Dark Manor 31
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Dark Manor 31

von Andrew_K

Keine Liebe unter Geschwistern

„Was hat sich Pia gedacht, als sie das mit Mia gemacht hat? Was hast du mit Mia gemacht? Wie konntest du ihr das antun? Ich dachte, ich wüsste, mit wem wir es mit euch zu tun haben und dann benutzt ihr Mia in dieser Weise?“

Natascha war auf 180 und keinem Argument zugänglich.

„Mia wird zu uns auf die Schule zurückkehren. Ihr werdet keine Chance mehr haben, sie nochmal zu verletzen, egal auf welche Art.“
„Was kann ich dafür, dass die Familie meiner Frau tief in die Geschicke des Ordens verstrickt ist. Tiefer als sie selber es weiß?“ fragte ich zurück. „Außerdem wollte ich Mia gar nicht mitnehmen. Sie hat darauf bestanden, mit zum Hotel Hirschberg zu fahren. Warum habe ich das Gefühl, dass du etwas damit zu tun hast?“

Natascha stutzte.

„Das aber ist doch nicht der Punkt.“
„Doch. Genau das ist der Punkt. Ihr schickt die kleine Schwester meiner Frau in ein vollkommen unbekanntes Gebiet und hofft, dass sie da irgendwie klar kommt. Ihr überschätzt die jungen Leute, die ihr gerettet habt. Und ihr unterschätzt eure Gegner. Das hier ist keine Ansammlung kleiner Möchtegernzuhälter, die sich die Schwachen suchen, um dann an ihnen Geld zu verdienen. Diese Leute nehmen alles, was nicht rechtzeitig wegläuft. Wenn ich da unten im Keller nicht unser aller Arsch gerettet hätte, in dem ich Mia gefickt hätte, wäre ich tot und ihr drei wärt Teil der nächsten Auktion. Zur Not verkauft zur Abrichtung von Kampfhunden oder als ihr Futter.“

Natascha schaute immer noch böse, aber Johannes legte ihr die Hand auf die Schulter. Wir standen gerade mal seit fünf Minuten auf diesem Parkplatz. Wir hatten uns hinter dem Rasthaus versteckt, damit wir von zufälligen Spionen leichter übersehen werden konnten, sofern das mit unserem Bus und dem LKW und der Limosine überhaupt möglich war. Ich hatte eigentlich hier anhalten lassen, um meine Einkäufe zu sichten. Vor allem um die Kranken wollte ich mich kümmern.

Das übernahmen gerade meine Schwestern. Sie holten gerade meine Mutter aus dem Hänger und ich wusste nicht, wie ich ihnen sagen sollte, dass dies unsere Mutter war. Natascha sah meinen geistesabwesenden Blick, den ich auf die Szene richtete.
„Manchmal wünschte ich, dass ich das Erbe meines Großvaters nicht angenommen hätte. Ich würde noch immer in der Eifel in unserer Wohnung sitzen und jeden Morgen mit meiner Frau in die Uni fahren. Ich würde meinen Studenten erzählen, was wir in 30 Jahren alles am menschlichen Körper reparieren könnten. Aber die Welt um uns wäre heile.“
„Aber die Welt ist nicht heile.“
Ich schaute zurück und sah zu Pia, die abseits auf einem Poller saß.
„Nein, dass ist sie nicht. Du willst wissen, ob meine Frau etwas mit Mia´s Zustand zu tun hat? Frag sie selber. Ich kümmer mich jetzt um Mia. Und es wird ihr nicht gefallen. Also wenn ihr einen Schrei aus der Limosine hört, dass war dann meine Schuld.“
Ich holte den Verbandskasten aus dem Kofferraum, ging zu Ines, Mia und Michael hin und sammelte sie ein. In der Limosine hieß ich sie, die Decke von ihren Schultern zu nehmen. Ganz genau untersuchte ich alle Stellen, wo sie ihr mit einer Peitsche die Haut aufgeschlagen hatten. Ich untersuchte ihre neue Vorderseite in Vergleich auf die alte Rückseite und den zerfetzten Nippel. Hier zeigte sich, dass die Verbindungen der neuen Haut zum alten Gewebe noch nicht fest genug waren, einer solchen Belastung stand zu halten. Es musste recht leicht gewesen sein, in herauszureißen. Ich nahm ein Skalpell und löste alle losen Hautzellen, was ihren komplette Nippel darstellte. Dann wickelte ich ihren kompletten Brustkorb ein.
„Willst du es erzählen?“
„Kann ich dir noch trauen?“
„Kann ich es?“

Mia schaute weg.

„Mia, ich bin in dieses Hotel gefahren, um mit meiner Frau eine unvergesslich schöne und besondere Hochzeitsnacht zu verbringen. Danke für die Früchte, die haben es wirklich gebracht. Aber der heutige Tag war dafür der Albtraum schlecht hin. Kannst du mir trauen? Nur in soweit, dass ich bereit bin für meine Familie das höchste Opfer zu bringen, dass ein Mann geben kann. Seine eigene Seele. Und du bist nun fester Teil meiner Familie, weil ich deine Schwester geheiratet habe. Sie ist die Mutter meiner Kinder. Lena und der kleine Engel unter ihrem Herzen. Damit werde ich auch für dich kämpfen, auf immer und ewig.“

Mia schlang ihre Hände um meinem Hals.

„Tut mir Leid, dass ich an dir gezweifelt habe, aber sie …“
„Sieht ihr unglaublich ähnlich, ich weiß. Aber diese Frau ist nicht Pia. Ich weiß nicht, wer sie ist, aber diese Frau könnte ich nicht lieben. Das habe ich in den ersten fünf Minuten gewusst, wo ich sie im Keller getroffen habe. In ihren Augen habe ich keine Liebe gesehen, nur absolut kalte Berechnung.“
Ich drückte Mia von mir weg.
„Mia, versprich mir, dass du Pia nicht die Schuld daran gibst, was diese Frau getan hat. Sie ist nicht unsere Pia.“
Mia schaute auf den Boden und sagte dann okay.

„Was hat eigentlich Michael eben gesagt, als du so aufgestrahlt bist?“ wollte ich dann wissen.
„Er hat mein Auto mit nach München gebracht“, strahlte jetzt Mia. „Ich musste jetzt 8 Monate auf mein Baby verzichten und nun habe ich es wieder.“
„Aha? Okay.“

Wir stiegen wieder aus und Mia ging zu meinen Schwestern, die sich um meine Mutter kümmerten, die heulend vor Erleichterung auf dem Boden hockte. Man hatte ihr wohl gerade gesagt, dass ihr Leben als Sklavin vorbei war. Ich traute mich noch immer nicht in ihre Nähe. Ich ging zu Johannes.

„Ihr solltet auch die, die ich gekauft habe, mitnehmen.“
„Hälst du das für gut? Bedenke, dass du sie für deine Teller gekauft hast. Wenn du sie nicht anbietest, werden sie dir dahinter kommen.“
Er hatte natürlich recht.
„Okay, aber ihr könnt dann in zwei Tagen einen zur Kapelle schicken, der sie abholt. Ich werde sie alle einscannen und ihre Daten auf den Servern speichern. Das reicht für mich.“
„Was machen wir wegen dem Hotel:“
„Das ist eine gute Frage. Es ist ein öffentlicher Ort, an dem auch mehr oder weniger Normale auflaufen. Da könnt ihr nicht wie in Italien einfach einreiten und alles platt machen.“
„Stimmt. Wir werden uns was überlegen und ich sage dir dann Bescheid.“

Ich ging eine Runde über den Parkplatz während die anderen mit den gekauften Essen aus dem McDonalds holten. Sie freuten sich wie kleine Kinder, es schien, als hätten sie das schon Monate nicht mehr essen dürfen. Nun ja, jedem das seine. Ich schaute zu den fernen Bergen zurück in dessen Ausläufern das Schloss lag. Wie waren sie zu Besitzern meiner Mutter geworden? Wen hatten sie sonst noch erwischt und wer lebte von ihnen noch? Hatten sie jedes Jahr bei ihren Auktionen einen oder eine meiner Verwandten an den meist bietenden verkauft? Warum war das nie jemanden aufgefallen? Und vor allem, warum hatte mein Großvater, der mir dies alles hinterlassen hatte, das alles zugelassen? Warum sollte ich das erben, ausgerechnet ich?

Wir trennten uns bereits auf dem Parkplatz. Ich schickte meine Leute und meine Schwestern mit allen zurück nach Belgien. Dort waren sie erst einmal in Sicherheit. Ich würde mit Mia, Pia und den Kindern so schnell wie möglich folgen.

