EISKALTE GEFÜHLE - Teil 07
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EISKALTE GEFÜHLE – Teil 07

***Der Waffenstillstand***

Zusammen sitzen Linda und Sancia am Bett von Chiara. Beide fragen sich die ganze Zeit was für Chiara so schlimm war diesen Schritt gehen zu wollen. Dabei macht sich Sancia selbst riesen Vorwürfe. Denn dass sie zumindest ein wenig dafür mit verantwortlich ist, dem ist sie sich sicher und dass obwohl sie Chiara einmal versprochen hatte auf sie auf zu passen und immer für sie da zu sein.

„Wer Dich zur Freundin hat braucht keine Feinde mehr!“ sagt sie leise zu sich selbst.

Linda schaut von Chiara zu Sancia hinüber. „Sancia bitte, was ist zwischen Euch vorgefallen“?

Sancia überlegt ob Sie Linda erzählen konnte was alles in den Monaten geschehen war, entscheidet sich dann jedoch dagegen.

„Jedes Mal, wenn es wirklich wichtig war habe ich mein Versprechen auf sie auf zu passen gebrochen. War nie wirklich für sie da, wenn sie mich gebraucht hat! Das ist vorgefallen Frau Terada!“ sagt Sancia mit versteinerter Mine während sie zu ihrer Freundin schaut.

„Beschützen wovor Sancia, rede endlich“ Linda muss sich sehr zurückhalten, um nicht laut zu werden.

„Das muss ihnen jemand anderes erzählen oder erklären“!

„Wie meinst Du das, das muss mir jemand anderes erklären? Wer sollte mir denn bitte schön ansonsten noch erklären können warum sich Chiara das Leben nehmen wollte?“ fragt Linda und ist sich sicher, dass Niemand außer Sancia in letzter Zeit einen solch innigen Kontakt zu Chiara gehabt hatte.

Sancia schaut von Chiara zu Linda und dieser fest ins Gesicht. Dann sagt sie nur ein Wort, einen Namen. „Lucas“!

Nun versteht Linda Sancia noch weniger. Wieso sollte gerade ihr Sohn, der seit bald fast zwei Monaten hier im Krankenhaus am liegen ist sagen können weshalb Chiara diesen Schritt gegangen war?

„Lucas? Du meinst wirklich meinen Sohn Lucas? Der Chiara zur Hilfe gekommen ist und nun deshalb schwer verletzt ein paar Zimmer weiterliegt“?

„Ja Lucas“ beginnt Sancia ihre Frage zu beantworten und nimmt dabei Chiaras Hand in die eigene. „Lucas hat so einiges getan seit Chiara bei Euch lebt. Deshalb und nur deshalb war ich mir ja auch so sicher das sich Chiara noch bei Euch zu Hause befand. Denn der kleine Anhänger, den sie da anhat, hat einen GPS Sender“!

Linda sitzt ihr gegenüber und kann nicht glauben was sie da hört. Ihr Blick gleitet hinauf zum Hals von Chiara und findet den kleinen Anhänger, welcher an der Kette auf dem Nachthemd von ihr am Liegen ist.

„Ich kann nicht glauben was ich da höre, die Zwei sind wie Bruder und Schwester. Ein Herz und eine Seele“ sagt Linda und will auch nicht glauben was Sancia da andeutet.

„Ach ja, der Waffenstillstand Ihnen und ihrem Vater zuliebe“ erklärt dann Sancia weiter.

„Was für ein Waffenstillstand“?

„Ich, ich habe schon zu viel gesagt. Es ist nicht meine Aufgabe mich so in Ihre Familienangelegenheit einzumischen. Bitte Verzeihen sie mir Frau Terada“!

„Zum einen ist jetzt erst einmal Schluss mit dem Frau Terada. Ich bin Linda und zum anderen Sancia bitte sag mir alles. Alles was ich wissen muss, um mit Manfred zusammen eine Lösung finden zu können. Damit sich Chiara wieder erholen und Lebensmut fassen kann“!

„Danke Linda, aber ich denke den Rest sollte ihnen, äh Dir wirklich Lucas erzählen. Alles was ich anbieten kann ist das erzählte zu bestätigen, abzustreiten oder zu ergänzen“!

„Lieber Gott das kann doch nicht wirklich sein, dass ich und Manfred die ganze Zeit über so blind gewesen sind. Klar haben wir mitbekommen das die Beiden ihre Probleme am Anfang miteinander hatten. Doch sind wir davon ausgegangen, dass es nur an der neuen Situation gelegen hatte. Denn alles hatte sich doch wieder beruhigt. So beruhigt sogar das wir eine kleine glückliche Familie nun waren, in der sie wie Geschwister miteinander umgingen und jetzt soll das nur ein Waffenstillstand sein? Was sind wir doch für schlechte Eltern!“ schluchzt Linda und hört so gar nicht wie sich die Tür hinter ihr öffnet und Manfred das Zimmer betritt.

Die Drei begrüßen sich kurz. Dann erkundigt sich Manfred nach dem Zustand seiner Tochter, welche immer noch schlafend vor ihnen im Bett am liegen ist. Nachdem die Beiden ihn soweit beruhigen konnten das Chiara nicht mehr in Lebensgefahr stehen würde, berichtet ihm Linda dann was ihr gerade Sancia mitgeteilt hatte.

„Was? Das kann ich nicht glauben. Ich kenne meine Tochter und hätte gemerkt, wenn da was gewesen wäre!“ erklärt dieser jedoch.

„Wirklich? Kennen sie ihre Tochter wirklich so gut? Wieso liegt Chiara dann hier? Wieso haben sie dann nicht gemerkt was gerade in ihr am vorgehen ist?“ fragt Sancia Manfred und kann nicht verhindern das sich am Ende ihre Stimmlage erhöht.

Die Frage trifft Manfred mit ungeminderter Wucht und wie aus dem Nichts kommend. Er taumelt kurz, hat das Gefühl kurz davor zu sein zu Boden zu gehen fängt sich dann jedoch wieder. Allerdings muss er sich auch eingestehen das Sancia recht hat. Recht damit das er sich scheinbar etwas vorgemacht hat, das das Verhältnis zwischen ihm und seiner Tochter nicht mehr das ist was es einmal war. In Frankfurt wäre so etwas undenkbar gewesen. In Frankfurt ja da war alles, war seine und Chiaras Welt in Ordnung gewesen! Doch hier in Köln und nicht einmal ein Jahr später muss er sich eingestehen das seine Welt am wanken ist.

„Ich kann es Dir nicht sagen Sancia. Vielleicht war ich zu glücklich mit Linda, Lucas und Chiara zusammen zu leben, wieder eine Familie zu haben, um das wirklich wichtige zu erfassen. Mitzubekommen wie es um Chiara steht!“ erklärt er dann den Beiden.

„Ich weiß nur eines Manfred!“ meint dann Linda zu ihm.

Dieser schaut daraufhin Linda fragend an.

„Ich weiß das es jemanden gibt der uns genaueres sagen kann und wird und zu dem werde ich jetzt gehen. Ob Du mitkommst oder nicht“!

Manfred schaut auf seine schlafende Tochter. Sieht die ganzen Kabeln, welchen zu dem Monitor gehen, damit dieser ihren Puls kontrollieren und überwachen kann. Eigentlich will er bei ihr sein, wenn sie aufwacht. Ihr so zeigen, dass er ihren Hilferuf verstanden und ab sofort wieder besser für sie da sein wird. Andersrum will und muss er aber auch erfahren was da geschehen war, um seiner Tochter wirklich helfen zu können.

„Würdest Du solange bei ihr bleiben?“ fragt er Sancia dann.

„Natürlich bleibe ich bei ihr!“ erklärt sich diese dann bereit bei Chiara zu bleiben.

Dann machen sich die Beiden auf den Weg zum Krankenzimmer in welchem Lucas liegt. Die Tür geht auf und Lucas sieht seine Mutter eintreten. Gefolgt von Manfred.

„Manfred? Um diese Uhrzeit das ist doch gar nicht seine Art!“ überlegt er kurz. „Hallo Mama, hallo Manfred“ begrüßt er die Beiden dann aber.

„Hallo Lucas“ begrüßen ihn die Beiden ebenfalls.

„Jetzt fehlt ja nur noch mein kleines Schwesterchen“ feixt Lucas. Doch kann er kein lachen bei den Beiden damit hervorzaubern. „Was ist?“ fragt er deshalb.

„Lucas sag mir, was ist zwischen Dir und Chiara vorgefallen ist und ich meine Alles!“ spricht ihn dann seine Mutter an.

Lucas spielt den Beiden erst einmal vor das er nicht verstehen würde was sie damit meinen würde. „Wie was soll vorgefallen sein? Ist das jetzt endlich der wahre Dank dafür das ich ihr zur Hilfe kommen wollte, als sie wie nie zuvor in ihrem Leben Hilfe gebraucht hat“?

„Deine Mutter meint davor und um genau zu sein seitdem wir bei euch eingezogen sind“ klärt ihn nun Manfred auf.

„Was soll das denn jetzt? Chiara kann und wird doch wegen dem kleinen Kuss nichts gesagt haben“ überlegt Lucas.

