er führte sein Fernglas
nach, „die schwimmt da draußen. Aber kein Grund zur Sorge, das sieht
bei der absolut professionell aus, die zieht voll durch und macht sowas
anscheinend öfters. Wenn sie Müde ist wird sie schon wieder kommen.“
So war es dann auch. Nach zwei Stunden. Und vier Runden um den
kompletten See. Die Frau war ein Konditionswunder. Joggen,
Mountainbike, jetzt war der Triathlon komplett. Wenn ich nur ein
viertel ihrer Energie hätte….
Viel beachtet dann ihr wackeliges verlassen des Wassers auf dem
steinigen Grund. Ihre kleinen harten Muskeln vom kalten Wasser und der
vielen Bewegung stark konturiert, die langen Haare klebten am Körper.
Die winzigen Brustwarzen wollten durch den dünnen Stoff stanzen, der
Schamhügel erhob sich gut sichtbar unterhalb des flachen Bauch.
Keine Ahnung ob ihr das bewusst war, aber der Badeanzug war an den
wichtigen Stellen leidlich Transparent, das heisst man sah die dunklen
Brustwarzen leicht durchschimmern und obwohl im Schritt aufgedoppelt
blieb es so durchsichtig dass Schamhaare eben nicht erkennbar wurden.
Dafür zog es das elastische Gewebe etwas in die kleine Pflaume.
Obwohl sie ziemlich klein ist erschienen ihre schlanken Beine mit diesem
hoch ausgeschnittenen Badeanzug im Verhältnis zum Körper ellenlang.
Seitlich am Brustkorb durch die Ausschnitte der Brustansatz zu
Vermuten. Sie ging langsam und andächtig, legte sich auf ihr Handtuch.
Und drei Jungs legten sich plötzlich auf den Bauch.
Wie immer machten wir, oder besser die Anderen später am See Blödsinn,
vor allem nachdem paar Bierdosen geleert waren. Diesmal vielleicht
sogar etwas mehr Unfug wie sonst, der Eine oder Andere musste sich wohl
vor der schönen Frau profilieren. Ich hielt mich zurück, wollte nicht
unangenehm auffallen, keine Ahnung ob oder was sie Dad erzählen würde.
Die Zurückhaltung wurde dann zu meinem Nachteil, denn ich holte mir eine
Verletzung an der Hand beim toben der Anderen, irgend ein Trottel trat
drauf als ich in der Sonne döste. Die Schwellung ging trotz kühlen im
See bis zum Abend nicht zurück. Heimfahren damit schwer möglich. Misaki
sah sich das genau an, sagte dann: Sie fährt!
„Also Misaki, das ist ein echtes Motorrad, kein 400-er Moped.“ Sagte ich
etwas Überheblich.
„Ich weiß.“ Sie lächelte milde. „Wir können ja aber auch mit dem Bus
heimfahren und dein Moped inzwischen hier stehen lassen?“
Volltreffer. Sie wusste das käme niemals für mich in Frage. Also saurer
Apfel und unter den spöttischen Blicken der Kumpels hinten drauf
klettern. Misaki kam mit den Zehenspitzen gerade eben so auf den Boden,
musste sich weit an die Stummellenker strecken, wir mussten im Stand
sehr vorsichtig balancieren. Als die Fuhre dann mal rollte ging es
halbwegs. Sie machte mehrere Bremsproben und Einlenkversuche, fuhr
einen kurzen imaginären Slalom, probierte etwas mit Hebeln und
Bedienelementen. Schon nach wenigen Kilometern war sie im Element, sie
muss wohl Zuhause recht viel gefahren sein, so fährt keine Anfängerin.
Die Kumpels wollten sie anscheinend testen, fuhren fast genauso schnell
wie sonst auch. Schon nach 50 Kilometern blieb Misaki eng hintendran.
Nach einer Stunde wurde sie mit den Drehzahlen mutiger, vor allem beim
Überholen. In den Kurven ließ sie stehen, paarmal flitzten
Begrenzungspfosten in Kopfhöhe an mir Vorüber. Ich bekam echt Angst.
Das letzte Stück bog sie plötzlich zackig auf die Autobahn ab, ließ die
anderen auf der Landstraße davon ziehen, ich schiss mir fast in die
Hose. Was hat sie vor? Das heisst Autobahn, mein Moped war noch nie da
drauf. Wenn man dort mit dem Motorrad was zu suchen hätte hieße es auch
Mopedbahn? Was sagte Misaki noch? Hier darf man so schnell fahren wie
man will? Erst wollte ich noch lautstark protestieren. Wollte.
Denn sie zog noch in der Auffahrt den Hahn voll auf. Zweiter Gang fast
ausgedreht um die Kurve, die Fußraste kratzte Leicht am Boden, die
Drehzahl schwankte Unregelmässig, das heisst das Hinterrad hatte
Schlupf. Beim dritten Gang voll wurde das Vorderrad noch etwas leicht.
Ist die Bescheuert? Am Ende der Beschleunigungsspur kam der vierte und
Misaki zog durch.
Klar, mein Moped ist komplett entdrosselt, auch die Leistungsbegrenzung
in den ersten drei Gängen. Aber noch nicht eingefahren. Ich hatte bis
dahin ehrlich keine Ahnung was geht, war selber Überrascht…..
nicht….. Ich hatte nackte blanke Angst.
Die Autobahn hat zwei Spuren. Eigentlich, dachte ich. Und mein Moped hat
hervorragende Bremsen. Verflucht, warum benutzt sie die dann nicht? Sie
war im sechsten Gang, voll ausgedreht. Der lärmende Fahrtwind riß an
meinem Kopf, Misaki war klein genug dass sie komplett hinter der
schlanken Verkleidung verschwand. Festkrallen mit einer gesunden Hand,
die Bauchmuskeln schmerzhaft angespannt vom reinstemmen in die hohen
Fußrasten.
Zwei Spuren? Anscheinend hatte ich in der Fahrschule etwas versäumt oder
in Japan ist die Standpur zum Überholen da und der Meter Bahn vom
Mittelstreifen bis zur Leitplanke extra für die schnellen Mopeds
freigehalten? Hupen hörte ich niemand, zu schnell flitzten die Autos an
uns vorbei. Von Vorne nach Hinten. Dann wurde der Fahrtwind endlich
wieder leise und kurze Zeit später waren wir Zuhause.
