Teil 7
Danach spuere ich warmes Wasser auf meiner Haut, kuehle Kreme, der Duft von Kamille und frischen Laken vertreibt den von
Holz und Leder. Sie traegt mich, kuemmert sich um mich, schuetzt mich. Ihre Haut ist kuehl, ich klammere mich an sie wie an
einen Liebhaber, weine haltlos in ihre Haare, weine alles aus mir heraus, weine mich zurueck von dem Ort, an dem mich ihre
Peitsche gebracht hatte, meine zahmen Fingernaegel in ihre Schulterblaetter gekrallt. Sie haelt mich fest, ist fuer mich da,
nimmt mich zu sich, birgt mich wie eine Freundin, stundenlang. Ihre Hand gleitet durch mein Haar, ihre Finger reiben meinen
Nacken, endlos geduldig, troestend. Ich hoere Worte aus meinem Mund purzeln, nicht mal fuer mich verstaendlich, und meine
Lippen liegen an ihrer Haut, sie ist so zart, so unberuehrbar, so heilig.
Irgendwann schlafe ich ein, geborgen, erschoepft in ihren Armen.
Sie bleibt neben mir, die ganze Zeit waehrend ich schlafe, haelt mich.
Narlinea muss nicht schlafen, anscheinend ueberhaupt nicht, aber sie weiss, dass ich jetzt jemand brauche, an den ich mich
festhalten kann, die Geborgenheit nach dem Schmerz und Strafe. Ihre Zaertlichkeit, ihre Fuersorge ist nicht so sehr eine
Belohnung wie ein Versprechen, ein stummer Vertrag, den mein Koerper mit ihr schliesst. Ihre sanften Finger an meinem
Nacken sind der Schwur, dass dem Schmerz immer Trost und Liebe und Geborgenheit folgen wird. Mein Koerper unterwirft sich
ihrer Staerke, ihrer Ueberlegenheit, den Gefuehlen, den sie ihm geben kann, und sie nimmt mit ihm die Verantwortung des
Schutzes, des Verstaendnisses, der Zaertlichkeit. Spaeter werde ich mich fragen, warum das nie ein Mann so konnte.
Die Salbe wirkt Wunder, nach zwei Tagen bin ich fast vollstaendig geheilt.
Ich bin weiterhin staendig gefesselt, werde jeden Abend gezuechtigt, werde tagsueber auf schmerzhafteste und erniedrigendste
Art misshandelt, verbringe Stunden aufgespannt in dem Folterrahmen, verschnuert auf dem Kuechenstuhl, in Schlingen gepackt
auf meinem Bett. Es ist keine Frage, dass ich bei der ersten Gelegenheit fliehen werde, und sie weiss das genauso gut wie ich.
Aber es hat eine Veraenderung gegeben, etwas ist auf eine subtile Art anders. Wenn sie mich fesselt, lasse ich mich
widerstandslos in die fiesesten Stellungen pressen und binden, halte fuer sie die Enden, wenn sie Seile knotet, strecke meinem
Hintern willig der Rute entgegen, wenn sie mich zuechtigt. Sie bringt in mir Gefuehle hoch, die unbeschreibbar sind, Lust und
Qual und Erniedrigung und Liebe. Ich habe aufgehoert, auch nur so zu tuen, also ob ihre Schlaege und Qualen mich nicht
erregen wuerden, ich liegen hilflos in meinen Fesseln und stoehe voellig ungeniert vor Lust oder Schmerz oder beidem, winde
mich vor ihr, bedanke mich fuer meine Qualen. Sie spielt meinen Koerper wie ein Instrument, laesst mich nach belieben
keucheln, winseln, heulen. Und ich spiele mit.
Ich wuerde sie nicht als Liebhaberin bezeichnen. Es ist sowas wie eine Affaire.
Aber sie lasst mich nie zum Orgasmus kommen. Unser Kampf ist noch nicht zuende. Meinen Koerper habe ich verloren, aber
meine Unterwerfung hat sie noch nicht, mein Wille gehoert noch mir, und auch wenn mein Koerper auf sie reagiet, werde ich ihr
nicht gehorchen. Das grosse O ist das Symbol fuer meine Unterwerfung geworden, sie hat gewonnen, wenn ich danach bettle,
wenn ich sie anflehe, mich kommen zu lassen. Und das werde ich ihr nicht geben. Ich will immer noch fliehen, ich werde immer
noch fliehen, und ich werde gewinnen. Meinen Koerper kann sie haben, aber fuer meinen Geist muss sie sich etwas anderes
einfallen lassen.
