Sara blickte den Mann an, der sie tief in den Wald geführt hatte. Sie trug ihr Bürooutfit und dazu High Heels, er grobe Jeans und Pullover, dazu schwere Lederstiefel. Nein, eine Chance ihm zu entkommen, hatte sie nicht. Er war sicherlich 20 oder 25 Jahre älter als sie. Sie dachte an den Chat, über den sie nun schon seit ein paar Tagen schrieben. Nein, er hatte ihr keinen Sand in die Augen gestreut.
Er hatte ihr sachlich und klar die Rolle erklärt, die er ihr zugedacht hatte. ****, Rope, Folter, Peitschen, Dreck fressen, Pisse schlucken, von riesigen Dildos aufgespießt werden, dem Volk als Fickfleisch vorgeworfen werden – das waren nur einige Begriffe, die er ihr entgegen gerotzt hatte. Der 30-jährigen Anwältin war ganz anders geworden. Jedes Wort hatte er ihr ins Gesicht gerotzt. Zumindest kam es ihr so vor. Rotze, die ihr von ihrer Stirn über ihre Augen in den Mund gelaufen war. Von dort hatte sie sich den Weg über ihr Kinn zu ihren Brüsten gesucht. Er hatte immer nur von Brüsten geredet. Andere schrieben von Titten und Ärschen, beleidigten sie mit dümmsten Anzüglichkeiten.
Das hatte er nicht gemacht, er hatte ihr nur klar die Eckpunkte eines gemeinsamen Spiels genannt. Eckpunkte, auf die sie keinerlei Einfluss nehmen konnte. Nein, ein Codewort würde es nicht geben. Sie hatte zu vertrauen. Selbst, wenn er sein Spielzeug kaputt machte, hatte sie dankbar zu sein. Ob du hinterher noch als Anwältin arbeiten kannst, kann ich dir nicht sagen. Ob du noch irgendeinen Fetzen Selbstachtung im Leib hast, weiß ich nicht. Es interessiert mich auch nicht.
Wort für Wort erinnerte sie sich an das, was er geschrieben hatte. Worte, immer nur Worte. Worte, die viel tiefer gingen, als Peitschenhiebe es je konnten. Zumindest nahm sie das an. Sie hatte Erfahrung, aber das waren Geschichten mit doppelten Boden. Geschichten, die sie abbrechen konnte, wenn sie es wollte. Er hatte unmissverständlich klar gemacht, bei ihm hatte sie diese Möglichkeit nicht.
Was wenn er ein Unmensch war?
Sie hatte sich die Frage gestellt und irgendwann hatte sie sich getraut, ihm diese Frage auch zu stellen. Was bringt es dir, die Antwort darauf zu kennen, war zurückgekommen. Was kann dir passieren? Ich kann dich missbrauchen, ich kann dich verstümmeln, ich kann dich töten. Wahrscheinlich wärst du mir dankbar, wenn ich es machen würde. Wie unglaublich abgrundtief das geklungen hatte. Sie hatte nachgefragt. Alles dazu ist gesagt. Sie hatte nächtelang wach gelegen und ihren Kitzler gewichst, so erregt hatte sie die Dimension der Geschichte. Wenn du bereit bist, sag es mir. Was soll unnötiges hin und her schreiben? Ich habe deinem Kopf genug Wichsvorlagen geliefert.
Er hatte recht. Er hatte ihr unglaublich Vorlagen für ihre Masturbationsorgien geliefert. Nächtelang hatte sie an sich herumgespielt, sogar tagsüber im Büro. Mehrmals war sie fast erwischt worden. Tagelang waren ihre Höschen nass gewesen. Selbst wenn sie ein Neues anzog, war es nach 15 Minuten schon wieder klitschnass.
Nein sie konnte nicht anders. Sie musste sich mit ihm treffen. Mit zitternden Händen hatte sie eine Nachricht auf ihrem Handy getippt. Die Antwort bestand nur aus einem Datum und GPS-Daten fürs Navigationssystem. Dort hatte sie ihn getroffen, einen Mann, der irgendwie ganz anders wirkte, als sie es sich vorgestellt hatte. Eher normal, kam bedrohlich. Er hatte sie angelächelt und ihr höflich die Hand gegeben. Einen Augenblick hatte sie enttäuscht geschaut.
Meinst du etwa, ich begrüße dich mit einer Ohrfeige? So intim sind wir noch nicht. So etwas passiert vielleicht, nachdem du das erste Mal meinen Schwanz in dir stecken hattest. Sie blickte ihn irritiert an, wusste aber, es war einfach richtig, was er sagte.
Nun stand sie hier im Wald gegenüber. Zehn Meter trennten sie vielleicht. Bis zum Parkplatz mussten es sicherlich ein paar Hundert Meter sein. „Zieh dich aus, zeig mir deinen Körper. Ich will mir ein Bild machen.“ Er lachte. „Ich werde Fotos von dir machen. Es geht doch nichts über ein prall gefülltes Bildarchiv, das man herumzeigen und als Wichsvorlage verteilen kann.“ Sara biss sich auf die Zähne. Sie war angekommen. Angekommen in ihrem eigenen Horrorfilm. Ihre Nippel waren steinhart, zwischen ihren Beinen musste ein ganzer See sein. Wenn sie sich ausziehen würde, würde er es sofort sehen. Dem konnte sie nichts vormachen.
Sie schaute sich um, als suche sie Hilfe. Nein, niemand würde ihr zur Hilfe kommen. Sie zuckte zusammen. Er kam auf sie zu. Sein Blick versenkte sich in ihren Augen. Seine rechte Hand strich über ihre Wange. „Sei kein Frosch, tu was man dir aufträgt.“ Wie sanft er klang. Sarah schaffte sogar ein kleines Lächeln, bevor sich ihre Halsmuskeln zusammenzogen, als würde sich eine Schlinge darum legen.
(Bei Interesse gibt es eine Fortsetzung.)
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