Ich war nicht mal mehr wütend, sondern nur noch geschockt und tief
erleichtert.
„Frau, bist du bescheuert? Hast du Kamikaze-Gene im Blut?“ meine Stimme
klang sicher nicht sehr freundlich.
Misaki grinste nur fröhlich. „Geht echt gut, dein Moped. Habe ich
vergessen zu erzählen dass ich in Japan unter anderem den Sonda
Markenpokal auf einer RS 400 mitgefahren bin?“
Jetzt wurde mir so einiges klar, aber in Ordnung war das sicher nicht.
„Trotzdem gelten bei uns noch Verkehrsregeln!“
Wahrscheinlich war ich mehr wütend über mich selber dass ich mir von
einer Frau den Schneid hatte abkaufen lassen.
Die Frau grinste immer noch in sich hinein, schien komplett Entspannt.
„Danke für den schönen Tag, hoffentlich nimmst du mich mal wieder mit?“
„Gute Nacht!“
Meine Wut verrauchte langsam. Nochmal mitnehmen? So sicher war ich mir
da nicht. Nicht nochmal so einen kriminellen Stunt! Aber eigentlich war
sie echt ganz in Ordnung, ich hatte sie nur völlig Unterschätzt, begann
sie in einem ganz anderen Licht zu sehen.
Mit schlurfenden Schritten in den schweren Stiefeln und mit
quietschender Lederkombi ging sie zum Haus, nahm unterwegs ihren Helm
ab und schüttelte die langen Haare aus. Ein schöner Anblick.
Unter der Woche sah ich sie manchmal wenn sie mit ihren hautengen
Gymnastikhosen vom Joggen kam oder in ihrer klassischen Bekleidung zum
Einkaufen. Immer öfters entspann sich ein kurzer oberflächlicher
Plausch, ich begann sie in meinem Umfeld zu Akzeptieren. Ertappte mich
manchmal dabei ihre Gesellschaft zu Genießen.
So unternahmen wir dann doch noch öfters was zusammen, so schnell können
Vorsätze kippen. Frauen machen eigene Regeln denen ich noch nicht
gewachsen war. Misaki kam nun auch Abends gelegentlich mit an die
Eisdiele, zur Freude meiner Kumpels. Der lockere unkomplizierte Kontakt
zu meinen Freunden ließ sie aufblühen, trotzdem hatte sie strikte
Grenzen was baggern betraf. Ab einem bestimmten Zeitpunkt blieb sie
total Altmodisch und Konservativ. Mein Dad war zu der Zeit kaum noch
Zuhause.
„Mike, du arbeitest doch in einer Spedition?“ fing sie eines Abends mal
an.
„Ja, warum?“
„Dann könnte ich mir mein Motorrad von daheim schicken lassen und du
hast dein Moped wieder für dich alleine? Doppelten Spaß für uns Beide?“
„Klar, gute Idee! Ich frag gleich morgen mal meinen Vorarbeiter.“
Innerlich zweifelte ich ob die Idee tatsächlich so gut war, ich hatte
mich mittlerweile an das schöne Gefühl mit ihr hinten drauf durchaus
gewöhnt. In meiner Ansicht waren Frauen als Zierde für den Rücksitz
wesentlich geeigneter, noch dazu wenn wie bei Misaki die langen Haare
sorgsam zu einem Zopf gewunden am Rücken baumelten.
So stand also drei Wochen später eine Holzkiste im Hof vor der Garage.
Mit zwei großen Schraubendrehern begannen wir die Holzplatten
aufzuhebeln. Langsam wurde ein Motorrad sichtbar auf einem
provisorischen Lattengestell, wild in Luftpolsterfolie eingewickelt.
Auch diese wich dem Teppichmesser.
„Mensch, das ist ja eine echte RS 400!“
„Sagte ich doch.“
„Schon! Replika’s gibt’s viele. Aber die ist Original! Eine V4!“
„Ja, eine von vielleicht 80 Stück.“
„Wo hast du die Kohle her? Die kostet minimum 90.ooo Euro?“
Misaki zuckte nur lässig mit den Schultern. „Ich hab sie so bekommen,
das ist eine lange Geschichte.“
Ich begann zu suchen. „Wie willst du die auf der Straße fahren? Die hat
ja weder Licht, noch Blinker oder Spiegel. Und Slikreifen! Gut, Reifen
mit Profil können wir hier besorgen, aber das andere?“
„Schau mal in dem Karton da, ich sagte sie sollen mir alles mitschicken
was man für die Straße braucht. Wir müssen nur noch montieren. Hilfst
du mir, Mike?“
Ich wühlte in einer großen Schachtel. „Hier ist ja sogar ein
Nummernsc***d mit dabei! Original Japan, das versteht hier garantiert
keiner. Und ein kompletter Kabelbaum, eine kleine Batterie,
Lichtanlage. Das wird ziemlich Arbeit. Wir warten bis Konrad heute
Abend kommt, der ist Elektriker und kennt sich aus mit sowas.“
Wir bastelten noch bis spät in die Nacht. Dann der Moment der
Probefahrt. Kanister Sprit in den Tank. Zündschlüssel oder gar
Lenkschloss war nicht, nur ein mit einer roten Klappe abgedeckter
Schalter, wie bei einem Kampfjet.
>>>Klak<<
Lampen, wahrscheinlich ein Schaltblitz. Ich suchte den Starterknopf.
Misaki grinste: „Da kannst du lange suchen. Das ist eine originale RS,
die hat keinen Starter. Schieben bitte!“
Sie setzte sich auf den schlanken Sitz, drückte einen Gang rein, zog die
Kupplung. Konrad schob sie paar Schritte an, die profillosen weichen
Sliks schmatzten klebrig auf der Straße. Misaki hüpfte auf den Sitz und
ließ gleichzeitig die Kupplung kommen. Keine Frage, die weiß wie sowas
geht!
Sofort bellte der V4 seine unregelmässige Zündfolge in die laue Nacht.
