Der verlorene Schlüssel
Ich gebe zu, es ist nicht jedermanns Sache, aber ich gehöre nun mal in der sogenannten SM-Szene, also bei den Sadomasos, zur härteren Fraktion. Ich bin eine von den strengeren Dominas.
Natürlich halte ich mich an safe, sane und consensual – unser Credo von wegen sicher, vernünftig und einvernehmlich. Aber wenn ich nur mit Wattebällchen werfe, dann ist das eben nicht Sadomaso. Mal eben die Handschellen mit dem rosa Plüschbezug anlegen oder zaghaft dreimal mit dem Bambusstäbchen auf den Po des Liebsten klopfen, das macht noch keine Domina.
Dazu gehört einfach mehr. Dazu gehört, dass man den anderen, den Sub, den Sklaven beherrscht und ihn sich unterwirft.
Natürlich nur, wenn er selbst das auch will; alles andere ist eine Vergewaltigung und Misshandlung. Aber ich kann allen Frauen mit dominanten Neigungen versichern – von der Sorte Mann, die man sich ohne weiteres zum Sklaven erziehen kann, und sie sind noch superglücklich dabei, davon gibt es mehr als genug. Man muss nur einmal ganz leise „hier” flüstern …
Also von daher, liebe Domina-Kollegin – nur zu!
Aber denkt daran – nicht zu zartfühlend und sanft sein, sondern herrisch, bestimmend, befehlend.
Obwohl ich nun nicht zu den Dominas gehöre, die gleich immer ein ganzes Dutzend von Sklaven für verschiedene Zwecke um sich scharen müssen, um jedem ihre Dominanz zu beweisen. Ich bin da eher monogam veranlagt und beschränke mich, wie auch in normalen Beziehungen, auf einen einzigen Partner. Obwohl ich allerdings einer kleinen Affäre nebenher nie abgeneigt bin.
Allerdings gehört das immer auch mit zum Spiel mit meinem Partner, dieser Seitensprung. Er findet nämlich regelmäßig in seiner Gegenwart statt, und es macht ihn wahnsinnig, wenn er mit ansehen muss, wie ich mit einem anderen Mann zuerst flirte, wie es dann heftiger wird, wie wir uns küssen und knutschen, und wie es dann schließlich ans echte Ficken geht. Entweder, indem ich ihn mit dem Umschnall-Dildo in den Arsch ficke, wie bei den Schwulen, oder indem er mich fickt; etwas, das meinem Sklaven selbst nur alle Jubeljahre einmal erlaubt ist.
Und wenn ich an einem Tag ganz besonders übermütig und sadistisch drauf bin, müssen die beiden Männer es sich danach nun auch noch gegenseitig besorgen, entweder per Arschfick, oder per Partner-Wichsen, und ich schaue zu und lasse mich von dem sinnlichen Anblick aufgeilen. Bis sich dann einer der beiden Herren um meinen zweiten Höhepunkt kümmern darf.
Je nachdem, wie ich in Stimmung bin, und was er angestellt, also welche Strafe er verdient hat, entweder mein Sklave, oder der andere.
Dieses Recht auf eine Affäre steht aber selbstverständlich nur mir zu; und ich nutze es auch nur im Rahmen von Sexspielen, die immer uns beide betreffen, meinen Partner und mich. Da bin ich ganz streng mit mir. Das ist so auch mit ihm abgesprochen und damit kein Betrügen im eigentlichen Sinn.
Ihm allerdings ist natürlich überhaupt kein solcher Seitensprung gestattet. Schließlich ist er ja auch der Sklave!
Und nachdem ich sicher sein will, dass sein Schwanz wirklich nur mir zur Verfügung steht, also seiner Herrin, muss er selbstverständliche die meiste Zeit und in jedem Fall immer dann, wenn ich nicht bei ihm sein kann, er also nicht unter meiner strengen, harten Aufsicht steht, einen Keuschheitsgürtel tragen. Ein Mordtrumm ist das, aus Stahl, und natürlich zum Abschließen.
Zwei Schlüssel gab es ursprünglich davon einmal, ganz niedliche, kleine, dünne Schlüssel, echte Schmuckstücke. Aber einer ist leider ziemlich bald verschwunden; mein Sklave hatte ihn in einem kleinen Kästchen, das verloren ging, als er ganz zu mir gezogen ist. Also hat es jetzt bloß noch einen einzigen Schlüssel, und den trage ich an einem Silberkettchen um den Hals, damit ihm nichts passieren kann; und damit der Sklave nicht drankommt, um sich womöglich heimlich selbst mal zu befreien und wieder zu verschließen. Außerdem sieht das toll aus, und ganz besonders schön finde ich, dass niemand weiß, wozu der kleine Schlüssel wirklich dient.
In dem Keuschheitsgürtel ist sein Schwanz in jedem Fall sicher verwahrt. Dort steckt er nämlich in einer engen Röhre.
