Das Liebesleben der Simone M.
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Das Liebesleben der Simone M.

Netzfund nicht von mir, aber eine richtig geile Geschichte.

(01) Scheu

Ich wollte ihn, aber wie käme ich an ihr heran? Traute er sich nicht? Sah ich so aufgetakelt aus oder vielleicht nur zu konservativ und streng gekleidet?
Sicherlich, als Geschäftsfrau in der harten Männerwelt hatte ich es nicht leicht. Da wurde mit harten Bandagen gekämpft. Ich hatte es aber geschafft. Jetzt war ich Abteilungsleiterin in einer Werbeagentur. Als es damals der Firma dreckig ging, bot ich meine finanzielle Hilfe an. Ich hatte geerbt, wohnte vorher schon bei meiner alleinstehenden Mutter in einem großen Haus, was mir nach ihrem frühen Tod nun ganz alleine gehörte. Ich sparte Miete und verdiente zudem recht gut. Durch den Einkauf in die Firma wurde mein Weg nach oben geebnet. Von dem Zeitpunkt an lernte ich kämpfen. Kunden mußten angelockt werden und wir mußten sie von unseren Preisen überzeugen.
Aber irgendwann darf man doch wieder Frau sein!
Als Diskomaus konnte ich mit meinen 31 Jahren nicht mehr auftreten. Außerdem prägte mich das Berufsleben. Knallenge Jeans, grelle Farben und soviel Schminke im Gesicht, daß man genauso lange zum Abwischen wie zum Auftragen bräuchte, standen mir nicht. Darin fühlte ich mich auch nicht wohl. Dann doch lieber etwas seriöser in einem schwarzen Kleid. Nicht zu tief ausgeschnitten, der Rock sollte bis über die Knie reichen und nicht zu eng, aber auch nicht zu weit sein. An den Beinen trug ich, wie eigentlich jeden Tag, hauchdünne Strumpfhosen. Etwas Haut wollte ich ja zeigen. Natürlich rasierte ich mir die Beine.
Eigentlich war ich mit meinem Körper sehr zufrieden. Ein One-Night-Stand sagte einmal zu mir, daß ich sehr weibliche Formen hätte. Auch mit meinem Busen war ich sehr zufrieden. Mir war gerade soviel gewachsen, daß ich mich doch noch deutlich am Oberkörper von einem Mann unterschied. Ich hatte aber ausreichend wenig mit mir herumzutragen, auf daß ich nicht unbedingt immer einen BH tragen müßte. Bei mir wäre es sowieso kein Büsten-Halter, sondern eher ein NV, ein Nippel-Verdecker, denn meine Brustwarzen waren sehr ausgeprägt. Zu wichtigen Besprechungen oder Geschäftsterminen tat ich es zwar, um nicht allzu provokativ die Männer von unserem Vertrag abzulenken, doch hier in der Bar konnte ich mich doch zeigen.
Warum bleibt der Kerl da so stur sitzen? Ich kann doch nicht immer die Initiative ergreifen und mich an die Männer heran machen, mit denen ich schlafen will. Im Privatleben darf ich mich doch auch einladen lassen, angesprochen werden und mich mal ganz als begehrte Frau fühlen! Wenn mir meine Kollegen erzählen, daß ich manchmal wie ein Drache auftreten würde, dann will ich in meiner Freizeit ein Schmusekätzchen sein, was man anlockt und sich auf seinen Schoß wünscht. Dann möchte ich natürlich auch gestreichelt werden und schnurre spätestens, wenn wir in seinem Bett gelandet sind.
Hat der Kerl eine Tube Uhu in der Hosentasche?
Er hat mir noch nicht ein Zeichen gegeben. Unsere Blicke trafen sich schon mehrmals. Seine tief dunklen Augen strahlen so eine gewisse Art aus, die mir die Gänsehaut auf den Rücken zaubert. Eine schöne Art. Sie zeugen von Wärme und Gefühl. Mir ist dabei heiß und kalt geworden.
Seine Glatze sieht ja phantastisch aus. Das macht ihn irgendwie so männlich. Gab es nicht einmal einen Spielfilm, in dem Soldaten die Glatze ihres Kameraden vor einem wichtigen Gefecht küßten, weil sie ihn für einen Glücksbringer hielten?
Wie sollte ich nur an ihn heran kommen?
Die plumpe Anmache der pubertierenden Mädels, die sich alleine auf die Tanzfläche begeben und zu schnellen Rhythmen ihre Hüften schwingen, dabei immer das Objekt ihrer Begierde im Auge haben und sich in seine Richtung bewegen, schied für mich aus. Ich konnte zwar tanzen, aber nicht in den Schuhen. Für einen Blues hätte es noch gereicht, doch schneller dürfte es mit meinen spitzen Absätzen nicht werden.
Das ist überhaupt so eine Sache. Endlich wollte ich mal etwas höher hinaus, was natürlich nicht fürs Büro gedacht wäre. Das ist ja kein Laufsteg. Die Verkäuferin rät dir dann auch noch, daß du keine Sandalen nehmen sollst und es erst einmal in Pumps versuchen mögest. Klappt auch nicht, also Stiefeletten. Endlich finden wir ein Paar, in dem meine Füße guten Halt haben. Im Laden kann ich auf acht Zentimetern mit einem hauchdünnen Metallabsatz prima laufen, aber hier fühle ich mich wieder unsicher. Das fing schon am Eingang an. Der Türsteher mußte mich aus dem Gitterrost vor dem Gebäude befreien. Ich war natürlich prompt hängen geblieben. Mit meinen Tretern für die Arbeit wäre mir das nicht passiert. Ich wagte es deshalb auch seither nicht, von meinem Barhocker aufzustehen und endlich auf die Toilette zu gehen. Wenn, dann sollte mich ein Mann abholen, an dessen starken Armen ich mich festhalten könnte. Er würde mir wieder Kraft geben.
Mensch! Das ist doch die Idee. Ich gehe aufs Klo und stolpere natürlich gerade vor seiner Sitzecke, weil ich angeblich angerempelt wurde. Auch doof. Zu plump!
Dann lasse ich meine Visitenkarte auf seiner Bank liegen! Prima! Und wie komme ich da hin oder ruft er an? Er hat doch bis jetzt noch keine Anstalten gemacht meine Blicke zu erwidern. Wir sahen uns zwar in die Augen, aber sein Gesicht blieb regungslos. Außerdem sind Visitenkarten nur eine Erfindung der Papierindustrie ohne Nutzen. Wer einmal Kontakt zu einem Ansprechpartner hatte, speichert sich seine Nummer im Handy ab. Zur Not hat man ja immer noch die Sekretärin, die aus der Korrespondenz die Adresse oder Telefonnummer heraussuchen kann. Den Rest weißt der Taxifahrer.
Statistisch gesehen, werden die meisten Visitenkarten von Reinigungen entsorgt, weil sie ungelesen nach einem Treffen ins Jackett wandern. Ich würde mich damit eher blamieren und einen Rückruf bekäme ich mit Sicherheit auch nicht.
Es mußte der direkte Weg sein.
„Charly! Du läßt mir bitte noch einmal die Luft aus meinem Glas. Mein Cocktail braucht ja einen Moment. Derweil verschwinde ich mal kurz. In der Zeit machst du mir bitte auch noch einen Drink für den einzelnen Herren am Tisch neben der Bar.“
„Du meinst den Glatzköpfigen?“
„Genau für den! Ich möchte ihn ihm aber selber bringen. Am besten das gleiche, was er eben schon bestellt hatte. Natürlich auf meine Rechnung.“
„Kommt!“
Zuerst mußte ich noch ein paar Schritte in meinen neuen Schuhen machen. Bevor ich mich mit zwei vollen Gläsern auf spitzen Stelzen durch das Gewühl drängeln würde, wollte ich die Blutzirkulation in meinen Beinen wieder anregen. Außerdem drückte meine Blase.
Anstehen war angesagt. Die Bar war gut besucht. Doch leider war eine der fünf Kabinen wegen Verstopfung geschlossen. Zum Glück gab es zum Gang der Damentoiletten Spiegel an den Wänden, so daß sich die Frauen schon im Vorfeld nachschminken oder frisieren konnten, ohne daß es vor den Waschbecken zu einem weiteren Stau käme.
Die Putzfrau war eifrig und wischte nach jedem Besuch erst die Brille ab, bevor sie die Kabine wieder freigab. Das konnte man bei einem Eintrittspreis von 20,- Euro für die Tanz-Bar eigentlich auch erwarten. Man bedenke: Das waren einmal knapp 40,- DM. Wer zahlte damals schon 40 Mark Eintritt für eine etwas bessere Diskothek? Aber der Preis war gerechtfertigt. Hier fühlte ich mich wohl. Bei den Kosten blieben k**s außen vor. Hier befand man sich in der gehobenen Gesellschaft. Deshalb gab es auch keine Ausweiskontrollen am Eingang.
Als erstes mußte ich natürlich meine Strumpfhose kontrollieren. Hatten meine neuen Schuhe eine schlechte Naht, die mir eine Laufmasche machen könnten? Wie peinlich wäre es mir bei einem Anbahnungsgespräch mit einem Mann, wenn ich bei meinem Auftreten auf einmal das Wandern der Laufmasche an den Beinen bemerken würde. Ersatz hatte ich ja immer in meiner Handtasche dabei.
Aber da war alles in Ordnung.
Jetzt noch den breiten Gürtel gerichtet, dann konnte ich die Kabine nach Erleichterung und optischer Kontrolle meiner Kleidung verlassen.
Vorm Waschbecken kam es dann doch zum Stau, den ich verursachte. Ich fand ein Haar auf meinem Rücken, was dort nicht hingehörte. Hinter mir drängelten schon andere Frauen, bis eine von ihnen mit einer Bürste über mein Kleid strich und den kastanienbraunen Störfaktor meines Aussehens entfernte.
Charly hatte meine beiden Getränke gemixt. Er wußte von dem Andrang vor den Damentoiletten und gab deshalb das Eis erst ganz zum Schluß hinein.
Ich fühlte mich stark.
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muß er eben zum Berg gehen!
So sah ich meine Lage. Die Drinks waren fertig und ich konnte wieder auf meinen hohen Absätzen laufen. Jetzt hatte ich Power im Blut. Ich würde mir nicht ein Funken Schwäche anmerken lassen. Der richtige Hüftschwung, etwas Gleichgewicht in den Beinen, ein freundliches Lächeln zu dem Herren, schon müßten wir ins Gespräch kommen und ich hätte mein Ziel erreicht. Es waren doch nur ein paar Meter.
Doch just in diesem Augenblick, mußten ein paar andere Gäste einem Jubilar zuprosten. Sie versperrten mir den Weg auf dem rutschfesten Teppich. Ich mußte zur Tanzfläche ausweichen. Aber die bestand aus Glasscheiben, unter denen bunte Lichter von unten die Stimmung im Takt der Musik anfeuerten. Leider waren sie für mein Schuhwerk nicht gerade geeignet, wenn man noch dazu zwei volle Gläser in der Hand hielt. Etwas unsicher bahnte ich mir den Weg an der Gruppe vorbei. Immer durch die hüpfenden Massen hindurch. Dabei bewunderte ich die anderen Frauen, die so locker in ihren Plateausandaletten im Rhythmus tanzten. Ich hätte doch vorher zum Schuhmacher gehen sollen und mir Querriefen in die Sohle fräsen lassen müssen. Das war ja ein Eiertanz mit Ledersohlen auf spiegelglatter Oberfläche.
Aber ich erreichte mein Ziel, bevor sich eine andere Frau dem Glatzkopf genähert hatte. Ohne nennenswerte Verluste in unseren beiden Gläsern, konnte ich ihn zu einem weiteren Getränk einladen.
Endlich wurde aus dem Blickkontakt auch ein Gespräch. Die Sitzecke im Rund war für acht Personen vorgesehen, aber wir saßen nur zu Zweit nebeneinander.
Das Diskolicht, was wohl zur stimmungsvollen Zusammenkunft mit Musik in jeder dieser Begegnungsstätten flackerte, aufblitzte oder als farblicher Spot kurz eingeschaltet wurde, zeigte mir nun aus der Nähe für ein Bruchteil einer Sekunde sein Gesicht. Seine Augen waren schwarzbraun und strahlten Sanftmut und Liebe aus. Viel intensiver, als ich es aus der Entfernung wahrgenommen hatte. Ich spürte aber auch in unserem Gespräch eine gewisse Unsicherheit von ihm. Das war wahrscheinlich der Grund, weshalb er auf meine Blickkontakte nicht reagiert hatte.
Seine Stimme war einfach göttlich. Wie Stefan Hauer –so stellte sich der Börsenmakler mir vor– redete, dieser Baß in seinen Worten, da schmolz ich dahin. Wenn er genausoviel Power in seiner Hose hatte, wie er gerade mit seiner männlichen Stimme den Sommerhit aus den Lautsprechern übertönte, dann hätte ich meinen idealen Partner für die Nacht gefunden, würde viel Spaß haben und könnte mir eine längere Liaison vorstellen.
Schnell noch rekapitulierte ich den Inhalt meiner Handtasche. Die Pille hatte ich heute genommen, Taschentücher hatte ich dabei, eine Schachtel Kondome auch, dann konnte ja nichts mehr schief gehen. Doch alles ging schief.
Dabei saßen wir doch schon so eng zusammen. Wir prosteten uns zu und ich war eigentlich schon guter Hoffnung, als er sagte: „Ich habe noch einen Termin.“
Wer hat am Freitagabend einen Termin, den er um 23:45 Uhr wahrnehmen muß?
Gerade war Stimmung aufgekommen. Ich war ja schon länger Stammgast in dieser Bar und kannte viele der Besucher. Überall bahnten sich neue Paarungen an. Gerade wurde es romantisch und ich sinnlich, als ich dieses Brett vor den Kopf geschlagen bekam. Die Musik wurde ruhiger und langsamer. Alle Welt kuschelte miteinander. Auch Stefan hatte ich mich auf der Bank immer weiter genähert und hatte sogar schon Körperkontakt zu ihm, doch im letzten Moment kniff er. Ich war kurz vorm ersten Kuß mit diesem männlichen Mann, als er plötzlich aufstand und mich nur mit Worten zurück ließ.
„Am nächsten Freitag bin ich wieder hier.
Sehen wir uns dann?“
Mit diesem Abgang war ich überfordert. Ich nickte nur zustimmend sporadisch.
Was war in einer Woche? Mußte ich dann Überstunden machen, weil ein Kunde sein Produkt noch am Wochenende in den Medien sehen wollte? Wie könnte ich ihm zusichern, daß ich am nächsten Freitag wieder erscheinen könnte?
Aber ich tat es!
Einfach so.
Ich wollte den Mann, der mich mit seinem Auftreten in seinen Bann gezogen hatte, wiedersehen.
In meinem Mercedes Cabriolet, was ich mir mit meinem Verdienst leisten konnte, fuhr ich unbefriedigt ALLEINE nach Hause. OHNE Mann auf dem Beifahrersitz. Daheim mußte dann natürlich die Handmaschine und das Spielzeug dran glauben. Ich empfand es nicht als Abfuhr, aber gekränkt war ich schon. Es hätte ein so schönes Wochenende werden können. Dementsprechend waren auch meine Masturbationsversuche. Ich rubbelte zwar gierig nach Lust an mit herum und stocherte mit diversen Hilfsmitteln in meinen Leib, doch die wahre Freude brachte es mir nicht.
Ein Termin, der wichtiger als eine Nacht mit mir sei, gab es nicht!