Sonst reden wir viel miteinander, ueber Demonias, ueber Biologie, ueber Literatur. Sie ist unglaublich gut belesen, intelligent,
gebildet, witzig, und ich kann den Geist hinter den fremden Pupillen nur respektieren. Sie hat meinen Koerper zu ihrem
Spielzeug reduziert, aber sie kann gleichzeitig akzeptieren, dass ich in einer Diskussion recht habe, ueber gewisse Sachen
mehr weiss als sie – mit fallen gewissen Exfreunde von mir ein, die das nicht konnten. Ihre Lernbereitschaft ist endlos. Und sie
weiss wirklich mehr ueber Biochemie als ich.
Inzwischen glaube ich ihrer Geschichte. Ich habe sie noch nie essen sehen, sie schlaeft nie, sie hat keinerlei Koerpergeruch,
und sie schwitzt nicht. Was mich aber wirklich ueberzeugt hat, ist ihr Akzent. Sie hat ihn fast verloren. Als sie am ersten Tag
kam, hoerte man ihre Herkunft ihr Meilenweit an; inzwischen sind die kurzen Vokale verschwunden, die harten Konsonaten
weicher geworden. Sie spricht fast Hochdeutsch. Niemand verliert seinen Akzent in dem Alter, und vor allem nicht in den paar
Tagen. Es wuerde helfen, wenn ich noch eine Demonia sehen koennte, aber ich glaube ihr auch so.
In Polen laeuft immer noch ein Massenmoerder frei umher.
Am dritten Tag nach meiner Bestrafung laesst sie mich Hausputz machen. Ich schrubbe die Boeden nackt auf allen vieren, sie
hat von dem Staubsauger das Rohrstueck abgemacht, so dass ich auf die gleiche Art den Fussboden saugen muss, waehrend
sie mit der Gerte ueber mich steht und mir erzaehlt, wie wunderschoen dressiert ich aussehe. Sie laesst mich den
Kuechenfussboden ganze sechsmal putzen. Beim siebten Mal muss ich ihn auch noch mit klarem Wasser spuehlen – und
anschliessen sauberlecken. Fliese fuer Fliese gleitet meine Zunge ueber die Steine, Narlinea weidet sich an meinen Anblick, die
Gertenspitze immer drohend in dem Tal zwischen meinen Pobacken, dadrunter meine Schamlippen geschwollen und so feucht
wie die Fliesen. Mein ganzer Koerper glueht vor Scham, ihre Steifelspitze neben meinem Gesicht laesst mich schaudern.
Sie legt sich auf den Boden, natuerlich dort, wo ich schon war, um mich besser sehen zu koennen, zwingt mich, eine
willkuerliche Fliese viermal lecken, befehlt mir, die Fugen nochmal mit der Zungenspitze zu saeubern, die Ecken besonders
gruendlich zu machen. Der Fussboden schmeckt trotz der Spuehlung noch etwas nach Essig, und waehrend ich vor ihren
lachenden Augen weiterlecke, denke ich daran, dass meine Erniedrigung fuer sie nach Honig riecht. Ich verbringe vier Stunden
kniend auf den zwoelf Quadratmetern meines Kuechenfussbodens, meine Nase an die Fliesen gepresst, mein Gesicht tiefes rot.
Als sie endlich mit der Kueche zufrieden ist, laesst sie mich wie ein Hund ins Badezimmer kriechen, und die ganze Prozedur
beginnt von vorne.
Ich hasse diese Frau. Ich moechte sie einmal so haben, wie sie mich jetzt hat, vor mir auf den Knien, vor Scham und Lust
bebend. Einmal nur.
„Es tut mir wirklich leid,“ sagt sie, ihr Laecheln keine Handbreite von der Fliese entfernt, auf der ich gerade zum neunten Mal
meinen Spiechel verteilen darf, „aber morgen kommt Venarius.“ Sie deutet genuesslich auf die Kachel, und beginne sie nochmal
zu lecken, meine Zunge weich und in voller breite auf der Keramikscheibe. Traenen der hilflosen Wut stehen in meinen Augen,
aber ich gehoerche. Wenn ich es nicht richtig mache, wird sie mich es einfach nochmal machen lassen, und ihre Gerte ist ein
duenner, harter Stab zwischen meinen vor Scham und Lust geschwollenen Lippen, gleitet an meinem Kitzler auf und ab.
