Draußen begann es schon zu dämmern, der Himmel färbte sich rötlich, die tief hängenden Wolken zogen eilig nach Osten. Ich ließ die Jalousien herunter. Bald würde sie bei mir klingeln. Wir hatten uns verabredet, und ich hatte anklingen lassen, daß ich gerne mal wieder etwas Inszeniertes mit ihr zusammen machen würde.
Wir hatten schon vor geraumer Zeit ein eindeutiges Signal abgemacht. Im Flur war neben der Eingangstür ein kleines Regal angebracht, auf dem sich zwei zierliche Zinnfiguren befanden: Ein Herr, im Stil des Spätmittelalters gekleidet, und eine Sklavin mit kurzem Kleidchen und gefesselten Händen.
Diese Figuren standen meist mehr oder weniger unbeachtet da, aber wenn eine der beiden vor der zu diesem Zweck angesteckten Kerze stand, bedeutet es ein Spielangebot. Wobei der Herr signalisierte, daß ich bereit sei, mich in ihre Macht zubegeben und die kleine Gefangene bedeutete, daß ich heute die Macht über sie wollte.
Heute brannte die Kerze und beleuchtete den gesenkten Kopf und die gefesselten Hände der Sklavin.
Im Schlafzimmer hatte ich alles vorbereitet. Ich hatte die Heizung hochgedreht, die Räucherkohle verbrannte aromatische Kräuter, rund um das Bett standen meine Kerzenleuchter mit den großen weißen Altarkerzen. Über Bett und Kopfkissen hatte ich eine frisch gefettete Lederhaut gebreitet.
Neben meiner Musikanlage lagen unsere Lieblings-CD´s, aus den Lautsprechern erklang schon sanfte elektronische Musik und sorgte für einen leisen Klangteppich.
Die weißen Baumwollseile lagen sauber aufgeschossen, nach Länge geordnet, am Fußende des Bette. Auf einem Tablett, welches ich unter das Bett geschoben hatte, befanden sich ein schwarzes Tuch, einige schwarze Holzwäscheklammern, eine weiße Kerze, ein Federstaubwedel und ein paar Gummihandschuhe.
In der Thermoskanne auf dem Nachtschrank befand sich ihr Lieblingstee, auch das Wasserglas und das Selters standen griffbereit. Für den Fall des Falles hatte ich eine große Verbandsschere mit stumpfen Enden bereitgelegt. Man konnte nie wissen, auch wenn wir uns jetzt schon seit Jahren kannten.
Seit dem frühen Morgen hatte ich mir Gedanken gemacht, was ich an diesem Abend mit ihr machen wollte. Während ich mit einer Tasse Kaffee und meiner Morgenzigarette noch ein bischen im Bett trödelte, ließ ich Bilder meiner Geliebten durch meinen Geist ziehen.
Aus Erfahrung wußte ich, daß sie es nicht mochte, wenn ich unsicher vor ihr stand und nicht mehr genau weiter wußte. Sie haßte es auch, wenn sie das Gefühl bekam, ich würde etwas austesten, um zu sehen, ob es ihr gefallen würde.
In einem ihrer Briefe an mich hatte sie einmal geschrieben:“Wenn Du etwas mit mir machen willst, wenn ich unten bin, dann mache es. Wenn es daneben geht, wirst Du es schon rechtzeitig merken. Aber probiere nicht herum, ich mag es nicht, wenn ich merke, daß du kein Bild in Deinem Kopf hast.“
Diesmal wußte ich, was ich wollte, merkte schon morgens, wie mein Herz aufgeregt schneller schlug, wenn ich an den Abend dachte. Ich glaubte, ihren schnellen Atem zu hören, das Geräusch, welches die Seile machen, wenn sie aneinander reiben.
Ich roch ihre Geilheit, spürte den Schweiß auf ihrer Haut, sah sie aufgespreizt vor mir liegen, ihr Geschlecht offen und feucht. Nachdem ich sie begrüßt haben würde, würde ich ihr schon im Flur die Augen verbinden, damit sie sich ganz auf die Gefühle ihres Körpers konzentieren könnte.
Dann würde ich sie ins Schlafzimmer führen, ihr meine Liebe versichern, kleine Andeutungen darüber mache, was sie erwartete. Vielleicht würde ich ihr auch eine Geschichte erzählen und sie dabei langsam ausziehen. Zwischendurch würde ich sie überall berühren, würde versuchen, ihren Körper aufzuwecken, ihr helfen sich zu entspannen.
Ich würde ihr beschreiben, wie schön ich diesen oder jenen jetzt nackt vor mir liegenden Körperteil finde. Jetzt warte ich nur noch auf ihr Klingeln, während ich es mir in einem Sessel bequem gemacht hatte und den Wolken hinterher sah. Ich freute mich………ENDE
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