(02) Suche

Nichts klappte.
So einfach ließ man mich aber nicht stehen. Ich wollte Stefan wiedersehen. Jeden Tag schlug ich mir die Nächte um die Ohren und wartete auf Herrn Hauer in der Bar. Ich fuhr auch zu weiteren Diskotheken dieser Kategorie, doch Stefan konnte ich nirgends auftreiben.
Das Leben war schon hart.
Anstelle seiner, bedrängte mich Uwe auf meiner letzten Station, der auch nicht übel aussah. Aber den letzten Kick konnte er mir nicht bieten. Im Bett war er grandios und hielt auch für eine halbe Stunde durch, doch danach war ‚tote Hose’ bei ihm. Einmal pro Nacht, dann war es vorbei. Ich konnte mich noch so anstrengen, danach reagierte Uwe auf nichts mehr. Sein Ding hing einfach nur schlaff herunter. Mehr passierte nicht mehr.
Ich wollte Stefan wiedertreffen, von dem ich mir mehr erhoffte.
Obwohl es verdammt teuer war, ich es mir aber leisten konnte, streifte ich auch in der Woche durch die Bars und suchte den Mann, der mich so faszinierte. IHN wollte ich ins Bett bekommen oder bei ihm übernachten, weil ich mir davon mehr erhoffte, als mir die anderen einsamen Herren bieten konnten.
Leider sah dementsprechend auch meine Leistung bei der Arbeit aus. Ich war nicht ganz bei der Sache. Ich dachte immer an den Spielfilm mit dem Glatzkopf und wünschte mir Stefan ins Bett. Ihn wollte ich doch wenigstens einmal küssen und dann mit ihm in die Kiste steigen. Aber daraus wurde leider nichts. Uwe machte schon nach einem Mal schlapp und Stefan konnte ich nirgends finden.