Zeigt mir, wo mich Auflehnung treffen wuerde.
„Und da muss das Haus sauber sein.“
Venarius ist ein Demonius. Ein maennlicher Demonia.
Am naechsten Abend fesselt sie mir die Haende hinter dem Ruecken, schnallt den roten Ballknebel fest in meinen Mund, setzt
mir kleine silberne Klammern auf die Brustwarzen, und kettet mich dann an ein der Pfeiler des Folterrahmens.
Wenn ich mich ihr schon unterworfen haette, wuerde ich zur Begruessung ungefesselt zu ihren Fuessen knien, die Haende auf
dem Ruecken, Schenkel weit. Darauf kann sie lange warten. Auf dem Wohnzimmertisch hat sie zwei Kruege mit Leitungswasser
gestellt, dazu eine kleine Schuessel mit Salz – anscheinend brauchen sie auch noch Salz in geringen Mengen. Fuer das Wasser
stehen dort auch noch zwei meiner guten Weinglaeser, ein Geschenk von Peter zu meinem letzten Geburtstag. Es sieht aus wie
eine Bild aus einem Buch fuer hard core Feinschmecker, die beiden Kruege, das Salz, feine Glaeser, sonst nichts.
Meine frischrasierte Scham juckt und kribbelt.
Venarius ist beeindruckend. Er ist etwa ein Meter Neunzig gross, und muskuloes – nicht die nutzlosen Proteinklumpen eines
Bodybuilders, sondern harter Arbeitsmuskel. Seine Haare sind schwarz, seine Haut dunkler als Narlineas, aber sein Gesicht ist
genauso symetrisch, und seine Augen sind wie ihre. Als er durch die Tuer kommt, weiss ich, dass sie nicht gelogen hat. Ihre
ganze unglaubliche Geschichte ist wahr. Es gibt sie wirklich.
Er tritt ins Zimmer und schaut sich einmal um, ein Blick, der von rechts nach links geht, alles ueberlicksmaessig aufnimmt. Er
wuerdigt meinen dargebotenen Koerper keinen Blick mehr als dem restlichen Zimmer, so als waere ich nur ein weiteres
Moebelstueck. Er traegt Jeans, ein schwarzes Hemd, und einen weiten, dunklen Trenchcoat. Narlinea macht die Tuer hinter ihn
zu, umarmt ihn, haelt ihn lange. Ein kurzer Stich der Eifersucht trifft mich. Wie albern, denke ich, aber es ist nicht zu leugnen.
Der Hintern in diesen Jeans ist fest, knackig, und ich merke, wie lange ich keinen Mann mehr gesehen habe.
Sie sitzen am Tisch und reden. Venarius trinkt Wasser wie ein Verdursteter, ein Glas nach dem anderen. Seine Haende sind
gross, kraeftig, mit kleinen Narben uebersaeht, aber die Naegel praezise geschnitten; wenn er den Krug umgreift, treten die
Venen an seinen Unterarmen deutlich hervor. An seinem Hals ist vom Kieferwinkel zur Schulter eine breite, schlecht verheilte
Narbe, als haette jemand versucht, ihm die Halsschlagader aufzureissen und waere dabei nach hinten abgerutscht. Narlinea
umschwaermt ihn nervoes wie eine verliebte Teenagerin, ihre Augen haengen an seinen Lippen.
Sie sprechen ueber Weissrussland, ueber Leute mit Namen, die so seltsam klingen wie ihre eigenen. Seine Stimme ist ruhig,
klar, vielleicht etwas monoton, seine Mimik sparsam – sein Gesicht sieht nicht so aus, als waere es fuer Laecheln und Lachen
gebaut worden. Irgendwann faellt mir auf, dass er absolut erschoepft aussieht. Wie Narlinea damals, als sie wie ein bettelnder
Junkie vor meiner Tuer stand. Er kann nicht aelter als 20 sein.
„Jesomit ist tot.“ sagt er. Er hat noch seinen oestlichen Akzent, in Reinform. „Aber wir haben dafuer vier erwischt.“
„Wieviele noch?“
„Zwoelf.“ Er leert sein Glas in einem Zug, Narlinea kippt ihm aus dem zweiten Krug nach. Der Erste ist schon leer.
„Zwoelf gegen sieben.“ Narlinea nimmt eine seiner Haende in ihre beiden.