„Ha ich wusste es ja. Ich habe dich immer vor dieser Bitch gewarnt aber Du wolltest ja nicht mehr auf mich hören.
Jetzt hat sie dir den Dolch in den Rücken gestoßen. Immerhin kannst Du dich ja gerade nicht wirklich währen“ meldet sich sofort die Chiara feindliche Stimme in seinem Kopf zu Wort.

„Aber das wisst ihr doch wir hatten ein paar Probleme uns anzufreunden das war alles!“ sagt Lucas dann.

„Also laut Sancia muss da einiges mehr gewesen sein!“ sagt nun seine Mutter wieder zu ihm.

„Sancia? Wieso mischt sich jetzt diese blöde Kuh ein? Klar sie ist immer noch wütend auf mich, aber wieso genau jetzt und hier?“ fragt sich Lucas. „Was genau hat Sancia gesagt? Und wieso habt ihr Chiara nicht gefragt ob diese Behauptungen überhaupt zutreffend sind?“ versucht sich Lucas zu verteidigen.

„Weil das gerade nicht geht. Denn CHIARA liegt ein paar Zimmer weiter, da sie sich heute Morgen versucht hat das Leben zu nehmen indem sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hat. DARUM haben wir Chiara nicht auch darauf ansprechen können!“ sagt Linda und muss sich stark zusammen reißen ihren Sohn nicht laut anzubrüllen.

„Chiara hat was“?“ mit weit aufgerissenen Augen schaut Lucas von seiner Mutter zu Manfred. „Das kann ich nicht glauben“!

„Es ist aber an dem. Deshalb ist es jetzt auch wichtig das Du uns alles erzählst. Egal was es auch war. Denn um Chiara helfen zu können müssen wir alles wissen und damit meine ich auch wirklich alles!“ spricht nun Manfred auf Lucas ein.

„Mein Gott wozu habe ich sie getrieben? Chiara das war doch nur ein Kuss. Ein Kuss der sogar im Vergleich zu deinem im Tarm absolut unbedeutend war. Du musst mich wirklich hassen!“ spricht Lucas leise vor sich hin.

„Moment mal Kuss? Ihr habt Euch geküsst? Ihr zwei seid Geschwister. Ja ok Stiefgeschwister aber trotzdem!“ Linda kann nicht glauben was sie da gerade gehört hat und auch Manfred ist von dieser Wendung zwischen den Beiden überrascht und geschockt zugleich.

„Nicht so Mama, obwohl Chiaras Kuss doch! Aber nicht, weil wir …“!

„Weil ihr was Lucas, sag jetzt nicht das auch noch mehr zwischen euch gelaufen ist“ will seine Mutter nun wissen.

„Chiara hat mich kurz vor dem Überfall im Tarm geküsst. Leidenschaftlich, aber nur um mir eines auszuwischen und mir mein Date für die Nacht zu versauen. Das war alles Mama. Es ist ansonsten NICHTS gewesen“!

„Nun nichts gewesen kann ja so nicht sein laut Sancia. Also pack schon aus. Das ihr euch nicht ab konntet haben wir ja selbst zu Hause mitbekommen. Ich meine wie ihr Euch immer gezofft habt!“ sagt nun Manfred.

„Kann ich ihnen wirklich sagen was wir alles dem anderen angetan haben?“ überlegt Lucas.

„Ich denke Du liebst sie? Willst Du denn nicht, dass ihr geholfen wird und sie wieder glücklich wird“ fragt die ruhige und Chiara gut gesinnte Stimme in seinem Kopf.

Doch das ist es was Lucas will. Was er aus tiefstem Herzen will. Es ist im Grunde alles egal. Selbst wenn dadurch alles vor die Hunde gehen würde. Wichtig ist allein Chiara. Chiara jetzt in der schwersten Zeit ihres Lebens zu helfen. Egal was es auch kosten mag, den Preis wird er bezahlen. Denn ihr gehört sein Herz. Schweren Herzens beginnt dann Lucas zu berichten wie alles angefangen hat.

Sein Schlag auf ihren Arsch am ersten Schultag und die Ohrfeige die er sich dadurch eingefangen hatte. Seine Abhöraktion. Die Aktion in der Schule, bei der er ihre Unterwäsche mit einbezogen hatte und wofür sich Chiara dann ja mit der Malaktion in seinem Gesicht revanchiert hatte. Er legt alles, wirklich alles auf den Tisch.

„Ich habe Tom ihre erste große Liebe sogar bezahlt damit er die Beziehung beendet!“ schließt er seinen Bericht dann ab.

Die Beiden stehen sprachlos neben seinem Bett. Natürlich hatte sie mit Gegenseitigem Gehänsel oder ähnlichem gerechnet aber das sprengt nun doch alles.

„Du hast was? Was soll das bedeuten, dass du ihn bezahlt hast Schluss zu machen?“ will Linda dann von ihm wissen.
„Wir haben einen Vertrag abgeschlossen. Indem wir schriftlich alles festgehalten haben. Er bekommt von mir noch etwas über 1 ½ Jahre lang jeden Monat einen Betrag. Dafür das er aus ihrem Leben verschwunden ist“!

Fassungslos sieht Linda ihren Sohn an und erkennt diesen nicht wieder. Nie hätte sie gedacht, dass ihr eigen Fleisch und Blut zu so etwas fähig, so kalt und abgebrüht wäre.

„Ich kann mir schon denken was ihr von mir haltet. Trotzdem habe ich eine Bitte an euch“ meint Lucas und schaut die Beiden an, bevor er weiterspricht. „Chiara darf nie etwas von dem Vertrag erfahren. Nicht weil ich mich schäme, das tue ich schon seid einiger Zeit. Sondern weil sie dies zurückwerfen könnte“!

„Ich … ich kann es immer noch nicht fassen. Was habe ich da nur großgezogen? Du hast echt diesem, wie hieß er noch? Ach, auch egal, echt Geld angeboten und bist es am Bezahlen und was ist das für ein Kerl, der seine Liebe verkauft. Dabei über wieviel reden wir eigentlich gerade.“?

„240″ meint Lucas.

„Was für 240€ im Monat hat, der die Beziehung zu Chiara beendet? Mehr war sie ihm nicht Wert?“ fragt Linda und wieder ist sie Fassungslos wie kalt manche Menschen doch sein können.

„Ähm 240.000″ räuspert sich Lucas.

Mit aufgerissenen Augen und offenstehendem Mund schaut Linda ihren Sohn an. Sie braucht erst einmal ein paar Augenblicke um das gehörte zu verarbeiten. „240.000€? Wo zum Kuckuck hast Du so viel Geld her“?

„Ich habe es nicht, besser gesagt nicht bar. Ich bin es jeden Monat aus dem Fond am rausziehen“ gesteht Lucas nun dies auch.

„Wie ich sehe werden wir uns, wenn Du wieder zu Hause bist mal richtig unterhalten müssen mein Sohn. Aber jetzt geht und da hast Du recht es erst einmal um Chiara. Bärchen ich habe genug für den Moment gehört, lass und wieder zurück zu Chiara gehen!“ sagt Linda und wendet sich an Manfred.

„Bringt mir einen Rollstuhl ich will auch zu ihr“ sagt Lucas.

„Oh nein Lucas ich glaube, dass es keine gute Idee ist, wenn sie aufwacht und als erstes dein Gesicht sieht!“ meint Linda.

„Aber ich muss. Nicht nur wegen dem was ich ihr alles angetan habe. Sondern um ihr zu zeigen das“ Lucas macht eine kurze Pause und schaut Beide fest ins Gesicht bevor er weiterspricht. „Das ich sie wirklich Liebe“!

Jetzt ist es raus, jetzt wird seine Mutter erneut ein riesen Tamtam veranstalten, von wegen das sie doch Geschwister wären und so befürchtet Lucas. Trotzdem ist er froh auch dieses kleine Geheimnis los zu sein.

„Du liebst sie? Wie soll das denn gehen? Hast Du irgendeinen Komplex oder Fetisch? So nachdem Motto: Ich verliebe mich in mein Opfer?“ Linda ist drauf und dran ihre Beherrschung zu verlieren.

„Nein habe ich nicht Mama. Ich weiß auch nicht was der genaue Ausschlag war, aber Chiara hat mein Herz erobert und auch wenn ich weiß das nie etwas aus uns werden kann, liebe ich sie dennoch“!

„Du meintest gerade um ihr zu zeigen, heißt das Chiara weiß davon“ schaltet sich nun nach langer Zeit Manfred wieder in das Gespräch ein.

Lucas schaut ihn an und sagt: „Ja ich habe ihr meine Liebe das letzte Mal als sie hier war gestanden“!

*******

Sancia sitzt auf ihrem Stuhl und schaut aus dem Fenster als sie ein Geräusch wahrnimmt. Sie dreht den Kopf und erkennt das Chiara sie mit noch leicht verschlafenen Augen anschaut.

Chiara hat einen ganz trockenen Hals weshalb sie nur krächzen kann. „Wo bin ich, was ist geschehen?“

Sancia steht auf und setzt sich neben Chiara auf die Matratze. „Du bist im Krankenhaus Süße, aber was viel wichtiger ist, Du bist wieder hier zurück und bei uns“ dabei legt sie sanft eine Hand auf eine von Chiaras Wangen.