Wow! Sowas von Sound! Nicht übertrieben Laut, keine Lichter gingen in
der Nachbarschaft an. Es war mehr wie das aggressive Fauchen einer
Wildkatze. Gierig drehte der kleine Motor blitzartig bei jedem Gasstoß
hoch, es dauerte etwas bis die Vergaser ohne Kaltstartanreicherung
einen stabilen Leerlauf ermöglichten. Misaki fuhr paarmal leise die
Straße auf und ab, wechselte in die Seitenstraßen. Hinter den Häusern
hörte man sie kaum. Unglaublich dass dies ein hochgezüchtetes
Rennmotorrad sein soll.
Als sie wieder kam sah man zuerst ihre Zähne vor dem Scheinwerfer. Sie
grinste bis zu den Ohren.
„Können wir morgen noch normale Reifen beschaffen? Denn ich denke dass
diese hier nicht mal bis zum Stausee halten werden.“
„Klar Misaki, können wir. Du würdest mit diesen Schlappen auch nicht die
erste Verkehrskontrolle überstehen.“ Sie ging absolut davon aus uns auf
der nächsten Tour auf eigenen Rädern zu begleiten.
So hatten wir immer mehr Berührungspunkte im Alltag, immer mehr
gemeinsam zu Reden, zu Beschaffen, zu Planen. Plötzlich merkte ich wie
nah mir Misaki geworden ist. Klar habe ich viele Kumpels und auch paar
gute Freunde. Sie jedoch ist mehr als Freund. Misaki ist genau die
Mutter oder der Vater, die ich mir so sehnlich wünschte. Immer ein
offenes Ohr, für alles einen guten Rat. Trotzdem total Cool und
unkompliziert, oft etwas durchgeknallt.
Auf einmal tat es mir Leid wenn ich mich Abends von ihr verabschiedete,
auch wenn ich sie am nächsten Tag wiedersehen sollte. Ertappte mich
sogar häufiger dabei des Nachts ins Haus hinein zu Lauschen ob mein Dad
sie vielleicht poppt. Ich mein sie sind Verheiratet, es wäre sein gutes
Recht. Trotzdem hätte es mich gestört. Mein alter gelangweilter Dad und
diese Gottheit von Frau. Eigentlich müsste Misaki unbefleckt bleiben.
Ich weiß, das klingt jetzt voll bescheuert. Aber ich empfand es eben
so.
Mein Dad zog sich in dieser Zeit immer mehr zurück. Ich vermute er hat
sich mit dieser neuen Ehe psychisch etwas übernommen. Zu verlockend war
für ihn die junge schöne Frau. Er übersah dabei jedoch seinen
Einzelgänger-Charakter. Den kann man vielleicht eine Zeit lang
unterdrücken, jedoch niemals ganz Ablegen.
Und Misaki ist schön. Unglaublich schön. Exotisch schön. Sie zieht sich
immer Flott, trotzdem irgendwie konservativ an, niemals Nuttig oder so.
Der Rock immer lang genug, Blusen nie durchsichtig, Hosen nicht
Hauteng. Aber sie hat was. Man sieht sie gerne an. Ihre höfliche
Zurückhaltung, sie drängt sich niemals in den Mittelpunkt, auch wenn
sie das eigentlich in einer Horde spätpubertierender Jungs eigentlich
wäre.
Die erste größere Ausfahrt ging dann von Freitag bis Sonntag wohin? Na
Klar, klassisch an den Gardasee zum Pizza-Essen. Am Freitag nachmittag
Sechs Stunden Fahrt, durch das kleine Volk der Raubritter hindurch und
schon ist man im Land der Träume. La dolce Vita. Coole Stimmung, guter
Wein, leckerstes Essen, entspannte Leute und unzählige verschlungene
kleine Passstraßen. Die Jungs gingen auf den Campingplatz, Misaki kann
außer einem kleinen Rucksack sonst keinerlei Gepäck auf ihrem Moped
mitnehmen, suchte sich deshalb eine einfache Pension gleich in der
Nähe.
Ich selber war etwas unentschlossen, wollte einerseits mit den Jungs im
Zelt bleiben um nicht als Muttersöhnchen verschrien zu werden, Männer
in diesem Alter können bei sowas grausam und penetrant sein sein.
Andererseits, eine Toilette und Dusche im Zimmer, ein brauchbares Bett
und wenn es nur das Sofa wäre…. Beide Optionen ließ ich mir offen,
wollte eben kurzfristig nach Situation entscheiden, deponierte meinen
Tankrucksack einstweilen bei Konrad im Zelt. Die erste Nacht schlief
ich dann auch im Zelt.
Die mopedfreie Zeit am Samstag verbrachten wir alle zusammen am
Campingplatz, misstrauisch beäugt vom rastlosen Platzwart, der ständig
seine Runden mit dem alten Klapprad drehte. Aber die meiste Zeit waren
wir eh unterwegs. Misaki war jetzt nicht mehr zu bremsen. Am Tag zuvor
bei der Hinfahrt noch mitleidig belächelt wegen ihrer kleinen 400-er
zeigte sie bald wo der Hammer hängt. Bei der Anreise wollte sie
offensichtlich einfach noch ihr Material schonen oder den Motor
einfahren, nicht jeder erkennt so etwas, viele pubertierende Jungs
deuten sowas als Feigheit oder als Sonntagsfahrerin.
In den Bergen selbst sah man sie nur kurz noch von Hinten, Misaki kam
erst wieder in Sicht als sie an der nächsten Kreuzung wartete weil sie
den Weg nicht weiter wusste. Die Jungs waren irritiert. Das soll eine
400-er sein? Ok, von der Größe her und vom Klang ist es ein kleines
Moped. Aber warum kamen sie mit ihren 1000-ern einfach nicht ran? Auf
den kurzen Geraden fuhren sie manchmal noch nebenauf. Zwei Kurven
später war sie weg. Was zum Teufel hat dieses kleine Ding eigentlich
Leistung? Wieviel dreht die? 18.ooo Umdrehungen? Und das blitzartig.
Der anfängliche Spott wich Ehrfurcht.
