Lauras Art
BDSM Sex Geschichten Partnertausch Swinger Sex Geschichten Tabus Geschichten

Lauras Art

Ein schüchterner Bewunderer von amputierten Frauen trifft seine Traumfrau

Er hätte sie nicht treffen sollen. Er sagte sich das oft. Nicht dass es falsch war sie getroffen zu haben, das dachte er nie. Sondern deshalb, weil er alles falsch machte, und sie trotzdem kennenlernte. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, wäre es einfach Glück. Aber dass es sie war, das war etwas anderes. Was es war und wie es war, hatte nichts mit Glück zu tun.
Es war einfach das Was und das Wie, wie sie es wollte.
Einkaufscenter. Vorort, endlos glatter Terrazzo-Boden. Plastikbäume, Plastik-Markisen, Plastik-Clown am Hamburgertreffpunkt, Plastik-Musik aus dem Hintergrund. Ich weiß nicht, weshalb ich diese Orte mag, dachte Anderson. Ich beschreibe sie mir selbst in solchen negativen Worten. Zur Hölle damit. Ich mag es, dort Sonnabendnachmittag herumzulaufen, und ich kümmere mich nicht darum, wie ich darüber denke.
Er schlenderte an den offenen Geschäften vorbei und sah in jedes hinein. Er erreichte das Ende, drehte sich um und ging zurück in Richtung Eingang des Einkaufscenters. Er ließ sich Zeit, hielt an und kaufte in einem Buchladen zwei Taschenbücher. Keine Eile. Halt. Das Mädchen auf der anderen Seite des Bonbonstandes. Er bewegte sich schräg in Richtung zu ihr, die Augen auf ein Tablett mit Karamellbonbons gerichtet. Nein, nicht nur ein Mädchen. Älter, vielleicht Ende Zwanzig. Eine Frau. Braunes Haar, beinahe glatt, etwas kürzer als schulterlang geschnitten. Ovales Gesicht, schlanke Nase, dunkle Augen. Haselnussfarben? Braun? Nicht blau, egal. Nettes Gesicht. Hübsch. Nein, mehr als das. Vielleicht kein schönes Gesicht, aber mehr als hübsch. Entspanntes, vertrautes Lächeln.
Sie war nur von der Hüfte aufwärts sichtbar, aber das, was er von ihrer Figur sehen konnte, sah vielversprechend aus. Die Art wie sie gekleidet war, mit einer Jacke über einer krausen Bluse, ein Band um den Kragen als Krawatte gebunden, einer Art Anzug. Dunkelblau und weiß kombiniert.
Die Krücken sahen ebenfalls vielversprechend aus. Hölzern, mit abgenutzten Armschalen. Vielversprechend genug, seinen Puls zehn Schläge zu erhöhen und einen trockenen Mund zu bekommen.
Ruhig James, dachte er. Vielleicht nur ein verstauchter Knöchel, vielleicht auch ein eingegipstes Bein. Kein Grund schon aufgeregt zu sein. Schließlich begann sie den Gang entlang zu laufen. Wenigstens lief sie wirklich auf den Krücken und benutzte sie nicht nur, um sich zusätzlich abzustützen.
Er wartete bis sie etwa dreißig Meter in Richtung Zentrum des Einkaufscenters gegangen war, bevor er sich umdrehte und parallel in die gleiche Richtung ging. Er konnte sie immer noch nicht unterhalb der Hüfte sehen. Verkaufsstände und Aufsteller verdeckten sie immer noch. Einhundertfünfzig Meter, dreihundert Meter. Dann erreichte er eine offene Fläche.
Er fühlte das Adrenalin in seinem Herzen steigen. Bum, wie ein physischer Stoß. Die Pulsfrequenz ging jetzt vielleicht vierzig Schläge höher in der Minute. Okay James, dachte er, jetzt kannst du aufgeregt werden. Einbeinig. Jesus! Nach drei Jahren, siehst du endlich wieder eine richtige lebendige Amputierte. Nun, erfreu dich besser daran, solange du kannst, Junge. Gott weiß, wann du wieder eine sehen wirst.
Nun ging er geradlinig über den Gang, bis er direkt hinter ihr war, beschleunigte seinen Schritt, um die Lücke zwischen ihr und sich zu schließen, ging wieder langsamer, um das gleiche Tempo zu haben, etwa 20 Meter hinter ihr. So konnte er sie direkt ansehen, ohne sie anzustarren. Nur zu beobachten wohin sie ging, wie ein harmloser Beobachter.
Sie trug einen blauen Rock bis kurz über das Knie geschnitten, wie die passende Jacke, im Kostümstil. Ihr rechtes Bein fehlte. Er konnte nicht sehen wie lang der Stumpf wohl sein würde. Er konnte lang oder kurz sein, fest oder wabbelig; das schwere Rockmaterial ließ nicht ahnen was es verbarg.
Ihr Gang war umwerfend, der Beste den Anderson je gesehen hatte. Diese Frau wusste, wie man Krücken benutzt, dachte er. Das Gewicht auf ihren Händen, musste sie den Oberkörper anspannen um sich zu bewegen, während der Fuß langsam nach vorn kam und sich elegant aufsetzte. Die Krücken wechselten sich mit dem Fuß im gleichen Rhythmus ab. Kein überhastetes Vorstrecken
des Beines, welches von einem langsameren Schwung der Krücken gefolgt wurde. Kein Schwingen des Körpers. Sie lief einfach…
Im Gegensatz zu den meisten Krückenbenutzern zeigte diese Frau die Synergie von Grazie und Kraft. Es wurde Anderson zum ersten Mal bewusst, dass vielleicht wirkliche Grazie nur von wirklicher Kraft käme.
Er bemerkte zuerst nicht, dass sie angehalten hatte, um irgendetwas in einem Schaufenster links von ihr anzusehen. Er hatte sie beinahe eingeholt, als er es bemerkte, dann stoppten seine Füße, bevor sein restlicher Körper anhielt, sie beinahe anrempelte, als er sein Gleichgewicht halten wollte.
„Oh, Entschuldigung. Ich hatte nicht aufgepasst wo ich hinging.“
„Es ist ja nichts passiert. Sind sie OK?“ Nette Stimme. Angenehm. Ihre Augenbrauen waren hochgezogen, ihre Lippen in Anteilnahme leicht geöffnet. Hübsche Lippen. Hübsche Augenbrauen. Hübsche Augen ebenfalls, in diesem Zusammenhang. Sie waren braun. Wenig Makeup, aber genug. Sie roch gut, dachte Anderson.
„Ja, ich bin Ok. Nur meine eigene Tollpatschigkeit. Manchmal geht es mir monatelang so, ich bin daran gewöhnt.“
Sie lachte sichtlich entspannt.
Jetzt ist deine Chance, dachte er. So öffnete er seinen Mund und sagte: „Nun, vielleicht werden wir uns irgendwann wieder einmal anrempeln“, was sie noch mehr zum Lachen brachte, aber es war nicht das, was er sagen wollte. Mist, dass er solche dummen Worte zu diesem Zeitpunkt sagte! Er lächelte, nickte, ging um sie herum, an ihr vorbei, zwei Türen weiter, zu einem Stereo-Laden, in den er hineinging.
Als er sich umdrehte, schaute er zu seiner linken Seite, sah sie immer noch stehen, ihm nachsehend. Los, sagte er zu sich, mach das Richtige, dieses eine Mal. Das ist das Mädchen, welches du seit fünfzehn Jahren versucht hast zu finden, seitdem du dir bewusst warst, was du wirklich magst. Halt. Dreh dich um, um sie anzusehen. Nimm ein dutzend Atemzüge und stelle dich ihr vor. Sage ihr, du möchtest sie kennenlernen.
Aber sein Kopf drehte sich wieder von ihr weg, und seine Füße verlangsamten sich nicht.
Er bemerkte, dass er nicht wusste, wie lange er schon den CD-Player ansah. Es konnten fünfzehn Sekunden oder fünfzehn Minuten sein. Er wusste nicht richtig, wozu ein Compact-Disk-Player sein sollte. Das Einzige was er wusste war, dass er das Mädchen in der Spiegelung des Schaufensters am Stereo-Geschäft entlanglaufen sah, in Richtung der offenen Fläche des Centers.