Im Hotel gab ich Pia den Auftrag, sich um Mia zu kümmern, ich ging an die Bar. Ich brauchte Zeit, um einen klaren Gedanken zu fassen. Immer wenn ich das tat, trank ich Whiskey. Ich weiß nicht mehr, wann ich genau mit diesem Ritual angefangen habe. Ich mochte Whiskey noch nicht mal. Wenn ich trank, dann trank ich White Russian. Ich hatte mal den Film „The Big Lebowsky“ gesehen und fand Jeff Bridges als Lebemann immer total cool. Das war mit sechzehn, da war ich bis auf meinen gewalttätigen Vater noch vollkommen unbelastet von dieser Welt.

Da saß ich nun in einer dunklen Ecke der Bar, in der Hand das Glas, in dem der Eiswürfel aus schottischen Quellwasser schmolz, und dachte an meine Situation. Ich war der Erbe der Linie van Düren, einem Mitglied des Jünger von Gor. Was für einen Rang er in der Organisation inne hatte, war aus den Unterlagen, die mir zur Verfügung standen, nicht hervor gegangen. Ohne meine Frau hätte ich nicht einmal genau gewusst, dass es sie gibt. Ich hätte nur ein paar Mal im Jahr meine Nicole in immer neue Fleischanzüge gesteckt und sie an ein paar Verrückte zum essen gereicht.

Nur durch Pia war ich den Brüdern näher gekommen. Ihre devote Ader war schuld, dass ich in diesen Abgrund getaucht war. Sie war meine Führerin und ich war der Kämpfer, der die Scherben dieser zerstörten Leben einsammeln musste. Ich trank weiter. Sie war so tief darin verstrickt, dass es schon erschreckend war. Ich fragte mich, ob wir je die Chance bekämen, zu dem Leben zurück zu kehren, in dem ich mich eigentlich sah. Ein Leben in dem die einzigen Monster die Figuren auf dem Dach des Bunkers waren und die von Zeit zu Zeit auftauchenden Gäste. Aber Pia hatte das Talent, immer wieder auch mein Monster zu wecken, dass ich eigentlich lieber sorgfältig in einen Käfig sperren wollte.

Ich war mittlerweile bei meinem 5 Whiskey angelangt, als ich beschloss, dass es für heute reichte. Ich ging wieder nach oben zu unseren Zimmern. Mia lag am Boden und schien zu schlafen. Pia schien auf mich gewartete zu haben.

„Martin, ich.“
„Sei still“, sagte ich schroff zu ihr und wand dann meinen Blick ab. Beide erinnerten mich daran, dass ich und alle in meiner Umgebung Monster waren. Ich musste erst einmal Duschen. Als wenn ich den Dreck meines Seins einfach in den Ausguss spülen könnte. In der Dusche war alles voller Blut. Ich vermutete, dass sie Mia geduscht hatte, eines unserer unschuldigen Opfer. Meine Welt schien nur noch aus Tätern und Opfern bestehen.

Als ich aus dem Bad trat, lag Pia gefesselt ans Bett da, bereit sich für mich zu Opfern.

„Glaubst du, das mir das heute helfen wird?“
„Ich weiß, das es heute weh tun wird. Es wäre also lieb, wenn du mir einen Gag in den Mund steckst.“

Ich schüttelte den Kopf und machte sie los. Dann stellte ich mich vors Bett und sie saß fragend auf der Bettkante.

„Ich habe heute deine Zwillingsschwester getroffen, weißt du noch von mehr Geschwistern, die irgendwo in der Welt auf dich warten?“
„Martin, bis vor vier Wochen wusste ich nicht einmal, dass ich eine kleine Schwester habe. Ich kann dir diese Frage nicht beantworten.“
Sie stand auf und kam auf mich zu.
„Bei dir tauchen doch auch immer wieder Verwandte auf, die es eigentlich nicht mehr geben sollte, zum Beispiel deine tote masochistische Mutter.“

Meine Mutter? Sie war ein wirkliches Opfer. Keine Schlampe wie Pia, die bei der bloßen Erwähnung von Schlägen eine feuchte Hose bekam.

„Lass meine Familie daraus, keiner von denen hat sich freiwillig dem hingegeben. Nicht wie du. Man hat sie vergewaltigt, zerstückelt und getötet. Keine von ihnen fand das geil.“
„Martin…. Bitte…. Steiger dich nicht in etwas hinein. Du kennst meinen Weg, den ich gegangen bin. Er war auch nicht einfach.“

Ich weiß nicht, was in dem Moment in mich gefahren war, aber ich schlug sie einfach. Sie prallte förmlich zurück und landete rücklings auf dem Bett. Mit einem Satz folgte ich ihr und kniete über ihr. Sie war weggetreten. Ich zog an ihren Piercings, bis der Schmerz sie zurück holte. Ich sah in ihre Augen, als sie ihre Besinnung wieder bekam und schlug sie erneut. Rechts, Links, ihre Brüste, einfach ihren Oberkörper, ohne Rücksicht, einfach mit der flachen Hand. Alle Aggressionen, die ich normalerweise an Tätern ausließ, lud ich nun bei ihr ab. Als wenn sie auch eines dieser Monster wäre und es verdient hätte, so behandelt zu werden.
Monster, sie hatten kein Recht, auf dieser Welt zu leben. Ich sah Pia nicht mehr, meine Augen waren voller Tränen des Zorns. Meine Hände schlossen sich um ihren Hals. Ich sah jetzt Alexandra. Ich würde diese Frau töten, aber vorher würde ich ihr zeigen, wie es ist, wenn man verliert. Ich würde mich an ihr vergehen und alles menschliche aus ihr prügeln. Ich rammte Alexandra meinen Stab in die Eingeweide. Ich sah, wie sie verzweifelt versuchte, Luft zu bekommen, spürte ihre Hände an meinen Armen, wie sie versuchten meine Arme von ihrem Hals zu lösen. Du wirst niemanden mehr etwas tun, nicht Mia und vor allem werde ich dich nicht in die Nähe meiner Liebe kommen lassen. Ich werde dich jetzt töten, damit Pia leben kann, du Monster. Und ich presste ihr mein Sperma in die Scheide, ohne jedoch meinen Fick zu unterbrechen.

„Martin,“ hörte ich eine erschrockene Stimme neben mir, die wie aus einem Nebel zu kommen schien. „willst du Pia umbringen?“
„Was?!“, wie so Pia, was will sie mit Pia? Das ist doch nicht Pia. Durch den Nebel tauchte das erschrockene Gesicht von Mia auf.
„Man, Martin, Pia ist schon ganz blau im Gesicht.“
Ich schaute nach unten und langsam sah ich wieder mehr Details, ihr Gesicht, blau. Ihr Hände mit den für die Hochzeit so schön gemachten Fingernägeln. Das Ende des Rosentattoos, dass sich ihren Körper hoch wand. Was hatte ich getan?

Ich ließ von ihr ab und sie rang keuchend nach Luft. Ich entfernte mich erst, doch dann legte ich mich neben sie. Ich konnte sie nicht ansehen, ohne sofort Alexandra in ihr zu sehen. Und dann wieder Pia und wieder Alexandra. Die Fremde wollte ich töten, um meine Vertraute zu schützen und in ihrem Gesicht verschwammen beide zu einer Person. Ich bekam nicht mit, dass sie das Bett verließ und Mia sich zu mir legte. Erst als ich sich nach einer guten Zeit meine Gedanken halbwegs beruhigt hatten, wurde mir gewahr, dass nicht Pia meinen Kopf streichelte, sondern Mia. Eine ziemliche Zeit, wie ich feststellte, denn draußen dämmerte es bereits.

„Mia?“
„Ja, Martin?“
„Wo ist Pia?“
„Sie ist gegangen.“
Ich schreckte hoch.
„Du hast Pia einfach gehen lassen? Nachdem, was ich ihr angetan habe?“
„Wie hätte ich sie aufhalten sollen?“
Ich stieg aus dem Bett und suchte mir meine Sachen zusammen.
„Los,zieh dich an. Wir müssen sie suchen.“
„Die kann meinetwegen bleiben,wo der Pfeffer wächst.“
„Mia, hör mir jetzt genau zu. Sie ist meine Frau und ich liebe sie. Ich werde nicht ohne sie von hier weg gehen.“
„Und weil du sieh so liebst, hast du sie gestern beinahe umgebracht.“
„Ich war betrunken und ich habe ihre Schwester in ihr gesehen. Sie ist es, die ich, wenn ich sie in die Finger bekomme, töten werde.“
Mia schaute mich an und sah sich dann im Zimmer um.
„Okay, ich werde dir helfen. Habt ihr zufälliger Weise meine Sachen aus dem Hotel mitgenommen?“
„Nein, du musst die von Pia anziehen.“
„Die hat keine Vernünftigen Schuhe.“
„Du meinst keine Springerstiefel und Nikes?“
Mia lächelte.
„Okay, wir kaufen dir welche. Bis da wirst du auf Pia Schuhen laufen können.“
„Da gehe ich lieber barfuss.“
„Wie du meinst.“

Zwanzig Minuten später stand ich mit Mia in einem Schuhgeschäft, wo sie zielstrebig die Sportecke anstrebte. Ich schaute zum Fenster und sah dort Heels, die Pia wohl sofort gekauft hätte, wenn sie hier vorbei gekommen wäre, schwarze Heels mit feuerroten Sohlen und sechs Zentimeter Absätzen. Wo mochte sie nur stecken? An der Kasse hörte ich durch Zufall das Gemurmel der Verkäuferinnen.