Freitag:
Wie sehr sehnte ich mir den Feierabend her! An der Diskussion, welche Farben unser neues Logo auf dem Dach tragen sollten, waren doch so überflüssig. Schon tausendfach war ein Briefkopf gedruckt und jeder Angestellte trug Visitenkarten mit dem Logo der Firma in der Tasche, aber es mußte mit dem Glaswerk und dem Lampenhersteller darüber diskutiert werden, ob ein Goldorange oder ein Hellrot besser leuchten würde.
Gegen sechs wurde mir die Sache im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt. Ich verplemperte doch nicht meine Zeit mit irrwitzigen Diskussionen, wo ich alsbald einen Termin hätte. Meine Kolleginnen und Kollegen konnten mich alle einmal. Bis zu meinem Elternhaus war es im Feierabendverkehr knapp eine Stunde Fahrtzeit. Duschen, umziehen, aufpäppeln würde noch einmal solange dauern. Dann zurück die Fahrt in die Stadt zum ‘Inn’, wo ich Stefan treffen wollte, plus Parkplatzsuche am Wochenende, ich käme zu unserer Verabredung gerade rechtzeitig.
Aber so einfach ließ man mich nicht gehen. Ich mußte noch ausharren.
Erst gegen sieben Uhr konnte ich mich in meinen Benz setzen. Dementsprechend rasant und aufgebracht fuhr ich auch durch die Stadt. Natürlich viel zu schnell und selbstverständlich, wenn ich es schon einmal eilig hatte, wurde ich natürlich auch prompt geblitzt und heraus gewunken.
„Jawohl Herr Wachmeister! … Ja, Herr Polizist!“ Mir gingen langsam die Entschuldigungen aus. Sollte ich ihn jetzt auch noch anbeten? Ich mußte mir mehrere Psalme aus der Straßen-Verkehrs-Ordnung anhören und mich mit Belehrungen überschütten lassen, bis ich endlich bezahlen durfte. Doch im Mannschaftswagen saß ein Drachen, wie ich laut meiner Kollegen manchmal beschimpft wurde. Während sie meine Personalien aufnahm und meine Papiere kontrollierte, betete sie mir noch einmal die Paragraphen der StVO beinahe wortgetreu herunter. Langsam konnte ich mitsingen. Dabei sah ich aber eher auf die Uhr und schaute, daß ich in dem alten Polizeiauto mit den zerschlissenen Sitzen keine Laufmasche in meine Strumpfhosen bekäme. Ähnlich penibel war ich auch im Büro.
Endlich durfte ich meinen Obolus für die Geschwindigkeitsübertretung bezahlen. Ich scherte mich nicht darum. Was war schon Geld?! Die grünen Männchen hatten mich nur aufgehalten. Vielleicht saß Stefan schon in der Bar. Vielleicht würde er jetzt denken, daß ich nicht erscheinen würde. Mich zu blitzen und mir dann mein Strafmandat zuzuschicken, hätte es doch auch getan!
Einer der Starenkästen erwischte mich natürlich auch prompt nach der Ortseinfahrt. Aber das war mir egal. Dadurch wurde ich ja nicht aufgehalten. Zwei Mal am Tag für den Mann zu zahlen, der mir vielleicht entgehen könnte, das war es mir schon Wert.

Nach längerer Parkplatzsuche und einer Schlange am Eingang, konnte ich aber leider keinen Stefan unter den vielen Besuchern ausmachen. Die Bank, auf der wir uns vor einer Woche näher kamen, war nun mit einer anderen Gruppe besetzt. Ich war frustriert. Ich war auch ärgerlich über mich selber, weil ich möglicherweise ein Treffen verpatzt hatte. Wenigstens war ein Barhocker frei, auf dem ich meinen Frust mit scharf gewürzten Obstsäften herunter spülen konnte.
Charly wies ich auch alle halbe Stunde an meinen Platz zu verteidigen, wenn ich vor Aufregung mal für kleine Mädchen mußte. Der Barkeeper machte es sehr gut, nur leider erschien Stefan nicht.
„Du bist bestimmt Simone Manau“, sprach mich nach drei Stunden des Wartens eine wildfremde Frau an, „und wartest sehnsüchtig auf Stefan Hauer!“
„Ja!“ gab ich irritiert im ersten Moment zur Antwort. „Aber woher…“
„Du willst bestimmt wissen, woher ich das weiß? Stefan hat es mir gesagt. Er erwartet dich übrigens. Folge mir einfach!“
„Wer sind sie?“
„Entschuldige bitte. Ich habe mich ja noch nicht vorgestellt. Ich bin eine Vertraute von Stefan Hauer.
Mein Name ist Yvette Xaver.
Willst du mit ihm schlafen?“
Ich sah die Frau an, als wenn sie einen Schatten hätte. Wie konnte man von Frau zu Frau nur so eine Frage stellen? War sie seine Gattin? War sie seine Geliebte, die um Konkurrenz fürchtete? Was beabsichtigte sie mit dieser Frage? Meiner engsten Freundin würde ich dieses Geheimnis vielleicht anvertrauen, aber doch nicht einer plötzlich auftauchenden Frau, die mich zu Stefan führen wollte.
„Wer sind sie“, wiederholte ich meine Frage, „daß sie mich über derartige Dinge befragen dürfen? Was geht sie das überhaupt an?“
„Das wirst du schon noch erfahren.
Wenn du mit ihm schlafen willst, dann folge mir doch einfach. Wenn nicht, brauchst du auf ihn nicht mehr länger zu warten.“
Sicherlich wollte ich! Das war doch mein Reden seit einer Woche. Was aber hatte Yvette damit zu tun? Ich legte für meine Cocktails nur Scheine für Charly auf den Tresen und folgte der Blondine. Sie sah super aus! Das Wesen, was mich zu Stefan bringen wollte, stöckelte gekonnt auf meterhohen Absätzen. So sah es jedenfalls aus. Ihr Hüftschwung war elegant, ihre Figur sehr schlank. Beinahe drohte sie mir in der Menschenmenge zu verschwinden, doch ich konnte sie noch einholen. Ein paar angetrunkene Jungs hatten die Blondine angemacht, woraufhin sie aufgehalten wurde.
Man konnte die gut stöckeln. Das sah klasse aus! Sie hatte bestimmt zehn Zentimeter unter den Hacken. Schwarze Lackpumps, dazu Seidenstrümpfe mit Naht, die senkrecht und akkurat unter ihrem Minirock verschwanden. Das machte sie noch schlanker. Yvette schien meterlange Beine zu haben, obwohl sie trotz ihrer höheren Schuhe noch ein Stückchen kleiner war als ich.
„Wo führen sie mich hin?“
„Wie du es dir gewünscht hast. Zu Stefan.“
Warum duzte sie mich ständig?
Wir verließen die Bar und gingen zu den Fahrstühlen. Niemand wollte mehr in der Nacht in den Bürotower fahren. Unten im Keller tobte jetzt das Leben. Vereinzelt machten noch ein paar Angestellte Überstunden. Deshalb waren die Fahrstühle noch nicht abgeschaltet. Die armen Schweine. Ich konnte mitfühlen. Aber dafür hatte ich keinen Sinn. Ich wollte Stefan wiedersehen, der mich so faszinierte. Vielmehr Probleme hatte ich mit dem stöckelnden Superweib, was mir mit ihren Zahnstochern unter den Füßen davonzulaufen drohte. Yvette konnte das echt gut. Ohne auf mich zu warten, betrat sie eine Kabine. Ich hastete eilig hinterher und erreichte sie gerade noch. Die 25 war gedrückt. Die Tür schloß sich lautlos. Wir wurden hochgezogen.
Plötzlich, zwischen der sechsten und siebenten Etage, drückte sie den Nothalt. Wir blieben augenblicklich stehen.
„Gebe mir deine Strumpfhose“, forderte mich Yvette auf. Sie sagte das so lieb und freundlich, als wenn wir schon seit Jahren die dicksten Kumpels wären und man sich ja schließlich untereinander hilft.
„Was soll ich?“ Ich stellte mich absichtlich bockig an und fragte dreimal nach. Das kann doch eine Frau, die ich erst vor fünf Minuten kennen gelernt hatte und sie nur zwei Namen wußte, nicht so einfach von mir verlangen.
„Irgendwo hier im Haus hält sich Stefan auf. Ich muß nur die richtige Taste drücken, schon seid ihr zusammen.
Gibst du mir jetzt bitte deine Strumpfhose?“ Yvette blieb weiterhin freundlich.
Ja! Stefan! Ja, verdammt! Ich war verliebt.
Mühsam versuchte ich mir im Stand die Schnürsenkel der Stiefeletten zu öffnen. Doch ich war nicht so standsicher wie diese stöckelnde Blondine. Ich mußte mich auf den Boden setzen und mir dann meine Schuhe ausziehen. Sie hatte es da einfacher. Ihre Pumps ließen sich geschwind vom Fuß streifen. Ich gab mir aber keine Blöße. Elegant stand ich wieder auf, öffnete mir meinen Gürtel vom Kleid und zog mir die Strumpfhose unter dem Rock hervor.
Schon wollte ich den Gürtel wieder schließen, als sie weitere Forderungen stellte: „Deinen Slip bitte auch!“
„Sind sie verrückt?“ Ich war verrückt, daß ich mich darauf einließ.
„25 oder 13, 17 oder 4, vielleicht ist es die 11. Etage?“
Yvette hatte gewonnen. Ja, ich wollte Stefan wiedersehen, also kramte ich mir auch noch meinen Slip unter dem Kleid hervor. Eher beleidigt überreichte ich ihr die Trophäe.
„Sind sie nun zufrieden?“ Mein Unterton in der Stimme war nicht zu verkennen.
„Willst du dir die Schuhe nicht wieder anziehen?“ Yvette ging auf meine Provokationen nicht ein. Sie blieb ganz gelassen. Meine Unterwäsche verstaute sie in ihrer Handtasche.
So ganz ‚unten ohne’ war schon ein seltsames Gefühl. Irgendwie fühlte ich mich nackt. Da die Ventilation lief, huschte manchmal ein Luftstrom durch meine feuchten Schenkel. Elegant konnte ich mir im Stand wenigstens einen Schuh noch anziehen und zubinden. Aber wie schon beim Ausziehen der Stiefeletten, klappte es so gekonnt nicht mit dem zweiten Schuh. Ich mußte mich erneut hinsetzen. Jetzt hieß es ganz Frau zu sein, die ich ja auch sein wollte. Zuhause hätte ich einfach das linke Bein angewinkelt und mir den Schuh angezogen. Aber nicht mit Zuschauern, die mir nun in meine nackte Scham sehen konnten. Sicherlich sah Yvette unter ihrem Minirock nicht anders aus als ich, doch diesen Triumph wollte ich ihr nicht gönnen. Dementsprechend umständlich zog ich mir den zweiten Schuh an.
„Und jetzt bitte noch deine Reserve aus deiner Handtasche.“
Entweder hatte die Frau Augen wie ein Luchs oder sie war Hellseherin. Aber auch die überreichte ich ihr, bis die Fahrt endlich fortgesetzt wurde. Es ging in die 13. Etage.
Die Tür öffnete sich und aus der völligen Dunkelheit erschien Stefan. Bei Neonlicht betrachtet sah der Mann noch besser aus, als ich ihn vor einer Woche kennen gelernt hatte. Ich wollte ihm schon liebevoll um den Hals fallen, als ich gestoppt wurde.
„Bück’ dich!“ Der Tonfall war lieb und freundlich, wie ich Stefan auch einschätzte, aber die Aufforderung unmißverständlich.
Ich tat es.
Bevor sich die Fahrstuhltür wieder schloß, stach er von hinten bereits in mich ein. Es kam zwar überraschend, aber eigentlich auch erwartet. Es war schön, mal wieder etwas ‚Lebendes’ zwischen die Schamlippen gedrückt zu bekommen, anstatt sich mit Gumminachbildungen entsprechende Freuden zu besorgen. Vor mir stand Yvette, an dessen Hüfte ich mich festhalten durfte, hinter mir nagelte mich Stefan. Ich hatte mich in dem Mann nicht getäuscht. Es war genau mein Typ. Das Tempo, wie er in mich eindrang, seine Stärke, wie er mich an der Hüfte festhielt und dann zustieß, und seine Manneskraft, womit er meine Vagina füllte und mich zur Verzückung brachte, entsprachen genau meiner Vorstellung.
Der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung. Stefan war bei seinen letzten Stößen. Ich krallte mich an Yvette fest, wobei ich immer mit dem Kopf in ihren Magen gestoßen wurde.
Er war fertig. Der Fahrstuhl hielt. Beide verließen die Kabine. Ich fiel wie ein Schluck Wasser zusammen. Jetzt fehlte mir ja der Halt vor mir. Mehrere Minuten blieb ich erschöpft auf dem Boden liegen. Wie gesagt, zum Glück waren nur noch wenige Angestellte im Haus, so daß ich mich erst erholen konnte. Doch dann besann ich mich wieder. Es dauerte noch ein paar Minuten, bis ich meine Situation realisiert hatte.
Im 2. Untergeschoß waren Yvette und Stefan ausgestiegen. Es war ein Parkdeck unter dem Haus, was mit einer Schranke gesichert war. Hier kam nur herein, wer eine Magnetkarte besaß. Arbeitete Yvette oder Stefan hier?