James Anderson entschloss sich dann. Er sagte sich selbst, dass das nicht noch einmal passieren werde. Er konnte es nicht wie das letzte Mal laufen lassen und wie die Male davor. Das Mädchen war perfekt. Er musste sie finden, mit ihr sprechen. Er ging schnell aus dem Geschäft, drehte sich, war in Sekunden in dem Center.
Er sah sich um. Wo war sie? Verdammt! Das Center war zu groß und hatte viele Ecken. Sie konnte in nächster Nähe und trotzdem verschwunden sein.
Er bemerkte die Rolltreppen die in das Obergeschoß führten. Weshalb nicht? Sie konnte vielleicht dort hochgefahren sein, aber wenn sie es nicht getan hatte, konnte er von dort oben alles überblicken. Er stieg auf die Rolltreppe.
Sie war in keinem der beiden großen Geschäfte, so stützte er sich mit den Unterarmen auf das Geländer, ließ seine Hände über die darunterliegende Ebene hängen. Eine lässige Pose, wie das andere halbe Dutzend Männer auf dem Obergeschoß. Einfach die Zeit vergehen zu lassen.
Er fragte sich selbst, wie viele Male er sich vorgenommen hatte, das nicht wieder passieren zu lassen, nie einem einbeinigen Mädchen zu folgen, zu hoffen, einen weiteren Blick zu erhaschen. Wie viele Male hatte er sich die gleiche Frage gestellt? Und er gab sich selbst die Antwort gleich doppelt. Zu oft. Nun, heute war es wieder. Und heute war es vorbei. Er würde sie nicht wieder sehen.
„Suchen sie mich?“
Diese weiche kräftige Stimme, direkt hinter ihm.
Sie hätten sehen sollen, wie John Anderson sich herumdrehte, wie er sich nicht mehr einkriegte, wie er versuchte sich zu erinnern, wie man Luft holt.
„Oh, ich wollte Sie nicht so anstarren, wirklich, das wollte ich nicht. Sind Sie OK?“ Sie musste ihre Krücken etwas beiseite nehmen, legte ihre Hände um seinen rechten Arm, als ob sie ihm etwas besonders versichern wollte. Und er wusste, es konnte sein was es wolle, sie könnte tun was sie wollte, weil er es brauchte, und weil das, was sie tat, auf ihn wirkte.
Nun nahm er einen langen Atemzug.
„Sie haben nach mir gesehen, nichtwahr?“
Er erkannte, es war nur eine Frage, ohne einen Ton der Anschuldigung. Er formte seinen Mund zum ‚Ja‘, brachte es aber nicht heraus. Er schaffte es, irgendetwas zu murmeln.
„Möchten Sie darüber sprechen? Ich verspreche, ich werde zuhören, was immer sie auch sagen wollen. Wollen sie?“
„Ja.“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, aber wenigstens ging sie wieder. „Ich möchte gern mit ihnen sprechen.“
„Sehr gern. Ich wollte schon vorher mit ihnen sprechen, unten, aber, aber,…“
„Versuchen Sie es nicht jetzt zu erklären. Kommen Sie, ich kaufe uns einen Kaffee.“
Als er und das Mädchen die Rolltreppe hinunterfuhren, durch die Eingangshalle liefen, überprüfte Anderson seine Gefühle, da diese Frau – diese Frau! – nun neben ihm ging, mit ihm.
Überraschung. Neugier. Aufregung. Und Stolz. Stolz mehr als alles. Er war stolz, mit ihr zusammen zu sein. Weshalb konnte er nicht einer begegnen, mit der er zusammen sein konnte, auf die er nun so stolz war, wie mit ihr zusammen zu sein?
Drinnen im Cafe führte ihn das Mädchen zu einer einsamen Sitzecke, saß ihm schräg gegenüber. Ihre Krücken lehnten gegen die Rückenlehne der Bank neben ihr.
„Ich bin Laura,“ sagte sie. „Laura Gardner.“ Sie streckte ihm ihre rechte Hand über den Tisch. Er schüttelte ihre Hand, kurz überrascht wegen ihrer Kraft, sich des Grundes erinnernd weshalb sie so kräftig war, bemerkte die gestraffte Haut ihrer Hand vom Handgelenk, bis zum Ansatz der Fingerspitzen.
„Mein Name ist Jim Anderson. Ich weiß nicht wie ich ihnen sagen soll wie glücklich ich bin, sie getroffen zu haben.“
Die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen. Sie waren still bis sie den Kaffee gebracht hatte und wieder gegangen war. Dann sprach Laura.
„Wie lange mögen sie schon Amputierte, Jim?“
Er hätte es wissen müssen, dass sie darüber Bescheid weiß, dachte er. Aber es war gut, dass sie darüber so offen war. Es machte die Dinge einfacher. „Nun, ich bin 32, also glaube ich die Antwort lautet 32 Jahre. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich nicht von Frauen wie sie es sind, begeistert war, falls es einmal nicht der Fall gewesen sein sollte.“
„Wissen sie weshalb sie sich davon angezogen fühlen?“
„Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es viel intensiver ist, als bei einer gewöhnlichen Frau.“
„Nun, ich glaube ich kann sagen, dass ich ihnen ein bisschen über Männer erzählen kann, die wie sie fühlen. Wie nennen sie sich? Admirer?“
„Oder Fans von Amputierten, oder Hobbyisten. Ich denke bei all diesen Namen nicht an mich, so ist es egal.“
„Nein, es macht nichts.“ Sie lächelte. Er mochte ihr Lächeln.
„Jim, ich möchte dass sie wissen, dass ich, nun, ich…, mag das, was sie für mich fühlen. Es macht mir nichts aus, dass sie mich anschauen, aus ihren Gründen. Es ist schmeichelnd.“
„Macht es ihnen etwas aus zu sprechen über ihre…“ Er machte vor sich eine Handbewegung, vage eine Richtung unter ihrer Tischseite andeutend.
Meine Amputation? Nein. Es macht mir nichts aus. Ich bin froh, ihnen alles darüber erzählen zu können. Ich weiß, sie müssen vor Neugierde bersten, so bitte stellen sie Fragen.“
„Oh, wann geschah das?“
„Vor vier Jahren, am 4. Februar, sieben Uhr dreißig morgens. Als ich dreiundzwanzig war, falls sie sich fragen, wie alt ich bin.“
„Was geschah, ich meine warum wurde es amputiert?“
„Osteomyelitis. Wissen Sie was das ist?“
„Knochenkrebs? Wie Mickey Mantle?“
„Ja, außer dass seiner nicht ganz so fortgeschritten war wie meiner.“
„Nein, ich glaube nicht. Oh, benutzen sie jemals eine Pro…, Prothese?“ Ihm wurde bewusst, dass er dieses Wort noch nie laut ausgesprochen hatte.
Sie nickte. „Die meiste Zeit, während der Woche. Es ist nur am Wochenende, dass ich ausgiebig mit Krücken laufe.“
„Wie kommt das, nur an Wochenenden?“
„Wie sonst hätte ich sie kennenlernen können?“ Sie lachte.
„Meinen sie das ernst?“
Sie zuckte die Achseln. „Das müssen sie für sich entscheiden.“
„Oh, sehen sie wie spät es ist! Jim, es tut mir fürchterlich leid, aber ich sollte schon vor zehn Minuten bei meiner Schwester sein, würden sie mich entschuldigen?“
„Oh, natürlich. Darf, darf ich…“
„Was dürfen sie Jim?“
„Darf ich sie wiedersehen? Hier, bitte, hier ist meine Karte.“ Er nestelte eine Visitenkarte aus seiner Brieftasche und kritzelte etwas auf der Rückseite. „Das ist meine Privatadresse und Telefonnummer. Bitte rufen sie mich einmal an.“
Laura nahm die Karte, betrachtete sie vorsichtig, und steckte sie genauso vorsichtig in ihre Geldbörse. „Jim, ich möchte ihnen nichts versprechen, außer, dass ich darüber nachdenken werde. Ernsthaft. Reicht ihnen das für jetzt?“
„Mehr kann ich nicht verlangen.“
Sie stand auf, steckte ihre Krücken unter ihre Arme, streckte dann eine Hand nach seinem Kopf, und streichelte leicht über sein Haar. „Sie können mehr als das verlangen,“ sagte sie, „aber ob sie es bekommen, ist eine andere Frage.“ Sie drehte sich um, und ging aus dem Cafe.