„Was war den mit der heute los?“
„Was meinst du?“
„Hast du je erlebt, dass sich die Maupassant bedankt hat?“
„Vielleicht hatte die einen guten Tag…“
„Die hat sogar gelächelt. Richtig unheimlich.“

Mist, dachte ich, Alexandra war in München. Sie durfte auf keinen Fall sehen, dass Mia frei herum lief. Als wir auf der Straße standen, fragte ich Mia, ob sie jemanden in der Polizei von München kannte und ob sie so an die allgegenwärtigen Kameras herankommen könnte. Sie überlegte kurz und sagte dann, sie würde sich sofort auf den Weg machen. Ich begleitete sie zur Polizeidirektion 13 in der Nähe der neuen Pianothek und wartete, bis sie mich von drinnen anrief.
Es war kurz nach 12, als sie sie gefunden hatte. Sie fragte, ob sie rauskommen sollte, aber ich sagte ihr, dass sie lieber bei der Polizei bleiben sollte. Ich fragte sie, ob sie wegen ihres Einsatzes mit Miss Meyer nicht sowieso noch mit ihren Leuten reden müsste und das dies doch ein guter Zeitpunkt sei, alles vor zu legen. Sie sagte zwar, dass sie offiziell Miss Meyer gar nicht observieren sollte, aber sie versprach,ihre Angelegenheiten hier dann mal zu klären. Ich verabredete mich für Abends im Hotel mit ihr und ging zu dem Cafe´, in dem Pia sitzen sollte.

Als ich dort ankam, war sie nicht allein. An ihrem Tisch saßen noch zwei weitere Personen, von denen eine ohne Zweifel Alexandra De Mauspassant war. Den Mann sah ich nur von hinten, er war so um die 50 und wirkte wie ein alter Militär, was schon alleine von seinem Haarschnitt unterstützt wurde. Ich dachte sofort an die Brigade X. Ich war kaum angekommen, da sah ich, wie ein schwarzer Audi mit getönten Scheiben vorfuhr und alle aufbrachen und sich zu gehen anschickten. Ich war kurz am überlegen, Pia dort alleine einsteigen zu lassen und mit einem Taxi zu folgen, da sah ich den überlegenen Blick, den Alexandra dem Mann zuwarf. Nur eine Minute später stand ich am Auto.
„Ich werde dich ganz sicher nicht alleine gehen lassen“, sagte ich und setzte mich in die Mitte der Rückbank. Ich trennte so meine Frau von ihrer Schwester.

Eine Stunde später saßen wir im Restaurant des Hotels mit der schlechten Küche. Ich hatte mir einen anderen Ort gewünscht. Mir gegenüber saß der Mann, der offensichtlich der Vater von Pia war. Die Ähnlichkeit war gegeben. Augen, die Nase, die Farbe der Haare und noch so ein paar Kleinigkeiten hatte sie von ihm geerbt und sahen an seinen Töchtern definitiv besser aus.
„Nun Herr van Düren. Sie fragen sich, wie das möglich ist? Die beiden sind eineiige Zwillinge. Ich wusste, dass die Mutter Zwillinge erwartet. Man hatte mir aber gesagt, dass eines der Kinder bei der Geburt verstorben ist. Umso erstaunlicher finde ich diese Begegnung jetzt.“
Zum Glück dachte ich. Sonst wäre aus Pia wohl auch so ein Scheusal wie Alexandra geworden.
„Erzähl mir von deinem Leben.“
„Das ich adoptiert wurde, weiß ich erst seit knappen fünf Wochen. Erst seit dem ich herausgefunden habe, das ich noch eine Schwester habe.“

Jetzt sahen die beiden sich an. „Bitte?“ sagten beide fast im Gleichklang.
„Mia, das Mädchen das du fast umgebracht hast, Alex. Sie ist auch deine Schwester.“
„Was?! Papa?“

Doch der General zuckte nur mit den Schultern, als wollte er sagen, nicht von mir.

„Mit ihr teilen wir nur die Mutter. Mia hat einen anderen Vater.“

Ich sah Verachtung in den Augen des Generals. Er wusste nun, dass ich Mia gekauft hatte, statt sie zu befreien. In seinen Augen war die Achtung zu meiner Person gerade um die Hälfte gesunken. Das war mir jedoch egal. Ich wusste dafür, dass ich Marlene hatte. Und dass ich deren Bruder hatte in seinem Hotel alt ausgesehen hatte. Ich hatte noch Punkte auf meiner Seite.

Dann kam der altersschwache Koch seines Hotels herein geschlurft und brachte ein Filet in süßer Currysoße, mit Pfirsichen und Birnen auf einem Reisball an unseren Tisch. Schon wieder so ein Fleisch, das in Geschmackverstärkern ertrank. Lustlos stocherte ich darin herum.

„Hat eigentlich noch keiner eurer Gäste dieses besondere Fleisch bemerkt?“ fragte da Pia.

Ich sah fragend auf. Es dauerte etwas, bis mir klar wurde, was dieser Satz bedeutete. Ich erinnerte mich daran, dass mein Großvater Pia einen Monat mit den Resten seines Dolcetts gefüttert hatte und das ich außerdem kleinen Stück, dass ich von der angeblichen Tochter von Merlin gekostet hatte, Menschenfleisch nie im Mund gehabt hatte. Ich bewegte mich gerade auf sehr dünnem Eis. Was das Stück von gestern, dass Pia abgelehnt hatte, auch dass hier gewesen?

„Du schmeckst es? Trotz der Currysosse?“ fragte ihr Vater.
„Ja, auch die Holzfällersteaks waren so. Man merkt, dass euer Koch keine Ahnung hat. Ziel muss es doch sein, einen Geschmack zu erzielen, den der gewöhnliche Gast als nicht besonders empfindet. Aber trotzdem muss unsereins es noch schmecken können.“

„Die Köche werde halt sehr rar“, antwortete ihr Vater. „Alfons ist schon fast 80 und der Typ aus Sylt ist ein Dilettant. Einen gibt es noch in den Staaten, der aber auch schon in dem Alter ist und dann noch einer in Südostasien, der ein Geheimnis aus seiner Identität macht. Aber auch er soll schon älter sein.“

Aha, da sind ja alle Köche der Welt. Da werden wir wohl mal eine kleine Reise machen und auch den Herren einen Besuch abstatten. Einen endgültigen. Ich stocherte weiter im Essen, bis mich Pia kniff und mich aus den Gedanken holte.

„Seht ihr,“ wendete ich ein, „ihr seid in eurem goreanischen Geschäftszweig sehr hoch angesehen. Dieses Schloss ist doch ein Minusgeschäft, wenn man von den Märkten absieht.“

Ich merkte, dass ich dabei war, Pia in die Parade zu fahren. Und nahm mich zurück.

„Der Kochbereich ist aber nicht eures“, sagte sie. „Das wiederum ist das, was mein Mann perfektioniert hat. Ich frage mich also, warum wir uns gegenseitig das Leben schwer machen?“

Der Vater schaute zu mir und dann zu Pia und grinste.

„Witzig finde ich, dass meine Töchter einen Hang zu guten Geschäften haben. Was ist mit Marlene passiert?“
„Die kleine Fotze wollte mein Baby töten. Ich habe sie aufgeschnitten….“
„Und ich möchte sagen, der Schmorbraten war echt lecker,“ fügte Martin hinzu.

„Marlene war aber nicht mit uns verwand. Nicht die kleinste Faser von ihr“, ließ Pia nun eine kleine Bombe fallen.
„Marlene war meine….“, versuchte sich Alexandra.
„Nein, war sie nicht“, entgegnete Pia und grinste breit.

Alexandra schaute zu ihrem Vater, der nur einen abweisenden Gesichtsausdruck aufsetzte. Die Familienverhältnisse schienen bei ihnen recht kompliziert zu sein.