(03) Blumen

Es war schön und schrecklich zugleich.
Schön, weil ich genau das geliefert bekam, was ich mir bestellt hatte. Stefan konnte meine Erwartungen erfüllen. Über unsere Stellung möchte ich mich nicht weiter äußern. Zwar drang er bestimmt bis zum Herzen in mich ein, doch da war er ja schon vorher. Jetzt hatte er mir auf meiner Pumpe auch noch seinen Stempel gesetzt. Darauf war ich stolz. Auch wie er mich festhielt, war einfach nur fantastisch. Das war ein richtiger Mann.
Weniger schön war die Tatsache, daß ich ihm dabei nicht in die Augen sehen konnte. Am liebsten mag ich es ja von Angesicht zu Angesicht. Ich will ihn sehen, wie er sich bewegt, wie seine Gesichtszüge langsam faltig werden, seine Augen rollen, seine Mundwinkel langsam verzerren, sich die Spannung aufbaut, bis die Entladung kommt und sein Antlitz wie frisch gebügelt wieder erstrahlt. Sofern ich den letzten Rest dann noch mitbekomme. Ich bin mir aber auch für eine Missionarsstellung nicht zu schade. Da hat man doch den Partner direkt vor Augen und kann das Geschehen vielleicht noch ein bißchen steuern.
Außerdem mißfiel mir die Anwesenheit von Yvette Xaver. Was hat diese Frau mit Stefan zu tun? Ich mag auch keine Frauen. Schließlich bin ich selber eine. Aber was war nun mit Stefan und Yvette? Sind sie ein Paar? Werde ich hier nur als Abwechslung für den Mann mißbraucht? Was hat sie in unserer Beziehung zu suchen?
Viel, viel, viel schlimmer, schrecklicher, fürchterlicher aber war, daß ich immer noch keine Adresse oder Telefonnummer von Stefan hatte. Nichts! Wegen meiner halben Ohnmacht danach, kam ich noch nicht einmal zu einem neuen Termin mit ihm. Es war eine Katastrophe. Ich hatte auch keine Visitenkarte von ihm, wobei ich in dem Fall sofort angerufen hätte.
Noch etwas benommen richtete ich mich wieder auf. Ich zupfte fortwährend an meinem Rock, weil ich mich an den Beinen so nackt fühlte. Der geringste Luftzug der Lüftung ließ mich noch einmal den korrekten Sitz meines Kleides kontrollieren. Ich konnte aber noch so ziehen und zerren, ich besaß ja keine Unterwäsche mehr. Die hatte mir Yvette abgenommen. Schon komisch, sich halb nackt durch die anstehenden Menschen eine Gasse zu bahnen und dann zwei Querstraßen bis zum Auto zu laufen. Am Busen brauchte ich keine doppelte oder gar dreifache Bekleidung. Da reichte mir das Oberteil. Doch zwischen den Beinen wollte ich mich bedeckt wissen. Ein ganz knapper String würde ja reichen, aber doch bitte nicht gänzlich ‚unten ohne’!
Selbst im Handschuhfach fand ich keine Ersatzstrumpfhose. Nichts! Ständig mußte ich mir auch während der Fahrt das Kleid bei jeder roten Ampel noch weiter über die Knie ziehen. Es war so ungewohnt ‚nackt’ zu fahren. Ich brauchte da etwas zwischen den Schenkeln. Nicht nur Männer.
Daheim war mein erster Gang an den Wäscheschrank. Eigentlich mußte ich puschen, doch mein Weg führte mich zuerst ins Schlafzimmer. Mit Stoff auf meinen relativ wenigen Härchen fühlte ich mich wohler.

Zuerst mußte eine viel beschäftigte Frau wie ich natürlich auch ans Einkaufen am Wochenende denken. Als ich aber am Obst- und Gemüsestand vorbei kam und die Bananen und Gurken in den Stiegen liegen sah, mußte ich sofort wieder an Stefan denken. Der Mann ging mir nicht aus dem Kopf.
Kaum daheim, ließ ich es mir von meiner Hand besorgen. Jeans runter, Höschen weg, Schublade aufgezogen, den richtigen Freudenspender für meine Lust ausgewählt, dann konnte es schon losgehen. Die Batterien waren frisch und ich genoß jede Sekunde.
Doch danach blieb eine Leere in mir zurück. Ich hatte es mir zwar gut besorgt, aber es war nicht wie sonst. Mein Orgasmus war prima, vielleicht gar besser als am Vortag, aber der letzte Kick fehlte. Ich fühlte mich so, als würde ein Multimillionär sagen er sei pleite. Das große Haus, was einmal von meinem Vater für vier bis sechs Kinder erschaffen wurde, ich jedoch ein Einzelkind blieb, war auf einmal so groß wie der Bürotower, in dem ich es gestern mit Stefan trieb. Er fehlte mir. Nur er könnte die Leere in den Räumen wieder füllen, aber warum rief er nicht an?

Am Sonntag zog ich mir das gewaschene, schwarze Kleid wieder an, was ich im Fahrstuhl trug. Ich schlüpfte auch in die Stiefeletten. Ganz ohne Unterwäsche. Ich wollte mir, nach mehreren mißlungenen Befriedigungsversuchen am letzten Tag und der letzten Nacht, eine Scheinwelt aufbauen, um endlich die Kugel über den Berg zu schieben. Bis dahin war ich leider nie gekommen.
Um so frustrierter war ich, als mir das einfach nicht gelingen wollte.
Unter Druck –und schon gar nicht mit Schmetterlingen im Bauch– konnte es nicht klappen. Ich selber mußte mir eine stümperhafte Fünf geben. Das war nur ein Stochern und Hobeln. Jeder Abiturient hätte es mir besser besorgt, als ich es mir selber machte.

