Wenn das Tagebuch scheinbar einen Tagtraum skizziert, dann muss man die Gefühle noch einmal erleben um ihrer wieder Herr zu werden.
Facetten einer Nacht
Wie dunkelblauer Samt erscheint mir heute der Nachthimmel. Unzählige kleine Edelsteinsplitter funkeln darauf und inmitten eines milchig wirkenden Kreises erstrahlt das kalte Licht des Vollmondes. Spielerisch bringt ein Windhauch die Vorhänge der offenen Balkontür immer wieder ins Schwingen, erobert den Raum und schmiegt sich zärtlich um meine Haut. Wie ich dieses Gefühl genieße. Die Stille der Nacht flüstert mir Träume zu, die sich in wohligen Schauern über meinen Körper verteilen. Leichtigkeit erfasst mich, meine Atemzüge werden tiefer. Entspannung wiegt mich in Sicherheit und nimmt mir die Schwere des Alltags.
*Diese Nacht ist so wunderschön.*
Ich winde mich genüsslich in den Fesseln, die meine Arme und Beine spreizen. Kühle Nachtluft leckt über meine Brüste, meinen Bauch, meine Schenkel, meine Waden. Ich danke ihr mit leisem Seufzen für diese Wohltat. Federleicht gleiten Fingerspitzen über mich, zeichnen den Weg des Windes nach. Ihre Wärme mischt sich mit dem kühlen Hauch. Mein Becken hebt sich willig, doch die Fingerspitzen sind nicht mehr da. Ich möchte nach ihnen greifen, sie zurückholen, doch die Fesseln meiner Hände spotten mit leisem Klirren meiner Bemühung. Ich möchte sprechen, doch der Knebel in meinem Mund lässt nur seufzen zu. Zurücksinkend schließe ich die Augen. Mein Wille ist nicht gefragt. Ich bin nur das Instrument, das zum Spielen bereitsteht.
*Diese Nacht hat gerade erst begonnen.*
Schemenhaft aus den Augenwinkeln kann ich ihn sehen. Er steht am Fenster und schaut in den Nachthimmel. Ich drehe den Kopf und freue mich wie ein Kind darüber, ihn ganz in Ruhe betrachten zu können. Obwohl er mir so vertraut ist, obwohl ich jeden Zentimeter seiner Haut schon berührt habe, gehen meine Augen auf eine sinnliche Entdeckungsreise. Sein Anblick schürt das Feuer meiner Begierde. Ich sehe seine Arme, seine Hände und mein Körper erinnert sich an das, was sie zu vollbringen vermögen. Seine gelassene Haltung kann die Kraft nicht verbergen, die er aufbringen kann. Seine verletzliche Nacktheit steht im genauen Gegensatz zu seiner unerbittlichen Härte, an die ich kaum zu denken wage. Stolz und aufrecht steht er dort im Mondschein.
*Diese Nacht gehört ihm.*
Er hat mich gewählt, ihm zu dienen. Er hat mir erlaubt, ihm zu gehören. Ich atme lauter, weil mich Lustwellen überkommen. Auch wenn er sich nicht umdreht, so weiß ich doch, dass er lächelt. Er kennt mich und blickt tiefer in meine Seele, als ich es selbst jemals getan habe. Ohne Eile überlässt er mich den Qualen, die ich mir selbst antue, indem ich Gedanken voller Lust und Schmerz forme. Unerfüllte Träume, heimliche Wünsche und erlebte Gefühle verbinden sich zu immer neuen Vorstellungen. Ohne mir selbst Erleichterung verschaffen zu können, ohne mich berühren oder sprechen zu dürfen, bin ich meiner Gedankenwelt ausgeliefert. Hilflos gebunden und doch sicher gehalten.
*Diese Nacht nimmt mich gefangen.*
Langsam verrinnen die Minuten, zerfließen im Meer der Zeit. Er ist so weit weg von mir und ich sehne mich nach seiner Nähe, seiner Zuwendung. Ich möchte von ihm berührt werden, benutzt, geliebt, gehalten, geschlagen, liebkost, gestreichelt. Je länger ich hier liege, umso größer wird mein Verlangen, meine Bereitschaft zur Unterwerfung. Ein gequältes Stöhnen kommt dumpf über meine Lippen. Wieso beachtet er mich nicht? Ich blicke zu ihm, möchte ihn mit meinen Augen dazu bewegen, sich umzudrehen, mir seine Aufmerksamkeit zu schenken. Meine Lust brennt sich ihre glühende Bahn durch meinen Körper, um erneute Hitzewellen auszulösen. Nur kurz schließe ich meine Augen, doch als ich sie einen Wimpernschlag später wieder öffne, ist der Platz am Fenster leer.