Armin wollte es nicht glauben, bat Misaki beim Mittagessen ob sie
nichtmal für eine Stunde die Mopeds tauschen könnten. 400-er gegen
Feuerklinge. Misaki willigte ein. Die Folge war dass Armin wegen dem
wendigeren und leichteren Moped nun auch etwas flotter wurde, an Misaki
kam trotzdem keiner mehr heran. Man sah jetzt nur besser wo sie lang
gefahren war, in nahezu jeder Kurve waren tiefschwarze Striche vom
Driften und Beschleunigen, Armin begann zu Bereuen und hoffte dass er
mit diesen Gummis noch bis Deutschland kam. Irgendwann gaben sie es
kollektiv auf ihr auch nur Ansatzweise folgen zu wollen.
Gegen Einbruch der Dunkelheit kamen wir zurück an den Campingplatz.
Zuerst Misaki, fünf Minuten später die Jungs mit mir, zwei Minuten
dahinter ein lilafarbener Alfa Romeo mit weisser Aufschrift: Polizia
Municipale. Die beiden Sherriff’s sprangen aufgebracht heraus, schrien
aufgeregt:
„This is Italy. Not Amerika. No Superbike!“ wild fuchtelte der Polizist
aufgebracht mit seinen weissen Handschuhen und einem weissen
Schlagstock. Energisch wollen beide wissen wer wie ein geisteskranker
mit diesem Motorrad da (dabei deuteten sie auf die Feuerklinge) über
einen halben Kilometer auf dem Hinterrad über die Landstraße fuhr. Sie
wollten den Fahrer direkt aufhalten, sind aber nicht nachgekommen. Die
Jungs grinsten, so erging es ihnen schon den ganzen Tag.
Misaki meldet sich. „Sorry Sir, i was!“
Signore Polizia zweifelt. Sie soll niemanden schützen, sie soll sagen
wer wirklich gefahren ist.
„Ich!“ sagte Misaki.
Weiteres Zweifeln. Wenn sie jetzt weiter lügt dann bekommt sie eine
Strafe wegen Behinderung der Justiz und Falschaussage. Wem gehört
dieses Motorrad da? Armin trat vor.
„Das macht dann 250 € Penalty! Oder wir beschlagnahmen das Motorrad!“
Eilig holte Misaki ihre Brieftasche aus dem Rucksack und bezahlte die
geforderte Summe. Quittung bekam sie keine, bestimmt hatten die das vor
lauter Aufregung „vergessen“.
„Ihr Deutsche seid so Helden, müsst euch hinter einer Frau verstecken!“
ätzte der ältere der Polizisten auf Englisch, wie er das Geld in seiner
weissen Umhängetasche verstaute.
„Wir haben wenigstens keinen BungaBunga als Präsidenten und unsere
Soldaten haben die Absätze nicht an der Stiefelspitze.“ den letzten
Einwand auf Deutsch aus dem Hintergrund verstanden sie entweder nicht
oder ignorierten es. Vielleicht besser so.
Der Abend verging dann mit äusserst ausgelassener Stimmung in der
Pizzeria des Campingplatzes. Misaki saß neben mir, wirkte ausgesprochen
Glücklich. Scherzte, Blödelte. Hauptthema waren natürlich die zwei
Polizia’s. Der Spruch: „This is Italy. Not Amerika. No Superbike!“ wird
wohl in die Analen eingehen.
Das Verhalten der Jungs gegenüber Misaki veränderte sich Deutlich. Sie
war nicht mehr nur das hübsche Beiwerk, die zum Anglotzen geduldete
Sozia. Sie hatten echte Ehrfurcht vor ihr. Misaki bog immer wieder vom
Thema ab und nahm sich aus dem Mittelpunkt heraus wenn die Jungs sie
neugierig nach ihrer Vergangenheit befragen wollten.
„Ich bin eben ein Naturtalent und bin in meiner Jugend mal den
Sonda-Markenpokal zur Nachwuchsförderung mitgefahren.“ der Versuch
einer bescheidenen Erklärung. Nur warum glaubte ihr das Niemand? Warum
war ihre 400-er fast schneller wie eine serienmässige 600-er? Warum
waren die Reifen so breit wie bei einer 750-er, die Bremsscheiben aus
Keramik so groß wie Kanaldeckel und die Einarmschwinge war dick wie ein
Unterarm? Schnellwechsler an den Radnaben? Carbonverkleidung?
Alurahmen? Vergaser so dick wie Dachrinnen? Zweifel über Zweifel und
keine plausiblen Antworten.
Die anderen Jungs genossen den Wein, hatten kaum Hemmungen wegen dem
kurzen Heimweg ans Zelt. Ich mag Wein nicht ganz so gerne, hielt mich
auch wegen meiner Stiefmutter etwas zurück. Mein Vater muss ja nicht
alles Erfahren. Bald zogen sich alle zurück. Fast alle. Nur Misaki war
noch munter.
„Was machen wir jetzt? Zum schlafen ist es noch viel zu Früh.“ Die Frau
ist voller Energie.
„Hmm, keine Ahnung?“
„Würdest du noch mitkommen zum Tanzen? Ich dachte am Ortseingang direkt
unten am See eine Disco gesehen zu haben?“
Eigentlich war ich wenig begeistert, wollte Misaki aber auch nicht
alleine auf die italian Stallion loslassen. Sagte zögerlich zu.
„Gut, ich gehe kurz ins Zimmer zum Umziehen. Treffen wir uns in 20
Minuten vorne bei der kleinen Kirche?“
Zustimmendes Nicken. Das Moped ließ sie im Pulk bei den Jungs stehen.
Ich war schnell umgezogen, eine kurze Dusche im Sanitärhäuschen. Konrad
schnarchte im Zelt Laut vom vielen Wein, nicht sehr einladend. Langsam
schlenderte ich die Hauptstraße entlang, viele junge Leute kamen mir
ausgehfertig entgegen. Komischerweise interessierten mich die anderen
Mädchen kaum, obwohl diese sehr sommerlich gekleidet waren.