Entsprechend mies gelaunt fuhr ich am Montag zur Arbeit. Ich wollte es mir nicht anmerken lassen, aber die Kollegen fragten mich trotzdem: „Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?“
Nichts klappte. Aber auch gar nichts. In Gedanken war ich immer noch im Fahrstuhl und hatte die Uhr um drei Tage zurück gedreht. Da wurde ich aus meinem tristen Leben gerissen.
„Simone! Hast du Geburtstag?“
„Nicht das ich wüßte!“
„Der Blumenstrauß ist jedenfalls gerade für dich abgegeben worden.“
Da hellte mein Blick auf. Als ich den Strauß sah, wußte ich sofort von wem er kommen könnte. Die darin versteckte Karte war zwar wenig aussagekräftig, aber das S-Punkt am Ende deutete auf Stefan hin.
’17:00 Uhr.
Gleich nach der Arbeit.
Nicht nach Hause fahren!
Mannheimer Str. 32.
Klingele irgendwo.
7. Etage.
S.’
Ich war wie von Sinnen. Wieder so ein geheimes Treffen mit Stefan. Die Beziehung wurde ja immer interessanter. Der Mann liebte das Abenteuer. Genauso wie ich es mir wünschte. Öffentliche Orte wie am Freitag im Fahrstuhl, da wollte ich es immer mal treiben. Deshalb kam ich ja auch so gut in der Kabine, obwohl daran hauptsächlich Stefan Schuld war. Aber das brachte dort erst den letzten Kick. Ich konnte es kaum erwarten. Jede Minute sah ich auf die Armbanduhr, doch die Zeiger schienen stehen geblieben zu sein.
„Wie spät ist es?“
„Halb Zehn!“
Mist! Meine Uhr ging richtig. Noch mehr als sieben Stunden!

Mannheimer Str. 32 war ein Wohnsilo. Einer dieser Betonklötze, die in den 60er und 70er Jahren in den Himmel wuchsen. Alleine das Klingelbrett war so groß wie ein Poster, was ich mir in meiner Jugend übers Bett klebte. Mit der ganzen Handfläche klingelte ich. Irgend jemand löste den Summer aus, andere bemühten die Sprechanlage und beschimpften sich anschließend gegenseitig. Mir war das egal. Ich hatte Zugang zum Haus. Nur das war wichtig. S. würde auf mich warten.
Als ich den Gitterrost am Eingang überschritt und über den Läufer hinter der Tür lief, mußte ich unwillkürlich lachen. Vor gut einer Woche war ich mit meinen Stiefeletten in diesen Fanggruben für Frauenschuhe noch hängen geblieben. Mit meinen niedrigen und breiten Absätzen konnte mir das aber nicht passieren.
Das war jetzt nebensächlich.
Laut meiner Uhr schrieben wir es 16:51 Uhr. Ich war also super pünktlich.
Jetzt noch dem Fahrstuhl auf die Sprünge geholfen, vielleicht selbst gekurbelt, damit es schneller ginge, dann wäre ich bei Stefan. Hatte er hier eine leere Wohnung entdeckt, auf der wir es auf dem Boden treiben wollten? Wie wollte er mich dieses Mal überraschen? Mit pochendem Herzen sah ich der Anzeige zu, wie sie gemächlich bis sieben zählte. Dann mußte sich auch erst die innere Schiebetür öffnen, bis ich mit der rechten Hand die Fahrstuhltür aufstoßen konnte.
Aber dabei schnappte plötzlich eine Handschelle an meinem Gelenk ein.
Yvette erwartete mich an der Tür. Sie schlug mir die Fessel an meinen Arm, so daß sie sich einmal drehte und mehrmals einrastete. Bevor ich meine Hand aus der halb geschlossenen Manschette ziehen konnte, weil ich von diesem Überfall völlig überrumpelt war, drückte sie diese noch fest zu.
„Folge mir!“
Ach ja? Diese dumme Kuh. Was hatte die hier schon wieder zu suchen? Ich wollte Stefan treffen und nicht sie! Und was bitteschön sollte ich nach ihrer Meinung auch machen, als ihr zu folgen? Sie hielt doch das andere Ende der Acht fest und zerrte mich förmlich aus dem Fahrstuhl.
Der Weg führte uns zum Treppenhaus. Dahin mußten wir erst über einen Balkon gehen, wobei sich die zu den Wohnungen führende Tür von außen nicht öffnen ließ. Es gab also nur den Weg nach unten, als die Tür hinter uns ins Schloß fiel. Das Treppenhaus war mit Graffiti übersäht und vermutlich vor einem Jahr das letzte Mal gereinigt worden. Es herrschte ein muffiger, teils nach Urin stinkender Geruch vor. Auch in dieser Etage lagen noch leere Bierdosen. Aber Yvette war sich ihrer Sache ganz sicher. Sie führte mich eine halbe Treppe tiefer auf den Treppenabsatz. Dabei muß ich noch einmal betonen, daß sie vor mir in den gleichen hochhackigen Pumps geradezu grandios lief. Auch die Naht ihrer Strümpfe saß perfekt.
„Beuge dich bitte übers Treppengeländer!“
Mir war ja überhaupt nicht wohl bei dieser Aufforderung. Doch schon –wie im Fahrstuhl– folgte ich ihrem Befehl. Unter mir sah ich sechs Stockwerke und einen Steinfußboden am Notausgang zur Straße. Umständlich, als wenn ich ihr davon rennen wollte, führte Yvette das andere Ende meiner Handschelle zum Boden. Dort wurde sie festgemacht. Am Treppengeländer. Zehn Zentimeter über dem Boden. Ich hatte tierische Höhenangst, hatte den Abgrund vor Augen, befand mich aber jetzt in einer Situation zwischen Himmel und Hölle. Eher Hölle, da ich leicht den Halt unter meinen Füßen verlor. Meine niedrigen Pumps waren nicht so hoch wie ihre Stelzen.
Für sie war nun der Weg frei. Die Blondine schlug mir meinen Roch hoch und beraubte mich meiner Unterwäsche. Sowohl Strumpfhose, als auch meinen Schlüpfer zog sie mir auf die Beine. Ich hatte nur eine Hand frei. Damit konnte ich mich der Entkleidung aber äußerst wenig verwehren. Yvette hatte ein leichtes Spiel. Ich durfte nicht nach ihr treten, um kein Übergewicht zu bekommen und letztendlich an den Handschellen zu baumeln. Sie konnte mich in aller Ruhe ausziehen und meinen Unterleib freilegen.
Um aber wieder meiner Strumpfhose und meines Höschens habhaft zu werden, mußte sie mir meine Schuhe ausziehen. Das gab mir für einen Moment noch weniger Halt. Mein Widerstand ließ mehr und mehr nach. Ich mußte mich mit beiden Händen am Treppengeländer festhalten.
Anstelle meiner Pumps, bekam ich nach meiner Unterleibsentkleidung ihre Stelzen angezogen. Yvette tauschte mit mir einfach. Durchs Treppengeländer sah ich es. Sie zog sich ihre Schaschlikspieße aus, zog sich meine Arbeitsschuhe an und stülpte mir dann ihre hohen Treter an die Füße. Wir schienen beide die gleiche Schuhgröße zu haben. Ihre Dinger paßten mir sofort, doch war es keine große Hilfe bei meinem Gleichgewichtsproblem vor dem Absturz. Eben noch konnte ich mich mit meinen Zehen vorm Absturz retten, jetzt hatte ich äußerst hochhackige und besonders glatte Ledersohlen unter den Füßen.
Um die Sache perfekt zu machen, griff sie mit einem scharfen Messer unter meine Bluse. Ein paar Schnitte und mein BH war zerstört. Den zerrte sie mir auch vom Leib.
So ließ sie mich stehen und ging.
Sie ging einfach. Sie lief hinunter. Dabei winkte sie mir auch noch mit meiner Unterhose zu.
Ich lag mit meinem Becken auf dem Treppengeländer. Eine Einladung für jeden Mann. Meine Scham stand so offen wie ein Scheunentor. Den auf meinen Rücken geklappten Rock zerrte ich mir irgendwie zurück auf die Beine.
Das war zuviel! Ein bißchen fesseln würde ich zwar durchgehen lassen, aber nicht so! Mir verging die Liebe zu Stefan.
Plötzlich hörte ich Schritte im Treppenhaus von oben kommend. Wie lange ich schon so gefesselt über dem Geländer hing, wußte ich nicht. Für mich waren es mehrere Tage. Eigentlich wollte ich sofort um Hilfe schreien, bis ich meine Lage noch einmal überdachte. Wie peinlich wäre es doch für eine Agenturchefin, wenn sie halb nackt und noch dazu angekettet aufgefunden würde. Somit schwieg ich lieber. Doch die Schritte kamen näher. Sie kamen aus dem achten, vielleicht auch neunten Stockwerk. Ich hörte Halbschuhe.
Als ich aus meiner mißligen Lage die Person erkannte, sah ich Stefan. Diesmal brauchte er seine berühmten beiden Worte nicht zu sagen. Er nahm mich, wie ich mein Hinterteil eigentlich beinahe jedem Mann anbot.