Den Rest des Nachmittags wunderte sich Jim, dass er ihr nicht nach draußen gefolgt war, einfach nur um ihren Gang zu beobachten.
Es wurde Abend, bevor Jim Anderson sich genug entspannen konnte, um sich auf seiner Wohnzimmercouch zurückzulehnen. Seitdem er das Shoppingcenter verlassen hatte, fühlte er sich voll rastloser, nervöser Energie. Er hatte endlos über seinen Dialog mit Laura nachgedacht, ihn wieder vorbeiziehen lassen, überlegend, ob es Dinge gab, die er hätte sagen müssen, oder hätten besser gesagt werden können, feststellend, dass die meisten kaum etwas schlimmes verursachen könnten. Er redete sich ein, dass diese Beziehung mit dieser charmanten neuen Begegnung gestorben war, bevor sie überhaupt geboren war.
Er redete es sich so ein, dass, als das Telefon klingelte, er etwas Zeit benötigte den Hörer abzunehmen, ließ es vier- oder fünfmal Klingeln, bevor er ihn abnahm.
„Hallo?“
„Hi. Jim? Rate mal wer hier ist.“
„Du willst mich wohl auf den Arm nehmen, Laura! Ich freue mich sehr dass du anrufst.“
„Wirklich?“
„Wirklich.“
„Nun, hättest du gern etwas Gesellschaft?“
„Ich würde mich freuen. Wann?“
„Wann? Oh, vielleicht in neunzig Sekunden.“
„Neunzig Sekunden?! Wo bist du?“
„Im Eingang.“
„Unten? Hier?“
„Ja. Hast du etwas dagegen wenn ich heraufkomme?“
„Meinst du das ernst?“
Jim hatte kaum Zeit in sein Hemd zu schlüpfen und die Eingangstür zu öffnen, bevor Laura aus dem Lift kam. Sie trug einen langen braunen Trenchcoat, ein rotes Käppi, Jeans, einen roten sportlichen Schuh. Sie sah sich um, sah ihn an der geöffneten Tür stehen, lächelte über ihr ganzes Gesicht. Sie ging auf ihn zu, gab ihm einen leichten Kuss auf die Wange, ging in sein Apartment. Jim schloss die Tür hinter sich.
„Darf ich dir deinen Mantel abnehmen?“
Sie drehte sich im Flureingang von ihm weg, direkt neben die Badezimmertür, lehnte ihre Krücken gegen die Wand und knöpfte den Mantel auf. Jim hielt den Mantel als sie ihre Arme aus den Ärmeln zog, dann drehte er sich um und hing ihn in ins Bad. Als er sich wieder zurückdrehte, stand sie wieder auf ihren Krücken, ihm zugewandt. Er schaute hinunter unter ihre Hüfte.
„Oh,“ rief er aus, „ich dachte du hättest einen Stumpf!“
„Ja“, erwiderte sie, ihren Ausdruck augenblicklich ändernd. „Das dachte ich auch.“
„Wie?!“
„Die Ärzte wussten nicht, dass sie mein Bein bis zur Hüfte abnehmen mussten bevor sie mich auf dem Tisch hatten und sahen, in welchem schlechten Zustand mein Knochen war. So wachte ich auf und erwartete einen Stumpf zu sehen, und da war keiner.“
„Oh.“
„Du scheinst so überrascht zu sein. Bist du enttäuscht?“
„N-Nein. Überhaupt nicht. Wirklich, ich war vorbereitet mit meiner Enttäuschung zu leben, falls du einen langen Stumpf gehabt hättest. Ich bin nicht verrückt nach Stümpfen.“
„Sie grinste, befeuchtete ihre rechte Zeigefingerspitze mit ihrer Zunge, und zog dann eine kurze vertikale Linie damit in die Luft. „Das ist einer für dich. Spiel, Einsatz und Unentschieden.“
„Was meinst du?“
„Ich meine die Leute sind immer Überrascht, wenn sie zum ersten Mal sehen, wie hoch mein Bein amputiert ist, und ich kenne das. Es war ein hässlicher Trick von mir, es dir nicht im Voraus zu sagen, denn sag‘ was sollte ich machen, wenn du enttäuscht wärst. Aber du hast dich wie ein Champion verhalten und hast es mir direkt zurückgegeben. Gut für dich.“ Sie küsste ihn auf die andere Wange, ging ein paar Schritte zurück, stand da, beide Krücken in der rechten Hand. „Was meinst du?“ fragte sie. „Ein Festessen, mh?“
Mein Kompliment an den Küchenchef. Nein, bitte beweg dich jetzt nicht. Ich möchte dich so ein bisschen länger anschauen. Du siehst wirklich wunderbar aus.“
Geschmeichelt hielt sie ihre Pose bei.
Sie trug eine kurzärmelige Bluse in ihre eng sitzenden Jeans gesteckt, ihre Figur offenbarend, die vorher ihr Mantel überwiegend verdeckt hatte. Mittelgroße, hohe Brüste, schlanke Taille, übergehend in schöne Hüften. Die Hose war perfekt geändert und an ihre verkürzte rechte Seite gut angepasst. Ihr Bein schien sehr hoch amputiert: nichts war unter ihrer Hüfte zu sehen, das Becken schien rechts sogar etwas höher als links zu sein.
Die Silhouette ihrer rechten Hüfte war beinahe kreisrund; vom Bauch herab über ihren Venushügel gehend, welcher sich von der Seite abzeichnete an der keine Oberschenkelmuskeln waren die den Schamhügel verdeckt hätten.
Schließlich sagte Jim: „Ich weiß nicht, wie du darüber denkst, Laura, aber für meinen Geschmack kannst du nicht besser aussehen. Wenn du einen Stumpf hättest, würdest du immer aussehen, als ob dir etwas fehlen würde, weil ein Teil davon noch vorhanden ist. So siehst du aus, als ob du erst so wie du bist vollständig bist. Als ob du von Gott als einbeiniges Geschöpf geschaffen wurdest.“
Noch eine Geste in die Luft, noch ein Lächeln, noch ein Kuss – diesmal mit einem Zungenschlag. „Jim, meinst du nicht, dass wir uns setzen können, bevor ich das alles verstehe. Wenn du mich weiter so aufregst, falle ich noch in Ohnmacht und verletze mich zum Schluss.“
Im Wohnzimmer deutete Jim auf den Sessel rechts neben seinem Lieblingssessel und sagte, „Setz dich.“
„Du setzt dich in diesen? Ja? Nun, wenn ich in dem anderen hier sitze, kannst du alles viel besser sehen, wenn dich das überhaupt interessiert.“ Laura tätschelte ihre rechte Hüfte.
„Nun da du es bemerktest, dieser Sessel ist viel bequemer.“
Sie grinsten sich beide an, als sie sich gegenüber setzten, sich anschauend.
„Laura, darf ich dich etwas fragen?“
„Los!“
„Wann hast du dich entschlossen, mich anzurufen?“
„Als du mir deine Privatadresse und Telefonnummer auf deine Karte geschrieben hast.“
„Was?“
„Ja, die Nummer sagte mir, dass du nicht verheiratet bist, oder mit jemand zusammenlebst, und die Adresse sagte mir, es würde dir nichts ausmachen, wenn dich deine Nachbarn mit mir sehen.“
„Laura, ich bin stolz darauf, mit dir gesehen zu werden. Überall, von jedem.“
„Nun, nicht jeder fühlt so, deshalb ist es für mich wichtig, dass es dir nichts ausmacht. Okay?“
„Jedenfalls“, fuhr sie fort, „gibt es ein paar wichtige Dinge über die wir sprechen müssen, bevor wir wirklich wissen, wie wir zueinander stehen, und da ist etwas, was ich zuerst sagen möchte.“
„Fahr fort.“
Sie nickte. „Okay, also:“ Sie pausierte, als ob sie ihre Gedanken ordnen wollte. „Jim, nur ein Bein zu haben, ist ein ständiger Teil meines Lebens. Es beeinflusst mich bei vielen Dingen, und es wirkt dahingehend, wie mich jeder sieht – so, oder so. Ich kann es nicht ignorieren, und es wird sich auch nicht ändern. Aber ich möchte, dass du das verstehst, es ist nichts Schlechtes. Es ist aber andererseits auch nichts Gutes. Es ist einfach etwas mit dem ich fertig werden muss, weil es die Form meines Körpers ist. So wie manche Leute damit fertig werden müssen weil sie besonders groß, oder besonders klein sind.