„Da habe ich nun also zwei Töchter. Was mache ich nun mit dieser Information“, er schien zu überlegen, was dies für Konsequenzen für ihn hatte.
„Seht mal ihr beiden. Für mich wird es immer nur meine eine Tochter geben. Das da jetzt eine weitere existiert, ist für mich eher ein Hindernis als ein guter Moment.“
„Sind sie wirklich so herzlos oder versuchen sie gerade eine Ausrede zu kreieren?“
„Was für eine Ausrede?“

Pia hatte beiläufig auf ihr Handy gesehen, jetzt sagte sie:

„Vater?“ ihre Stimme klang so wie meine bei meinem Vater. „Auf ein Wort.“
Sie stand auf und ging in die Ecke des Restaurants und wartete bis ihr Vater folgte.

„Was will die kleine Schlampe jetzt alleine von meinem Vater?“
„Ich denke, sie klärt die Fronten.“
„Und du lässt das bei deiner Sub zu?“
„Wie kommst du auf die Idee, dass meine Frau meine Sub ist? Nur weil sie darauf steht, von Zeit zu Zeit an einem Kreuz mit dem Kopf nach unten zu hängen? Ich kenne genug Frauen, die das keine 10 Minuten aushalten würden, ohne zu Jammern. Marlene hat das nicht einmal drei Minuten ausgehalten.“
Sie schaute mich voller Verachtung an.
„Das ist euer Problem, ihr Quasidominaten Menschen. In Wirklichkeit seit ihr totale Weicheier. Ein Schlag mit der Peitsche und ihr fleht um Gnade.“
„Die Kleine hat um Gnade gefleht.“
„Mia? Ich dachte, sie hat versucht, den Typen mit der Kandare zu beißen, weshalb ihr ihr die Zähne herausgebrochen habt, um sie ihr anzulegen. Als Rache dafür.“

Ihr Vater kam zu uns und sagte, dass er mit Pia wegfahren würde und das ich mit Alexandra hierbleiben sollte. Wir würden aufeinander aufpassen, sagte er nur.
Alexandras Gesichtsausdruck sagte Bände. Sie hatte keine Lust mit mir hier herum zu hängen. Ich stand auf und ging zur Tür.
„Wir können natürlich weiter hier herumhocken oder sie zeigen mir nun das, was ich nicht sehen soll. So wie ich meine Frau verstanden habe, kauft sie nämlich euch diesen Laden ab. Also kannst du mir schon einmal die Auslagen zeigen, bevor ihr danach hier verschwindet.“

Alexandra Augen wurden noch kleiner.

„Glaubst du wirklich, dass wir so kampflos aufgeben werden und euch einfach das überlassen, was seit Jahren unser ist?“
„Nach meiner Auffassung haben wir zwei Optionen. Möglichkeit eins, Pia bekommt ihren Willen. Das Hotel hier verschwindet zusammen mit eurem schlechten Koch und wird zu etwas umgebaut, was sich sehen lassen kann. Ein richtiges Fetisch-Hotel, wo nicht die halbe Burg fick freie Zone ist. Und wo das Essen so mies ist, dass es noch nicht einmal in der Bewertung eine Erwähnung findet. Ich bin seit einem Jahr im Geschäft und keiner meiner Gäste hat euch nur mit einem Satz erwähnt. Wir machen aus diesem Laden einen Ort, wo die Leute Schlange stehen werden um hier hinkommen zu dürfen.“

Sie machte einen wütenden Gesichtsausdruck.

„Wir können es aber auch auf eure Art machen. Wir reiten hier mit einer Armee rein. Wir wissen ja jetzt,wo alles ist. Glaub mir, im Gegensatz zu euch habe ich einen richtig guten Dosenöffner. Hat dir dein Vater erzählt, was aus seinen Männer geworden ist, die er zu uns Geschickt hat?“

Alexandras Gesicht sagte mir, dass sie versuchte, sich heraus zu reden, aber nicht die richtigen Worte fand.

„Ich habe sie alle verarbeitet, jeden einzelnen Mann. Auch so einen großen mit Blauen Augen.“ Alexandra zuckte. „Sein Schwanz hat einem Chinesen die Nacht versüßt. Sein Schinken räuchert noch bei uns auf der Buche. Seine Augen stehen bei mir Zuhause auf dem Tisch. Leider kann man sein ungläubigen Ausdruck nicht mehr sehen, als im klar wurde, dass es Pia sein würde, der Ihm seinen Schwanz nimmt.“

Ich trat ganz nah an sie heran.

„Du kannst wirklich froh sein, dass du mit Pia verwandt bist“, ich fasste ihr mit beiden Händen an den Hintern und quetschte sie zusammen. Sie keuchte wie Pia, nur dass es bei ihr erschrocken und nicht lustvoll war. Ich bedauerte, dass ich an ihr nicht Nicoles Theorie über die natürliche Schmerzgeilheit testen durfte. „Du würdest einen ausgezeichneten Braten abgeben. Schön mit Rosmarin oder Thymian.“

Sind wandte sich von mir weg und floh regelrecht, bevor ihr wieder einfiel, dass sie die Herrin hier war. Sie sammelte sich etwas.

„Okay, und nun zum Geschäftlichen. Sammele all deine Leute ein. Wenn Pia mit eurem Vater wiederkommt, sind die alle verschwunden. Das Personal von hier oben bis auf den Koch kann aber bleiben. Ich schau dann, ob wir sie weiter verwenden können.“

Sie sah mich wütend an und verschwand dann. Ich nahm mir einen Stuhl und setze mich in die Lobby, irgendwann lief da auch die erste Dame an mir vorbei. Bei ihr hatte ich ein merkwürdiges Gefühl, was mir sagte, dass sie nicht wirklich zu den anderen passte. Ich zitierte sie zu mir. Sie schaute mich merkwürdig an, als ich ihr befahl, sich hinzuknien. Aber sie tat es. Als Alexandra das nächste mal an mir vorbei kam, lagen meine Beine auf dem Rücken der ersten Dame und schwenkte erneut ein Glas Whiskey in der Hand. Auch diesen Anblick mochte sie nicht. Eine gute Stunde später waren mehrere Autos vom Hof gefahren und hatten den größten Teil der Belegschaft mitgenommen. Nur noch die erste Dame war da, nach wie vor diente sie mir als Fußstütze.

„Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass ich sie behalte?“ Alexandra schaute voller Verachtung zur ersten Dame, die sich so einfach mir untergeordnet hatte und verschwand dann Richtung Bar.

Ich ließ sie aufstehen, als Alexandra außer Sicht war.

„Ich möchte, dass du allen verbleibenden Gästen sagst, dass das Hotel auf Grund eines Wasserschadens in der Heizungsanlage kurzfristig geschlossen wird. Wir kommen für den Ausfall auf und werden sie zu einem späteren Zeitpunkt kostenlos zu einem Event laden.“
Sie nickte und verschwand.

In der Zwischenzeit war Pia mit ihrem Vater wieder aufgetaucht, die beiden standen vor der Tür, als ich mit Alexandra heraustrat.

„Ich weiß, dass wir nie wirklich auf einen Nenner kommen werden. Lass uns so auseinander gehen, dass wir uns nicht mehr in die Quere kommen wollen“, sagte sie ihm gerade.
„Wie meinst du das?“
„Die einzige Küche, die wir dulden werden, ist die auf Dark Manor. Alle anderen werden wir ausschalten. Was du auf deinen Märkten machst, wird uns nur interessieren, wenn wir Nachschub an Leben brauchen. Du kannst deinen Zweig ausleben. Martin und ich den der guten Küche.“
„Du redest von einem stillen Frieden?“
Pia nickte.
„Nach dem Motto, solange du mir nicht wehtust.“
„Was dann für beide Seiten gilt.“

Dann fuhren die beiden De Maupassant auch vom Hof. Das Hotel war nun uns, bzw. es gehörte Pia. Sie zog mich nach unten in die Krabbelgruppe, in der wir alleine waren. Sie zog sich vollkommen nackt aus.

„Martin?“
„Ja mein Herz.“
„Fick mich,“ hauchte sie leise, „Fick mich so, wie du es gestern Abend gemacht hast.“
„Aber Mia hat gesagt…“
„Das ich es genossen habe. Dieses Tier zu erhalten war ein Genuss. Auch wenn ich gerne etwas mehr Luft gehabt hätte.“

Sie hatte mich während sie mit mir sprach auch von meinen Kleidern befreit und hatte nun meinen Hoden in ihren Händen.