Was sehr unpraktisch ist, sobald er hart wird. Etwas, das ja leicht mal passieren kann; mein Sklave wird, was seine Höhepunkte betrifft, natürlich äußerst kurz gehalten. Jeden Tag dreimal wichsen ist da nicht; eher nur so einmal in der Woche oder seltener darf er kommen, aber öfter nicht.
Da wird er ganz schnell man richtig erregt, vor allem im Sommer, wenn die Girls so hauteng und leicht bekleidet, viel nackte Haut zeigen und mit sexy Hüftschwung und Tittenschwingen in der Gegend herumlaufen mit ihrer tollen Figur und ihrem knackigen Po, der unter dem ultrakurzen Minirock hervorlugt. Ganz klar, dass man als Mann da einen Ständer kriegt, bei dem Anblick.
Ja, und sobald mein Sub eine solche Erektion hat, vergeht die aber ganz rasch von selbst wieder. Das tut nämlich tierisch weh, wenn der Schwanz sich ausweitet und gegen die engen Grenzen der Penisröhre stößt. Ich sehe das immer am schmerzverzerrten Gesicht und höre es manchmal auch am Jammern, wenn ihm das in meiner Anwesenheit passiert, mit dem harten Schwanz im Keuschheitsgürtel.
Ansonsten sind die Dinger genial konstruiert, das muss ich sagen. Wenigstens gilt das für die guten Marken bei den Keuschheitsgürteln, die entsprechend allerdings leider auch nicht ganz billig sind. Man kann prima aufs Klo gehen damit – vorne und hinten -, dank verschiebbarem Sc***d, man kann sich waschen, und die Penisröhre, dieses kleine, fiese Folterinstrument, ist sogar klimatisiert.
Es ist also alles in Butter.
Solange …
Ja, solange man das Teil dann abnehmen kann, wenn es nötig ist. Da darf man es wirklich nicht übertreiben.
Anfangs hat mein Sklave den Keuschheitsgürtel immer nur kurze Zeit getragen, ein paar Stunden oder so. Das haben wir langsam gesteigert, bis er ihn irgendwann, mit viel Übung und Gewöhnung, den ganzen Tag im Büro tragen konnte. Am Wochenende muss er ihn auch schon mal 24 Stunden am Stück oder länger tragen, aber dann bin ich ja auch dabei, dann geht das.
Davon abgesehen wird er aber abends immer für eine ganze Weile freigelassen, damit es nicht zu arg wird.
Allein kann mein Sklave sich übrigens aus diesem Keuschheitsgürtel nicht befreien. Wenigstens nicht ohne den Schlüssel, den ich um den Hals trage. Oder allenfalls mit brutaler Gewalt, also mit irgendwelchen Werkzeugen, die den Gürtel selbst beziehungsweise den Stahl des Keuschheitsgürtels zerstören oder zumindest das Schloss, die ihn also für die weitere Benutzung unbrauchbar machen.
Aber genau das werden wir jetzt womöglich machen müssen, fürchte ich. Und zwar nicht etwa, weil mein Sub sich heimlich hinter meinem Rücken eine freie Stunde ohne Keuschheitsgürtel verschaffen will – sondern weil ich, seine Domina und Herrin, Mist gebaut habe.
Vor einer Stunde hat mein Sklave mich aus dem Büro angerufen; es ist, das erste Mal übrigens, seit unseren ersten Keuschheitsgürtel-Sexperimenten, einer dieser Notfälle eingetreten, über die man sich nie so richtig Gedanken macht, obwohl sie eigentlich jederzeit passieren können.
Er muss sich irgendwann über das Wochenende eine ziemlich böse Harnröhrenentzündung zugezogen haben. Jedenfalls sagt er, es brennt scheußlich beim Wasserlassen, nicht nur am Penis, sondern auch innerlich, und er muss dauernd aufs Klo, ohne wirklich pinkeln zu müssen.
Fieber hat er wohl auch, jedenfalls fühlt er sich so – also ist das ein echter Fall für einen Arzt; entweder den Hausarzt, oder einen Urologen.
Zu beiden geht man aber natürlich nicht im Keuschheitsgürtel. Und deshalb hat er mich um Hilfe gebeten. Ich habe mich natürlich auch sofort ins Auto gesetzt und bin zu ihm gefahren, um ihn aufzuschließen und zu befreien, damit er so schnell wie möglich zum Arzt kann, der Arme.
Aber irgendwie, ich weiß nicht, wie es passieren konnte – auf jeden Fall ist unterwegs die dünne Kette gerissen, die ich immer um den Hals trage, und an der ich den Schlüssel hatte. Ich weiß nicht wie, und ich weiß nicht wo.
Ich weiß nur, als ich losfuhr – ich habe extra noch mal danach getastet – trug ich den Schlüssel noch um den Hals, und als ich dann in seinem Büro ankam und ihn herausziehen wollte, war er verschwunden.
„Ja, und jetzt?” sagte mein Sklave ganz entgeistert, als er endlich kapiert hatte, was mein total fassungsloser Gesichtsausdruck und die zerrissene dünne Silberkette wirklich zu bedeuten hatten.
Eine gute Frage …
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