Das, was du mir sagtest, wie mein Aussehen auf dich wirkt, dass ich erst so vollständig für dich bin, bedeutet viel mehr für mich, als du dir vielleicht vorstellen kannst; weil ich ein vollständiger Mensch bin, und ich auch noch ein vollständiger Mensch wäre, wenn ich noch mein anderes Bein und beide Arme verlieren würde.“
Jim fragte, „Und was wäre mit deinen Brüsten?“
„Nein, wenn ich meine Brüste verlieren würde, wäre ich tatsächlich unvollständig.“ Sie schüttelte ihren Kopf, machte ein grimmiges Gesicht. „Rede kein dummes Zeug.“
„Laura, weshalb verschwendest du Zeit, indem du mir diese Dinge erzählst, die ich schon kenne, obwohl wir viel wichtiger Dinge zu diskutieren haben?“
„Wie…, was?“
„Wie zum Beispiel, wohin wir morgen Essen gehen werden.“
„Irgendwo, wo es teuer ist. Und lass mich dich warnen dass ich ein hohles Bein habe.“ Unheilvolles leichtes Grinsen, als ob sie wartete um zu sehen, ob er den Spaß mitbekommen hatte.
„Und lass mich dich warnen, dass ich ein Glas Termiten im Hinterzimmer habe. Es wäre zu teuer, das hohle Bein zu füllen, ich werde es auffressen lassen.“
Das Lächeln wurde breiter. Kein Gelächter, aber die Retoure war angekommen.
„Jim?“
„Ja?“
„Wir sind nun plötzlich Freunde, nicht?“
„Ja.“
„Wie ist das geschehen?“
„Ich glaube wenn zwei Menschen sich richtig ansehen, können sie nicht anders, als Freunde sein. Du und ich, wir haben uns angesehen.“
„Hast du etwas dagegen, wenn ich mich auf deinen Schoß setze? Ich würde es schön finden, wenn ich deine Arme für eine Weile um mich herumhaben könnte.“
„Ich mag das auch, Laura.“
Sie hüpfte zu ihm herüber. Es war das erste Mal, dass er sie hüpfen sah. Das Gefühl sie auf seinem Schoß zu haben war anders als bei jedem anderen Mädchen, welches er jemals kannte. Aber nun, es sollte so sein, dachte er.
„Jim, ich wollte dir nur sagen, dass ich dachte wir wären gute Freunde zueinander, und zwar aus einem merkwürdigen Grund. Du bist so angetan von meiner Einbeinigkeit, dass ich für dich eigentlich garnicht einbeinig bin.“
„Und ich sagte dir, dass du mir Dinge sagtest, dich ich schon wusste. Sei still. Ich hab dich zuviel sprechen lassen.“
„Ja, Jim.“
Zwei Wochen später stoppte Jim Anderson sein Auto vor dem zweistöckigen Haus, welches Laura mit ihrer Schwester und ihrem Stiefbruder bewohnte. Laura saß auf ihn wartend auf den Stufen, mit einem großen Picknick-Korb und einem Schlafsack. Er stieg aus dem Auto und ging zu ihr hin.
„Wozu soll das alles sein?“
Sie hielt einen Schlüsselbund hoch. „Ich habe die Schlüssel vom Wochenendhaus meiner Eltern in Lake Wazone. Was hältst du von einem Picknick im Wald?“
„Hört sich gut an, aber bis wir dort sind wir es dunkel sein und die Wanzen werden uns lebend auffressen.“
„Das Haus hat einen abgeschlossenen Vorbau und als erstes wird am Morgen die Sonne dort hineinscheinen, so dass es nicht mehr dunkel sein wird.“
„Oh. Nun, solange du an alles gedacht hast…“
Das „Wochenendhaus“ war ein gutes Stück besser, als Jim Anderson es sich vorgestellt hatte. Es war tatsächlich ein vollständiges modernes Haus, welches direkt neben einem See lag. Nach dem Essen drehten die beiden das Licht aus und saßen auf einem Segelboot und beobachteten die tausenden von Insekten die sich im Licht des Mondscheins, vom See reflektiert, abzeichneten.
„Hey,“ stieß Laura Jim in die Rippen.
„Hmmm.“
„Woran denkst du?“
„Vielleicht denke ich gerade daran, dass der Mond, der auf einen Bergsee scheint, ein seltener und schöner Anblick ist.“
„Und vielleicht denkst du garnicht daran.“
„Und vielleicht denke ich garnicht daran. Tatsächlich, Laura, ich dachte gerade an all die Dinge, über die wir gesprochen haben, und die wir in den paar vergangenen Wochen gemacht haben. Ich weiß immer noch nicht viel darüber, worüber ich am meisten neugierig bin.“
„Du meinst meine Hüfte?“
„Nennst du es so?“
„Du kannst mich schlagen. Wenn es ein bestimmtes Wort dafür gibt, ich habe es noch niemals gehört. Ich nenne es ‚meine Hüfte‘. Es ist, wo meine Hüfte normalerweise ist, und weil Hüfte einfacher zu sagen ist als ‚amputierte Seite‘.'“
„Ja, nun dann, ja, deine Hüfte.“
„Ich hatte mich gewundert weshalb du es vermieden hast. Du hattest sie noch nicht einmal berührt als ich auf deinem Schoß saß. Alles was du hättest tun müssen, wäre irgendetwas zu sagen, und ich hätte meinen Slip ausgezogen und du hättest alles ansehen und berühren können. Schon in der ersten Nacht.“
„Ja, ich glaube ich wusste das. Ich wusste nicht, ob es meine alte Angst war, dass ich etwas sagte oder tat, was falsch sein könnte und dass du mir dann verloren gehen könntest.“
„Du meinst, du kannst sie nicht allein sehen, ohne nicht noch etwas anderes zu sehen. Was ist daran falsch? Männer haben doch den Ruf, das zu mögen. Und ich habe ein paar Leotards die meine Pussy verdecken, wenn das alles ist, was dich stören würde.“
„Nein, ich möchte schon deine Pussy sehen wenn ich deine amputierte Seite sehe. Ich glaube es ist gerade das, dieser besondere Moment, worauf ich solange gewartet habe; das erste Mal, dass ich wirklich den Körper einer Amputierten entdecke, wo ich Angst hatte, dass meine Hoffnungen nicht wahr werden würden.“
„Du hörst dich an wie ein Mädchen welches sich ärgert, ihre Jungfräulichkeit nicht zu verlieren.“
„Ja, das glaube ich auch. Irgendwie, denke ich, sollte ich endlich meine Jungfräulichkeit verlieren.“
„Ich weiß. Ich machte nur Spaß, aber ich sollte es nicht.“
„Jim, würdest du mir vertrauen, mir dabei helfen, es besonders schön für dich zu machen, so gut wie ich es nur kann?“
„Natürlich. Wenn ich dir nicht vertrauen kann, sollten wir besser sofort aufhören.“
„Okay.“
Sie stand auf, hüpfte vor um ihn anzusehen und bot ihm ihre Hände an. Er nahm ihre in seine und stand auf, als sie anfing ihn nachzuzerren. Sie führte ihn ein kleines Stück am Vorbau vorbei, zu einem Teil der der Zimmerwand, der nicht mit Möbeln oder Bildern verstellt war.
„Hier,“ sagte sie. „Du stellst dich mit deinem Rücken an die Wand gelehnt direkt hier hin. Gut. Nun gehe mit deinen Füßen von der Wand weg, weil ich genau dazwischen stehen will. So ist es richtig. Halt still.“ Sie drehte sich und machte kleine Hopser rückwärts bis ihr Fuß zwischen und fast vor seinen Füßen war, dann lehnte sie sich langsam zurück, bis ihr Rücken ihn von den Schulterblättern bis zum Po berührte. Sie ergriff seine Hände, zog seine Arme um sich, so dass sie unter den ihren waren.