„Ich kann dir nicht wehtun. Nicht nach gestern.“sagte ich ihr, obwohl ich es nur zum Teil so meinte.
„Aber ficken kannst du mich? Oder hat Mia dich zum Vanilla und A-Sexuellen gestreichelt?“

Ich riss sie mit mir auf den Boden. Ich küsste sie, während ich in sie vordrang. Pia, wenn du wüsstest, wie geil ich gerade auf dich bin, auf die Dominate Pia, die gerade ihren Vater und ihre ach so Dominate Schwester so richtig bloßgestellt hatte. Das war es, dass ich an ihr liebte. Wenn es hart auf hart kam, war sie die stärkste von uns allen. Ich gab ihr was sie wollte und wir kämpften regelrecht um jeden Zug. Mit ihr konnte ich kämpfen und mit ihr war es wie ein Gewinn für uns beide. Tief presste ich meinen Stab in sie und ich sah ihre Verzückung über die Qual, die das auch bereitete. Wir kamen nach über einer halben Stunde. Ein wahrhaft berauschender Siegerfick, den wir uns hier geleistet hatten.

Später in der Küche war von diesem Gefühl kaum noch etwas übrig. Ich fühlte mich in Merlins Laden in Köln zurückversetzt. Aus einem Mülleimer schauten Haare hervor. Überall in der Küche war Blut auf dem Boden, der an den Sohlen klebte. An einem Haken in der Ecke hing noch ein Bein. Ich musste die Augen schließen, wenn ich daran dachte, dass ich wahrscheinlich Teile von dem Rest gestern gegessen und an Mia verfüttert hatte. Pia hockte in der Zwischenzeit vor einem Käfig, in dessen Ecke sich 3 Mädchen aneinander klammerten und darum baten, nicht die nächsten zu sein. Pia öffnete die Tür und schaute mich an.

„Martin, rufst du bitte in der Schule an. Ich denke wir haben hier drei neue Schülerinnen.“

Ich nickte und holte mein Handy aus der Tasche.

„Was willst du schon wieder?“
„Ja, hallo Natascha.“
„Hast du Mia schon wieder verloren?“
„Nein“
„Hast du wieder einen Markt entdeckt und müssen wir deine Alibimitbieter stellen?“
„Ich.“
„Welche abartigen Neuigkeiten hast du nun wieder? Ich frage mich ernsthaft, warum Johannes so viel von dir hält und mich jedes mal zurückhält, dir nicht einfach den Hals um zu drehen.“
„Darf ich jetzt auch mal?“
„Echt schade, dass dich deine Frau damals unbedingt retten musste, die hätte dich einfach am Schlossgraben verbluten lassen sollen.“ Sie holte Luft. „Was willst du?“
„Also“
„Und beeil dich, ich muss gleich zum Unterricht für Selbstverteidigung.“
Langsam braucht ich die wirklich nicht ein zu führen. Ich würde nie mein Anliegen äußern können.
„…. ich habe hier 3 potenzielle neue Schülerinnen für die Schule.“
„Wo hast die den schon wieder her?“ schrie sie ins Telefon und ich musste es mir vom Ohr reißen. „Wir sind grade einmal 4 Stunden hier und du hast in der kurzen Zeit schon wieder das nächste Loch aufgetan? Kannst du nicht einmal nicht in der Scheiße wühlen?“
„Ja Natascha.“
„Okay, wann soll ich sie holen?“
„In zwei Tagen am Nebeneingang“
„Und wie alt sind sie diesmal?“
Ich schaute in den Käfig und sagte dann.
„… zu jung, viel zu jung.“

Ich schloss die Augen. In Nataschas Welt wollte ich auch nicht leben. Für mich war Mia zwar mittlerweile nur noch bedingt ein Kind, aber diese Mädchen waren jünger als sie. Sie zu Essen zu verarbeiten…. Ich wollte es mir nicht vorstellen. Kinder gehörten in die Schule, auf einen Spielplatz, an die Seite ihren Eltern, mit Smartphones auf Parkbänke und ins Freibad. Sie gehört nicht ins Bett mit alten Männern. Sie gehörten nicht an die Straße und in die Autos von Kerlen. Sie sollten nicht die Taschen voller Drogen haben und damit durch eine Stadt laufen und sie sollten nicht in einem Käfig in einer Küche hocken. Das war Nataschas Welt, dass und die Erinnerungen, die diese Kinder mitbrachten und die sich in der Schule konzentrierten.
Ich bekam es nur mit den Verletzen zu tun. Ich setzte mich auf den Boden vor den Käfig. Ich sah zu ihnen hinein, um ihnen zu signalisieren, dass ich sie nicht holen würde. Das ich wirklich nichts tun würde. Das sie Pia nicht trauten und sie vor ihr Angst hatten, war ja nur zu verständlich. Das war ihr noch nicht einmal direkt aufgefallen. So kam die mutigste auch erst aus dem Käfig, als Pia nach Kleidung für sie suchte.
Als sie in meine Reichweite kam schnappte ich nach ihr. Ich hielt sie einfach nur in meinem Arm. Nach anfänglichen zappeln lag sie einfach nur in meinen Armen. Als die anderen sahen, dass wirklich nichts schlimmes passierte, kamen auch sie hervor und suchten unsere Nähe.
„Wir sollten uns einen gemütlicheren Ort suchen.“
Ich wusste, dass in der Damenwelt eine große Liegewiese war. Das hatte der Lageplan ergeben. Dahin führte ich die befreiten und da kam auch Pia mit drei weiteren Menschen, die sich fast schüchtern und stolpernd hinter ihr herbewegten. Ich brauchte etwas, bis ich sie als die erkannte, die als Inventar gefesselt gewesen waren.

„Setzt euch bitte.“
„Pia, wer ist das?“ wollte ich wissen.
„Das ist der Rest, der von den Hirschbergs über geblieben ist.“

Ich schaute sie an. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie mit mir Verwand sein sollten. Keine von ihnen wäre zum Zeitpunkt der Hotelübernahme geboren gewesen. Ich war davon ausgegangen, dass meine Mutter die letzte noch lebende Hirschberg in diesem Haus war.

„Das kann nicht sein. Woher weißt du das?“ fragte ich auch deshalb.

Sie nahm eine Schwarzlichtlampe und hielt sie den dreien in den Nacken. Ich zuckte nur mit den Schultern.

„Das habe ich auch gesehen. Und?“
„Komm zum Spiegel.“

Als sie die Lampe an meine Seite hielt, erschien auch bei mir das Neon Tattoo. Es war zwar zerschnitten und mehr oder weniger nicht mehr zu 100% an seinem Platz, aber es war da.

„Das ist kein Sklavenmerkmal. Das ist euer Familientattoo.“

Ich war vom Donner gerührt. Ich hatte das Tattoo auch noch an anderen gesehen. An den Drillingen in der Auktion zum Beispiel und der Pförtner am Burgtor trug es auch. Sollte es so sein, waren in dieser Burg noch mehr von der Familie Hirschberg.

„Wir brauchen einen Bus.“
„Wo sind die Franzosen?“
„Weg. Das Hotel ist wieder in Familienbesitz. Ich habe es gekauft“, grinste Pia.

Ich küsste Pia, obwohl ich es ja eigentlich schon wusste. Wir würden vielleicht nicht alles ändern in diesem Haus. Ich fand die Idee mit den menschlichen Möbeln eigentlich klasse. Nur Menschen wollte ich dort nicht mehr drin sehen, es sei denn sie wollten es unbedingt. Aber wir hatten unseren Drucker, wir konnten lebensechte Kopien herstellen.

Allerdings würde ich definitiv ein Mindestalter für diese Hotel einführen. Hier würde nie wieder ein Kind seinen Fuß hineinsetzen, es sei denn, es gehörte zur Familie. Wir besorgten uns aus verschieden Zimmern Decken und legten uns dann auf die große Liegewiese und bald hatte sich alle um uns und in uns gekuschelt, als würden sie wie süchtige an der Flasche der Zuneigung saugen, etwas, was sie lange vermisst hatten. Das war das, was ich an diesen Typen am meisten hasste. Sie hatten keine Gefühle. Das wir jetzt einen Burgfrieden mit ihnen haben sollten, das schmeckte mir überhaupt nicht. Ich wünschte mir regelrecht, dass sie ihn brachen.

Am morgen fragte mich Pia beim Frühstück:
„Martin, wo ist Mia?“
„Sie sollte im Vier-Jahreszeiten sein. Aber sie wollte dich ebenfalls suchen. Warum?“
„Naja, ich wollte eigentlich mit ihr nach Jennifer Garner. Ihre Barcodes Covern. Einer war ja schon viel. Aber gleich drei und die noch so dermaßen schlecht gestochen.“
„Lass ihr Zeit“, wehrte ich ab. Eigentlich hatte sie für Tattoos noch zu viele Wunden.
„Martin, ich wollte auch nochmal nach Bielefeld. Vanni besuchen und mir noch etwas kleines Stechen lassen.“
Ich zog eine Augenbraue hoch. Sie hatte ihren Körper so wie ich schon ziemlich voll.
„Ich nehme Lena und Jannet mit. Also…… Bitteeeeee.“

Ich konnte ihr die Bitte nicht abschlagen. So würden meine Kinder auch wieder etwas Zeit mit ihrer Mutter verbringen. Das wurde langsam mal wieder Zeit. Hatte ich sie doch lang genug in Beschlag genommen. Ich sagte Pia nur, dass sie Vanessa an die Konsequenz erinnern sollte. Und dass ich Mia hinterherschicken würde, sobald sie auftaucht.