Chiara bewegt sich leicht und sofort spürt sie einen brennenden schmerz in ihrem linken Arm. Sie schaut an sich hinunter, sieht den Verband und es fällt ihr wie schuppen aus den Haaren fallen wieder ein, was sie am Morgen versucht hatte. Ein wenig beschämt darüber das es nicht funktioniert hat dreht Chiara den Kopf zur Seite. Am liebsten würde sie einfach weglaufen.

„Süße schau mich an“ sagt Sancia mit engelsgleicher Stimme, so dass Chiara sich nicht dagegen erwehren kann ihren Kopf wieder zu ihr zurück zu drehen. „Tue sowas bitte nie wieder. Auch ich brauche Dich. Ja ich weiß, ich muss mich bei Dir auch entschuldigen dafür wie ich Dich hab links stehengelassen. Chiara es tut mir so leid. So Leid das ich wieder einmal mein Versprechen nicht gehalten habe und nicht für Dich da war, als Du mich gebraucht hast. Ich kann Dir nur versprechen das ich mich bessern will und hoffen das Du mir verzeihst und ich wenigstens dieses Versprechen halten kann“!

Immer noch krächzend flüstert Chiara. „Ich weiß nicht Sancia, ob ich Dir je wieder vertrauen kann. Aber ich kann Andreas jetzt noch besser verstehen das Er Angst hatte wieder mit Dir zusammen zu kommen“!

„Wenn Du Zeit brauchst werde ich Dir die geben. So wie ich sie Andreas gegeben habe. Mit dem ich übrigens auch leicht verstritten bin, weil er mitbekommen hat das unsere Freundschaft von heut auf morgen vorbei war. Bitte Chiara verzeih mir. Du bist die Schwester, die ich nie hatte … die ich mir aber mein ganzes Leben lang gewünscht habe und an meiner Seite brauche“!

Wieder sagt Sancia Chiara zu ihr und zeigt ihr so dass Sie es auch wirklich so meint wie sie es sagt. Chiara schaut sich im Zimmer um und fragt dann: „Wieso bist eigentlich Du hier bei mir? Was ist mit meiner Familie“?

„Dein Vater und Linda sind kurz zu Lucas rüber. Der hat den Beiden einiges zu erzählen. Linda hat mich nämlich ausgequetscht. Ich meine darüber was zwischen Dir und Lucas war …“

„DU HAST WAS?“ man kann Chiara ihre Wut und Verärgerung deutlich ansehen.

„Ich habe nichts gesagt, außer dass sie mit Lucas reden sollen, wenn sie wirklich wissen wollen was Dich zu diesem Schritt getrieben hat. Ich kann es immer noch nicht fassen Chiara das Du. Als Linda mich gefragt hatte ob ich wüsste wo Du seist und meinte das sie Angst um Dich habe, habe ich noch gedacht oh gut sie rebelliert ein wenig zu Hause. Doch als Linda dann meinte das sie deinen Abschiedsbrief in den Händen halten würde, hat mein Herz zweimal ausgesetzt. Ich konnte an nichts anderes mehr denken Chiara als an Dich. So dass ich aus der Klasse gestürmt bin und dann nachdem ich noch einmal kurz mit Linda gesprochen hatte zu euch gefahren bin“!

Chiara liegt ruhig in ihrem Bett und hört sich an was ihr ihre ehemals beste Freundin erzählt. „Und als ich dann zur Badezimmertür kam und dich da auf dem Boden liegen sah, sah wie der Notarzt deinen Arm am zunähen war, war es für mich als ob etwas von mir mit Dir zusammen da liegen und behandelt werden müsste. Den Anblick werde ich glaube ich nie im Leben vergessen …“

In diesem Moment öffnet sich die Tür und nach einander betreten Linda und Manfred den Raum wieder. Sofort eilen die Beiden zu ihr an Bett. „Wie schön Dich wieder wach zu sehen. Du hast mir einen solchen Schreck eingejagt gehabt“ begrüßt Linda sie.

„Kleines was machst Du denn für Sachen. Ich dachte immer wir Zwei gegen den Rest die Welt. Das uns nichts auseinanderbringen und wir uns alles sagen könnten. Habe ich Dich so sehr enttäuscht das Du das nicht mehr konntest?“ fragt Manfred leise mit zittriger Stimme seine Tochter.

„Papa“ krächzt Chiara als sie dies hört und sieht wie Tränen aus seinen Augen quillen.

„Ich glaube ich lasse Euch jetzt besser allein. Chiara Süße, ich komme morgen wieder, wenn es Dir recht ist!“ meint Sancia als sie dies hört.

Chiara kann in diesem Moment gar nicht sagen ob es ihr recht ist oder nicht, weshalb sie, anstatt etwas zu sagen nur leicht nickt. Daraufhin verabschiedet sich Sancia und verlässt die Drei.

Auch Linda verabschiedet sich. Sie will Chiara und Manfred etwas Zeit für sich geben. Zeit die diese wohl sehr brauchen. Neben der ganz normalen Hilfe welche Chiara nun bevorsteht. Denn ob Chiara es mag oder nicht wird sie in eine Psychiatrische Anstalt nach dem Krankenhausaufenthalt eingeliefert werden. So schreibt es das Gesetz nun einmal vor.

„Sollen wir wieder zurück nach Frankfurt ziehen? Geht es Dir hier wirklich so schlecht?“ will Manfred dann von seiner Tochter wissen.

Chiara dreht den Kopf zur Seite und schaut aus dem Fenster, das sie das nicht macht um ihn zu verärgern oder weil sie gar nicht mit ihm reden will, sondern entweder über seine Frage sichtlich am nachdenken ist oder aber nach den richtigen Worten am suchen ist, sieht Manfred seiner Tochter an.

Dann dreht Chiara ihren Kopf wieder zu ihm zurück und schaut ihm fest in die Augen. „Nein Papa! Ich will nicht das Du zurück nach Frankfurt ziehst, denn ich will Dich weiterhin Glücklich sehen“!

Manfred setzt sich auf die Matratze neben seine Tochter und nimmt ihre rechte Hand in die seine. Als er dann antwortet rinnen ihm mehrere Tränen übers Gesicht. „Kleines wie soll oder kann ich Glücklich sein, wenn es Dir schlecht geht. Was wäre ich dann für ein Vater, oh Gott Mama muss sowas von enttäuscht von mir sein. Wenn sie sieht was Du tun wolltest“!

„Bitte Papa weine nicht, wir werde eine Lösung finden“!

„Ja werden wir, zusammen in Frankfurt!“ sagt Manfred wobei in seiner Stimme deutlich heraus zu hören ist, wie schwer es ihn fallen wird nach Frankfurt zurück zu gehen und sich von Linda zu trennen.

„Es gibt bestimmt noch andere Lösungen“ versucht Chiara ihren Vater von seinem Vorhaben abzubringen.

„Vielleicht aber wenn das heißt das ich immer, wenn ich von Dir getrennt sein muss, Angst haben muss das ich Dich eventuell nicht lebend wiedersehen werde, dann nicht“!

Wieder überlegt Chiara erst ein paar Sekunden bevor sie antwortet. „Papa lass uns erst einmal ein paar Tage abwarten, dann schauen wir weiter“!

*** Sancia ***

Sancia betritt das Schulgebäude am nächsten morgen und wird sofort von ihrem Gefolge mit Fragen bombardiert. Wo sie denn hin sei? Was denn los war? Wollen alle anderen natürlich auch wissen.

„Ich war bei Chiara!“ sagt Sancia und besonders Leonie kann man ansehen das diese absolut nicht erfreut ist diesen Namen wieder aus Sancias Mund zu hören. Vor allem nicht im Bezug darauf wo sie am vorherigen Tag war.

„Ach hat die kleine Schlampe was rumgeheult und Dich weichgekocht. So dass Du wieder zu ihr gefahren bist“?

Mit einer Geschwindigkeit wie es noch keine der Vier je erlebt hat dreht sich Sancia auf dem Absatz zu Leonie um und zischt diese an. „Wage es nie wieder so über sie zu reden. Hörst Du mich … NIE WIEDER!“

Die Drohung war deutlich genug so das alle Vier sofort verstummen. Dann klingelt die Glocke und alle strömen in das jeweilige Klassenzimmer. Zum Direktor braucht Sancia allerdings nicht. Denn natürlich hat Linda am heutigen Morgen schon in der Schule angerufen. Mitgeteilt das sich Chiara im Krankenhaus befindet und das alles nur durch Sancia so Glimpflich ausgegangen wäre.

Viel zu langsam vergeht für Sancia die Zeit bis zum Schulschluss. Bis endlich wieder die Glocke ertönt und der Unterricht beendet ist. Hatten sich Leonie, Michel, Sahra und Iris mittlerweile wieder daran gewöhnt den ersten Platz an Sancias Seite eingenommen zu haben, müssen sie erneut feststellen das Chiara diese sie schon wieder auf die hinteren Ränge verwiesen hat.

„Was machen wir denn heute Sancia?“ fragt Sahra.

„Ich muss ins Kr… muss wohin und kann die nächste Zeit nicht!“ meint Sancia. Im letzten Moment hatte sie bemerkt das sie gerade dabei war den Vieren zu sagen wo sich Chiara befand. Doch da hatten sich alle Chiaras Eltern, die Schule und natürlich auch sie selbst drauf geeinigt das zum Schutz und zur besseren Genesung von Chiara der Aufenthaltsort und auch der Grund dafür solange wie möglich geheim gehalten werden soll.