Dafür interessierte mich Misaki, welche soeben im dichten Verkehr die
Straße überqueren wollte. Aber bei so einer Signorina halten
selbstverständlich alle Italiener. Misaki war ebenfalls sehr sommerlich
gekleidet. Gut, sie hatte ja nicht mehr Platz in ihrem kleinen Rucksack
als für Zahnbürste und für dieses Bisschen von Klamotten, versuchte ich
mich zu Beruhigen. Boahhh, einfach Boaahhhh!
Sonst immer mit ihrer Garderobe so dezent auf Understatement bedacht
stand sie vor mir, ich musste im Laternenlicht mit Gewalt meinen Blick
in ihr Gesicht zwingen. Sie trug nun einen ziemlich engen schwarzen
Minirock, ein knappes weisses Top mit zierlichen Trägern und Bauchfrei.
Über Unterwäsche kann ich jetzt nicht spekulieren, zumindest zeichnete
sich nichts durch die engen Stoffe durch. Dazu ziemlich hohe weisse
Sandaletten, nur ein schmales Riemchen über die Zehen und ein
Fesselriemchen mit kleiner Schnalle. Trotzdem konnte sie Halbwegs damit
laufen.
Die Jungs hätten bei diesem Anblick wohl zu sabbern begonnen. Ich hatte
etwas Einschränkungen beim gehen, denn meine Aufmerksamkeit galt mehr
meiner Stiefmutter als dem etwas unebenen Untergrund des Fußweges.
Nach ein paar Minuten passierten wir eine Steinmauer, Misaki regte an
uns etwas zu setzen. Wir liessen die Beine und die Seelen auf der
Seeseite baumeln. Meine Stiefmutter sah Sehnsüchtig über den dunklen
See und auf die Schatten der Berge gegenüber, der Mond ließ die kleinen
Wellen im Wasser Lichtreflexe zaubern.
Ich sah gierig möglichst unauffällig auf ihre Beine und Füsse. Die
strammen Rundungen der Beine, der viele Sport formte eine knackige
Figur aus. Ihre kleinen Füßchen mit den filigranen Knabberzehchen, die
Nägel mit einem Zartrosa lackiert. Die zierlichen hellen Schuhe in
starkem Kontrast zu ihrer leicht dunkleren Hautfarbe.
Misaki sinnierte laut vor sich hin, ich hörte nur auf ihre schöne
Stimme, der Inhalt ging irgendwie an mir Vorüber. Sie erzählte
irgendwas über den Tag, wie Wohl sie sich gefühlt hätte. Die Jungs
seien echt in Ordnung und ich behandle sie mit soviel Respekt. Wenn nur
mein Vater ihr auch so viel Aufmerksamkeit schenken könnte. Irgendwann
lehnte sie ihren Kopf an meine Schulter, ich wurde noch Nervöser.
„Sag mal Misaki, wie hast du meinen Vater eigentlich genau
kennengelernt? Ihr seid ja schon ziemlich Unterschiedlich?“
„Interessiert dich das wirklich?“
„Sonst hätte ich nicht gefragt. Vielleicht will ich auch mal so eine
Frau kennenlernen?“
Misaki lächelte, sah zu mir auf.
„Deinen Vater lernte ich kennen weil dieser GPS Systeme vertreibt, zur
genauesten Zeitmessung und als Tracking-system. Ich war beeindruckt
über die leichte sorglose Lebenseinstellung deines Vaters, amüsierte
mich weil dein Vater keinerlei falschen Respekt vor meinem Vater, dem
großen tollen Team-Manager zeigte. Dein Vater war Höflich aber kein
Kriecher. Sprach auch mal dagegen wenn es schlicht geboten war. Das
vertrug mein Vater am allerwenigsten, wenn seine Autorität öffentlich
in Frage gestellt wurde. Aber er konnte nichts dagegen machen, sogar
seinem Verlangen den ungeliebten Mitarbeiter abzulösen wurde von der
Zentrale nicht nachgekommen.“
„Aha, jetzt weiß ich auch mal wie mein Alter sein Geld verdient.“
„Ich hatte mich dann ein klein wenig verschaut in den so
unkonventionellen Mann aus Europa, der schien sehr viel freier und
fröhlicher zu Leben, ohne Zwang, wenig Druck. Er schien so unbefangen
und Frei. Ich wollte auch nach Europa, dort wo mich niemand kannte,
endlich mal richtig Leben. Damals hatte ich eine sehr schwierige Zeit,
dein Vater half mir aus einer Krise.“
„Misaki, du sagtest irgendwann mal du hättest Schuld auf dich geladen.
Hat es damit zu Tun?“
Sie zögerte lange. Sehr lange. Ein kritischer fragender Blick zu mir.
„Bleibt es unter uns?“
„Alles was wir reden bleibt unter uns. Außer deinen Eskapaden mit der
örtlichen Polizia.“
Misaki kicherte, dann besann sie sich wieder. „Willst du alles hören?“
„Alles was du von dir aus willst. Es interessiert mich.“
„Ich hatte früher einen Bruder. Haruto.“
„Das hörte ich schon mal Irgendwann.“
„Wir waren eineiige Zwillinge, ähnelten uns ziemlich. Viele gleiche
Interessen, mein Vater erzog uns auch beide absolut gleich, mich mehr
wie einen Jungen. So kamen wir beide auch früh zum Motorradrennsport.
Zuerst Motocross auf Juniorbikes. Das mit dem 400-er Markenpokal
stimmt, das war unser Einstieg auf die Rundstrecke und wir waren damals
14. Später fuhren wir Superbike und Langstreckenrennen.“
„Die ganz fetten Dinger?“ ich war Erstaunt.
„Ja. Seriennahe 1000cc Motorräder. Natürlich Modifiziert aber keine
reinen Prototypen wie die MotoGP. Natürlich mit ordentlich Dampf.“
„Jetzt wird mir so einiges klar. Meine 750-er ist also nur ein Spielzeug
für dich?“
„Nein, das macht mir durchaus Spaß, genauso wie die 400-er heute. Das
war Fun ohne Ende.“
„Weil du mich und die Jungs verblasen hattest.“
„Ja, das auch.“ sie grinste.