*Diese Nacht ist quälend.*
Ich wende suchend den Kopf, der weiche Teppich dämpft seine Schritte und so ist er bereits dicht neben mir, bis ich es bemerke. Zu ihm aufschauend versuche ich das Herzklopfen zu ignorieren, das wie Trommelfeuer in mir tobt. Er beugt sich zu mir und haucht seinen warmen Atem auf meine nackte Brust. Getroffen von der Intensität dieser Handlung bäume ich mich auf und keuche durch den Knebel. Meine Augen betteln ihn an, er möge mich befreien, doch er erwidert meinen Blick nicht. Als würde ich nicht existieren. Als wäre mein Körper und meine Reaktion alles, was ihn interessiert. Meine Hände ballen sich zu Fäusten. Ich möchte meinen Willen herausschreien und weiß im gleichen Moment, dass es nicht um meinen Willen geht. Klagend ausatmend sinke ich zurück auf das Bett.
*Diese Nacht ist lehrreich.*
Seine Hand liegt auf meinem Bauch. Völlig ruhig und bewegungslos. So nah und doch so unglaublich fern von den Feuerstellen, die mich quälen. Vergeblich versuche ich, ihm meine Brüste näher zubringen und er bewegt sich auch keinen Zentimeter nach unten. Was hat er mit mir gemacht, dass ich mich so verhalte? Was hat er in diesen Stunden, Tagen, Jahren mit mir gemacht, dass ich so brenne? Ich verzehre mich nach der Lust, die er mir schenken kann. Ich schmelze bei dem Gedanken an die Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung stehen. Herzrasen lässt das Blut in meinen Ohren rauschen. All dies nur dadurch, weil seine Hand auf meiner Haut liegt? Bin ich so fest in seiner Gewalt, dass ich wirklich zu allem bereit bin? Wo ist mein Stolz, wenn ich so vor ihm krieche und jede Scham vergessen zu haben scheine?
*Diese Nacht ist voller Fragen.*
Mit geblähten Nasenflügeln versuche ich genügend Luft zu bekommen, um sie dann gleichermaßen angestrengt durch den Knebel wieder auszustoßen. Ich wünsche mir, schreien zu können. Mich von dem kurzen glühenden Schmerz und der nachfolgenden Hitze ablenken zu können, die die Wachstropfen mir zufügen. Er achtet darauf, dass ich zuschauen kann, wenn die Tropfen fallen. Ich sehe das Wachs geradezu träge über den Kerzenrand fließen, es scheint einen Sekundenbruchteil zu verharren, als wolle es sich selbst und mir Mut zusprechen, den Sprung zu wagen. Dann fällt es und mein nächster Schrei verhallt ungehört in meinem Kopf. Wo ich eben noch stumm gebettelt habe, er möge seine Hand höher wandern lassen, versuche ich jetzt nicht daran zu denken, dass er die Wachsspur weiterziehen könnte. Wie ich eben noch zärtlich an sein Lächeln denken musste, möchte ich es jetzt nicht sehen. Doch warum folgt mein Körper nicht meinen Gedanken? Warum betrügt er mich mit seinen Reaktionen? Warum öffnen sich meine Schenkel bei jedem Wachstropfen bittend und bettelnd? Warum möchte ich von ihm genommen werden? Gefesselt? Wehrlos? Was bin ich?
*Diese Nacht ist tränenreich.*
Geradezu zärtlich hält er meine Hand, nachdem der letzte Tropfen gefallen ist. Seine Finger verschränken sich mit meinen und halten sie fest umschlungen. Ganz langsam beruhige ich mich, lasse mich von seinen Worten einfangen und sanft zurückbringen. Doch er lässt das Feuer in mir nicht erlöschen. Je ruhiger ich zu werden scheine, desto dichter bringt er seine Lippen an mein Ohr, desto verführerischer kreist sein Zeigefinger in meiner Handfläche, desto deutlicher wird seine Sprache, desto dunkler wird seine Stimme. Er lässt keinen Zweifel daran, dass zumindest er genau weiß, was ich bin. Wieder gibt es kein Entkommen, kein verschämtes Wegdrehen, kein Verstecken. Nur die Sanftheit des Mondlichts dämmt ein klein wenig die Gnadenlosigkeit seiner Worte. Sein Finger kreist mittlerweile um meine Brustwarze und erlöst mich so von der Flut der Gedanken. Ich überlasse mich meinen Gefühlen bei dieser Berührung, biege mich durch bis es schmerzt und stöhne meine Qualen in die Stille der Nacht.