„Och man, ich hatte gedacht wir unternehmen heute was zusammen!“ meint nun Michel.

„Sorry es geht wirklich nicht. Ich muss sogar jetzt sofort schon los!“ erklärt Sancia und macht sich auf den Weg zu ihrem Wagen.

Kaum das sie sich weit genug entfernt hat faucht Leonie: „Chiara, ich Wette sie fährt wieder zu Chiara“!

„Kann schon sein aber was sollen wir dagegen machen?“ will Michel wissen.

„Lasst mich nur machen, mir fällt schon was ein!“ während Leonie dies sagt verschränkt sie die Arme vor der Brust und verengt ihre Augen zu kleinen Schlitzen.

„Du willst immer noch? Selbst nachdem wie Sancia dich heut Morgen angefahren hat, was gegen Chiara unternehmen?“ Iris kann es nicht glauben.

„Oh ja jetzt erst recht. Niemand drängt sich ungestraft zwischen Sancia und mir“!

Sancia erreicht einige Zeit später das Krankenhaus und öffnet ein paar Minuten später die Tür zu Chiaras Zimmer. Zu ihrer Freude erkennt sie das der Überwachungsmonitor abgeschaltet ist und auch keine Kabeln mehr von ihrer Freundin wegführen.

„Hi Süße, wie geht es Dir heute?“ begrüßt sie Chiara und setzt sich neben ihr auf die Matratze.

„Hallo Sancia“ mittlerweile hat sich ihr Hals auch wieder erholt und krächzt Chiara dadurch nicht mehr beim Sprechen. „Es geht … ich bin wohl mal wieder das Gesprächsthema auf der Penne oder“?

„Nein Süße keine Bange bist Du nicht. Niemand weiß außer denen die es wissen müssen, was geschehen ist und wo du dich befindest“!

„Auch egal in zwei Monaten werde ich Achtzehn“!

„Auch egal? Chiara mach mir bitte nicht erneut Angst“ sagt Sancia und in ihrer Stimme schwingt echte Besorgnis mit.
Chiara schaut ein paar Momente zum Fenster raus bevor sie wieder Sancia anschaut und meint: „Ich meinte damit nur das ich dann, wenn mir das Gerede zu viel sein sollte zurück nach Frankfurt kann. Denn dann bin ich Volljährig und kann mir dort eine eigene Bude nehmen“!

„Du willst mich also wirklich hier allein zurücklassen? Nachdem was ich Dir gestern gesagt habe?“ will Sancia wissen und diesmal stiehlt sich bei ihr eine Träne aus den Augenwinkel.

„Wir werden uns ja weiterhin sehen können …“!

„Chiara was hatte dich gestern eigentlich dazu getrieben? Es kann doch nicht nur wegen mir gewesen sein oder“?

„Ach Sancia“ schluchzt Chiara und fällt ihrer Freundin um den Hals.

„Ist gut Süße, ich bin da und diesmal bleibe ich auch. Aber bitte erzähl mir was los war und sagt nicht wieder es sei nichts, wie beim letzten Mal. Denn nur so kann ich für Dich da sein Chiara“!

„Es … es ist … es geht um Lucas!“ gesteht Chiara dann leise.

„Lucas? Hat er selbst hier aus dem Krankenhaus etwas in die Wege geleitet“?

„Nein nichts dergleichen“!

Sancia versteht nicht. „Aber was dann, irgendwas ist doch scheinbar geschehen“?

Konnte sie ihrer Freundin es sagen? Andererseits hatte sie eh schon zu viel gesagt als jetzt noch einen Rückzieher machen zu können. So entschließt sich Chiara Sancia alles zu erzählen. „Ich“ Chiara muss einmal tief einatmen bevor sie weitersprechen kann. „Ich habe mich in Lucas verliebt“!

Mit großen Augen schaut sie ihre Freundin nachdem diese dies gehört hat an. „In Lucas“?

„Ja Lucas, derselbe Lucas in dem Du mit vierzehn verliebt und der Dich entjungfert hat!“ bestätigt Chiara noch einmal.
„Aber wie soll das was werden? Selbst wenn du das Kriegsbeil begraben würdest, Lucas würde das ne tun. Apropos Lucas, weiß er von deinen Gefühlen“?

„Nein weiß er nicht, weil ich selbst ja auch nie daran geglaubt habe das aus uns mal was werden könnte. Doch dann …“! Chiara schaut wieder aus dem Fenster. „Dann hat er mir auf einmal seine Liebe gestanden“!

„Momentmal was? Chiara Du weißt wie hinterlistig und manipulierend Lucas sein kann!“ sagt Sancia.

Chiara dreht wieder ihren Kopf zu Sancia und schaut ihr fest in die Augen. „Ja das weiß ich. Aber zum einen sind da meine eigenen Gefühle für Ihn und zum anderen ist er seid dem Überfall wie ausgewechselt. Das war ja auch das was ich letztes Mal nicht sagen konnte. Denn es war für mich selbst ja nicht zu begreifen was da vor sich ging. Wie hätte ich da von Dir verlangen können das du es verstehst? Das Du mich verstehst?“ erklärt sie ihrer Freundin.

„Und da habe ich dich dann auch noch im Stich gelassen! Man was sagt das über meine Freundschaft nur aus“?
„Du wusstest es ja nicht“!

„Eben Chiara ich wusste es nicht, fühlte aber das dich etwas bewegte und beschäftigte. Doch anstelle dir zur Seite zu stehen, behutsam das wissen nach und nach aus dir herauszuholen, bin ich wie ein kleines stures Kind davongelaufen. Bitte verzeih mir, ich schäme mich so“!

Chiara kann nicht anders ein innerer Drang bewegt sie dazu ihren Mund zu dem von Sancia zu führen und sachte ihre Lippen auf die von Sancia zu schmiegen. Ein paar Momente später öffnen sich die beiden Lippenpaare und treffen sich die Zungenspitzen der jungen Frauen auf halben Wege. Spielen ein paar Sekunden ganz sanft und zärtlich miteinander und dann endet der Kuss auch genauso schnell wieder wie er begonnen hatte. Die beiden schauen sich fest in die Augen und wissen ohne das auch nur noch ein weiteres Wort gesagt werden muss, dass wieder alles gut zwischen ihnen ist.

„Und willst Du mit Lucas wirklich zusammenkommen?“ spricht dann nach einer schier endlos langen stillen Pause, welche sich zwischen den Beiden gelegt hatte, Sancia die Frage aller Fragen aus.

„Ehrlich? Ich weiß es nicht! Ich habe mir so den Kopf darüber zermürbt und doch keine Antwort darauf gefunden, weshalb ich auch mit hier gelandet bin!“ sagt Chiara ganz offen und ehrlich.

„War Lucas schon einmal hier bei Dir“?

„Nein und ich weiß auch nicht ob ich das schon will und kann, ihn zu sehen“!

„Einmal muss und wird es aber passieren. Naja, aber Du hast recht ist vielleicht besser, wenn noch ein wenig Zeit bis dahin verstreicht!“ meint Sancia und drückt dabei eine Hand von Chiara. „Ich bin nur so froh das Du den Anhänger nicht abgenommen hattest Süße“!

„Ich hatte Dir doch versprochen den Anhänger, genauso wie deinen Ring nie auszuziehen“!

„Ja das hattest Du doch irgendwann wird dies Mal geschehen. Weil Du entweder von einem gewissen anderen einen Neuen Ring bekommen wirst oder aus irgendeinem anderen Grund was dann auch Okay ist. Solange freue ich mich jedoch das Du beides weiterhin am tragen bist“!

„Wie könnte ich deinen Ring ablegen? Ich liebe Dich doch auch!“ sagt Chiara und sofort schaut Sancia mit erstauntem Blick an. „Jetzt schau nicht so, Du weißt wie ich das meine“!

Sancia kann sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. „Ja Süße ich weiß wie Du es meinst und ich liebe Dich ebenfalls so“! Sie schaut auf ihre Uhr. „Hm schon so spät. Süße ich muss Dich nun leider verlassen“!

„Ist Okay ich denke das gleich Linda und mein Vater kommen werden. Danke, danke das Du hier warst und das Du da bist“!

Die Beiden nehmen sich noch einmal kurz gegenseitig in die Arme bevor Sancia dann das Zimmer verlässt. Allerdings verlässt diese das Krankenhaus nicht, so wie Chiara es vermutet. Nein diese erkundigt sich nach der Zimmernummer von Lucas und macht sich dann auf zu diesem.

Mit klopfendem Herzen steht sie vor der noch geschlossenen Tür. Ihre Hand liegt schon auf der kalten Metallklinke. Sie überlegt noch einmal ob sie sich einmischen sollte oder lieber nicht. Doch was, wenn Lucas ihr gerade nur was am Vorspielen, so seinen nächsten Zug schon am vorbereiten ist? Chiara ist in ihrer momentanen Situation gar nicht in der Lage dies zu erkennen und würde Blindlings in seine Falle tappen und dies könnte zu einen erneuten Versuch führen! Nein Sie muss mit ihm reden. Muss herausfinden ob er ihr was am Vorspielen ist oder ob es wirklich sein kann, dass Lucas Terada sich wirklich verliebt haben sollte.