(04) Dicht

Ich wußte wieder einmal nicht, was mit mir geschehen war. Stefan hatte mich so gut im Griff, daß ich danach nur erschöpft hängen blieb. Vielleicht war es die kopfüber gebeugte Stellung, vielleicht hatte er Narkotika in seinem Sperma, vielleicht war es auch der wenige Schlaf in der letzten Woche, auf alle Fälle mußte ich danach eingeschlafen sein.
Als ich wieder zu mir kam, konnte ich mich nur noch an ganz wenige Sachen erinnern. Zuerst der Vertrag mit Hübner und Wagner. Den hatte ich unter Dach und Fach gebracht und der sollte von der Geschäftsleitung dieser Tage unterschrieben werden. Dann hatte ich auf einmal Yvette vor Augen, wie die ehemals stöckelnde Blondine in meinen niedrigen Schuhen die sechseinhalb Stockwerk hinunter lief. Meine rutschfesten Gummisohlen machten dabei kaum Geräusche. Danach sah ich, wie sich die Sonne immer mehr gen Horizont neigte. Die Wärme im Treppenhaus ließ nach. Anschließend Herrenschritte in Halbschuhen und die schönste halbe Stunde meines Lebens.
Ja! Sex machte Spaß. An ungewöhnlichen Orten noch viel mehr.
Irgendwie hatte ich aber seit meinem Höhepunkt einen Filmriß. Ich spürte noch den imaginären Druck vom Handlauf des Treppengeländers an meinem Becken und die Handschelle an meinem Arm. Doch ich saß auf dem Fußboden in der Ecke vom Treppenabsatz. Ich war nicht mehr gefesselt. Einzig die hohen Pumps von Yvette und die Erinnerung an Stefan blieben mir noch. Ich spürte ihn noch direkt in, auf, vor und hinter mir. Ich hatte Stefan vor Augen.
Diesem schönen Gefühl mußte auf die Sprünge geholfen werden. Es war schon Nacht geworden. Wie spät es war, interessierte mich nicht. Der Ort war mir eigentlich auch egal. Ich machte es mir lieber daheim im Bettchen, doch meine Erinnerung und das schöne Gefühl hielt noch an. Licht brauchte ich dafür nicht. Ich hatte schon so oft zwischen meine Beine gegriffen, da kannten meine Finger schon den Weg. Ich öffnete mir meinen Rock und fuhr langsam in Richtung Lust.
Aber was war das?
Beinah hätte ich hysterisch aufgeschrieen, doch meine Stimme versagte. Ich traf auf ein widerliches Stück Metall an meinem Bauchnabel, was sich dort verdammt breit machte. Gerade das Ziel meiner Fingerattacke wurde von diesem ungezogenen Bengel hermetisch abgeschirmt. Ich mußte mich aufrichten, näher ans Fenster gehen und mir die Sache genauer ansehen. Licht wollte ich nicht anmachen. Wer weiß, vielleicht würden Nachtschwärmer gerade nach Hause kommen und dann doch ins Treppenhaus schauen.
Bei meinem Erwachen aus dem eigentlich schönen Traum war mir das Gefühl am Unterleib gar nicht so aufgefallen. Erst jetzt registrierte ich den Druck.
Als ich mich aber aufrichten wollte, klapperten unter meinem Rock Ketten. Darauf nahm ich keine Rücksicht. Sollte ich aber, denn die Ketten verhinderten ein ‘undamenhaftes’ Öffnen meiner Schenkel. So konnte ich mich nicht aufrichten. Ich mußte mich am Handlauf hochziehen.
Jetzt stand ich voll in den Pumps von Yvette. Im Moment interessierte mich das nicht. Da gab es ganz andere Probleme. Ich eierte zwar ganz schön in den Dingern, aber dafür gab es ja immer noch ein Treppengeländer. Ansonsten ließen sie sich auch ausziehen, was mit dem Teil unter meinem Rock wohl nicht so einfach wäre.
In riesigen Schritten stakste ich los und wollte gleich zwei Treppenstufen auf einmal nehmen, doch da machten wieder diese Ketten auf sich aufmerksam. Wo sie es eben verhinderten, daß ich meine Schenkel zu weit spreizen würde, blockierten sie jetzt auch Riesenschritte. Ich holte mich fast selbst von den Beinen. Erst recht in diesen steilen Schuhen. Darin kann eine Frau doch nicht laufen! Die sind fürs Bett gedacht, wenn der Mann darauf steht, aber nicht für die Straße geeignet. Schon gar nicht mit einer Behinderung unter der Kleidung, mit der man nicht richtig laufen kann. So streifte ich sie ab.
Das hätte ich besser nicht machen sollen. Nur der Treppenabsatz war gefegt. Ich kam zwei Stufen weit. Dann trat ich in feine Glasscherben. Wenn ich hier jemals rauskommen wollte, mußte ich diese Dinger tragen.
Mit einer Zeitung wischte ich mir die erste Stufe ab und setzte mich. Mehr und mehr spürte ich dabei die wahrscheinlichen Ausmaße, die sich unter meinem Rock befanden. Zuerst jedoch die Glasscherben aus der Haut ziehen. Dabei zeigte sich das perfide System der Ketten, was ich gleich noch erkunden wollte. Sich so einfach mal den einen Fuß aufs andere Knie legen, war nicht mehr möglich. Ich konnte mir nur die Sohle abwischen und nach eingetreten Stücken fühlend suchen. Schweren Herzens mußte ich mir dann doch wieder die Pumps von Yvette anziehen.
Ich stöckelte bis zum nächsten Fenster. Unter den glatten Sohlen hörte ich es knirschen. Man mußte demnach Fakir sein, um hier barfuß das Treppenhaus zu überwinden.
Das Licht der Straßenbeleuchtung reichte aus, um mir das Malheur an meinem Unterleib genauer zu betrachten. Ich ließ den Rock auf die Füße rutschen. Auf meiner hellen Haut glänzte das polierte Metall. Ein breiter Gürtel legte sich um meinen Bauch. Wo ich früher meinen Bauchnabel vorfinden würde, befand sich nun ein Sicherheitsschloß, was die vielen Teile zusammenhielt. Durch meinen Schritt hindurch ging ein anatomisch geformter Bügel. Dieser Lümmel machte sich besonders in meiner erogenen Zone sehr breit und deckte sie bis zu den Schenkeln ab. Hinten ertastete ich zwischen den Pobacken ein sehr großes Loch. Vorne sah ich nur eine Perforation des chromblitzenden Metalls. Seitlich verliefen erst Stahlbänder bis auf meine Schenkel, danach Ketten weiter zu den beiden engen Bändern oberhalb der Knie. Diese waren aber auch miteinander verbunden, was mir das zu weite Öffnen meiner Beine untersagte.
Mein Schock war unbeschreiblich. Wie ich das Grab meiner Eltern regelmäßig mit der aufgesetzten Tülle aus einer Gieskanne wässerte, müßte ich nun puschen. Soweit mir diese ekelhaft hohen Pumps noch einen halbwegs sicheren Stand gaben, machte ich Verrenkungen. Doch bevor das Metall einen winzigen Spalt zu meiner Haut zuließ, sperrten die Ketten an meinen Beinen ein weiteres Vordringen meiner Finger. Ich konnte nichts machen. Ich war keusch eingeschlossen. Dieses verriegelte Biest klebte förmlich auf meiner Haut. Wenn ich zu sehr in die Hocke ging, zwängte es sich sogar unangenehm in meinen Schritt und drückte auf meine Hüfte.
Hier konnte ich nichts mehr ausrichten. Nur schnell nach Hause. Vielleicht ließ sich mit Schmierseife etwas machen.
Nun mußte ich mir doch Licht im Treppenhaus machen. Ich suchte meine Handtasche, aber die war wie vom Erdboden verschwunden. Autoschlüssel, Handy, Hausschlüssel, Papiere, Geld, alles weg. Vorsichtig stöckelte ich noch ein paar Etagen höher, doch hier wurde der Scherbenteppich immer dichter und ich fand meine Handtasche dort auch nicht.
Das Klirren der Ketten unter dem Rock war schon nervig. Wenn mir bis zum Morgen keine Lösung einfiel, mußte ich sehr vorsichtig gehen. Vielleicht ließ ich mich auch krank schreiben, bis das Ding wieder ab wäre. Doch daneben war noch ein anderes Geräusch. Ich meine nicht den Klang von meinen spitzen Metallabsätzen, die ich höchstens noch bis zum Parkplatz anbehielt, da klingelten Schlüssel an mir. Ich tastete meinen Rock ab und fand in einer Tasche meine Hausschlüssel. Dort verstaute ich sie aber nie! Wenigstens war der Fall schon geklärt.
Jetzt nur vorsichtig die Müllberge überwinden und aus dem Versteck im Radkasten den Reserveschlüssel abziehen, dann könnte ich schon bald diese Schaschlikspieße ausziehen und wäre binnen kurzer Zeit zu Hause.
Die ersten Meter ohne Handlauf waren schon schwer. Ich eierte mehr, als daß ich lief. Doch so langsam gewöhnte ich mich an die geringe Auftrittsfläche. Meine Handtasche hatte ich auf dem Weg nach unten natürlich nicht gefunden.
Aber mein Auto war weg! Verschwunden!
Panikartig wollte ich über den Parkplatz rennen, doch nicht nur die Stelzen, sondern auch meine Ketten verhinderten einen schnellen Gang. Ich zog diese Mistdinger aus und suchte weiter. Aber kleine Steine konnten auch so scharfkantig und unangenehm wie Glasscherben sein. Notgedrungen mußte ich nun weiter in den Lackpumps von Yvette laufen. Dafür blieb mein Cabriolet verschwunden.
Wohl oder übel mußte ich laufen. Laufen, laufen, laufen. Mein Blazer lag im Auto. Ich rechnete doch nicht mit einer Nachtwanderung, wenn mich Stefan um 17 Uhr an einen Ort bestellt und mir anschließend, nach einem eigentlich schönen Beischlaf mein Fahrzeug entwendet, mich meiner Lust einschließt, nackt auszieht und mich danach auf spitzen Wurfpfeilen nach Hause schickt. Dann war da noch Yvette, die mich meines blickdichten BHs beraubte.
Das merkte ich erst, als mir in der lauen Nacht ein älterer Mann mit Hund begegnete. Er starrte mich so seltsam an. Kein Wunder! Obwohl ich relativ lautlos zwischen den Beinen mittlerweile gehen konnte, weil ich immer die maximal zulässige Schrittweite ausnutzte, bohrten sich meine spitzen Brustwarzen durch den hauchdünnen Stoff meiner Bluse. Deshalb trug ich ja an diesem Tag einen BH. Soweit war meine Kleidung in Ordnung. Für eine Anmache in der Bar ‘Inn’ wäre sie auch völlig korrekt. Da hatte ich keine Scheu. Doch für die Straße, besonders zu dieser Uhrzeit, war ich völlig unpassend gekleidet. Ich mußte ja wie ein leichtes Mädchen aussehen.
Unter einer Straßenlaterne mit dahinter liegender Reinigung konnte ich im Schaufenster mein Auftreten sehen. Fortan wollte ich schützend einen Arm über meine Brust legen, doch dann fehlte mir ein Ausgleichsgewicht, um mich auf den Beinen zu halten. Ich ließ es.
Endlich ein Taxi in dieser einsamen Wohngegend. Ich hielt es an.
„Ich habe leider kein Geld bei mir. Man hat mich bestohlen. Aber am Zielort in der Vorstadt kann ich sie bezahlen. Nehmen sie mich mit?“
„Nein Fräulein. Von dieser Kundschaft hatte ich schon zu viele. Man verschwindet im Hochhaus und kommt nicht wieder. Letztendlich stellt sich heraus, daß der Fahrgast durch den Hinterausgang zum Hof entwichen war.
Aber bei ihrer Figur und ihrem Auftreten, könnte ich mir auch eine andere Bezahlung vorstellen. Ich kenne da gleich um die Ecke…“
Angewidert über diese Frechheit schlug ich die Tür zu. Nur mein etwas unsicherer Stand und die Fesseln an den Schenkeln schützen die Karosserie davor, daß in ihr nun der Absatz von meinem rechten Schuh steckte. Auch in der größten Notlage, ohne diesen Verschluß am Leib, wäre ich nie auf so ein Angebot eingegangen.
Es war in dieser Nacht aber leider das einzige Taxi, was mir begegnete. Ich hatte rund zehn Kilometer Fußmarsch vor mir. In den Stöckelschuhen und komplett ohne Unterwäsche. Immer wieder wollte ich das Tempo beschleunigen und mich dieser unmöglichen Schuhmode für Damen entledigen, doch ich kam nicht weit. Ich mußte das Paar tragen. Ob ich wollte oder nicht.
Um Anhalter zu spielen, war ich zu feige. So lief ich.

