Jedes Jahr kämpften die Männer und Frauen des Dorfes mit dem großen, grünen Drachen.
Und jedes Jahr vertrieben sie ihn unter großen Verlusten. Das Biest stand inmitten des Dorfes, attackiert von allen Seite und konnte sich dennoch behaupten.
Er zerbiss einige der Dorfbewohner, bevor Pfeile und Speere ihn zur Aufgabe zwangen.
Lina sah das Schauspiel jedes Jahr, seit sie denken konnte.
Der Drache war pünktlich. Lina schaute zu. Herunter zu den Flanken hatte der Drache keine Schuppen mehr.
Warum attackierten sie nicht dort?
Der Drache kam jeden 26. Februar in der Frühe. Lina war 18 geworden.
Sie hatte noch etwas Zeit. Sie suchte die Drachenhöhle. Flink und barfuß rannte sie in die Höhle und sah den schlafenden Drachen.
Ihn jetzt anzugreifen wäre Wahnsinn gewesen. Die ängstlichen Dorfbewohner zu fragen, ließ das Mädchen lieber bleiben.
Auf dem Rückweg sah Lina die vielen Löcher im Boden, Zeugnisse natürlicher Magma Erkaltung.
Hier war von langer Zeit mal ein Vulkan ausgebrochen.
Lina erschauderte. Sie sprang in ein Loch, dass nicht so tief war, dass sie nicht wieder herauskommen konnte.
Hier konnte sie den Drachen von unten angreifen, am besten mit einem Speer.
Sie konnte ihm den Speer in den Bauch stecken, so lange bis der Drache weiter ging.
Lina sah die vielen anderen Löcher.
Später, am Abend des 25. Februars schlichen sich fünfzehn Mädchen, Linas Freundinnen aus ihren Häusern.
Sie gruppierten sich zu dritt in fünf dieser Löcher mit ihren Speeren und verbrachten die Nacht mit Decken.
Schweigen war angesagt.
Am frühen Morgen hörten sie den Drachen herbeistampfen.
„Hey, aufgewacht“, flüsterte Lisa.
Aber die anderen hörten es, richteten sich auf und nahmen ihre Speere.
Wie Lina vermutete, stampfte der Drache über das erste Loch, in dem Lina, Arama und Olfina hockten.
Als es dunkel wurde, warteten sie noch eine Sekunde und stießen hoch.
Wenig später brüllte der Drache, hob sich herauf und brach zusammen. Wie wild stießen die Mädchen rauf, immer wieder in das weiche Gewebe des Bauches.
Die Schmerzen führten dazu, das der Drache sich aufmühte und wieder zusammenbrach.
Lächelnd spießen sie immer weiter.
Der Drache heulte, bäumte den Hals auf und nieder, während die Mädchen hochstachen.
Schließlich stellte er sich auf die Hinterbeine.
Alle sahen den blutenden, dicken Bauch.
Der Drache knurrte laut und ließ sich dann wieder auf die Grube fallen. Das stechen ging weiter.
Irgendwann rollte sich der Drache einmal und entging so der Grube.
Die Mädchen fürchteten Rache, aber der Drache sah im Dunkeln schlecht. Er ging weiter, bäumte sich dabei immer wieder auf.
Er kam über die nächste Grube und die Stöße der Mädchen ließen ihn zusammenbrechen.
Sie waren stärker und schneller, ältere Mädchen und der Drache stand nicht auf, sondern war mit seinem Bauch in der großen Grube gefangen.
Als er sich endlich auf die Hinterbeine stellte, sahen sie den geschwollenen Bauch und das Blut fließen.
Der Drache krachte auf die Seite, brüllte und wand sich vor Schmerzen.
Sina wollte ihm wohl den Todesstoß geben und war dabei aus der Höhle zu klettern. Die anderen hielten sie fest.
„Zu gefährlich“, meinten sie.
Der Drache rollte sich wieder auf den Bauch, bäumte sich mehrmals auf.
Die Mädchen in Grube drei und vier kamen nicht zum Zuge, aber über der letzen, größten Grube ging der Drache in die Knie.
Er hatte seinen empfindsamen Bauch in der Grube hängen.
Die anderen Mädchen wuselten dazu und betraten durch ein Loch die Höhle. Getroffen von fünfzehn Speeren an verschiedenen Stelles des Bauches begriff der Drache plötzlich, dass er in großer Gefahr war.
Stoß um Stoß bäumte er sich auf. Er knickte ein, mühte sich herauf und stellte sich endlich auf die Hinterbeine.
Blut floß frei von seinem Bauch und die Mädchen schauten erstaunt.
Mehrmals brüllte der Drache und kippte dann zur Seite.
Die Mädchen traten aus dem Loch, bereit den Drache zu besiegen, aber irgendwas sagte ihnen, dass es viel mehr Spaß machen würde, zu beobachten, was passierte.
Ausserdem war der Drache noch gefährlich. Er wand sich, krümmte sich und der lange Hals schwang umher.
Er wälzte sich auf den Rücken und die Mädchen klatschten einander ein.
Nach etlichen Minuten rollte er sich zurück auf den Bauch.
Er bäumte sich auf, schliff sich weiter. Er stand auf, zitterte und kippte wieder auf die Seite.
Die Mädchen schauten erregt zu. Als der Drache erneut aufstand und stabil zu sein schien, rannten sie vor ihm her. Der Drache hatte verstanden, dass diese flinken Mädchen der Grund für seine Verwundungen waren.
Natürlich lockten sie ihn ins Dorf. Sina rannte so schnell es ging voraus und riet allen Bewohnern zunächst in ihren Häusern zu bleiben.
Es hieß – „Der Drache kommt“ – und er sei tödlich verwundet.
Also stampfte der Drache ins Dorf. Die listigen Mädchen lockten ihn zum Dorfplatz hin.
Weiter hinten war nur noch der Hafen.
Männer mit Äxten und Frauen mit Schwertern versperrten dem Drachen den Fluchtweg. Zwischen ihnen standen die Mädchen.
Wieder würde es einen Kampf geben.
Nur jetzt war der Drache total geschwächt.
Wenige Pfeile in den Hals, von Hausdächern aus geschossen genügten, damit der Drache seinen Hals vorwärts bog.
Männer hackten in die Hinterbeine, dass er nur so krachte.
Auf den Drachen sprangen junge Frauen und hielten sich fest. Das irritierte ihn. Langsam entblößte er die linke Seite.
Eine Frau mit ihrem Zweihänder schob ihn bis zur Hälfte hinein.
Der Drache gab auf – er rollte sich auf sie Seite, halb auf den Rücken und entblößte allen seinen verwundbaren Bauch.
Fünf Frauen stießen ihre Zweihänder an verschiedenen Stellen bis zum Griff hinein.
Der Bauch krümmte sich und alle griffen an. Hackten und stachen und schnitten.
Die Mädchen lächelten zufrieden, als sich der Drache völlig nach oben krümmte und dann mit einem Hohlkreuz zusammenbrach.
Sie hackten und stachen weiter in den aufgewölbten, rot-gelben Bauch, während sich der Drache wand und vorwölbte.
Aber es ging recht schnell: knurrend starb der Drache und ein riesiger Jubel brach sich im Dorf Bahn.
Der Drache war tot!
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