Pünktlich tauchte Alois und Lea-Maria nach dem Frühstück auf. Schnell hatte ich unser sechs neuen Bunkergäste in den Bus verladen und mich von meiner Frau verabschiedet, danach hatte ich noch die erste Dame eingepackt, die von allen argwöhnisch betrachtet wurde, da befanden wir uns auf dem Weg nach Belgien. Vom Bus aus rief ich Mia an.

„Mia, du bist jetzt mit Lea-Maria die letzte im Hotel. Pia hat das Hotel von Hirschberg von den De Maupassant gekauft, der Vertrag wurde gestern unterschrieben.“
„Wirklich? Offiziell gehört die Burg nämlich immer noch den Hirschbergs. Sie wurden nie aus dem Grundbuch ausgetragen.“
„Woher weißt du das?“
„Weil ich grade im Grundbuchamt der Stadt München sitze, die Burg gehört zwar offiziell nicht zum Stadtgebiet von München, aber da es sich um ein kulturell wertvolles Gebäude in Stadtnähe handelt, werden auch davon die Daten gesammelt. Die Franszosen tauchen in den Büchern offiziell nicht auf.“
„Wer ist denn jetzt Besitzer von der Burg?“
„Seit zwei Jahren gehört die Burg offiziell einem gewissen Johannes der II von Hirschberg.“
Ich schaute zu dem Jungen herüber, der abgemagert und voller Löcher wie ein Häufchen in einem der Sessel des Busses saß, Pia hatte gesagt, dass er Hans hieß. Ich vermutete in ihm den gesuchten Johannes der II.
„Kannst du dort wo du bist auch den Stammbaum derer von Hirschberg auftreiben? Ich möchte gerne wissen, wer wer ist. Und ich wenn du es schaffst versuch doch bitte herauszubekommen, wer davon gerade wo ist. Ich habe derzeit einen Hans, eine Anna, eine Beate und eine Eva bei mir. Keiner von ihnen ist über 26.“
„Okay Martin, mach ich.“
„Und wenn du da fertig bist. Könntest du dann nach Bielefeld fahren und Pia und die Kinder einsammeln. Sie sind bei Vanessa. Und sie wollte noch zu Jennifer für ein Tattoo. Und Mia?“
„ja Martin?“
„Für deine Haut ist ein Tattoo noch zu früh, kapiert?“
„Ja Papa.“
„Ich sag dir das nicht als dein Schwager Pia, sondern als dein Arzt:“
„Ist ja gut ich lass sie ja schon nicht an mich ran. Ich fahr dann morgen früh nach Bielefeld mit Lea-Maria.“
„Alles klar“, sagte ich und legte auf.

Dann bestellte ich die erste Dame zu mir.
„Ich bin mir nicht so sicher, warum du dich so schnell von deinen alten Herren getrennt hast.“
„Ich hätte dort nicht bleiben können, nicht nachdem sie mich vorgeführt haben, Meister. Sie haben sich damit zu meinem Meister gemacht.“
Ich sah sie schräg an und dann sah ich Alois.
„Chef, du musst mich nicht anschauen, mir muss Elli mehr beibringen als mir lieb ist. Letztens wollte sie, dass ich ihr eine Kerze in den Arsch stecke und sie anzünde. Kannst du dir das vorstellen?“
Ich musste lachen.
„Ach Alois, das muss ich mir nicht vorstellen, dass ist genau das, was ich vorgestern mit meiner Frau in der Hochzeitnacht gemacht habe.“

Ich lachte wieder, vor allem als ich das Gesicht von Alois und der erste Dame sah. Aber als ich das Gesicht der anderen im Bus sah, wurde ich wieder ernst. Ich sah bei fast allen das blanke Entsetzen und eine Spur von Panik.

„Okay, um das hier und jetzt klar zu stellen. Ich mache so etwas ausschließlich und exklusiv nur bei meiner Frau. Warum ich das bei ihr mache? Weil sie dabei richtig abgeht, sie kann es gar nicht wild genug bekommen und wir treiben es danach bis wir erschöpft in den Kissen landen. Wenn es ihr keinen Spaß machen würde, ich würde es nicht mit ihr machen.“

Ich schaute in ihre Gesichter.

„Selbst wenn einer von euch so etwas auch erleben wollte, würde ich ihn zurückweisen. Meine Frau teilt nicht gerne.“
„Sie werden mich nie ficken?“ wollte die erste Dame wissen.
„Nein,warum sollte ich.“
Sie schüttelte verständnislos den Kopf.
„Aber sie sind der Erbe des van Düren.“
„Und wer hat behauptet dass die Erben genau das gleiche machen wie ihre Vorväter?“

Ich drehte mich um und schaute auf die Straße, weil ich meine Ruhe haben wollte. Lange herrschte von da an Schweigen im Bus. Erst als wir hinter Aachen auf die kleineren Straßen abbogen regte sich wieder etwas im Bus. Es war ein flüstern in den hinteren Reihen. Ich hörte etwas von Menschenfressern und den schlimmsten und sadistischsten Spiele. Ich schaute zu Alois und der schaute nach hinten.

„Die drei Mädels auf der letzte Bank“, sagte er.
„Vielleicht sollten wir sie erst gar nicht zuerst im Bunker absetzen. Erst einen Umweg über Marias Cafe´ machen.“
„Mia und Pias Spezial für alle?“
„Und noch anderes Eis und Kuchen und einen Kaffee für mich wäre eine tolle Idee. Meinst du nicht. Und sag auch Ines Bescheid, die Mädels brauchen Klamotten. Sagen wir sechs Longshirts und dazu ein paar Shorts, möglichst bunt.“

30 Minuten später saß ich mit der ganzen Bande bei Maria im Kaffee. Während diese sich das Eis schmecken ließen, setzte ich mich mit Alois und meinen Schwestern an einen Nebentisch.

„Ich muss euch etwas wichtiges sagen und dass wird euch nicht gefallen.“
„Du willst uns sagen, dass du Mama gefunden hast“, platzte es aus Elli heraus.

Ich schaute sie an und sie sah weg.

„Elli, bitte, ich bin nicht Papa. Ich werde dich nicht dafür bestrafen, dass du vorlaut warst. Aber ich habe noch mehr unsere Verwandten gefunden. Drei unserer Cousinen, sie sitzen am Nebentisch. Und ich vermute, dass im Hotel noch mehr waren, die wir nur auf die Schnelle nicht entdeckt haben. Ich möchte euch bitten, dass ihr mit der Hälfte der Männer erneut ins Schloss fahrt und den Kasten von oben bis unten auf den Kopf stellt. Mia wird sich mit Marc in Verbindung setzen. Aber ich gehe davon, dass wir nicht mehr alle finden werden.“
Ich schaute in meine Hände.
„So viel Zeit, einfach so verschenkt.“
Agnes nahm meine Hände in ihre Hände.
„Martin, es ist nicht deine Schuld. Du tust jetzt mehr als jeder andere vorher und das ist gut. Ihr beide seit gut. Du und Pia. Ohne euch beide wäre niemand von uns hier. Ihr seit das Schicksal für unsere ganze Familie, dass sie sich jetzt am Ende zu etwas besseren wendet.“
„Danke Agnes. Könnt ihr eine Zeit auf die neuen Aufpassen? Ich muss mal eine Runde alleine spazieren gehen.“
„Klar, lass sie hier. Ich habe genug Eis und Kuchen da.“

Ich ging alleine in die äußerste Ecke meines Besitzes. Dort stand in einer Ecke eine hohe Eiche. In etwas zehn Metern Höhe hing halb verfallen die Reste eine Baumhauses. Ich erinnerte mich, ich hatte es damals mit meinem Opa gebaut, als wir ihn noch besuchen durften. Ich musste damals so um die fünf gewesen sein. Ich kletterte nach oben und sah mich in dem mit Laub und Schmutz bedeckten inneren um. Irgendwo hatte ich hier damals einen Schatz versteckt, daran konnte ich mich noch erinnern. Ich schob etwas das Laub zu recht und hatte dann die Stelle gefunden. Ich hob das Brett an und da war sie, die kleine Kiste aus Blech. Oben im Deckel war das Logo eingeprägt, dass ich nun schon mehr als einmal in den letzte Tagen gesehen hatte. Der Sperr mit den Zwei Schwertern, das Zeichen des Goreanischen Ordens.

