Kapitel 2
Die Gäste sind überwiegend Frauen in dominanter Begleitung. Die Herren im dunklen Anzuge, die Damen in Dessous, einige oben ohne und wenn ich es aus den Augenwinkeln richtig gesehen habe nur wenige nackt. Nur vereinzelt ein männlicher Sklave.
Auf dem Weg zu unserem Tisch wird mir der Grund der anfänglichen Frage klar. Etliche Tische sind nur für eine Person gedeckt, der devote Partner sitzt vor einem ungedeckten Platz mit gesenktem Kopf. Einige Frauen sitzen auf Kniehockern, die in der Mitte frei sind. Für alle sichtbar ist ihre Fixierung auf einem Dildo. An unserem Nachbartisch sitzt ein Pärchen, sie Jung, nackt, mit langen blonden Haaren und er im schwarzen Anzug deutlich älter.
Mir wird der Platz angeboten, ansonsten erfahre ich keine weiter Aufmerksamkeit. Der Ober ist ausschließlich mit meinem Meister beschäftigt. Er studiert die Karte, währen der Ober ihm die Tagesempfehlungen aufzählt.
«… nach dem Hauptgang oder auch nach dem Dessert, können sie einen unser Themenräume besuchen», er legt ihm eine kleinere Faltkarte neben sein Gedeck. Ich bin schon fast gewillt hinüber zu greifen, aber ich entschließe mich in meine selbstgewählte Rolle zu fügen und bleibe mit gesenktem Kopf, die Hände auf meinen leicht gespreizten Schenkeln, ruhig sitzen. Zum Glück habe ich die Spange, die meine Schamlippen zusammen hält, sonst würde spätestens jetzt sein Samen langsam in die weiße Stuhlhusse einsickern.
«Als Vorspeise nehme ich das Tunfisch Tatar auf Wasabi-Spiegel, das ‹Trois jours des petite morte› und einen Sauvignon Blanc». Für ein Wimpernschlag streift mich der Blick des Obers, «Eine vortreffliche Wahl». Ich versuche zu analysieren, was er bestellt hat, irgendetwas mit drei, Französisch ist nicht so meine Stärke. Er würde mich verbessern und sagen, ‹aber doch nur die Sprache›, das ‹petite morte› kommt mir bekannt vor aber auf die Schnelle habe ich es nicht parat.
«Dann hätte ich gerne zwei Mal das Filetsteak, für mich mit einer Ofenkartoffel und einmal nur mit Salat», er blickt mich über die Karte an und ich versuche, keine Regung zu zeigen. Ein anderer Ober geht im gleichen Moment an unserem Tisch vorbei mit einer, nur mit einem unter den Brüsten endenden Bustier gekleideten, Dame, die er an einer Hundeleine um ihren Hals führt. An einem der Nachbartische steht der Herr auf und die hereingeführte Dame legt sich bäuchlings vor ihm über den Tisch. Worauf hin er den Reißverschluss der Anzughose öffnet, seinen erigierten Penis heraus holt und sich ohne Umschweife an ihr bedient. Unter seinen harten Fickstößen krallt sie sich in die Tischkante. Seine Begleitung sitzt der weil ungerührt gegenüber und sieht der Beglückten ins Gesicht. Das fragende Gesicht meines Begleiters wird von unserem Kellner mit einem, «Dessert Variationen, letzte Seite», beantwortet.
Ein Kellner stellt uns ein Teller mit einer Servierte, aus der ein Zettel herausragt, hin und deutet zu dem Tisch hinüber, der mir schon anfänglich auffiel. Die junge nackte Frau, um die zwanzig Jahre jünger als ‹Meister›. Sie macht einen unglücklichen Eindruck. Ein Eindruck, der mir verrät, dass sie einen Vaterersatz gesucht hat. Sie an jemanden geraten der diese Rolle in einer eigenen Weise ausfüllt, die sie nicht wollte. Ich kann den, für mich auf dem Kopfstehenden Zettel nur teilweise lesen, aber meine Interpretation ist ‹Für eine Stunde mit mir bietet er seine Begleitung und zahlt unser Essen›.
Meine Gedanken verlieren sich in Erinnerungen ganz eigener Art; An eine Stadt mit unaussprechlichem Namen mitten in Libyen. An einen Innenhof, an einen kalten Beduinen Dolch an meinem Hals, an ein Geschacher auf einem Sklavenmarkt, an das Gefühl, jetzt sterben zu müssen, jetzt den Kopf abgetrennt zu bekommen. Bis ich mich wieder fasse, habe ich verpasst, was er als Antwort schrieb. Die junge Frau ist plötzlich aufgesprungen und Richtung Ausgang gelaufen, damit hat sich jeglicher Deal erledigt.
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