*Diese Nacht ist angefüllt mit Seelenschmerzen.*
Das kühle Silber der Klammern an meinen Brustwarzen täuscht über die glühenden Ströme hinweg, die sie auslösen und die bis in meine Fußspitzen fließen. Heiß. Heißer als Wachs, heißer als kreisende Finger. Ich habe das Gefühl, dass meine Brüste in Flammen stehen. Feine Ketten führen von den Klammern weg und enden in geradezu zierlichen Haken. Nimm sie weg, betteln meine Augen. Nimm erst mich, bettelt mein Schoß. Getrieben von Schmerz und Lust nutze ich jede Bewegungsfreiheit, die mir meine Fesseln bieten. Als wäre es ihm zu viel, schiebt er seine Hand unter meinen Hals und lässt mich spüren, dass er bestimmt, wann ich mich bewegen darf. Zitternd und keuchend liege ich still. Sanft und deutlich hebt er meinen Kopf und hakt die zierlichen Kettenenden in den Ring meines Halsbandes ein. Die Kettenlänge stimmt so exakt, dass der Zug kaum spürbar ist. Er nimmt seine Hand weg und mein Kopf fällt zurück in die Kissen. Im gleichen Moment hebe ich ihn wieder an und versuche wimmernd, die gespannten Ketten wieder zu entlasten. Scheinbar desinteressiert spielt er mit meinem Bauchnabel.
*Diese Nacht ist eine Prüfung.*
Längst habe ich aufgehört, mich dagegen zu wehren. Ohne seine Stütze, seinen Halt habe ich keine Chance. Hatte ich überhaupt je eine? Zischend atme ich aus und versuche, mich den Schmerzen hinzugeben. Sein Zeigefinger folgt zärtlich einer Träne, die ihre Spur über meine Wange zieht. Er fährt weiter über meinen Hals und streicht über das Band, das mich wie so vieles andere an meine Stellung erinnert. Liebevoll klopft er auf die straff gezogenen Ketten und schickt mich in die nächste Lustschmerzwelle. Nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ganz sicher kann ich nicht mehr. Aber er kennt mich besser. Viel besser. Ohne Hast greift er zwischen meine Beine und setzt seinen Finger an meine Spalte. Ich jaule dumpf. Vor Schmerz? Vor Begierde? Schmerz? Welcher Schmerz? Millimeterweise führt er seinen Finger in mich ein. Vergeblich versuche ich, meinen Körper unter Kontrolle zu halten. Mich nicht zu bewegen. Auf halben Weg höre ich ihn zärtlich fragen, ob ich möchte, dass er aufhört. Mein entsetztes Aufstöhnen reicht ihm nicht als Antwort. Ebenso wenig wie meine flehenden Blicke. Ich schließe die Augen und reiße sie wieder auf, als er seinen Finger zurückzieht. Heftiges Kopfschütteln meinerseits zaubert heiße Wellen durch meine Brüste und gleichzeitig erobert sein Finger meine nasse Höhle. Ich werde explodieren. Ganz sicher.
*Diese Nacht verbrennt mich.*
Kühle Luft. Kühle Luft streicht beruhigend über meine Brustwarzen. Die Klammern sind nur noch Erinnerung. Wie gern hätte ich meine Dankbarkeit ausgedrückt, als er mich davon befreite. Die Fesseln empfinde ich nicht mehr als Einschränkung. Doch ich bedauere, dass sie mich daran hindern, ihm meine Demut zu zeigen. Ich habe gelernt. Er schenkt mir den Schmerz und die Lust. Er führt mich durch die Hölle und den Himmel. Er lässt mich fallen und fängt mich auf. Er quält und liebkost mich. Er nimmt und gibt. Ich bin ihm ausgeliefert und verfallen. Er bestraft und belohnt mich. Er kennt mein Herz und meine Seele. Ich schluchze auf, als mich die Wucht der Erkenntnis trifft. Ich bin sein. Er hat seinen Platz am Fenster wieder eingenommen. Der Mond ist nicht mehr zu sehen. Ich spüre die Reaktionen meinen Körpers auf die bisherige Nacht. Höre in mich hinein und erkenne, wie groß meine Bereitschaft ist, ihm zu folgen. Glücksgefühle durchströmen mich, verbinden sich mit den Schmerzen zu neuen Lustwellen. Ich bäume mich auf. Er dreht sich um.