„Da,“ sagte sie. „Sieh über meine Schulter herunter. Siehst du? Du schaust auf mich, so wie ich auf mich selbst schaue, und deine Arme sind so an mir, wie nur ich sie sonst habe. Nun entdecke mich, als wäre es dein Körper, als wäre es dein Bein, welches weg ist, und du willst es zum ersten Mal ansehen.“
Die Idee erregte ihn. Er konnte seinen Penis hart werden fühlen und fragte sich ob Laura es an ihrem Po fühlte, durch zwei paar Jeans, seine und ihre eigenen. Wahrscheinlich nicht, meinte er.
Herunterschauend sah er das linke Bein im dunklen Mondschein, im dunkelblau des Leinentuchs sich abhebend von der leichten Rundung ihres Bauches, im Kontrast zur Leere auf der rechten Seite. Das ist es, was sie immer an ihr sieht, dachte er.
Er bewegte seine Hände nach oben, strich über ihren Bauch, hoch über die Rippen, unter ihre Brust. Er hob ihre Brüste, spürte das Gewicht und die ihre leichte Bewegung. Er wusste schon, wie fest sie waren und dass sie kaum hingen. Er umschloss sie durch den Stoff der Bluse, vorsichtig die harten Nippel zwischen seinen Daumen und Zeigefinger rollend. Er konnte ihre Brust fühlen, wie sie sich langsam an- und abhob mit dem stöhnenden Geräusch ihres Atems.
Er ließ seine Hand heruntergleiten, herunter zu ihrer Taille, dann um ihre Taille herum. Nun, langsam, langsam legte er seine flache Hand an ihre rechte Seite und lies sie bis an ihr Ende heruntersinken. Schließlich berührte seine Hand die Stelle, wo einst ihr Bein war, drückte dagegen, fühlte die ungewöhnliche Weiche, fast wie die einer Brust, als seine Finger sich weiterbewegten, weiter nach unten. Nun war seine Hand unter ihrem Gesäß, nahm es in die Hand, hob es an, drückte es, hatte die Hand in der Luft, berührte ihre Innenseite wo ihr jede Gehirnzelle sagte, dass da ihr Bein sein sollte. Laura murmelte: „Ich wünsche es gäbe eine Möglichkeit für dich zu wissen, wie gut sich das anfühlt.“ Sein Penis drückte sich fest gegen den Stoff seiner Hose.
Es war Zeit. Er bewegte seine Hand wieder hoch, über die Hüfte, flach über ihren Bauch, nach innen, in ihre Hose.
Und Laura sagte: „Warte. Lass…“
Er ließ seine Arme an sich herunterfallen, dachte sich: Mist. Laura, ändere jetzt nicht deine Gedanken. Aber dann stand sie direkt vor ihm, schaute ihn nach hinten über ihre Schulter an und er konnte das Funkeln ihrer Augen und Zähne sehen, sogar in dem fahlen Mondlicht. Er hörte ein Klicken und das Aufmachen eines Reißverschlusses und plötzlich waren ihre Hände an den Hüften, die Daumen eingehakt unter dem Gürtel. Ein schneller Ruck, und ihre Hosen und Slip hingen am Oberschenkel und er sah ihre weiße Haut.
Nun drückte sie sich wieder an ihn, und seine Arme waren um sie, seine Hände in den ihren. „Es wäre nicht schön für dich mit diesen engen Hosen,“ sagte sie.
Jetzt berührte er endlich wirklich die weiche Haut, fühlte überall, links, rechts, zurück, vorn, aber nicht findend, was seine Finger suchten, bis sie zuckte und seine Hand nahm, sie nach vorn bewegte. Sie sagte, „Jeder glaubt, dass sie hier geschnitten haben, aber die Narbe ist hier.“
Und er fühlte die leichte, weiche Rinne davon, die sich über sie zog in einer Linie, nicht heruntergehend oder kreuzförmig oder in sonst einer Art die er sich vorgestellt hatte. Laura stöhnte als das sensitive Fleisch Botschaften schickte, von denen nur sie wusste.
„Dort unten ist noch etwas, weißt du,“ sagte sie etwas später mit weicher Stimme und Fingern die ihn überall streichelten.
„Ich weiß. Ich komme gerade dorthin.“
Freundliches Lachen. „Nun, das ist nicht so leicht hinzukommen; aber ich glaube, du wirst vielleicht noch hinfinden, wenn ich dir eine Karte zeichne.“
„Miststück.“
„Langsamer…“
„Warte nur, Fräulein. In einer kleinen Weile wirst du merken, wie langsam ich bin.“
„M-m-m-m-m. Ich möchte es für alles in der Welt nicht vermissen.“
Ein plötzlicher Windstoß bewegte draußen die Äste und brachte das glasweiche Seelicht über die Beiden.
Sein Erwachen war so schrittweise, dass Anderson nichts sagte als ihm bewusst wurde, was ihm bewusst war. Bewusst des weichen Sonnenlichtes welches durch die weißen Baumwollvorhänge gefiltert wurde, dem rhythmischen Geräusch der Wellen die gegen die Felsen schlugen, dem Gezwitscher der Vögel. Bewusst des Mädchens neben ihm im Bett.
Langsam, um sie nicht zu wecken, drehte er sich auf die Seite um Laura direkt anzusehen. Sie lag ihm zugewandt. Der Schlaf machte sie jünger, gab ihrem Aussehen die perfekte Unschuld eines Kindes. Ebenso kindlich war die Art wie ihre Arme verschlungen waren, so dass ihre Hände vor ihrem Kinn gekreuzt waren.
Während der Nacht hatte sie die Decke und das einfache leichte Laken herunter geschoben und war bis zur Hüfte unbedeckt. Jim hob vorsichtig ihre Decke mit der linken Hand an und schob sie beinahe bis zu ihrem Knie herunter. Zum ersten Mal betrachtete er ihre Hüfte im Tageslicht.
Die Narbe war sehr schmal. Die Haut auf jeder Seite schien etwas angeschwollen, aber die Narbe selbst war fast eine weiße Linie. Sie erstreckte sich von Lauras Schamhaaren geradlinig zwölf bis dreizehn Zentimeter zu ihrer rechten Seite. Man sah keine Nadeleinstiche.
Es war nicht wie ein Stumpf. Der Chirurg hatte sich offensichtlich bemüht, wenige Spuren seines Anteils am Verlust von Lauras Bein zu hinterlassen. Anderson fragte sich ob das üblich war, wenn der Patient eine Frau war.
„Sieht nicht schlimm aus, nicht wahr?“
Er hatte gerade die Änderung ihres Atmens bemerkt, weshalb Jim nicht von ihren Worten erschrocken war. Er bewegte sich zu ihr, drückte sie, küsste ihre Wange, strich durch ihr Haar.
„Nein, überhaupt nicht,“ antwortete er. Er zog sich leicht zurück, legte seine Wange auf das Kissen, so, dass sie sich ansahen.
Sie gähnte, streckte sich und lächelte dann. „Als sie endlich den Verband abnahmen, und es verheilt war,“ sagte sie, „ging ich nach Hause und stand zehn Minuten vor einem Spiegel, nur das anschauend, was übriggeblieben war. Ich konnte es nicht fassen, dass sie mir solch eine große Sache angetan hatten und alles so… so harmlos aussah. Ich dachte ständig, dass sie mein ganzes Bein abgenommen hatten, und mir einfach nur diese kleine Narbe hinterließen. Es kam mir vor, als ob das zu wenig wäre.“
„Es sah nicht nach dem aus was geschehen war.“
„Nein, es passte nicht zu den Änderungen die ich fühlte.“
„Ich glaube ich kann das verstehen. Fühlst du noch immer so?“
„Nein“, antwortete sie. „Ich dachte, dass die Leute in jedem Fall bemerken würden was geschehen war, wenn sie mich näher betrachteten.“ Sie streckte ihren Unterschenkel aus. Sie lachten beide.
„Was ist mit Frühstück?“ fragte Jim.
„Oh, schluck,“ sagte Laura, „ich hoffte wir könnten zuerst etwas anderes tun.“ Sie streckte ihr Bein zur Seite.
Jim lachte wieder. „Gib mir eine Pause Mädchen, ich bin nicht so jung wie es scheint.“
„Du warst mir jung genug letzte Nacht.“
„Das ist es was ich meine. Ich bin nicht so jung wie ich letzte Nacht war.“
„Gut,“ sagte sie grinsend, „in diesem Fall entlasse ich dich jetzt aus meiner Umklammerung, du alter Mann. Aber du musst zur Vorbereitung den Tisch decken.“
„Sklaventreiber.“ Er lächelte.