Sie drückt die Klinke herunter und betritt den Raum. Als Lucas dann erkennt wer sein Zimmer betreten hat starrt er Sancia mit offenem Mund an. Mit jedem hatte Er gerechnet, jedoch nicht mit ihr.

„Sancia?“

„Hallo Lucas. Zuerst einmal schön zu sehen das Du auf dem Weg der Besserung bist!“ meint diese als sie an sein Bett tritt und sich dann auf dem Stuhl daneben setzt.

„Danke … was machst Du hier?“ will Lucas wissen und Sancia kann an seiner Stimme heraushören das er wirklich verwirrt ist.

„Nun ich bin nicht wegen uns hier. Es geht um Chiara“! Während sie dies sagt beobachtet sie Lucas genau und sieht wie Lucas kurz zusammenzuckt als sie Chiaras Namen ausspricht.

„Geht … geht es ihr besser?“ will Lucas wissen.

„Den Umständen entsprechend. Das ist auch weswegen ich hier bin. Denn ich will das sie sich erholen kann!“ sagt Sancia und schaut Lucas fest ins Gesicht.

„Das will ich auch, sag mir bitte was ich tun kann Sancia!“ antwortet Lucas und Sancia hat nicht die Spur eines Verdachtes, das er ihr etwas vormachen tut.

„Kann es wirklich sein? Kann sich jemand so sehr ändern?“ fragt sie sich selbst wieder in Gedanken. „Du willst Chiara helfen? Gut dann halte Dich von ihr fern“ sagt sie dann jedoch zu ihm.

„Das wird nicht gehen und kann ich nicht Sancia!“ sagt Lucas und muss schlucken.

„Du kannst und Du wirst oder soll deine Mutter nach den was sie gestern alles erfahren musste auch noch den wahren Grund erfahren, weshalb die Freundschaft unserer Eltern zerbrochen ist?“ Sancia setzt Lucas unmissverständlich die imaginäre Pistole auf die Brust.

Das Sancia ihre Drohung war machen würde ist Lucas absolut klar. „Sancia es geht nicht. Nicht nur aus dem Grund das wir zusammen im selben Haus wohnen. Sancia ich liebe sie“!

Sancia schaut ihn weiter fest an, zieht aber eine Augenbraue in die Höhe. „Du liebst sie? Und das soll Dir einer glauben nach all dem was Du abgezogen hast“?

„Ja ich weiß was für ein Arschloch ich bin!“ sagt Lucas und senkt seinen Blick zum Bettlaken hinunter. Dann sagt er etwas womit Sancia nun so nie gerechnet gehabt hätte. „Sancia ich bitte Dich um Verzeihung, dafür das ich mich damals so blöd Dir gegenüber verhalten und benommen habe. Ich könnte jetzt Gründe vorbringen, welche dafür verantwortlich waren, aber das würde deinen Schmerz nicht mildern. Aber eines weiß ich, will ich mit Chiara glücklich werden, dann brauchen ich, nein brauchen wir Beide dich und deine Unterstützung. Chiara als Freundin und ich erst einmal als Komplizin. Ein Komplizin der Chiara vertraut und welche ihr so leichter helfen kann Mut zu haben, Mut sich der Liebe zu stellen, egal was vorher einmal zwischen uns gewesen war“!

Sprachlos sitzt sie vor Lucas. Noch nie hatte sie mitbekommen das sich Lucas bei einer der Frauen, die er benutzt und danach im Grunde wie ein benutztes Taschentuch oder besser gesagt Kondom weggeworfen hatte entschuldigt und diese um Verzeihung gebeten hat. Auch wenn sie es selbst immer noch nicht richtig glauben kann merkt sie das irgendwas mit Lucas geschehen ist. Etwas was ihn scheinbar zu einem anderen, einen besseren Menschen am Machen ist.

„Du willst Wirklich mit Chiara zusammenkommen und ein Paar werden? Du? Der so viel ich weiß noch nie eine Beziehung länger geführt hat, bis die erste Nummer gelaufen war“? Wieder kehren die Erinnerungen an ihren vierzehnten Geburtstag zurück. Wie verliebt und naiv sie damals gewesen war und wie leichtes Spiel er dadurch mit ihr gehabt hatte. „Glaubst Du wirklich das ich Chiara raten würde mit Dir zusammenzukommen. Nachdem wie es mir damals ergangen ist? NACHDEM was gestern mit ihr geschehen ist“?

„Ja genau das hoffe ich. Dir Vertraut Chiara mehr als jedem anderen Menschen“!

„Solltest Du es wirklich ernst meinen dann musst Du nicht nur Chiara überzeugen, sondern auch mich, bevor ich Dir eventuell helfen werde“!

„Ich werde alles tun, um Euch zu beweisen das ich es ernst meine“.

„Gut dann halte Dich von ihr Fern. Du willst Sie für Dich gewinnen. Dann halte Dich von ihr Fern. Gebe Chiara die Zeit, die sie braucht um sich nicht nur zu erholen. Sondern auch damit zurecht zu kommen, dass sie sich nicht nur in Dich verliebt hat, sondern dass es wirklich so ist und Du ihre Liebe erwiderst“ spricht Sancia in ruhigen, jedoch eindringlichem Ton zu Lucas.

„Sie liebt mich?“ fragt Lucas aufgeregt und richtet sich so gut und weit auf, wie seine Verletzungen es zulassen.
„Verdammt Süße wieso hast Du mir nicht gesagt gehabt das Du Lucas nichts von deiner Liebe gesagt hast“ überlegt Sancia. „Ja das tut sie und deshalb noch einmal, halte Dich von ihr FERN. Nur so kannst Du Hoffnung haben“!

Sancia steht auf und geht zur Tür. Dort dreht sie sich noch einmal zu Lucas um. „Ich hoffe Du hast verstanden. Denn ich werde jeglichen Schaden von Chiara als eigenen Schaden annehmen und bekämpfen“! Ohne Lucas auch nur die Chance zu geben etwas darauf erwidern zu können dreht sich Sancia wieder um und verlässt sein Zimmer.

***Das letzte Geheimnis***

Ein Monat ist seitdem vergangen und nach mehr als zwei Monaten darf Lucas heute das Krankenhaus verlassen. Er weiß das noch ein weiter Weg vor ihm liegt, bis er wieder ganz Gesund ist, auch wenn der Physiothe****ut mit ihm gut gearbeitet hat. Aber trotzdem heißt es für Lucas noch einiges Trainieren, um die Muskeln wieder komplett aufzubauen und so nach und nach wieder komplett sicher beim gehen zu werden.

Lucas hat sich auch wie von Sancia gefordert nicht einmal bei Chiara blicken lassen. Hat allerdings bei jedem Besuch von Linda und Manfred sich nach ihr erkundigt. Was Lucas nie für möglich gehalten hatte war, wie sehr er Chiara am lieben und am vermissen war und es würde noch eine Weile dauern bis sie sich zumindest wieder zu Hause über den Weg rennen und sehen werden. Denn nachdem Chiaras Verletzungen abgeheilt waren, wurde sie in eine Psychiatrische Einrichtung überstellt, in der Sie momentan auf unbestimmte Zeit bleiben muss.

Lucas betritt das Haus und geht langsam ins Wohnzimmer. Schwerfällig und erschöpft lässt Er sich dann auf die Couch fallen. Das gehen strengt ihn doch noch mehr an als es ihm lieb ist. Aus diesem Grund ist er auch nicht in sein Zimmer gegangen. Denn falls er jetzt etwas brauchen sollte so ist es nicht so anstrengend für ihn mal zum Kühlschrank oder so zu gehen.

Linda kommt zu ihm ins Wohnzimmer. „Brauchst Du noch irgendwas mein Schatz“?

Denn Schock darüber wie sehr sich die Beiden bekriegt hatten und auch mit welchen Mitteln hat sie mittlerweile verdaut. Auch wenn weder sie noch Manfred immer noch nicht verstehen können wie es soweit zwischen den Beiden hatte kommen können. Vor allem nicht nachdem sich die Beiden doch auf einmal so zusammengerauft und wie richtige Geschwister mit einander umgegangen waren. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen war scheinbar dann alles so schrecklich eskaliert.

„Danke Mama im Moment nicht. Falls was ist kann ich ja zur Not rufen“ meint Lucas und lächelt seine Mutter an.

„Dann musst Du aber laut rufen, ich muss jetzt nämlich los. Ich treffe mich mit Manfred an der Klinik und wenn alles gut geht können wir Chiara nachher wieder mit nach Hause bringen!“ sagt sie und Lucas kann die Hoffnung in ihrer Stimme deutlich raushören.

„Warte ich komme mit, vorher muss ich aber mal kurz hoch zu mir in mein Zimmer!“ sagt Lucas zu seiner Mutter.
„Du willst mitfahren? Du weißt doch das Chiara nicht möchte das Du sie besuchen kommst“!

Lucas der schon halb auf dem Weg zur Treppe ist meint: „Wenn sie nachher mit nach Hause kommen darf, dann wird es unweigerlich dazu kommen das wir uns wiedersehen. Von daher sehe ich kein Problem, weshalb ich nicht schon ein paar Stunden vorher mitkommen.“

Ohne darauf zu achten was seine Mutter noch weiter meint, schleppt sich Lucas die Treppe hinauf. Geht langsam in sein Zimmer und nimmt einen Umschlag aus seinem Schreibtisch. Verstaut diesen in seinem Jackett und geht wieder nach unten.