Ich schaute auf das Grundstück und setzte sich auf die Kante in der Tür, die Kiste auf den Beinen. Ich war unschlüssig, ob ich sie aufmachen sollte. Eigentlich wusste ich nicht mehr genau, was darin war. Ich öffnete sie und fand darin alles mögliche, was man als Junge so wohl in eine solche Kiste steckte. Eine alte Kugel, ein Angelhaken, ein Matchboxauto, ein Zahn, ein paar Haare – bei denen musste ich lächeln, denn sie waren von meiner Mutter – , ein kleiner Wecker, der bei Aufziehen sogar noch tickte und eine etwas angegilbte Karte von einem Quartett, Kampfschiffe. Die Schummelkarte mit der man nie verlieren konnte. Die Flying Dutchman war durch nichts zu knacken.

Unter allem darunter lag etwas, was nicht zu dem Rest passte. Es war ein Brief. Auf dem Umschlag stand in einer alten Handschrift an Martin, meinen Enkel. Ich ließ die Arme sinken. Das war ein Brief von meinem Großvater. Er musste ihn erst- vor kurzen in die Kiste gesteckt haben, wahrscheinlich Tage vor seinem Tot. Ich war mir nicht sicher, ob ich ihn lesen wollte. Warum hatte er ihn nicht da hingelegt, wo ich ihn früher finden konnte. Warum musste ich erst alles auf die harte Tour erfahren, bevor ich ihn hier fand?

Ich überlegte, ob ich ihn überhaupt aufmachen sollte. Ich wünschte mir, Pia wäre bei mir und wir würden ihn gemeinsam öffnen. Aber so war ich alleine. Es hing alles an mir. Ich klappte den Umschlag auf und entnahm dem Kuvert ein einzelnes Blatt.

Hallo Martin

Wenn du diesen Brief findest, denke ich, hast du mein Erbe angenommen. Je nachdem, was du daraus gemacht hast, wirst du jetzt schon das eine oder andere von dem erfahren haben, was ich die letzte Jahre getrieben habe und was mich zu dem gemacht hat, was ich letzt endlich wurde, einem bitteren Alten Mann, dem das Leben eines anderen nichts mehr Wert ist. Ich könnte jetzt schreiben, dass ich das Leben, dass ich geführt habe bedauere, aber ich tu es nicht. Ich hatte bis zum Ende meinen Spaß und habe es in vollen Zügen genossen.

Ich war wer. Die Leute hatten Angst vor mir und ich habe alles dafür getan, dass es so bleibt. Ich hatte einen heiden Spaß daran, alle an der Nase herum zu führen. Okay, das eine oder andere Girl habe ich tatsächlich in den Grill gepackt, aber die meisten haben von mir vorzügliches Schweinefleisch bekommen und keiner hat es gemerkt. Wenn du meine Bücher gelesen hast, musst du auf die Groß- und Kleinschreibung achten. Da wo der die Buchstaben des Vornamens klein geschrieben wurden, die habe ich außer Landes geschafft und ihnen ein neues Leben ermöglicht. Aber es gibt immer welche, die es unbedingt wollen und denen haben ich den Wunsch auch erfüllt.

Ich habe versucht, vor meinem Ende noch so viele mitzunehmen, wie ich konnte, um dir eine bessere Welt zu lassen, aber der Orden, den ich mitgegründet habe, ist schon längst zu groß geworden. Nimm dich vor den De Maupassant in acht. Seine Einheit ist über 50 Leute Stark. Er hat in seinem Leben mehr als eine Frau gehabt, nie älter als 16 und alle sind irgendwann auf seinem Tisch gelandet. Von seinen Kindern hat er auch nur die am Leben gelassen, die sich als hart erwiesen haben. Er verachtet Schwäche.

Dann gibt es da noch den Christian Bodenstein, der auch glaubt, er sei ein Koch. Wenn er dir über den Weg läuft, wirst du ihn an seinen Garmaschen erkennen. Und er schleppt immer so eine Trethupe mit sich herum, so einen Hosentaschenhund. Er finde es sich ganz toll, wenn er diesen bei jeder sich bietenden Gelegenheiten mit den Fingern und Zehen seiner Opfer füttert, meist bevor er sie wirklich tötet.

Und dann wäre da noch mein alter Freund Meyer und sein vier Kinder. Wir beide haben ein Patt. Nachdem ich seiner Frau geholfen habe, von ihm los zu kommen, und so getan habe, als hätte ich sie verspeist, hat er sich als Rache deine Mutter geholt und sie mit ihrer ganzen Familie versklavt. Und damit ich schön Leide, hat er mir jedes Jahr gezeigt, an wen er einen von ihnen verkauft hat. Es sind nicht mehr viele von ihnen übrig. Aber wenn ich gegen ihn vorgegangen wäre, dann hätte er sich auch an dir und deinen Geschwistern gehalten und diese haben mit dieser Welt nichts zu tun. Es wäre schön, wenn dies so bleiben würde. Wenigsten einer meiner Familie soll fern von dem Leid sein, dass ich begonnen habe.

Dann haben wir noch ein paar kleine Fische: die Priesterin, den Züchter, den Bauern und zwei Jäger des ganz besonderen Wildes. Das ist der ganze Bruderschaft von Gor.

Du wirst dich wohl fragen, woher wir uns kennen. Wir waren einst alle in der gleichen Einheit eines französischen Bataillons und haben in Afrika gedient. Und dort, abgeschnitten von allem und als auch das letzte Pferd gegessen war, nahmen wir das, was als nächstes in Reichweite war, ein Dorf mit Einheimischen. Anfangs hatten sie uns ihre Frauen sogar verkauft, bis sie heraus bekamen, was wir mit ihnen taten. Danach holten wir sie uns mit Gewalt. Das war der Anfang. Säbel gegen einfache Sperre. Frag nicht, wer gewann. Und einmal auf den Geschmack gekommen, hörten wir nicht wieder auf. Vor allem gab es genug, die bereit waren, für unsere Ware sehr viel Geld zu bezahlen. Wir sind alle reich geworden. Sehr reich.

Als letzte Geschenk erhälst du neben der kleinen Fickmaus, die du bestimmt schon im Bunker entdeckt hast, und natürlich meinen Büchern noch den Schlüssel, der unter der Kiste klebt. Er gehört zu einem Schweizer Schließfach. Mach mit dem Geld das, was du für richtig hältst. Ich brauch es ja jetzt nicht mehr.

Dein Opa

Ich ließ den Brief sinken. Das durfte echt nicht wahr sein. Er hatte die ganze zeit gewusst, dass der Typ meine Mutter hatte und er hatte nur wegen dessen Frau sie geopfert. Was hatte sie, was meine Mutter nicht hatte. Und wenn er sich wirklich für meine Schwestern interessiert hätte, dann wäre ihm aufgefallen, dass mein Vater sie schon längst in diese Welt hinein gezogen hatte. Mein Großvater war ein Blinder alter Mann. Und dieser Brief, eine einzige Rechtfertigung. Aber er war trotzdem hilfreich, den nun kannte ich alle meine Gegner. Ich schaute unter die Kiste und fand den Schlüssel. Auf ihm war eine Nummer eingraviert und der Name einer Schweizer Bank, von der ich noch nie gehört hatte. Unter der Kiste gab es aber noch etwas. Es war ein Datum, 20.12. das Datum der Wintersonnenwende. Das hatte bestimmt eine Bedeutung. Ich würde Marc zusammen mit Mia darauf ansetzen, wenn sie zum Bunker zurückkehrten.

Jetzt war es erst einmal Zeit, alles im Bunker in Ordnung zu bringen, dass wenn Pia nach Hause käme ich wieder Zeit für sie hatte.

Am nächsten Morgen wollte ich erst einmal mit meiner Frau sprechen. Ich rief also Vanessa an. Die sagte mir, dass Pia bei ihr noch nicht aufgetaucht sei. Da dachte ich mir noch nicht viel. Ich rief daher bei Mia an, ob sie schon etwas von Pia gehört hatte. Sie saß gerade mit Lea-Maria in München beim Frühstück. Sie sagte, sie würde mit Lea-Maria sofort losfahren und von unterwegs versuchen Pia zu erreichen. Sie erzählte mir, dass sie einiges über die Hirschbergs herausgefunden habe, aber es wäre nicht viel gutes dabei. Ich sagte ihr, dass dies noch Zeit hätte und dass wir dies besprechen würden, wenn wieder alle im Bunker wären.

Danach rief ich bei Jennifer an, bei der allerdings niemand ans Telefon ging. Das fand ich nun allerdings verdächtig. Ich wollte gerade bei Erwin anrufen, dass er mal jemanden zu Jennifer schickt, da rief Pia an.