„Richtig. Und da du darauf bestehst aufzustehen, kannst du schon den Kaffee machen, während ich meine Haare mache.“
„Du kannst Geschäfte machen!“
Nach dem Frühstück nahm Laura Jim zu einem Spaziergang mit, auf einen Weg, der am Seeufer entlang ging und hoch zu einem felsigen Steilufer führte, wo man das Wasser überblicken konnte, wenige hundert Meter von der Hütte ihrer Eltern. Als er hinter ihr lief, die zusammengerollte Decke und den Picknickkorb tragend, den sie von zu Hause mitgenommen hatten, konnte er nicht aufhören sie zu bewundern wie sie ihre Krücken benutzte, auf dem unebenen sich schlängelnden Pfad, besonders, wenn sie die steileren Stücke erklomm. Sie schien tatsächlich kräftiger und beweglicher als er zu sein.
Als sie oben auf dem Steilufer angekommen waren, schüttelte Jim die Decke aus und breitete sie über dem Moos und den Piniennadeln aus. Sie saßen Seite an Seite und beobachteten ein Segelboot am fernen Ufer des Sees entlang gleiten.
„Das ist mein liebster Platz auf der ganzen Welt,“ sagte Laura nach ein paar Minuten. „Ich habe besonders fest geübt auf Krücken laufen zu lernen nachdem ich nur mehr ein Bein hatte, damit ich wieder hier hoch kommen kann.“
„Es ist wunderschön,“ stimmte Jim zu. „War es schwer die Krücken benutzen zu lernen?“
Sie schüttelte ihren Kopf. „Nur bis mein Bein und meine Arme gekräftigt waren. Das dauerte nur ein paar Wochen bis ich ziemlich gut zurechtkam. Eine Sache ist, wenn man amputiert ist, dass man automatisch auf Krücken gut wird, weil man das Üben nicht vermeiden kann, außer man sitzt nur herum. Und ich finde ohne dem Gewicht von dem anderen Bein ist es auch leichter, Krücken zu benutzen.“
„Das ergibt Sinn. Habe ich dir übrigens gesagt, dass du in Shorts gut aussiehst?“
„Oh, was für ein Themawechsel!“ rief sie lachend aus. „Nein, das hast du mir noch nicht gesagt, aber ich freue mich, dass du meinen Anblick magst, in Shorts oder ohne sie.“
„Laura, ich wollte dich ehrlich fragen,“ sagte er nach ein paar Sekunden Pause, „ist es nicht merkwürdig für dich, dass ich das schön finde?“ Er berührte das eingefallene Hosenbein ihrer Shorts. Laura zuckte die Achseln. „Es hängt davon ab, was du mit ‚merkwürdig‘ meinst. Als ich zuerst davon erfuhr, konnte ich es nicht glauben, dass einige Jungs Amputierte attraktiv finden, in dieser Richtung finde ich es merkwürdig.“
„Was ist mit den anderen Richtungen?“
„Du meinst ob ich es ausgefallen oder pervers finde?“
„Ja.“
Laura sah in seine Augen, hob ihre Hand hoch um seine Wangen mit ihren Fingerspitzen zu streicheln. Sie sagte sanft: „Nein, ich glaube nicht dass es ungewöhnlich oder pervers ist. Das sind nur Worte welche die Leute für Dinge benutzen, die sich von dem unterscheiden, was sie für sich selbst tun oder fühlen. Ich müsste mich über mich selbst wundern, wenn ich glaube, dass ein Junge pervers sein muss um mich attraktiv zu finden.“
„Nein, aber vielleicht wäre es besser, wenn ich dich trotz, statt, wegen …, lieben würde.“
Laura schüttelte ihren Kopf. „Nein, nein, nein. Es wäre nicht besser. Glaube das nie. Wenn wir beide uns vormachen würden, dass mit mir nichts anders wäre, und versuchen würden, das Sichtbare zu ignorieren, nun, das wäre pervers, oder nicht? Jim, die Realität ist, dass ich eine einbeinige Frau bin. Ich werde immer eine einbeinige Frau sein. Weshalb würde ich einen Mann haben wollen, der mich trotz dessen liebt, wie ich bin. Jim, ich möchte viel lieber einem Mann so wie ich bin, als dass er wünschte, dass ich etwas wäre, was ich nicht bin und nie sein kann.“
„Laura?“
„Ja?“
„Ich liebe dich. So wie du bist.“
Plötzlich wurden ihre Augen feucht. Sie drehte ihren Kopf weg, hob ihre Hände hoch an ihre Wangen. Sehr leise sagte sie: „Jim, das musst du nicht tun. Du musst das nicht sagen.“
„Hättest du es lieber wenn ich über meine Gefühle lügen würde?“
„Oh nein! Und ich liebe dich auch, natürlich. Aber, aber…“
„Sei still und komm her.“
Viel später sagte Laura: „Du wirst einen Sonnenbrand bekommen.“
„Vielleicht.“
„Nicht ‚vielleicht‘. Und wenn du dich dort verbrennst, gibt es noch etwas außer dem hohen Alter, das dich morgen früh von etwas Schönem abhalten wird.“
„Oh mein Gott, ja. Lass uns in den Schatten gehen. Komm, los,“ rief Jim als er sich schnell auf seine Füße stellte.
„Laura, hör auf zu lachen,“ fügte er einen Moment später hinzu. „Und lass uns ein paar Sachen anziehen, bevor wir einer Truppe von Pfadfindern das Tollste ihres Lebens sehen lassen.“
„Was für ein wahnsinniger Spaß. Du willst noch nicht einmal kleinen Jungen etwas Schönes gönnen.“
An diesem Abend war es kühl genug, dass Jim ein Feuer am Kamin der Hütte anmachen konnte. Er legte einige Kissen vom Sofa auf den Fußboden vor dem Kamin, und die Beiden lagen auf der Seite, kuschelten sich in der Wärme des Feuers aneinander, Jim dicht hinter Laura.
Er nahm ihre rechte Po-Hälfte in seine Hand, drückte sie, dann glitten seine Finger langsam in Richtung ihres Beines und streichelte es leicht. „Das ist schön, weißt du das?“ sagte er. „Zwei meiner liebsten Dinge in der Welt so nahe beieinander, dass ich sie beide gleichzeitig mit einer Hand berühren kann.“
„Hmmm. Ich hätte nie vermutet, dass du das magst.“
„Ich liebe es, wie nichts in der Welt.“
„Nun, da die Dinge die du liebst meine sind, muss ich wohl sagen, dass ich glücklich bin, dass du sie magst. Ich freue mich besonders über die Aufmerksamkeit, die du ihnen schenkst. Es gab eine Zeit, in der ich nicht geglaubt hätte, dass ich jemals irgendetwas wie das erleben würde.“
„Als du dein Bein verlorst?“
„Dann, und davor.“
„Kannst du mir über diese Zeit erzählen?“
Laura bewegte sich von ihm weg, rollte sich auf den Rücken, sah ihn an. „Wenn du es wirklich hören möchtest“, sagte sie.
„Ja, natürlich möchte ich das.“
******************************
Das Krankenzimmer war wie alle Krankenzimmer nicht ganz dunkel in der Nacht. Eine kleine Lampe brannte an der Wand und weiteres Licht kam durch die offene Tür zum Korridor. Trotzdem war es nicht das Licht, das Laura wach hielt. Es war auch nicht der späte Wintersturm der Graupel und Regen gegen das Fenster wehte und schüttete.
Es war Schmerz. Schmerz und ihre Gefasstheit.
Gott, dachte sie. Wie viele Male habe ich schon in einem Krankenbett in der Nacht vor der Operation gelegen? Hier bin ich, wartend dass wieder eine Spritze wirkt, hoffend, dass sie das Pulsieren meines Beines vernebeln wird. Wartend auf eine weitere Operation. Mal nachrechnen: zwölf, dreizehn, nein, vierzehn mal. Das ist die fünfzehnte Nacht meines Lebens die ich verbracht habe, ohne zu wissen, was der nächste Tag bringen würde, nicht zu wissen, ob diesmal die Ärzte in der Lage wären zu helfen. Gott weiß, dass sie in der Vergangenheit wenig genug helfen konnten.