Zehn Kilometer würde ich nie laufen. Dafür hatte ich ein Auto. Wenn doch, dann würde ich dafür vielleicht zwei bis zweieinhalb Stunden brauchen. Aber mit Tippelschritten und diesen Häppchenspießen unter den Hacken, brauchte ich fünf Stunden.
Was sah ich?
In meiner Einfahrt parkte mein Mercedes. Er war nicht kurzgeschlossen worden und mein Blazer lag auch noch auf dem Sitz. Demnach hatte mich das Paar nicht bestohlen. Aber ich mußte raus aus diesen Schuhen. Anstatt auf dem Weg zum Haus mit Waschbetonplatten zu laufen, schlürfte ich mit meinen nackten Füßen durchs feuchte Gras. Das war eine Wohltat für meine geschundenen Beine.
Auch das Haus war noch so verschlossen, wie ich es jeden Morgen verließ.
Doch da wartete im Flur der nächste Schock für mich. Mein Schuhschrank stand offen und war leergeräumt. Ich durchkämmte das ganze Haus. Vom Keller bis zum Dachboden. Alles war durchsucht worden. Wo etwas entwendet wurde, blieb das Schubfach, die Klappe oder Schranktür offen. Es fehlten jeweils immer nur meine Schuhe, keine Wertgegenstände. Vom Gummistiefel bis hin zu meinen Badelatschen hatten die Täter alles entwendet. Mir blieb wirklich nur das Paar von Yvette übrig, was ich gerade in der Mülltonne versenkt hatte.
An was für ein Paar war ich da nur geraten?

(05) Einschreiben

So sehr ich auch jammerte und mich selbst bemitleidete, davon bekam ich die Schenkel kaum auseinander, konnte mich an der bewußten Stelle nicht streicheln und blieb das Schloß dicht. Die Ringe an meinen Schenkeln waren fest mit dem Unterleibstahl verbunden. Außerdem waren sie so eng, daß sie sich nicht höher ziehen ließen. Ans Abstreifen war schon gar nicht zu denken. Alles hing nur von diesem Schloß ab.
Bislang war ich noch zu sehr mit mir selber beschäftigt. Doch jetzt kam der Schock bei mir durch. Ich mußte puschen. Urplötzlich. Das Wasser mußte mir schon bis zum Hals stehen, so ein Gefühl hatte ich im Bauch. Beim Aufstehen aus dem weichen Ledersofa verhaspelte ich mich wieder mit den Beinen. Die Ketten zwischen meinen Schenkeln waren leider nicht aus Gummi gefertigt. Sie blieben stur und unnachgiebig. Sie duldeten es nicht, daß ich die Beine über die eingestellte Länge öffnete. Doch mein Druck wurde immer größer. Ich mußte hier raus aus dem Sofa. Fürs Üben einer korrekten Haltung wäre immer noch Zeit. Irgendwie wälzte ich mich herum und kam auf die Beine. In großen… Da waren sie wieder die Ketten, die meine Schenkel festhielten. Eilig durfte man es mit diesem Keuschheitsgürtel nicht haben.
Wie ich erwartet hatte, pieselte ich alles voll. Die Perforation des Stahls begann zwar erst sehr tief in meinem Schoß und war auch nach unten gerichtet, aber ich durfte mir dabei nicht zusehen. Ich mußte mich nach vorne beugen, fast so weit, als wenn Stefan hinter mir stehen würde, damit alles in die Schüssel ging. Wenigstens waren ausreichend Löcher vorhanden, so daß ich mich ohne festen Druck erleichtern konnte. Dennoch blieb es eine Qual.
Wenn ich während der Arbeitszeit einmal müßte, müßte man für mich extra eine neue Rolle Papier hinstellen. Ich tupfte und wischte, aber irgendwie blieb immer noch ein Tropfen hängen. Ganz automatisch ging ich danach an meinen Wäscheschrank, um mir eine neue Unterhose anzuziehen. Den Keuschheitsgürtel verdrängte ich. Den gab es im Moment nicht für mich. Es gab ihn schon, denn ich hielt mir die Höschen vorher an die eiserne Unterwäsche, weil ich sie damit abdecken wollte, doch mehr auch nicht.
Als ich den passenden Slip gefunden hatte, hob ich … Diese Ketten! Die konnten jemanden wahnsinnig machen, wenn damit ganz normale Bewegungen auf einmal unterbunden wurden. Aber deshalb ließ ich mich in meinem Vorhaben davon nicht abhalten. Dann setzte ich mich eben aufs Bett, legte das Monatshöschen auf den Boden und hob es mit beiden Füßen an. Das klappte auch ganz gut, bis ich mir den Stoff über die Knie ziehen wollte. Am Bündchen festgehalten, zerrte ich an der Baumwolle, doch sie blieb an der Schenkelkette hängen. Ich zog stärker, doch der Slip wollte nicht meinen Keuschheitsgürtel abdecken. Noch einen kräftigen Ruck, dann riß der Stoff.
Müdigkeit machte sich breit. Zehn Kilometer Stelzenmarsch und ein anstrengender Tag forderten ihren Tribut.
Ich schaute nicht auf die Uhr. Einen Wecker brauchte ich eigentlich nicht. Ich war auch so jeden Morgen um sieben wach. Nach diesem ereignisreichen Tag löschte ich nur noch schnell das Licht und kuschelte mich ein. Neben der Nachttischlampe lag noch mein Spielzeug vom Wochenende, was mir die Freude bringen sollte. Das sollte es jetzt auch tun. Ich legte mich auf den Rücken und führte den vibrierenden Stab langsam zwischen meine heißen Schenkel. Ein Wonnegefühl ging durch meinen Körper. Ja! Damit gelang mir das Unmögliche. Ich schob ihn …
Feierabend!
Schluß!
Vorbei!
Die Realität hatte mich wieder. Auch mit einem Vibrator ließ sich mein Keuschheitsgürtel nicht überwinden. Damit würde ich meine Sehnsucht nach einem Mann nur noch verstärken, bliebe aber unbefriedigt. Entmutigt schlief ich ein.