Eine dreiviertel Stunde später betreten Manfred, Linda und Lucas das Zimmer von Chiara. Diese sitzt in ihrem Stuhl am Fenster und ist in einem Buch vertieft. Erst als die Drei schon im Zimmer stehen bemerkt sie ihre Besucher. Legt das Buch weg und begrüßt die Drei.

Kaum das sie Lucas sieht macht sich wieder dieses Gefühl in ihr breit. Oh ja, er hat ihr Herz ebenfalls erobert. So wie sie angeblich das seine erobert haben soll. Doch kommen in ihr auch die Erinnerungen wieder hoch.

„Na wie geht es Dir, bereit wieder nach Hause zu kommen?“ fragt sie Manfred.

„Ich denke schon aber Dr. Tingle will erst noch ein abschließendes Gespräch gleich mit mir führen“ sagt Chiara und schaut von ihrem Vater zu Lucas. „Schön zu sehen das Du wieder richtig auf dem Weg der Besserung bist“!

„Danke meine Verletzungen verheilen auf alle Fälle. Wichtig bist jetzt Du Chiara!“ antwortet Lucas und muss sich zusammen reißen ihr nicht zu sagen das er sie wirklich liebt.

„Danke ich glaub es wird auch wieder“!

Eine knappe Stunde später ist der Termin bei Dr. Tingle. Chiara betritt den Raum. Die Beiden begrüßen und setzen sich dann hin. Dr. Tingle hinter seinem Schreibtisch und Chiara auf einen der beiden Stühle davor.

„Heute ist der große Tag Chiara. Ich will es auch gar nicht extra hinauszögern. Ich möchte nur wissen wie Du dich fühlst. Ob Du dich bereit fühlst, heute nach Hause zu gehen?“ beginnt Dr. Tingle das Gespräch.

Ein wenig Nervös spielt Chiara mit Sancias Ring bevor sie sagt: „Eigentlich dachte ich schon das ich soweit wäre!“ meint Chiara.

„Höre ich da ein Aber? Chiara Du weißt das du hier alles sagen kannst. Es bleibt unter uns und wird dir helfen“!

„Lucas ist hier, also mitgekommen, um mich abzuholen und als ich ihn gerade gesehen habe. Ist alles fast wie eine Lawine wieder über mich hereingebrochen!“ erklärt Chiara.

„Lucas ist hier? Das ist eigentlich sogar Perfekt! Wenn Du bereit bist die Runde hier in eine Dreier Runde zu erweitern. Denn dann würde ich gern Lucas zu uns bitten“!

Chiara überlegt ein paar Sekunden. „Ja ist gut!“ sagt sie und steht auf. „Ich geh Lucas dann eben holen“!

Chiara erreicht die Drei, welche sie sofort fragend anschauen. „Wie war es das schon? Also ich meine war das das ganze Gespräch. Zwei Minuten?“ fragt Linda direkt.

Chiara schüttelt mit dem Kopf. „Nein Dr. Tingle möchte gern das Lucas an dem Gespräch teilnimmt. Natürlich nur wenn Du auch willst“ antwortet sie und schaut dann zu Lucas.

Schnell erhebt sich Lucas und sagt dabei: „Natürlich alles was Dir hilft werde ich tun und bin ich bereit zu“!

Zusammen begeben sich die Beiden dann zurück zu und in Dr. Tingles Büro.

„Guten Tag Lucas. Ich freue mich das Sie breit sind mit an diesem Gespräch teil zu nehmen.“ begrüßt Dr. Tingle Lucas.

„Guten Tag, ich werde alles tun, was Chiara hilft!“ antwortet Lucas und Beide setzen sich in die Stühle vor dem Schreibtisch.

„Das ist schön zu hören. Denn da Sie Beide ja eine, zwar kurze aber dennoch bewegte Vergangenheit haben und Sie zudem auch noch unter einem Dach wohnen werdet, liegt es auch mit an ihnen wie gut sich Chiara, Draußen, zu Hause wieder zurechtfinden und einleben wird!“ sagt Dr. Tingle und schaut Lucas eindringlich dabei an.

„Wie gesagt alles was hilft werde ich für Dich tun!“ meint Lucas und schaut Chiara am Ende des Satzes an.

„Du meinst es wirklich ernst?“ will Chiara wissen und ist sich sicher, dass Lucas genau weiß was sie meint.

„Ja Chiara ich meine es wirklich ernst. Ich liebe Dich. Auch wenn es ein Merkwürdiger Weg war, um das zu bemerken und erkennen“! Während Lucas dies sagt schaut er weiter Chiara fest in die Augen.

„Und hier muss ich mal einhacken“ sagt Dr. Tingle. „Wie genau ist es dazu gekommen? Was war der Ausschlag gebende Punkt, an dem Sie gemerkt haben das sich ihre Gefühle Chiara gegenüber nicht nur geändert, sondern mehr oder weniger komplett gedreht hatten“?

„Ich denke das erste Mal, das ich mir bewusst wurde das Chiara mir nicht Gleichgültig ist“ Lucas schaut von Chiara zu Dr. Tingle. „War als Chiara mir den Waffenstillstand angeboten hat. Denn da hätte ich sie ja los werden können, hätte Triumphieren können“! Lucas schaut wieder zurück zu Chiara bevor er weiterspricht. „Doch das hätte bedeutet das Du aus meinem, aus unserem dem von mir und meiner Mutter, Leben verschwunden wärst. Etwas was ich eigentlich von Anfang an gewollt habe, doch merkte ich in dem Moment, das mir unsere kleinen Machtkämpfe fehlen würden. DAS DU mir fehlen würdest. Denn auch das kannte ich bevor wir uns kennengelernt haben nicht, Du hattest den Mut Dich mit mir anzulegen und“ Lucas muss schmunzeln „es war immer aufregend zu warten was Du dir für mich überlegtest“!

„Wieso wolltest Du mich von Anfang an loswerden? Du, wir kannten uns doch gar nicht!“ will Chiara wissen.

„Weil ich ein Arschloch bin. Mir war es immer egal das meine Mutter sich mit Manfred am Wochenende traf. Damit konnte ich Leben. Als es dann aber auf einmal hieß das Ihr bei uns einzieht war das zu viel. Immerhin sind wir sehr Wohlhabend und Ihr? Na ja, wie gesagt ich war ein Arsch. Bitte verzeih mir Chiara“!

„Das möchte ich ja Lucas, aber es ist so viel zwischen uns vorgefallen. Ich weiß nicht ob ich zu mehr als ein gutes platonisches oder Geschwisterliches Verhältnis mit Dir kann!“ sagt Chiara und Beide merken ihr an das es ihr nicht leicht fällt dies zu sagen.

„Ich weiß … und damit Du siehst wie sehr ich Dich liebe und das ich will das es absolut keine Geheimnisse zwischen uns gibt“ während Lucas dies sagt greift er in sein Jackett und zieht den Umschlag heraus. „Will ich das Du hiervon weist. Ich weiß zwar das ich mit dem offenlegen hier alles verspielen kann, aber ich liebe Dich Chiara und deshalb muss es sein, keine Geheimnisse mehr“!

Langsam nimmt sich Chiara den Umschlag. Obwohl sie nicht weiß was in sich in dem Umschlag befindet, scheint dieser heiß wie Feuer auf ihrer Haut zu brennen. Mit zitternden Fingern öffnet sie den Umschlag und zieht den Inhalt heraus. Dann beginnt sie zu lesen. Umso mehr sie liest, umso mehr sie den Inhalt versteht, umso mehr füllen sich ihre Augen mit Flüssigkeit.

„ICH GLAUB ES NICHT. ICH WUSSTE JA DIRKET DAS DU DER GRUND WARST! ABER DAS? WIE KONNTEST DU DAS TUN?“ schreit Chiara Lucas an. Schlägt diesem den Vertrag um die Ohren und läuft dann heulend aus dem Raum in ihr Zimmer.

„Was haben Sie getan das Chiara so reagiert?“ fragt Dr. Tingle Lucas sofort.

Mit den Worten, etwas worauf ich echt nicht Stolz bin oder sein kann, reicht er den Vertrag an Dr. Tingle. Dieser ließt sich den Vertrag zwischen Lucas und Tom Bastard ebenfalls genau durch.

„Ich finde es ja super das Sie wirklich reinen Tisch machen wollen, aber finden sie den Zeitpunkt passend? Immerhin ist Chiaras Psyche immer noch angeknackst. Das kann auch ein knapper Monat hier nicht komplett kitten. Dies jetzt zu erfahren kann Chiara zurückwerfen!“ sagt dann Dr. Tingle und schaut Lucas fest an.

„Ich weiß das und natürlich habe ich mir auch Gedanken gemacht wann und wie ich es ihr am besten beibringen kann. Das es jetzt so gekommen ist habe ich heute schnell endschieden. Denn hier ist Chiara in guten Händen. Hier kann ich mir sicher sein, dass man sie genau beobachten wird. Das Chiara keine Chance findet ihr Vorhaben noch einmal zu wiederholen. Auch wenn das bedeutet das Chiaras Aufenthalt hier noch ein wenig länger dauern wird. Aus diesem Grund finde ich den Zeitpunkt absolut richtig!“ erklärt sich Lucas.