„Haruto und ich standen uns sehr nahe. Deutlich unterschied uns
eigentlich nur unser Fahrstil. Bei Haruto ist es kurz Beschrieben: Sieg
oder Sanka. Ein zweiter Platz war eine Niederlage. Ich hingegen wollte
Spaß am fahren, wollte nur ein möglichst fehlerfreies Rennen abliefern.
Je weniger Fehler man machte umso schneller ist man. Ankommen ist
wichtig, vor allem Gesund! Ausfälle vermeiden. Lieber ein 8.Platz und
die Punkte mitnehmen als Verletzt oder mit Defekt ausscheiden. Haruto
machte spektakuläre Siege oder haarsträubende Abflüge. Trotzdem war ich
in den Einzelwertungen bei Meisterschaften oft vor ihm obwohl mir die
Siege fehlten. Ich punktete Beständig auf den vordersten Plätzen, hatte
kaum Ausfälle oder Verletzungspausen. Mein Material hielt.“
„Warum redest du immer in der Vergangenheit?“
„Ich habe Schuld auf mich geladen weil mein Bruder Haruto tödlich
verunglückte und ich selbst und vor allem mein Vater gaben Mir die
Schuld dafür. Das Team fuhr damals ausführliche geheime Probefahrten,
sogenannte Longruns unter Rennbedingungen um das Material unter
Wettkampfbedingungen zu Testen, um Wartungsintervalle festzulegen und
die Crew auf den Rennstress vorzubereiten. Eben hätte ich den Stint
übernehmen sollen, die nächsten etwa 2 Stunden fahren. Aus irgendeinem
Grunde fuhr jedoch Haruto statt mir, man weiß nichtmal genau warum. Es
gab gerade an der unpassendsten Stelle einen Bremsdefekt, das Versagen
irgendeines lächerlichen Pfennigartikels, einen Impact an einer
Hochgeschwindigkeitsstelle. Just an dieser Stelle kein Kiesbett, nur
hier eine Mauer – mit schrecklichen Folgen.“
Misaki senkte traurig den Kopf.
„Manche nennen so etwas Schicksal oder Bestimmung. Mein Vater war
anderer Meinung: Die Schwester hatte den Bruder geopfert, sie wäre an
dessen Stelle gewesen. Der Vorfall wurde zwar offiziell Untersucht,
jedoch niemandem konnte irgendein Versäumnis nachgewiesen werden. So
hielt man den Unfall bedeckt um keinesfalls einen Schatten auf das Team
fallen zu Lassen. Hohe Sponsorengelder stehen auf dem Spiel. Ich fuhr
die Saison unbemerkt für Haruto zu Ende. Bei Mannschaftsrennen fuhr ich
Doppelstints, bei den Einzelrennen fuhr ich an seiner Stelle.
Eigentlich recht erfolgreich nach Punkten. Niemand merkte es oder
wollte es merken weil die großartigen Siege ausblieben. Am Ende der
Saison hatte das Team trotzdem die Meisterschaft und damit den neuen
Werksvertrag in der Tasche. Ich zerbrach unter dem Druck, genau in
dieser Zeit lernte ich deinen Vater kennen.“
„Das ist ja krass! Wie fühlst du dich heute damit?“
„Noch nie habe ich so offen mit jemandem darüber gesprochen. Bei dir
Miky habe ich das Gefühl dass ich offen sein kann. Deinen Vater
interessierte das nie wirklich.“ Misaki tätschelte meinen Oberarm.
„Ja, du kannst absolut sicher bei mir sein, ich schätze dich als
Menschen sehr!“
„Jetzt wo alles auch räumlich weiter Weg ist geht es leichter. Ich
erkenne dass es damals nicht mein Fehler war. Endlich kann ich wieder
Leben. Niemand kennt mich, alle gehen mit mir offen um. Es ist sogar
leichter als Ausländer gemieden zu werden als ständig an eine
vermeintliche Schuld erinnert zu werden. Nur die Jungs waren heute ein
wenig in ihrem Stolz gekränkt. Aber ich wollte einfach etwas Spaß
haben, mich nicht wieder verstecken müssen.“
Jetzt grinste ich. „Sie werden es überleben. Vielleicht senden sie dir
ihre Psychiater-Rechnungen. Oder sie schrauben dir zwei Zündkerzen aus
deiner 400-er raus zum Bremsen. Die Feuerklinge von Armin wirst du
sicher auch nicht mehr bekommen, da stehen die Drahtfetzen seitlich aus
dem Hinterreifen. Aber sonst bewundern sie dich eher.“
„Du bewunderst mich auch? Das merke ich an deinen Blicken.“
„Ja, du bist eine tolle Mischung. Eine echt schöne Frau und gleichzeitig
der beste Kumpel. Wann hat man so etwas?“
„Miky, lass uns gehen, ich werde Sentimental!“
Interessiert sah ich zu wie Misaki ihre Beine mit dem engen Rock über
die Mauer schwang und wieder Schritt aufnahm, als ich neben ihr lief
hakte sie sich bei mir unter. Sie brauchte anscheinend jetzt den
Kontakt, sie wollte nicht alleine sein.
Ebenfalls ungewohnt wie schnell man in Begleitung einer Frau wie Misaki
in eine Disco eingelassen wird. Gucken können die Italiener. Wir
tranken ein paar Cocktails, zum weiteren Reden mussten wir unsere Köpfe
in der Lautstärke ziemlich eng aneinander halten. Dabei war ich leider
immer wieder gezwungen in ihren von zwei harten Brüsten offen
gehaltenen Ausschnitt zu schielen, was mich sehr beunruhigte.
Danach tanzten wir sehr lange. Sonst kümmert sich kaum ein Mädchen um
mich. Wenn du mit einer solchen Frau am tanzen bist sehen dich
plötzlich alle an. So nach dem Motto: Hey, was hat dieser Typ dass er
ein solches Bunny bei sich hat? Nun, in meinem Falle ist es der
Trauschein meines Vaters.
Mit fortschreitender Stunde wurde die Musik ruhiger, es wurden richtige
Paartänze gespielt. Ein klein wenig war noch von meinen Tanzkursen in
der Realschule im Hinterkopf, ich zeigte Misaki was ich noch
zusammenkratzen konnte. Sie scheute keinerlei Körperkontakt. Es war
einfach nur schön! Die Hände verschränkt, der andauernde Körperkontakt,
das mit seinem gegenüber beschäftigen müssen, in ihren Ausschnitt
schielen. Ehrlich, ich wollte das nicht! Etwas übersinnliches zwang
mich ständig dazu!