Es klingelte. Es war aber nicht mein Wecker! Es war die Haustürglocke.
Wer stört mich am frühen Morgen? Ich blinzelte und sah auf die Uhr. Es war kurz nach 12 Uhr. ZWÖLF UHR MITTAGS! Als wenn ein Hornissenschwarm hinter mir her wäre, schoß ich hoch, sprang aus dem … Die Ketten zwischen meinen Schenkeln! Ich hatte einen so süßen Traum. Schon nach weniger als 12 Stunden hatte ich das ständige Druckgefühl am Unterleib fast vollständig verdrängt. Und jetzt das! Brutal wurde ich die Realität zurück gerissen. Der Keuschheitsgürtel forderte sein Recht.
Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Körper zu drehen, beide Beine vors Bett zu stellen und mich dann ‘Lady-like’ zu erheben.
Es klingelte erneut. So schnell es mit den Fesseln möglich war, hastete ich zu meinem Bademantel und zur Tür.
Der Postbote.
„Sie sind Frau Manau? Frau Simone Manau?“
„Ja!“
„Ein Einschreiben für sie. Dazu bräuchte ich aber bitte ihren Personalausweis.“
„Moment bitte.“
Bis eben konnte ich ruhig stehen bleiben. Da würde man die Ketten an meinen Beinen nicht hören. Doch jetzt mußte ich mich bewegen, was sehr gefährlich war. So schloß ich die Tür, ging zu meiner Handtasche und kam mit dem Dokument zurück. Noch eine Unterschrift, dann bekam ich einen Brief ohne Absender überreicht. Meine Adresse war eindeutig von einer weiblichen Person geschrieben worden.
Ich wollte den Brief schon öffnen, da klingelte auch noch das Telefon.
„Manau.“
„Na, Simone? Hast du die Tage verwechselt und denkst es ist Wochenende?“
Meine Kollegin!
Nach vielem Hin und Her und tausend Entschuldigungen meinerseits, wußte ich nun, daß der Vertrag mit Hübner und Wagner unter Dach und Fach war und wir den Auftrag hatten. Man sah es mir nach, wenn ich heute nicht ins Büro käme. Als stille Teilhaberin der Firma durfte ich auch einmal zu Hause bleiben. Das paßte mir sehr gut. Schnell ein kurzes Frühstück, dann bis zum nächsten Schuhgeschäft gefahren und erst einmal wieder für normale Absatzhöhen gesorgt. In den Dingern von Yvette konnte doch kein Mensch laufen, außer sie selbst. Obwohl ich darin die nächtliche Marathonstrecke absolvierte, würde ich sie spätestens nach dem Neukauf anderer Schuhe entsorgen. Die Beinbrecher kämen dahin zurück, wo ich sie bereits am Morgen deponierte. In die Mülltonne!
Ich legte mir alles zurecht. Bei den Schlüpfern hatte sich mein ignoriertes Problem aber noch nicht geändert. Ich bekam sie immer noch nicht angezogen. Dann mußten eben Strumpfhosen dafür sorgen, daß ich etwas auf die Beine bekäme, nicht barfuß in den Schuhen wäre und das Klappern und Klirren der Ketten unterdrückt würde. Doch auch hier das selbe Dilemma. Die Schenkelfesseln saßen einfach zu tief auf meinen Beinen. Sie ließen sich wegen ihrer Enge auch nicht höher ziehen.
Dann eben Socken oder Strapsstrümpfe. Doch mein eigentlich voller Wäscheschrank war leer. Es fehlten nicht nur sämtliche Socken, auch meine BHs waren verschwunden. Das hatte ich am Morgen übersehen.
Langsam begriff ich. Stefan wollte mich grundsätzlich nur mit einem Kleid und nichts darunter sehen. Der Einbruch und der Diebstahl war eindeutig seine Handschrift. Yvette, die mich zu unseren beiden Treffen immer vorbereitet hatte, half ihm dabei. Während meiner Ekstase im Treppenhaus hatten sie mich irgendwie betäubt und mir dann dieses scheußliche Ding verpaßt.
Ich war am Kochen.
Meine dunkle Jeans zu den Pumps konnte ich damit ja auch vergessen. Ich mußte einen Rock tragen. Mißmutig räumte ich meine ausgesuchte Kleidung wieder in den Schrank und suchte mir das heraus, was ich anziehen könnte. Um mich abzulenken, schaltete ich das Radio ein.
Erst Musik, dann: „Und so wird das Wetter in den nächsten Tagen. Wir erwarten ein kräftiges Hoch, was uns sommerliche Temperaturen von knapp 30 Grad bringen wird. Schon heute wird die Quecksilbersäule auf 22 Grad steigen.“
Die Musik entspannte mich, aber die Meldung warf mich um Jahre zurück. Ich war gerade dabei, mir den dicksten und längsten Rock auszusuchen, damit man das Klirren der Schenkelfesseln nicht so hörte, als der Wetterbericht folgte. So oder so, die Verkäuferin würde mich für verrückt erklären, wenn ich wie ein Eskimo verkleidet im Schuhgeschäft auftauchen sollte oder sie meine Ketten hörte. Bei dem Wetterbericht konnte ich keine dicken Sachen anziehen, die das Klimpern dämpfen könnten. Ich mußte lernen, wie ich mit den Schenkelbändern lautlos laufen könnte. Das brauchte ich ja auch im Büro. Da konnte ich auch nicht morgen in Winterklamotten erscheinen.
Nachdenklich und frustriert setzte ich mich an den Küchentisch.
Der Brief!
Wie ein gutes oder auch schlechtes Omen lag er vor mir. Ich wußte nicht, welche Frau mir schreiben sollte. Vorsichtig öffnete ich den Umschlag. Doch schon bei den ersten Buchstaben bestätigte sich meine Vermutung. Der Absender mußte eine Frau sein. Nur so schnörkelig und schwungvoll schrieb eine Dame.
Zuerst schaute ich aufs letzte Blatt. Unterschrieben waren die Seiten mit Y. Demnach handelte es sich mit größter Wahrscheinlichkeit und Yvette.
Nun laß ich den ganzen Brief. In dem stand:
‘Liebe Simone!’
Diese doppelzüngige Schlange.
‘Wenn Du diesen Brief liest, bist Du ja irgendwie nach Hause gekommen. Vermutlich in meinen Schuhen und zu Fuß. Du hast bestimmt viele Fragen, die ich Dir in diesem Schreiben beantworten will. Über Deinen Keuschheitsgürtel brauchen wir wohl nicht weiter zu diskutieren. Der sollte Dir zeigen, wie sehr Dich Herr Hauer liebt. Er ist so in Dich vernarrt, daß jeder zweite Satz von ihm über Dich handelt. Mein Meister hat immer das Wort Simone auf den Lippen.’
Mein Meister? Was ist das denn nun schon wieder für eine Beziehung? Warum schreibt sie nicht mein Mann?
‘Jetzt aber zum eigentlichen Thema und auch zu den Wünschen von Herrn Hauer.
Du hast es ja schon im Fahrstuhl und auch am Treppengeländer gefesselt mitbekommen, daß ich dir jegliche Unterwäsche entfernen mußte. Du hast so schöne Knospen, davon träumt manche Frau. Darauf steht Herr Hauer auch unbedingt, daß Du sie ihm immer zeigst. Dein Auftreten in der Bar hat ihm die Sinne geraubt. Deshalb mußte ich Dir auch sämtliche BHs und Bodys aus dem Schrank entfernen. Er möchte Deine knusprige Oberweite nur zart bedeckt wissen, aber nicht eingepackt.
Ähnlich ist es mit Deinen Beinen. Du bist sehr sportlich. Du pflegst dich auch. Als er mir aber von Dir das erste Mal erzählte und wir Dich in der darauffolgenden Woche beobachteten, fiel uns fast die Kinnlade herunter. Das war nicht die Frau, die mir Herr Hauer beschrieben hatte. In der Bar kommst Du als eine Dame von Welt an, im Berufsleben spielst Du die graue Maus.
Ich habe Deine Beine gesehen und bin Dir beim Ausziehen der Strumpfhose über die Haut gefahren, doch ich bin noch nie einer Frau begegnet, die sich so konsequent rasiert. Kompliment.‘
Etwas schmeichelte mir Yvette damit ja, obwohl ich immer noch einen Haß auf sie hatte.
‘Deshalb entschied sich Herr Hauer auch für einen Keuschheitsgürtel mit Schenkelbändern bei Dir. Die Maße waren nur geschätzt, aber wie ich sagen muß: Sehr gut! Alles paßte exakt bei Dir, als ich Dich damit einkleidete. Nunmehr wirst du in Deiner Einschlußzeit auch keine Hosen mehr anziehen können oder Strümpfe tragen. Das verbietet Dir mein Meister!
Nicht nur die Schenkelfesseln verhindern es, Du willst es bestimmt auch nicht, wenn Du noch weiter liest und den Brief bis hierhin noch nicht zerrissen hast.’
Ich war kurz davor.
‘Bis zur nächsten Öffnung Deines Keuschheitsgürtels sind daran nämlich einige Bedingungen geknüpft. So verlangt mein Meister, daß Du niemals –ich betone: Niemals– Strümpfe tragen darfst! Weder Söckchen, noch Nylons! Er will immer auf nackte Haut an Deinen Beinen stoßen. Manchmal muß es bei seiner Lust und Liebe zu Dir schnell gehen. Deshalb verbietet er Dir auch mit dem Keuschheitsgürtel und den Schenkelbändern jegliche Art von Hosen.’
Dieses Weib war einerseits gerissen, andererseits wurde ich feucht. Ich dachte an Stefan. Eigentlich beschrieb sie doch meinen Wunsch. Rock hoch und es konnte schon losgehen. Wie in der Vergangenheit. Mit dem Stahl am Unterleib zwar etwas verzögert und durch das Schloß am Bauchnabel kompliziert

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