Dr. Tingle schaut Lucas ein paar Sekunden weiter an bevor er meint: „Sie scheinen sich wirklich Gedanken gemacht zu haben und vor allem scheinen Sie es ernst zu meinen was Chiara betrifft. Jetzt aber Entschuldigen sie mich bitte, ich muss nach Chiara schauen und sie haben vollkommen Recht damit das Chiara nun heute von mir nicht entlassen werden kann“!

Die Beiden stehen auf und verlassen gemeinsam das Büro von Dr. Tingle. Während Lucas zu Linda und Manfred geht, um diesen von dem Gespräch zu berichten und mitzuteilen das Chiara nun doch nicht mit nach Hause fahren wird, begibt sich Dr. Tingle auf dem schnellsten Weg zum Zimmer von Chiara.

*******

„Du hast was getan? Warst Du es nicht der Uns gesagt hatte das Chiara das Nie erfahren darf und soll“? Wieder einmal schaut Linda ihren Sohn Fassungslos an.

„Mama ich musste es tun. Ich liebe Sie und glaube das auch Chiara mich liebt oder zumindest lieben könnte. Doch dann müsste ich immer mit dieser Lüge leben, eventuell sogar eine Beziehung darauf aufbauen“! Lucas schaut von Linda zu Manfred. „Sorry aber das kann ich nicht“!

„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Ich kann nur hoffen das Chiara das einigermaßen gescheit verkraftet“!

„Da bin ich mir absolut sicher Bärchen!“ versucht Linda Manfred zu stärken.

„Ich hoffe es. Okay dann lasst und mal zurückfahren. Auf Chiara brauchen wir ja nun doch leider nicht zu warten!“ sagt Manfred.

Gemeinsam begeben sich die Drei dann zum Ausgang und fahren zurück nach Hause. Auf der Fahrt herrscht eine angespannte Ruhe, da jeder mit sich selbst, mit seinen eigenen Gedanken beschäftig ist.

*******

Dr. Tingle klopft an der Tür von Chiaras Zimmer. Sofort ruft diese das sie niemanden sehen will. Mit den Worten ich bin es nur tritt er dann jedoch ein. Chiara sitzt auf dem kleinen Sessel am Fenster. Sie hat die Knie bis unter die Nase gezogen und ihre Arme um ihre Beine geschlungen. Bitterlich ist sie dabei am Weinen.

„Wie es Dir geht brauche ich nicht zu fragen, das sehe ich. Trotzdem sollten wir darüber reden Chiara!“ meint Dr. Tingle.

„Wie kann jemand, wie konnte Lucas sowas tun? Haben sie den Vertrag gesehen?“ will Chiara schluchzend wissen.

„Ja ich habe den Vertrag zwischen ihm und Tom in meinen Händen gehabt! Was hast Du gedacht als du ihn durchgelesen hast“?

„Ich war geschockt und konnte es im ersten Moment gar nicht fassen. Nicht glauben!“ antwortet Chiara ehrlich.

„Gut und was hast Du gefühlt“?

„Wut abgöttisch tiefe Wut auf Lucas“!

„Und was fühlst Du jetzt?“ hackt Dr. Tingle nach.

Chiaras Blick wandert aus dem Fenster und verliert sich irgendwo in der Weite während sie in sich horcht. „Trauer unendliche Trauer, aber irgendwie auch Dankbarkeit“!

„Trauer und Dankbarkeit? Eigentlich zwei Gefühle die nicht wirklich zusammengehören. Erkläre mir das bitte genauer“!

„Naja ich bin traurig darüber zu wissen das Lucas Tom und mich wirklich auseinandergebracht hat und natürlich auch über das wissen wie. Andererseits bin ich Lucas aber auch irgendwie Dankbar. Denn was sagt dieser Vertrag über Toms Charakter, über seine Liebe zu mir aus?“ erklärt Chiara.

„Sag Du es mir? Sag mir was Du durch Lucas über Tom erfahren hast“?

„Was soll ich sagen? Leider hat Tom gezeigt das ihm Geld über alles geht. Was bedeutet das unsere Beziehung immer auf Messerschneide gestanden hätte“!

„Ist das alles oder gibt es noch mehr?“ will Dr. Tingle nun von Chiara wissen.

„Ist das nicht schon genug?“ fragt Chiara zurück, ahnt aber schon worauf Dr. Tingle hinaus will.

„Im Grunde schon aber Du hattest mit Tom etwas vorgehabt, was Lucas auf seine Art und Weise unterbunden, verhindert hat! Wie denkst Du darüber, darüber das Lucas dich vor dieser Enttäuschung bewahrt hat.“ klärt er sie auf.

„Wie ich schon gesagt habe Dankbarkeit. So paradox es auch ist. Muss ich Lucas dankbar dafür das Er sich wie ein Arsch verhalten hat und mir dadurch nun gezeigt hat das Tom nichts besseres war. Um es deutlich zu sagen, ich bin dankbar das ich wegen Lucas immer noch Jungfrau bin. Auch wenn ich im Moment nicht wirklich glaube dies je zu beenden!“ schließt Chiara ab.

„Warum nicht Chiara? Glaubst Du nicht mehr an die Liebe“?

„Wie soll ich denn noch wirklich an die Liebe glauben? Der bei dem ich mir sicher war, dass er es ist und der sein soll der mir die Unschuld nimmt hat mich verkauft. Super Liebe und der für den sich mein Herz dann endschieden hat ist so ein Arschloch, das er andere dazu bringt ein Arsch zu werden, indem dieser seine Liebe verkauft. Also bitte wie soll ich noch an die Liebe glauben können?“ fragt Chiara mit Tränen in den Augen.

„Ich denke einmal das Du ein wunderbares Beispiel für die Macht der Liebe in deiner eigenen Familie hast Chiara. Immerhin hast Du mir selbst erzählt wie froh und glücklich du darüber warst, als sich dein Vater in Linda verliebt hat. Denn wie meintest Du einmal? Ach ja, sie hätte deinem Vater wieder zum Leben erweckt! Bist Du Aufgrund deiner jetzt Negativen Erfahrungen nicht mehr der Meinung“?

Wieder schaut Chiara zum Fenster hinaus während sie in sich hineinhorcht. Horcht ob ihr Herz nun nicht mehr so froh darüber ist das sich ihr Vater neu verliebt hatte oder ob Dr. Tingle vielleicht doch recht hat und gerade die neue Beziehung ihres Vaters ihr neuen Mut geben sollte.

„Vielleicht haben sie recht Dr. Tingle aber im Moment fällt es mir absolut schwer!“ sagt sie dann.

„Da ist ja auch nichts verwerfliches dran Chiara und ich denke Du weißt selbst das es im Leben immer wieder mal kleine Rückschläge gibt. Die es dann heißt zu verarbeiten, wegzustecken und dann gestärkt weiter, einen Neustart zu machen! Oder glaubst Du ansonsten hätte sich dein Vater Linda geöffnet und sich auch in sie verlieben können? Ich denke nicht“!

„Ja ich weiß, aber bitte geben sie mir ein wenig Zeit“!

„Natürlich bekommst Du die Zeit, die Du brauchst Chiara. Das steht außer Frage und ich stehe Dir auch jeder Zeit für weitere Gespräche bereit. Das weißt Du ja!“ mit dieser Aussage steht Dr. Tingle auf und verabschiedet sich von Chiara.

*** Chiaras Entscheidung ***

Chiara nimmt sich die Zeit alles zu verarbeiten und auch Gedanken zu machen wie es dann weitergehen soll. So dass sie noch einen weiteren Monat in der Psychiatrische Einrichtung verbringt. Lucas hat sie jedoch Besuchsverbot erteilt. Allerdings hatten auch Linda und Manfred in mehreren Gesprächen mit Lucas beschlossen das es erst einmal besser ist, wenn Lucas sich von ihr fernhält. So schwer es ihm auch fallen tut.

Chiara ist mit Sancia in ihrem Zimmer. Während Chiara ihre Sachen am packen ist unterhalten sich die Beiden Freundinnen. „Und du hast Dir das wirklich gut überlegt?“ will Sancia von Chiara wissen.

Chiara schaut von ihrem Koffer auf und zu Sancia rüber. Dieser ist anzusehen das sie mit Chiaras Entscheidung zu kämpfen hat, weshalb Chiara zu ihr rüber geht und sie in ihre Arme nimmt. „Ja bin doch nicht komplett weg. Entweder Du kommst zu mir oder ich zu Dir, aber ja meine Entscheidung steht fest. Zumindest für eine Zeitlang ist es am besten, wenn ich erst einmal zurück nach Frankfurt gehe“!

„Irgendwann musste ja mal der Tag kommen, an dem Du flügge wirst, aber dass er so schnell kommt hatte ich nicht vermutet.“ versucht Sancia ihrer Traurigkeit zu überspielen.

„Das hast Du schön gesagt aber eins verspreche ich Dir, wenn Du mich deswegen vergisst werde ich schneller zurückkommen als es Dir lieb ist und Dich übers Knie legen“!

„Hm erst übers Knie und dann …“ sinniert Sancia extra gespielt übertrieben.

Chiara schaut ihrer Freundin tief in die Augen und wie von Magneten angezogen nähern sich ihre Köpfe einander bis sich ihre Lippen aufeinander schmiegen. Ihre Lippen öffnen sich und sofort umspielen sie gegenseitig die Zunge der anderen. Eine knappe Minute küssen sich die Beiden so bevor Sancia den Kuss beendet.