*Diese Nacht ist noch nicht zu Ende.*
Er beugt sich über mich, schaut mir in die Augen. Dieser Blick, diese Augen. Ich spüre, wie mein Herz trommelt. Seine Hand fährt über meine Wange, prüft den Sitz des Knebels. Seine stumme Frage nach meinem Befinden beantworte ich mit einem Nicken. Er lächelt und schlägt einmal rechts und links auf meine Wange. Ich reagiere heftig. Obwohl der Schmerz nicht schlimm ist, schickt mich diese Erniedrigung auf eine Wellenfahrt der Gefühle. Ich bin ein Nichts, ich gehöre ihm. Warum kann ich nicht tiefer in die Decken kriechen, warum mich nicht ganz klein machen? Durch die Fesseln kann ich mich nicht mal zusammenrollen. Nur mein Geist kann sich jetzt beugen.
*Diese Nacht ist erniedrigend.*
Nach zwei Schläge werfen meinen Kopf herum. Keuchend spüre ich die Fesseln als das was sie sind. Während ich noch an meine brennenden Wangen denke, befreit er meine Beine von den Manschetten, die sie spreizen. Als wäre ich eine Stoffpuppe, kniet er sich zwischen meine Schenkel, legt sich meine Beine über seine Schultern, stützt sich mit den Armen rechts und links von mir ab, beugt sich vor und dringt in mich ein. Wimmernd vor Lust und stöhnend vor Schmerz (oder ist es umgekehrt?) nehme ich seine Bewegungen in mir wahr. Die Haltung, die er für mich entschieden hat, gibt mir kaum Spielraum. Er bestimmt, er handelt. Ich empfange, was er mir schenken will. Er findet seinen Rhythmus und ich keuche immer lauter. Ausgeliefert durch die Armfesseln und niedergehalten durch sein Gewicht spüre ich nur das, was in meinem Körper passiert. Spüre meine Hitze, meine Nässe. Spüre seine Bewegungen, spüre wie er mich ausfüllt und benutzt. Tief in mir hält er inne, greift an meinen Hinterkopf und löst den Knebel. Als er ihn aus meinem Mund zieht, stößt er mit einer heftigen Bewegung zu. Befreit schreie ich die Schmerzen und die Lust dieser Nacht hinaus.
*Diese Nacht ist hemmungslos.*
Kräftig und gleichmäßig bringt er mich zur Klippe und ohne anzuhalten falle ich in die Unendlichkeit der Erlösung. Welle um Welle lässt mich unter ihm zucken, meine Hände öffnen und schließen sich, stöhnend genieße ich die Freiheit meines Mundes. Er hat meine Beine zur Seite gleiten lassen und ist aufgestanden. Ich sehe zu ihm auf. Groß ragt mein Herr über mir auf und befiehlt mit einem Fingerschnippen, dass ich meine Beine zu ihm hoch strecke. Er legt meine Füße an sein erregtes Glied und macht mir mit einem weiteren Fingerschnippen klar, was er erwartet. Sanft reibe ich meine Füße an ihm entlang, lasse meine Zehen spielen und massiere solcherweise seinen steifen Schaft. Als er seinen Orgasmus bekommt, tritt er näher heran und entlädt sich auf mein Gesicht und meine Brüste. Sollte ich mich jetzt nicht erniedrigt fühlen? Ich höre in mich hinein, aber ich fühle nur warmes Glück, das mich durchströmt. Wärme und Liebe, die ich für ihn empfinde. Lächelnd versuche ich mit meiner Zunge sein Geschenk aufzunehmen. Er setzt sich neben mich, befreit meine Arme, greift in meine Haare und zieht mich an seine Brust. Danke, flüstert er leise.
*Diese Nacht ist vollkommen.*
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