Dazu ihre schönen Hände mit den langen gepflegten Fingernägeln in meiner
Hand und die schlanke Hüfte in der Anderen, neidische und bewundernde
Blicke von anderen Gästen. Wegen mir hätte das noch ewig so weiter
gehen können!
Irgendwann muss Misaki kurz auf Toilette. Der Discjockey hatte uns die
ganze Zeit über schon beobachtet, winkte mich nun zu sich heran,
quatschte mich mit erhobener Stimme gegen die Lautstärke auf
italienisch an. Als er merkte dass ich ihn nicht verstand probierte er
es mit Deutsch:
„Gratuliere Kleiner! Ich hab ja schon viel gesehen hier, aber deine Alte
ist echt Rattenscharf. Die tropft wie ein Kieslaster. Wenn du die heute
nicht knallst dann kannst du nur noch schwul werden.“
Ich war etwas Beleidigt wie abfällig er über Misaki sprach. Entgegnete
trotzig:
„Das ist meine Stiefmutter!“
Der DJ lachte laut auf. „Offensichtlich nicht sehr ausgelastet die
Arme?“ Dann klopfte er mir beruhigend auf den Arm. „Nimm’s leicht
Junge, dann bleibt es ja in der Familie!“ Sein fieses Lachen verdarb
mir die Stimmung, ich drängelte mich durch die etwas statisch tanzende
Masse wieder vom Tresen weg. Ein verstohlener Blick zum DJ, der typisch
italienische Macho kicherte sich immer noch eins.
Dann kam Misaki auch schon wieder, die langen Haare sorgsam gerichtet
und die Augen nachgezogen. Aber etwas war anders. Eigentlich die ganze
Zeit hier drin schon. Ich konnte mir nicht erklären was genau, es
schien als wäre eine Schranke zwischen mir und Misaki gefallen, eine
neue Qualität der Beziehung erwacht. Alles wegen Vertrauen? Ohne Scheu
hängte sie sich erneut um meinen Nacken und nahm den langsamen Tanz
wieder auf, die Musik blieb zu dieser fortgeschrittenen Stunde ziemlich
ruhig.
Der DJ machte in die Musik hinein eine Ansage: „Und hier liebe Gäste
mein absoluter Lieblingssong für meine deutschen und thailändischen
Gäste….“ Ich sah nochmal erschreckt zum Mischpult, er winkte mir und
grinste dreckig…. Thailand…. woher sollte er es denn wissen….?
Ein ziemlich ruhiges, klassisch geprägtes Lied begann:
Mit einer wehmütig anklagenden Violine. Dieses ging weit unter die Haut,
da in der Disco auch die entsprechende Anlage die Klänge tief ins Gemüt
torpedierte. Misaki sah mich an, ganz anders wie sonst. Sie sah mich
nicht mehr als Stiefsohn an, sondern wie eine Frau einen Mann ansieht.
Fordernd, frech, forschend.
Sie zog sich noch näher an mich, ihre harten Brüste drückten nun
ziemlich fest gegen meine Rippen. Auch den letzten Sicherheitsabstand
damit aufgegeben. Ihr Blick…. ich konnte nicht ausweichen. Wir
drehten uns langsam, sortierten eng am Boden unsere Beine, sie drückte
ihr Becken fest gegen meine garnicht mehr so weichen Weichteile.
Weglaufen? Nein. Bremsen? Warum? Sie wollte es so.
Meine Stiefmutter zog meinen Kopf nach unten, unendlich zärtlich drückte
sie ihre Lippen auf meine. Ich erschrak zuerst furchtbar, erwiderte
danach Scheu und Vorsichtig, wollte nur nichts Falsch machen. Mir wurde
schwindelig.
Mein erster richtiger Kuß. Flaschendrehen auf Party’s zählt nicht, das
ist was anderes. Dann noch mit so einer Frau. Unter diesen etwas
komplizierten familiären Verhältnissen. Wie sagte der Frechdachs: Es
bleibt ja in der Familie! Und trotzdem: Es war unendlich schön, es ging
tief ins Herz. Wenn ich vorher vielleicht schon immer etwas in Misaki
verknallt war, mit diesem Moment war es anders. Ich liebte sie
wirklich!
Der Kuß nahm kein Ende solange der schöne Song dauerte. Danach wurden
wir etwas jäh erweckt, der DJ legte wieder flottere Musik auf.
„Miky, gehen wir? Ich bin Müde. Und morgen wollen wir früh los, wir
müssen noch über die Alpen.“
„Ja Misaki, lass uns gehen.“
Sie nahm meine Hand und führte mich durch die nun wieder hopsende Menge,
nochmal mussten wir am DJ vorbei. Misaki beachtete ihn nicht, ich sah
verstohlen zum Tresen. Er applaudierte mir symbolisch, dazu wieder das
teuflische Grinsen. Egal, wahrscheinlich sehe ich den eh nicht mehr
wieder.
Wir gingen an der Seepromenade bei spärlicher Beleuchtung entlang zur
Pension, laut tackerten ihre hohen spitzen Absätze in die Nacht. Meine
Hand ließ sie nicht los, wir sprachen nicht. Ein warmer Wind
umschmeichelte unsere durchgeschwitzten Leiber. Keinerlei Diskussion ob
ich mit in ihr Zimmer käme, es war klar. Sie hätte wahrscheinlich auch
meine Hand garnicht losgelassen?
Erst im Zimmer etwas Verunsicherung, der Mond drang über den Balkon ins
Zimmer, niemand getraute sich das Licht anzuschalten. Wegen den Mücken.
Alles klar????
„Was war das zum Schluß für ein schönes Lied?“ fing Misaki mit leiser
weicher Stimme zum reden an.
„Keine Ahnung. Das ist was ziemlich Bekanntes aus einem Kinofilm mit
Belmondo.“
Misaki nahm ihr hochmodernes Mobilphone vom Tisch auf, dieses riesen
Teil hätte niemals in ihrer kleinen Handtasche Platz gefunden. Sie
tippte etwas darauf herum, stellte den Lautsprecher auf voll. Sofort
erklang die wehmütige Violine wieder.