Ihr ueberlegener Gesichtsausdruck bricht wie eine Fassade, ploetzlich sieht sie elendig aus, als wuerde sie gleich weinen
muessen. Sie sehen auf einmal so menschlich aus, das Paar an meinem Kuechentisch, eine junge Frau, die Angst hat, und ein
Mann, der erschoepft aussieht, mit Narben von Wunden, die nie richtig heilen konnten, und einem Gesicht, dass nie lachen
gelernt hat. Zwoelf gegen sieben. Narlinea hat mir nicht ganz die Wahrheit gesagt.
Sie fuehren keinen normalen Krieg, sie betreiben einen Ausloeschungskrieg, einen Genozid. Wer zuerst ausstribt, hat verloren.
Venarius legt eine Hand gegen ihre Wange, eine Andeutung von Zaertlichkeit, sein Gesicht immer noch emotionslos. Meine
Ueberlegungen zu maennlichen Demonias kommen mir wieder in den Sinn, Generationen von Massenmoerdern. Die einen
toeten, damit das Toeten aufhoert.
„Und hier?“
„Perfekt. Alles was der Herz begehrt.“ Narlinea reisst sich sichtlich zusammen, laechelt etwas gezwungen.
„Brutstaetten?“
„Ein Block weiter. Zeige ich dir morgen.“
Brutstaetten. Mir faellt ein, dass ich ueberhaupt nichts ueber ihre Fortpflanzung weiss, ausser, dass sie anscheinend ziemlich
viele Kinder kriegen und sie sich nicht mit Menschen paaren koennen. Was liegt hier einen Block weiter? Jede Menge
Wohnhaeuser, aber –
„Der Rat meint immer noch, du bist hier zu weit westlich.“
„Der Rat soll die Luft anhalten. Wenn der Krieg vorbei ist, werden sie froh sein, dass ich hier bin. Wir muessen uns ausbreiten.“
„Wir koennen dich hier nicht schuetzen.“
„Ich brauche hier eueren Schutz nicht. Keiner der Alten weiss, dass ich hier bin.“
Venarius sagt nichts. Es scheint ein alter Streit zu sein.
Er dreht sich zu mir, das Licht der Kerze so auf seinem Gesicht, dass nur eine Gesichtshaelfte beleuchtet ist. Er hat
Bartstoppeln, ueber seinem Kragen kann ich Haare sehen, er muss ein Fell haben sein wie ein Baer. Er mustert mich von oben
bis unten, seine Augen auf jeder Strieme und jedem Mal auf meinem Koerper, auf dem Knebel, der mich stumm haelt, die
Klammern, die meine Warzen zerquetschen. Die Maenner ernaehren sich nicht von Lust, hatte Narlinea gesagt, nur von Schmerz
und Erniedrigung. Wie waere es wohl, mit so einem Mann zu schlafen?
„Und dass ist dein Grundstock.“
Narlinea steht auf und kommt zu mir herueber, greift in meine Haare, zieht meinen Kopf in dem Nacken. Mit dem Knebel im
Mund kann ich nicht mal die Zaehne fletschen.
„Darf ich vorstellen: meine Famula Claudia. Zukuenftige Famula, sollte ich sagen. Wir haben die Schwelle noch nicht ganz
erreicht, wie man sieht.“
Ich kann in ihrer Stimme das Laecheln hoeren.
„Vier Tage?“
„Fuenf.“
Venarius nickt, ich halte seinem Blick stand, schaue unverfrohren zurueck.
Kleine Korrektur, Leute, wir werden hier keine Schwelle erreichen, nicht in vier Tagen, nicht in vierzehn. Egal wie ich mit euch
sympathisiere, eure Famula werde ich ganz bestimmt nicht. Was das auch immer sein mag.
Sympathisiere ich wirklich mit ihnen?
„Temperamentvoll, die Kleine.“
Narlinea lacht, laesst meine Haare wieder los. Mit einem Finger streichelt sie meine Brustwarze, zaertlich, bis sie gegen meinen
Willen hart wird, ich beisse auf meinen Gummiball, halte aber seinen Blick.
„Oh ja, das ist sie.“
Er nickt, steht dann langsam auf. „Ich muss duschen.“
„Hier entlang.“
Venarius singt nicht unter der Dusche.