Sie schloss ihre Augen, wischte die Tränen aus ihnen heraus.
„Hi.“
Die Stimme kam total unerwartet. Lauras Augen versuchten die Stimmquelle anzusehen.
„Oh, es tut mir leid. Ich dachte Sie wären wach. Ich wollte mich nicht an Sie heranschleichen.“ Eine Frau stand an Lauras Bett. Keine Krankenschwester, sie trug ein gekraustes Nachthemd. Etwas merkwürdig wie sie aussah, ihre Silhouette sich gegen den schummrigen Türeingang hinter ihr abzeichnete. Der Winkel ihrer Arme und Schultern? Oh. Krücken! Die Frau benutzte Krücken.
„Nein, es ist schon gut,“ sagte Laura. „Ich war wach. Tatsächlich bin ich froh, etwas Gesellschaft zu haben. Vielleicht bringt es meine Gedanken von meinem Bein weg.“
„Habe ich richtig gehört, Sie haben Myelitis?“
„Ja.“
„Oh, ich weiß wie das ist. Ich hatte es acht Jahre lang. Ist es nicht furchtbar? Wie lange haben Sie es schon?“
„Ja, es ist schrecklich,“ erwiderte Laura. „Ich bekam es als ich sieben war, so sind es nun sechzehn Jahre.“ Ihr wurde bewusst, was die Frau gesagt hatte und fügte hinzu, „Was meinen Sie, dass sie es hatten? Konnten sie es ausheilen?“
Die Frau lachte sanft. „Nein, es heilte es nicht. Nicht richtig. Ich wurde es einfach los.“ Sie ging einen Schritt vom Bett zurück, streckte die Hand herunter und hob das Nachthemd hoch. „Sehen Sie’s?“
Laura schnaufte. Die Frau hatte nur ein Bein!
„Oh, es tut mir furchtbar leid,“ sagte Laura.
Lauras Besucherin beruhigte sie freundlich. „Nein, es ist schon in Ordnung. Nichts, worüber man traurig zu sein braucht. Das geschah schon vor langer Zeit. Ich bin daran gewöhnt. Nebenbei brachte es ein Ende der Schmerzen, weshalb es ein großer Fortschritt für mich war.“
„Ein Fortschritt? Aber ein ganzes Leben…“
„Ihr ganzes Leben haben Sie gekämpft gegen das was ihnen widerfuhr, und alle ihre Ärzte haben sich bemüht ihr Bein zu retten. Richtig?“
Laura nickte.
„Ja, gut, wie viel Besserung hat es gebracht? Ich meine ernsthaft?“
„Ich habe immer noch mein Bein. Ich bin noch ganz.“
„Kind, ich bin ebenfalls ganz,“ die andere Frau streichelte sie. „Ich bin immer noch ganz hier. Sie haben nichts von meinem wirklichen Ich abgeschnitten, als sie mein Bein amputierten.“
„Aber wie ist es, sich so bewegen zu müssen? Wie ist es mit den Männern? Wie behandeln die Leute sie, wenn sie ein Krüp….“ Laura legte die Hand auf ihren Mund, erschrocken was sie angefangen hatte zu sagen.
„Hallo, es ist schon in Ordnung. Sie haben nichts gesagt, was ich an ihrer Stelle nicht auch gesagt hätte, und außer uns Frauen ist niemand hier. Ich bin vielleicht ein Krüppel, aber nicht das, was sich die Leute darunter vorstellen. Aber du bist genauso, Mädchen.“ Die Frau zeigte auf Lauras Beinschiene, die gegen den Nachttisch lehnte. „Wie gut laufen sie mit dem Ding? Hilft es ihnen Männer kennenzulernen, oder hilft es, dass die Leute sie besser behandeln?“ Sie schüttelte ihren Kopf und fuhr fort: „Ich weiß nicht was man ihnen erzählt hat, aber mit einwenig Übung können sie sich viel besser mit Krücken oder einem künstlichen Bein bewegen als sie es mit ihrem Bein können, schmerzend und schiebend, alles mit einer angeschnallten Beinschiene. Ich weiß das aus persönlicher Erfahrung. Und was das Problem Männer betrifft, nun ….“
Sogar in dem schummerigen Licht, konnte Laura ihre Besucherin strahlen sehen. „Weshalb lächeln sie?“ fragte sie.
„Meine Liebe,“ sagte die Frau, „seitdem man mir mein Bein abgenommen hat gab es nicht viele Tage, an denen ich nicht eine Auswahl aus einem Dutzend wundervoller Männer hatte.“
„Was?“
„Es stimmt. Schwer, es zu glauben, aber ist es wahr. Sogar jetzt, obwohl ich einiges über Fünfzig bin. Ich habe meinen Teil vom Ausschuss kennengelernt, wie jede andere Frau auch, aber es gab auch eine Menge toller Männer. Ich nehme sie nicht auf den Arm.“ Die Besucherin sah Laura tief in die Augen und sprach weiter.
„Junges Fräulein, ich habe vor langer Zeit gelernt, anderen nicht vorzuschreiben was sie mit ihrem Leben tun sollen und ich werde es auch jetzt nicht tun. Sie sind diejenige, die mit ihrem Körper leben muss, wie immer sie sich entscheiden. Die richtige Entscheidung für mich kann die falsche für sie sein. Alles was ich ihnen sagen kann ist, dass ich nur die Hälfte der lähmenden Jahre durchmachte, die sie erlebten, und das war mehr als genug für mich. Der Tag an dem ich meinem Arzt sagte, er solle aufhören mein Bein zu retten und stattdessen mich retten war der klügste Tag in meinem Leben.“ Sie langte nach Lauras Hand und drückte sie. „Nun glaube ich, brauchen sie ihre Ruhe.“
„Nein,“ sagte Laura. „Bitte gehen sie jetzt nicht. Ich würde gern ein bisschen mehr über diese Männer erfahren.“
„Oho,“ sagte die Frau. „Ich dachte schon, dass dies vielleicht ihre Aufmerksamkeit erregen könnte. Nun, ich glaube wir können es beide aushalten, ein paar weitere Minuten Schlaf zu verlieren…“
Am nächsten Morgen war es immer noch draußen dunkel als Lauras Chirurg lebhaft in ihr Zimmer kam. „Ich habe gehört,“ sagte er streng, „dass Sie ihr pre-operatives Beruhigungsmittel ablehnen, bevor sie nicht mit mir gesprochen haben.“
„Ja, Herr Doktor,“ sagte Laura. Sie zögerte einen Moment. „Ich wollte sie fragen was sie darüber denken, mich zu retten, anstatt mein Bein zu retten.“ Sie war überrascht von der Kraft in ihrer Stimme.
Der Arzt nahm einen langsamen, tiefen Atemzug und setzte sich dann auf Lauras Bettkante.
„Sie haben mit unserer Freundin unten vom Korridor gesprochen?“
Laura zögerte kurz, dann nickte sie.
„Ist ihnen klar, was sie verlangen?“
„Ja.“
„Und wollen sie das auch wirklich?“ Er neigte seinen Kopf zur Seite und zog eine Augenbraue hoch.
„Ja, Doktor. Ich will es wirklich.“
„Er seufzte tief, nickte, strich mit seiner Hand über seine Wange. Es war eine Kombination von Bewegungen, die ihn eindrucksvoll und nachdenklich erscheinen ließen. Schließlich sagte er: „Ich werde die Schwester beauftragen, die erforderlichen Formulare vorzubereiten, damit sie sie sogleich unterschreiben können. Solange wir den Operationssaal für sie reserviert haben, könnten wir wohl auch die Amputation noch heute Morgen vornehmen.“ Er stand auf um zu gehen, aber kurz bevor er die Tür erreicht hatte drehte er sich herum und kam zurück.