„Ist es das?“
„Scheint so.“
Misaki legte das Teil wieder am Tisch ab.
„Vorhin war es schöner.“
„Wie meinst du?“
Ohne weiter zu Fragen hängte sie sich wieder an meinen Hals. Mit noch
mehr Druck ihrer harten Höcker gegen meine Brust. Ich sah sie etwas
erstaunt an, legte dann meine Hände auf ihren schmalen Hüften ab. Sie
bewegte sich vor mir, weniger zum Tanzen, mehr um sich an mir zu
reiben, ihr Becken wieder gegen meinen Pimmel zu pressen. Sie sah mich
provokativ an, diesmal begann ich den Kuss. So eine Einladung verstand
sogar ich nun.
Es wurde ein ziemlich heftiger Kuss. Nass, aggressiv, fordernd. Das Lied
begann von vorne, anscheinend hatte sie Endlos-Schleife aktiviert. Und
nochmal. Und nochmal. Egal, ich wollte dass dieser Moment nicht mehr
aufhört. Zungen wühlen rabiat, Zähne klacken aufeinander. Trotz ihrer
wirklich hohen Schuhe ist noch ein erheblicher Größenunterschied, sie
zog mich rabiat zu sich hinab, ihre Zunge drang energisch in meinen
Mund. Erheblich Speichel floß, welcher sich natürlich in ihrem Mund
sammelte, den sie mehrmals wegschluckte. Wahnsinn!
Mit einer Hand hielt sie mich im Nacken, die andere Hand zog mein Shirt
aus der Hose, sie schlüpfte darunter und kratzte mich ziemlich grob mit
ihren langen Nägeln an der Brust. Der undefinierbare Schmerz wandelte
sich unmittelbar in Lust. Meine Hände hielten ihre kleinen
Beckenschaufeln wie ein Schraubstock, ich parierte damit den Druck
ihres Beckens und des strammen Bauches gegen meine Keule.
Noch vor wenigen Tagen waren Mädchen oder Frauen bei mir dermaßen von
weit weg. Sicher schwärmte man etwas, war manchmal etwas verliebt. Aber
Mopeds waren stets wichtiger, die Mädchen in meinem Alter hatten dafür
sowas von garkeinem Verständnis. Sie wollen tolle wichtige Männer. Mit
Limousine, Klimaanlage oder noch besser ein schickes Cabrio. Motorrad
versaut nur die Frisur und die Bekleidung dazu ist auch mehr als
prollig. Das Gegenteil bei Misaki.
Sie hatte nicht nur Verständnis. Für sie war das ein sehr wichtiger Teil
des Lebens, sie duldete es nicht nur, sie lebte es noch weit mehr als
ich selber. So was ich inzwischen ahnte hatte sie sogar mal ihren
Lebensunterhalt damit verdient. Auch wenn sie mir sicher noch nicht
alles erzählt hatte.
Genauso dieser Kuß. Das ist keine schüchterne Frau die mal irgendwas
probieren will. Es ist der Kuß einer begehrenden Frau die genau weiß
was sie möchte. Jetzt! Sie kennt die Wirkung, sie weiß um ihre Reize.
Und spürt dass ich ein inzwischen williges und hilfloses Opfer bin. Mit
dem Druck ihres Beckens wurde es mittlerweile ziemlich eng in der Hose.
Das merkt sie und das provoziert sie. Eindeutig!
Zur Musik imitierte sie bald eine tanzähnliche Bewegung, so kamen wir
allmählich dem Bett etwas näher. Als sie die Matratze am Bein fühlte
zog sie mich im Fallen neben sich, wir lagen seitlich zueinander, die
Köpfe nun gleichauf. Besser zum Küssen. Mit Gewalt drängelte sie ein
Bein zwischen meine, ihr Oberschenkel übte erheblich Druck auf meinen
Schwanz aus, ihre spitzen hohen Absätze schrammten meine Unterschenkel.
War das nun mehr Schmerz oder mehr Aufregung? Auf jeden Fall niemals
für möglich gehaltene Sinnesfluten. Sie musste nun ganz genau wissen
wie es um mich stand. Misaki ist keine unerfahrene Frau, das wurde
spätestens jetzt sogar mir deutlich.
Küssen, streicheln, fummeln. Irgendwann traute ich mich ihren Po zu
befühlen, durch den elastischen Stoff war darunter weiter nichts zu
ertasten. Vielleicht ein String? Sie zerkratzte mir den ganzen
Brustkorb und malträtierte mit zwei Fingern meine Brustwarzen. Ich
dachte nur Frauen empfinden dort? Küssen und nasses knutschen ohne
Ende.
Wir gaben uns lange diesem sinnlichen Spiel hin. Wir schwitzten wie beim
Joggen. Nach ewigen Zeiten verhielten wir in unserem Treiben, sahen uns
nur noch an. Der Verkehrslärm von der Hauptstraße verebbte ganz, wohl
schon ziemlich spät. Oder früh.
So lagen wir eine ganze Zeit etwas unschlüssig nebeneinander auf dem
Bett, ich streichelte sie so zart wie mir möglich im Gesicht. Für mich
war es bis dahin schon in Ordnung, es war traumhaft schön. Bis dahin
wäre es als Versehen durchgegangen, als Flirt oder was auch immer.
Nichts was ich meinem Dad irgendwie gebeichtet hätte. Misaki sah mir
tief in die Augen, knetete leicht durch den Hosenstoff an meiner
steifen Stange, überlegte sichtbar ihre nächsten Worte:
„Miky, du hast mich immer so genommen wie ich eben bin. Du verlangst
nichts und erwartest nichts. Bist einfach glücklich, manchmal sogar
Stolz in meiner Gesellschaft. Hast nur Fragen gestellt wenn dich
wirklich etwas interessiert hat. Du hast dich für mich interessiert als
Mensch und Kumpel. Und seit einiger Zeit für meinen Kör
Wie geht die Geschichte weiter?
Wo ist der Rest der Geschichte?