Ich bin immer noch an dem Pfosten gebunden, als Venarius aus dem Bad kommt. Er hat sich nicht wieder angezogen, er kommt
nackt ins Wohnzimmer, und ich kann fast fuehlen, wie meine Pupillen weit werden. Narlinea, die dabei war, die Rollaeden
herunterzulassen und die Kerzen wegzuraeumen, kann ihre Augen auch nicht mehr wegdrehen. Fast musste ich lachen. Wir
beiden Frauen hocken schon zu lange aufeinander, eine reine Weibergesellschaft ist einfach ungesund, es tut gut, wieder eine
tiefe Stimme zu hoeren. Und wer weiss, vielleicht hat sie noch laenger als ich nicht mehr mit einem Mann geschlafen.
Obwohl, ich bin so sehr auf Entzug, dass kann ich kaum glauben.
Nackt wirkt er noch groesser, die Schultern breiter. Ich denke an Narlineas Kraft und stelle mir vor, wie stark diese Arme sein
muessen, die Rueckenmuskeln, die zwischen bepackten Schulterblaettern anfangen und an seinem festen Arsch enden. Seine
Brust ist eine einzige, flache Muskelflaeche, verdeckt mit schwarzen Ringellocken. Vier parallele Narben laufen ueber die rechte
Seite, die unterste knapp ueber der Brustwarze. Eine Stelle an seinem Ruecken sieht aus, als ob er sich auf einer Flaeche von
zwei Handtellern verbrannt haette. Um seine Taillie ein kleiner, aber sichtbarer Fettansatz.
Aber das passt, dass schadet dem Gesammtbild in keinster Weise. Sein Koerper ist nicht hart und muskuloes, weil er schoen
aussehen soll, sondern weil ihr Traeger diese Muskeln braucht. Er steht zu sehr im Leben, um Zeit fuer kosmetischen
Schnickschnack zu haben. Und wenn ich ihn so stehen sehe, vernarbt, muede, aber mit einem Selbstvertrauen, dass ueber
Kraftmaschinen und Sonnenbaenke steht wie ueber Matchboxautos und Legosteinen, fuehle ich nur noch Verachtung fuer alle
diese Maenner mit ihren Foenfrisuren und Diaeten und woechentlichen Laufprogrammen. Dieser Mann hat keine Zeit, um sich
einen schoenen Koerper zu machen. Er braucht ihn als Werkzeug. Er braucht den Schein eines anstrengenden,
bedeutungsvollen Lebens nicht, er hat so ein Leben, und bezahlt mit Narben den Preis dafuer. Sie adeln ihn.
Kein Wunder, dass Demonias zu Dominas geworden sind. Im Vergleich zu ihren eigenen Maenner wirken Menschenmaenner
veraechtlich, zahm, weich.
Er schaut sie nur an. Narlinea leckt sich die Lippen, und deutet mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer. Ihre Haare fallen wie ein
schwarzer Wasserfall um ihre nackten Schultern. Durch den Stoff ihrer Bluse kann ich ihre Brustwarzen sehen, hart und spitz.
Sie wird mit ihm schlafen, denke ich, es wird mit ihm in meinem Bett robben. In meinem Bett.
Ich will ihn. Nackt und gefesselt und verstriemt, mein Koerper der Besitz der Frau, mit der er gleich schlafen wird, so unwichtig,
dass er mich wie ein Spielzeug oder ein Nutztier ansieht, will ich ihn. Er wuerde mir weh tuen und er wuerde sich einen Dreck
um mich scheren, aber ich will ihn. Noch nie hat mir ein Mann so maennlich erschienen, nicht trotz der Narben, sondern wegen
ihnen.
Narlinea, auf dem Weg aus dem Zimmer, dreht sich ploetzlich um, schaut mich verwundert an, und beginnt dann schallend zu
lachen.
„Na schau an.“ Sie kommt wieder auf mich zu, und fuer einen kurzen Augenblick ist sie nur eine Frau, eine Rivalin, nicht eine
halbmenschliche Sadistin, die mich gegen meinen Willen in meinem eigenen Wohnzimmer gefangen haelt. Sie bringt ihr Gesicht
so nah, dass wir uns kuessen koennten, ihre schwarz-weissen Augen weit, lachen ueber mich.
„Er gehoert mir,“ fluestert sie, „du kannst begehren und traeumen und feucht werden wie du willst, aber er gehoert mir, und nur
mir.“ Sie legt ihre Hand auf meine Scham, laesst einen Finger ueber meinen Kitzler fahren, ich hoere mich gegen meinen Willen
stoehnen. „Aber ich werde dich gerne zuschauen lassen,“ sie schnurrt fast. „und mich an dem Geruch deines Schmachtens
weiden.“
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