Er kann die Augen nicht von ihr wenden, von seiner Schönen. Ihre anfänglich ängstliche Überraschung ist in Faszination umgeschlagen, wie so oft. Ihre Augen glänzen im Schein der vielen Lichter, mit der Zungenspitze befeuchtet sie ihre Lippen, den Blick gebannt auf das Paar auf dem Flügel gerichtet.
Innerlich triumphiert er, weil er – wie so oft – gewusst hat, dass sich die Spannung des Neulands auf sie übertragen wird.
Er ist ebenso stolz auf sie wie auf sich. Sie ist mutig und stellt sich jeder Herausforderung, die er ihr auftischt.
Aber er ist sich ihres Körpers auch sehr bewusst. Ihr Anblick und ihre feuchten Lippen benebeln sein Denken, lassen ihn hart werden.
Er muss innerlich hart kämpfen, um sich zur Geduld zu rufen, um sie nicht an sich zu ziehen und ihr die Klamotten vom Leib zu reissen.
Besser, er behält einen Überblick über das Geschehen.
Die Frau auf dem Piano ist hinreissend, aber sie ist nicht sie.
Die steife Rute des Gentlemans zeugt von der Qualität ihres Zungenspiels, aber es lässt ihn kalt.
Nicht jedoch seine Angebetete. Sie ist hin und weg, kann gar nicht wegsehen, und so lässt er ihr noch ein wenig Zeit, sich an dem errenden Anblick zu weiden.
Er kann es nachvollziehen, die ersten Male war auch er geblendet, denn die goldenen und blonden Reflexe der Frau verleihen ihr ein mystisches Aussehen, wie eine Aura von …Magie. Die ganze Situation ist sinnlich, sexy.
Doch dann… der Gentleman zieht grob ihre Arme in die Luft, bindet sie mit dem kaum wahrnehmbaren Seil, das vom Kronleuchter herunterhängt, zusammen, umfasst ihren Kopf, rammt seinen Schwanz in ihre Mundhöhle und stößt hart zu, so dass sie röchelt und sich ihr Körper unnatürlich anspannt.
Neben ihm keucht sie auf und drückt fest seine Hand.
Fasziniert beobachtet er sie, die erwartete Reaktion und lächelt in sich hinein.
„Komm!“ Es klingt viel herrischer, als er es will. Er reicht ihr die Hand und zieht sie sanft an die Bar. Sie haben auch vom neuen Platz eine tolle Aussicht auf das Geschehen.
~
Als sie sich zu ihm dreht, hält er zwei Gläser in der Hand, obwohl sie niemanden hinter der Bar sieht. Er hat mal wieder dieses triumphale Lächeln, dass sie so gar nicht mag, aufgesetzt. Er ist ihr wieder einige Schritte voraus.
Doch sie kennt das Spiel und will sich ihre Unsicherheit nicht anmerken lassen.
Zögernd greift sie nach dem Glas, das er ihr entgegenstreckt.
„Martini, ohne Eis.“ sagt er. Sie nippt daran.
„Gute Wahl.“ gibt sie zurück.
Der Martini wärmt sie von innen, beruhigt sie etwas, auch wenn ihr Herzklopfen in ihrem Kopf wummert und durch ihre Adern pocht.
Ihre Augen wandern zwischen ihm und zu dem Pärchen auf dem Piano hin und her. Wird ihr dasselbe Schicksal zuteil werden? Wird er sie heute ebenso grob behandeln und ihr ihren Handlungsfreiraum nehmen?
Der Mann auf dem Piano spießt den Mund des Engels mit seinem Prengel immer wieder stürmisch auf, hart, fordernd.
Es macht ihr Angst, ja, aber sie ist ebenso erregt und neugierig.
Niemals hat er ihr wehgetan oder etwas von ihr verlangt, das sie nicht bereit ist zu tun. Er fordert sie heraus und lässt sie sich ihrer Angst stellen.
Wie musste sich das anfühlen, den eigenen Willen, das persönliche Denken, auszuschalten und sich so völlig jemandem hinzugeben?
Ihre ganze Situation kommt ihr unwirklich vor, die Masken unterstützen diese Wahrnehmung. Und doch fühlt sie sich nicht bedroht. Sie lechzt innerlich nach dieser neuen Erfahrung. Wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, will sie sogar mit dem Engel tauschen.
Der hat hinter der Maske die Augen geschlossen und scheint ergeben sein Schicksal zu ertragen.
Der schwarze Gentleman lässt ihm zwischen dem Röcheln immer wieder genug Freiraum, zu Atem zu kommen, doch nie verlässt sein Glied den Mund, die Lippen. Seine Hände liegen feingliedrig auf dem blonden Haar, aber er drückt nicht besonders fest. Die goldene Dame tut es also aus freien Stücken.
Und so, wie er den Kopf in den Nacken gelegt hat, wie sein Körper sich angespannt hat, gefällt ihm das sehr.
Sein Körper ist eindrucksvoll, groß und maskulin. Ebenso wie sein Glied. Wie er wohl schmeckt?
Ihr ist nicht bewusst, dass sie einen Schritt in die Tichtung des Geschehens macht, als seine Hand sie zurückhält. Er grinst verwegen, schüttelt aber leicht den Kopf.
Sie schluckt. Sie ist so eingenommen vom Betrachten der beiden, dass sie sich fast vergisst! Das ist ihr noch nie passiert.
Ihr Inneres zieht sich fast schmerzvoll zusammen, sie bemerkt die Feuchtigkeit in ihrem Höschen.
„Was ist das für ein Ort?“
Er ignoriert zunächst die Frage, um einem Mann zuzunicken, der an ihnen mit einer dunkelhäutigen Schönheit vorbei geht. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, sagt er: „Manchmal, manchmal, meine Schöne, ist Unwissenheit ein Segen. Und heute,“ er wendet sich ihr nun zu, „heute wirst Du Dich fallen lassen und den Abend genießen. Du wirst solange unwissend bleiben, solange wir hier sind.“
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