„Ich möchte sie wissen lassen,“ sagte er, „dass ich glaube, dass sie die richtige Entscheidung getroffen haben. Und schauen sie nicht so überrascht. Es gibt Dinge, bei denen wir zögern sie zu empfehlen, solange es nicht wirklich erforderlich ist. Besonders, wenn ein Patient dagegen so lange ankämpft wie sie es getan haben, obwohl wir es ihnen sogar gerne vorgeschlagen hätten.“
„Doktor, wie viel werde ich von meinem Bein verlieren?“
„Das Meiste davon, Laura. Vielleicht das Ganze.“
„Das Ganze?“
„Keine Angst. Ich bin ziemlich sicher, dass wir noch ein wenig retten können. Sogar wenn wir es nicht können, wird es nicht ganz so schlimm, wie sie vielleicht annehmen werden. Okay?“
„Okay.“
„Er lächelte. Das ist es, junge Frau. Bis nachher.“
***************************
Das Feuer war bis zu dieser schönen Stelle heruntergebrannt, bei der gelbe Kräusel zwischen den glühenden, knisternden roten Holzscheiten bei jeder Luftbewegung herumflogen. Beide, Jim und Laura waren für eine Weile still, bis Jim sprach.
„Hast du dich einfach so entschieden, nach einem Gespräch?“
„Nun, ganz so einfach war es nicht. Viele Male in den Jahren habe ich mich gefragt, ob es nicht besser wäre, das Bein zu verlieren und dann darüber hinweg zu kommen. Ich glaube man kann sagen, dass es nur den Ausschlag gegeben hat.“
„Irgendwelches Bedauern?“
„Nein, keins,“ sagte sie. „Die Schmerzen endeten und ich lernte besser zu laufen als ich es je konnte, seitdem ich ein kleines Kind war. So, wie meine Freunde mir immer schon sagten dass ich es könnte.“ Sie drehte sich zurück auf ihre Seite, schmiegte sich noch enger an ihn. Nachdem sie bequem lag, fragte Jim, „Hattest du Phantomschmerzen?“
Laura lachte. „Ihr Männer seid bemerkenswert,“ sagte sie. „Ihr wisst mehr triviale Einzelheiten über Amputationen als es die meisten Amputierten wissen.“
“ ‚Ihr Männer?‘ Wie viele von uns hast du kennengelernt?“
„Nicht so viele. Und keinen wie dich.“ Sie hob seine rechte Hand an ihren Mund und küsste den Handrücken. „Aber um deine Frage zu beantworten, mein Arzt warnte mich davor, dass ich mit schweren Phantomschmerzen rechnen müsse, weil mein Bein schon so lange geschmerzt hatte, aber ich hatte sehr wenige und sie hielten nicht an. Sie meinten es war auch wegen meiner Einstellung.“
„Deiner Einstellung?“
„Ja. So merkwürdig wie sich das anhört, aber Leute, die eine positive Einstellung zu ihrer Amputation haben, haben weitaus weniger Phantomschmerzen, als Leute welche außerordentlich bestürzt sind, dass sie amputiert werden,“ sagte Laura.
„Hmmm. Konntest du dein Bein danach immer noch fühlen?“
„Konnte ich? Ich kann es immer noch!“
„Wirklich?“
„Ja. Oder wenigstens kann ich noch meinen Fuß spüren; ich habe nicht sehr viel Gefühl vom Rest des Beines. Und es wird auch immer kürzer.“
„Kürzer?“
„Hmmm. Meinen rechten Fuß fühle ich ungefähr in der Höhe, wo jetzt mein linkes Knie ist. Er steigt jedes Jahr etwas höher. Mein Arzt sagte mir, dass ich irgendwann einmal fühlen könnte, dass er direkt an meiner Hüfte wäre.“
„Das ist irgendwie eigenartig.“
„Ja, das ist es wirklich. Und ich glaube es hat es leichter für mich gemacht, mich anzupassen, wenn du verstehst was ich meine. Z.B. war es nicht ganz so schlimm mit einem Bein wegzugehen und Leuten zum ersten Mal zu begegnen, weil ich noch fühlte, ich hätte zwei. Macht das Sinn?“
„Ja,“ erwiderte Jim. „Erzähl mir mehr über uns Männer.“
„Du bist unverbesserlich, James Anderson,“ sagte sie mit einem Kichern.
„Und beharrlich.“
„Und beharrlich,“ stimmte sie zu. „Da ist nicht viel zu erzählen. In den viereinhalb Jahren seit meiner Amputation habe ich fünf oder sechs Admirer getroffen, und vielleicht mit einem Dutzend anderer Korrespondiert.“
„Männer, die du durch deine Freundin kennenlerntest?“
„Um damit anzufangen,“ antwortete sie. „Aber es dauerte nicht lange, bis die Liebhaber mich mit anderen bekannt machten. Die Welt dreht sich. Wurdest du niemals mit jemand auf diese Art bekannt gemacht?“
„Nein. Um die Wahrheit zu sagen, ich kenne keine anderen Männer die so eine Vorliebe haben wie ich. Ich weiß, dass es sie gibt, von Sachen die ich in den Magazinen las, aber ich habe niemals versucht mit ihnen in Kontakt zu kommen.“ Er pausierte, sagte dann, „Wie kommt es, dass du nicht mit einem von denen zusammen bist, anstelle von mir?“
„Ich glaube, aus den ganz normalen Gründen. Hauptsächlich hatten wir nicht genug Gemeinsamkeiten. Und einige von ihnen suchten wirklich nicht mehr als nur eine Freundschaft, weil sie schon verheiratet waren.“
„Da ist noch etwas, was ich dich gern fragen möchte. Am ersten Tag als wir uns trafen, fragte ich dich, weshalb du am Wochenende Krücken benutzt, und du sagtest, dass du es machst, um jemanden wie mich kennenzulernen. Erinnerst du dich?“
„Ja, ich erinnere mich.“
„Meintest du das wirklich so? Zu der Zeit erzähltest du mir, ich müsste das für mich selbst herausfinden. Nun, ich weiß es immer noch nicht.“
Sie lachte. „Oh, ich liebe dich,“ sagte sie. „Die meisten Männer würden da einfach glauben ich sei Männernärrisch. Aber du hast nicht diesen scheiß Männlichkeitswahn, nicht wahr?“
Jim fühlte, dass sein Gesicht warm wurde. „Nein, ich glaube nicht“
„Jim, ich muss ehrlich sein. Ich benutzte meine Krücken dieses Wochenende, weil es sich so gut anfühlt ohne das künstliche Bein zu sein, und sich eine Weile mal schnell bewegen zu können, und weil es eine gute Übung für meine Arme und Schultern ist. Ich war nicht ständig auf der Suche nach jemand, bis ich dich sah. Macht dir das etwas aus?“
„Nein. Ich mir gefällt diese Version ohnehin besser.“ Er war für ein paar Sekunden still und sagte dann, „Laura, ich habe mich gewundert…“
„Ja?“
„Nun, die ganze Sache war wie in der Fantasie eines Admirers. Weißt du, ein Mann trifft eine hübsche Amputierte und alles entwickelt sich so, dass es zu schön ist, um wahr zu sein. Es ist, als ob du diesen Weg gegangen bist, um die Dinge für mich einfacher zu machen. Wie kommt das?“
Laura war für einen Moment still, dann fragte sie: „Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick?“
„Wie?“
„Ernsthaft, glaubst du?“
„Nun, nein. Nicht ernsthaft.“
„Hmmm. Ich ebenfalls nicht. Dann kamst du entlang geschlendert und hast mich beinahe umgerannt, und du warst so süß und schüchtern und nett, dass ich dich einfach näher kennenlernen musste. Und du warst so komisch als ich dich Überraschte, aber ich habe mich auch schuldig gefühlt, dass ich mich so verhielt.
Egal Jim, es war irgendetwas in Dir und der Situation was mich einfach in die richtige Richtung schob. Vielleicht ist es nicht ganz richtig zu sagen dass ich mich sofort in dich verliebte, aber nachdem wir uns kennenlernten, wollte ich viel mehr über dich wissen. Nachdem ich einmal meinen Entschluss gefasst hatte das zu tun, war es leicht für mich, dir die Dinge einfach zu machen.“
„Oh.“
„Ist das nun in Ordnung?“
„In Ordnung? Es ist wunderbar. Es ist nur ein bisschen überwältigend zu wissen, dass eine Frau, so hübsch wie du, mich einfach wollte.“
„Vielleicht ist es deshalb, weil du von mir überwältigt bist, dass ich dich möchte.“
„Aber willst du mich denn?“
„Nur für die nächsten hundert Jahre oder so.“
Keiner von ihnen bemerkte, dass das Feuer ausgegangen war…

Einen Kommentar hinzufügen

Klicken Sie hier, um einen Kommentar abzugeben