„Ich vermisse Dich jetzt schon Süße“!

„Ich Dich auch und von dem gerade gibt es demnächst wieder einmal mehr, versprochen. Doch jetzt lass mich zu Ende packen. Damit wir endlich hier verschwinden können, denn ich hab das Gefühl das ich, wenn ich noch länger hierbleibe, einen weiteren Zwangsaufenthalt deswegen von Nöten habe“!

„Na dann nichts wie los, auch wenn Du hier natürlich näher bei mir wärst!“ meint Sancia.

Eine Stunde später ist Chiara mit dem packen fertig. Gemeinsam gehen die Zwei Richtung Ausgang an der Dr. Tingle gerade hereinkommt. „Und fühlst Du dich bereit wieder in die normale Welt zurückzukehren?“ spricht er sie an.

„Ja das tue ich, dank ihnen und dem ganzen Team hier!“ antwortet Chiara mit einem Lächeln.

„Schön das freut mich zu hören. Dann wünsche ich dir alles Gute. Aber jetzt entschuldige mich bitte, ich habe einen Termin“!

„Natürlich auch ihnen alles gute Dr. Tingle!“ verabschiedet sich Chiara und zwei Minuten später verstauen sie ihren Koffer im Kofferraum von Sancias Corvette.

„Gut dann will ich Dich mal zu Dir bringen“ sagt Sancia und startet den Motor.

„Nein bitte fahr zu Dir. Ich meine, wenn deine Eltern und Du nichts dagegen habt würde ich gerne bei Euch unterkommen. Ich will Lucas im Moment einfach weiterhin noch nicht wiedersehen“!

„Süße Du weißt das du jederzeit wieder zu uns kommen kannst. Gut dann los“!

Die Begrüßung von Sancias Eltern ist angenehm und natürlich haben sie nichts dagegen das Chiara wieder bei ihnen eine Zeitlang wohnen wird. Nach der Begrüßung begeben sich die Freundinnen hinauf in Sancias Zimmer, damit Chiara ihren Koffer abstellen kann. In dem Moment beginnt Chiaras Handy zu klingeln. Ein Blick aufs Display zeigt ihr das es ihr Vater ist, der sie da erreichen will.

Bevor Chiara das Gespräch annimmt holt sie noch einmal tief Luft und führt dann das Gerät an ihr Ohr. „Hallo Papa“ begrüßt sie Manfred.

„Hallo Kleines, wo bist? Ich habe gerade in der Klinik angerufen, um zu fragen wann wir dich abholen können, als die meinten das Du schon weg seist“!

„Ja das bin ich Papa. Entschuldige bitte das ich mich noch nicht gemeldet habe. Aber ich bin auch erst seit ein paar Minuten bei Sancia!“ berichtet Chiara ihrem Vater.

„Du bist bei Sancia und nicht hier bei uns zu Hause?“ hört sie ihren Vater fragen, dem deutlich eine Enttäuschung anzuhören ist.

„Ich kann nicht nach Hause kommen Papa. Zumindest noch nicht, noch kann ich Lucas nicht wiedersehen. Bitte verzeih mir“!

„Chiara Kleines dafür brauchst Du dich nicht zu entschuldigen. Wenn Du noch etwas Zeit brauchst ist das Okay.
Hauptsache ist das Du wieder aus der Klinik raus bist und dich in der Realität zurechtfindest!“ meint Manfred und Chiara kann an seiner Stimme deutlich seine Erleichterung über ihre Ehrlichkeit hören. „Aber Linda und Ich dürfen dich doch mal bei Sancia besuchen kommen oder können dich in einem Café mal sehen“?

„Natürlich Papa, darauf freue ich mich schon. Zudem muss ich auch etwas mit Dir, mit Euch bereden!“ antwortet Chiara.

„Etwas bereden? Okay! Aber zur Schule gehst Du doch wieder oder“?

„Ja mache ich, auch wenn es nur noch drei Wochen bis zu den Sommerferien und somit bis zu meinem Abschluss sind! Ich komme morgen früh vor der Schule kurz bei euch rein, um meine Schulsachen zu holen. Ist das Okay?“ fragt Chiara ihren Vater fast ein bisschen scheu.

„Aber natürlich Kleines, du hast einen Schlüssel, das hier ist dein Zuhause. Du kannst kommen und gehen wann immer du willst“!

Chiara fallen mehrere Steine vom Herzen. „Danke Papa. Wir reden oder schreiben okay. Ich würde jetzt gern meine Tasche weiter ausräumen“!

„Ja ist gut Kleines. Bis dann!“ verabschiedet sich Manfred von seiner Tochter und beide beenden dann das Gespräch.
Wie Chiara versprochen hat holt sie am nächsten Morgen kurz ihre Schulsachen ab und fährt dann mit Sancia zusammen zur Schule. Sancia parkt den Wagen und schaltet den Motor aus. Ein mulmiges Gefühl macht sich bei Chiara im Magen breit. Sie legt ihre Hand auf den Türgriff, aber zögert mit dem Öffnen der Autotür.

„Alles ok Süße?“ fragt Sancia sofort.

Chiara schaut zu ihrer Freundin. „Nein nicht wirklich!“ gesteht sie ihr dann.

„Sollen wir wieder fahren?“ will Sancia wissen.

Kurz überlegt Chiara, schüttelt dann jedoch mit dem Kopf. „Danke aber irgendwie muss ich mich dem ganzen stellen“!
„Du meinst Lucas“?

„Lucas, der Schule, dem Getratsche … einfach allem. Denn ich war so lange weg, dass ich auf jeden Fall heute wieder einmal das Thema Nummer Eins sein werde“!

„Wenn es Dir zu viel wird sag einfach Bescheid Chiara und wir verschwinden sofort. Versprochen“!

Chiara lächelt Sancia dankbar zu, atmet noch einmal tief ein und aus und öffnet dann die Wagentür. Schon beim Aussteigen hat sie das Gefühl die ersten Blicke auf sich gerichtet zu spüren. Keine Bösartigen Blicke, sondern mehr Neugierige Blicke. Denn es war der Schule wirklich gelungen den Grund des Wegbleibens von Chiara geheim zu halten. So dass die ganze Zeit unter den Schülern getuschelt und Vermutungen angestellt wurden, was mit Chiara geschehen sei.

Die Beiden gehen zusammen zum Eingang und je mehr Schüler mitbekommen das Chiara wieder da ist umso deutlicher fühlt sie die Blicke, registriert Chiara wie sich die Köpfe einander nähern und sofort zu tuscheln beginnen.
Dann ist es soweit die Klingel läutet die erste Stunde ein. Sancia und Chiara verabschieden sich voneinander und mit weichen, wackligen Knien betritt Chiara ihr Klassenzimmer. Während sie auf dem Weg zu ihrem Stuhl ist sieht sie Lucas zum ersten Mal seit er ihr den Vertrag gezeigt hatte wieder.

„Warum musstest Du dies tun? Ansonsten hätte vielleicht doch was werden können. Aber so?“ überlegt sie und setzt sich hin.

Natürlich ist die Begrüßung herzlich und freuen sich alle ihre Klassenkammeraden und Lehrerkörper darüber das Chiara endlich wieder am Unterricht teilnimmt. Dann kommt das was unweigerlich kommen musste und wovor Chiara auch ein wenig Angst hatte. Die Frage was denn gewesen sei, dass sie solange nicht da war und warum darum ein solches Geheimnis gemacht worden sei.

Chiara sitzt auf ihren Stuhl und fühlt sich fast wie gelähmt. Konnte sie, sollte sie es erzählen? Das würde dann auch bedeuten, dass sie dieses Verzwickte Verhältnis zu Lucas offenlegen müsste. Der Öffentlichkeit gestehen müsste das sie sich in ihn verliebt hatte, doch dass es auch Sachen gab, die Sie vollkommen aus der Bahn geworfen hatten.

Während Chiara noch so in Gedanken versucht abzuwägen was sie tut hört sich auf einmal Lucas sagen: „Jetzt lasst Chiara doch mal in Ruhe. Sie hatte ihre Gründe und dass diese nicht Ohne waren dürfte euch ja wohl allen klar sein.
Ansonsten hätte sie nicht solange entschuldigt fehlen dürfen“!

Sofort richten sich alle Augen auf Lucas und Chiara kann fast hören wie alle ihre Mitschüler in Gedanken sagen, wie Du verteidigst Chiara? Viel zu langsam schleicht für Chiara wieder einmal die Zeit bis es endlich klingelt und somit die Schule beendet ist. Auch an den Drei weiteren Schultagen hangelt sich Chiara mehr schlecht als recht durch die Schulzeit.

Dann ist endlich Samstag. Chiara sitzt mit Sancia an einem kleinen Tisch im Bistro. Es scheint so, wenn die Beiden zusammen sind, als wenn nie etwas gewesen wäre. Denn als Manfred und Linda das Bistro betreten sehen die Beiden Chiara ausgelassen lachen. Sofort füllen sich die Herzen der Beiden mit Dankbarkeit und Freude. Sie treten an den Tisch und Chiara steht auf, um die Beiden zur Begrüßung kurz in die Arme zu nehmen

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