„Ja, hallo Martin“, sagte sie mir. „ich habe Sehnsucht nach dir. Aber ich brauche noch einen Tag hier..“
„Ich habe auch Sehnsucht nach dir, ist alles gut?
„Ja.“
Das klang irgendwie merkwürdig kurz angebunden. Daher fragte ich:
„Ich vermisse dich wirklich.“
Worauf sie antwortete: „Möchtest du du nicht nach Bielefeld kommen. Ich bin mit den beiden den ganzen Tag im Ravensberger Park.“
Ich sagte ihr, dass ich mich sofort ins Auto setzten würde und als ich aufgelegt hatte, rief ich nach Alois und übergab ihm die äußere Leitung des Bunkers. Danach setzte ich mich in den Dodge und fuhr Richtung Bielefeld.

4 Stunden später, ich bog gerade von der Autobahn ab, bekam ich von Pias Handy eine SMS
„Bin mit den Kindern im Freibad Jöllenbeck“, stand in der SMS. Ich wunderte mich, weil normalerweise sprach sie mir Whatsappnachrichten. Aber vielleicht hatte das Freibad nicht genug Empfang. Ich fragte mich auch, seit wann sie sie nur noch Kinder sagte. Vor allem, was wollte sie mit ihnen in einem Freibad? Okay, Jannet machte sie damit zu einem glücklichen Menschen. Sie war eine Wasserratte. Man musste sie nur rein werfen und sie schwamm allen davon. Ihr reichte da der eine Arm.
Lena? Ich hatte von Babyschwimmen gehört, aber dass es das auch in einem Freibad gab, das wusste ich nicht. Babys hatten da einen Reflex, dass sie automatisch die Luft anhielten. Ich war mir also mehr als sicher, dass die drei also richtig viel Spaß zusammen haben würden. Was mich nur wunderte, war dass Pia ins Wasser wollte. Sie wollte sich tätowieren lassen, danach musste man auf Schwimmbad meist verzichten. Ich ging also davon aus, dass sie ihr Tattoo noch nicht bekommen hatte und änderte im Navi die Adresse von Jennifers Studio auf das Freibad.

Ich fuhr mit dem Dodge auf den Parkplatz. Kein anderes Auto war zusehen. An der Kasse stand nur eine Box mit der Aufschrift: Bitte passend einwerfen. Ich wunderte mich. Dieses Freibad liegt in einer ruhigen Gegend, es war sonnig und hier war keiner an der Kasse?
Okay kann passieren. Vielleicht sind sie hier so vertrauenswürdig, dass dies funktioniert. Ich ging nach drinnen und auch hier war gähnende Leere. Nirgends waren Pia und unsere Kleinen zu sehen. Etwas unschlüssig ging ich umher. erst zum Kinderbecken, in dem außer ein paar Blättern nichts drin war, und dann zum Rutschenparadies, wo kein Wasser lief und danach zu den großen Becken. Da sah ich sie. Sie saß auf einer Bank, den Rücken zu mir. Vor ihr am Beckenrand stand der normale Rollstuhl von Jannet. Sie saß drin, konnte mich aber nicht sehen, weil auch sie mir den Rücken zukehrte. Die ganze Szene wirkte komisch.

Ich schlich mich von hinten an und wollte sie überraschen, da drehte sie sich um und ich sah in die Mündung einer Pistole.

„Hallo Martin.“
„Pia, was soll das?“
„Ich habe auf dich gewartet.“

Sie drehte sich vollends zu mir um.

„Würdest du bitte zu uns zum Beckenrand kommen, Meister?“ sie sprach das Meister voller Verachtung aus.

Ich schaute sie mit schräg gestellten Kopf an und ging um die Bank herum. Als ich vor ihr stand, funkelte sie mich kalt an. Sie ging zu dem Rollstuhl und drehte ihn um, sodass ich Jannet sehen konnte. Sie war nackt mit einem Gürtel an den Stuhl gebunden, ein Gag Ball steckte in ihrem Mund. Ich sah, dass ihr Tränen aus den Augen gelaufen waren. In ihrem Arm hielt sie Lena fest. Sie hatte ihr einen Finger von sich in den Mund gesteckt, an dem die kleine nuckelte. Auch diese war nackt. Ich fragte mich, was das sollte. Ich schaute Pia an.

Die hatte in der Zwischenzeit ein Stück Papier in der Hand.
„Pia, was soll das hier?“
„Wonach sieht es aus? Ich befreie mich von dem Ballast. Ich hatte da ein sehr ausgiebiges Gespräch mit meinem Vater. Der hat mir erst einmal so richtig die Augen geöffnet. Was für ein Versager du doch bist und du eigentlich nur einen Aufpasser für deinen Schratz brauchst. Ich bin dir doch vollkommen unwichtig.“

Ich verengte meine Augen. Hatte sie gerade Schratz gesagt? Ich kannte den Ausdruck für ein lästiges Kind, er wurde in Bayern verwendet und es war der Ausdruck meiner Mutter, wenn ich mal wieder frech gewesen war. Pia war von hier. Sie konnte den Ausdruck nicht kennen. Aber wenn das nicht Pia war, dann war das hier Alexandra. Ich beschloss trotzdem mitzuspielen, denn noch hatte sie die Waffe auf mich gerichtet. Aus der Entfernung würde sie mich nicht verfehlen.

„Aber Pia, ich liebe dich doch, hätte ich sonst deinen Namen und den deiner Tochter auf der Brust? Würde ich mich sonst auf unsere gemeinsames Kind freuen, was du unter deinem Herzen trägst?“

Sie zuckte kurz, weil es eine Information war, von der sie nichts wusste. Aber sie überspielte es schnell.

„Ach Martin, das habe ich doch schon längst abgetrieben. Glaubst du, ich möchte von so einem Schlappschwanz wie dir ein Kind? Wahrscheinlich kommen bei dir nur solche Missgeburten, wie die da raus.“
„Pia, sprich nicht so über Jannet“, sagte ich ernst. Worauf sie mit der Waffe auf mein Bein zielte und schoss. Die Kugel zerfetzte meinen Unterschenkel und ließ mich in die Knie gehen.
„Siehst du was du gemacht hast? Du hast mich wütend gemacht. Jetzt ist der ganze schöne Plan dahin. Es sollte so aussehen, als hättest du deine Töchter ertränkt und hättest dir dann selber eine Kugel in den Kopf geschossen.“
Sie ging jetzt hin und her und schien zu überlegen. Sie war definitiv durchgeknallt. Was mich gerade beschäftigte, war die Frage, wo Pia war. Nicht dass sie sie schon beseitigt hatte und ich nur der letzte Akt war. Ich schaute Jannet an und dann sehr auffällig auf den Gürtel um ihre Brust. Dann schaute ich auf meinen Gürtel. Ganz langsam öffnete ich ihn mit einer Hand.

„Was wird das?“ fragte Alexandra.
„Mir wird die Hose zu eng. Immer wenn ich dich sehe, Pia, will ich unbedingt mit dir ficken.“

Ein zweiter Schuss halte durch das leere Freibad. Aus einer Wunde an meinem linke Arm tropfte nun das Blut auf die Fliesen.

„Das ihr Männer auch immer an das eine denken müsst“, rief sie.

Ich hatte im Hintergrund die quietschten Reifen eines Autos gehört. Jemand musste aus hoher Geschwindigkeit eine Vollbremsung gemacht haben. Ich hoffte, dass es jemand war, der die Polizei holte, bevor Alex ihre Waffe auf die kleinen richtete. Aber sie hatte mit denen eh anderes vor.

„Und, hast du deinen Kindern noch was zu sagen, du Meister?“ fragte sie schäbig grinsend.
„Jannet, denk an Winterberg“, sagte ich und sah ihr streng in die Augen. Jannet nickte unmerklich.
„Was soll das denn? Kein ich liebe dich? Kein wir sehen uns im nächsten Leben? Kein ich hab dich lieb?“
„Pia, warum soll ich meinen Töchtern Dinge sagen, die sie sowieso wissen. Du als ihre Mutter solltest das eigentlich wissen. Aber du bist es ja nicht.“
„Ach, hat der feine Herr das auch raus bekommen. Pech gehabt. Nützt dir jetzt auch nichts mehr.“

Sie schob den Rollstuhl mit einem Ruck ins Wasser. Ich sah, wie er mit den Reifen zu erst versank. Jannet hielt weiter Lena fest, bis sie hinter der Kannte meinem Blick meinen Augen verschwand. Ich hoffte inständig, dass sie sich an das Training in Winterberg erinnerte. Als nach kurzer Zeit der Gag an die Oberfläche kam, wusste ich, dass sie es verstanden hatte. Jetzt musste ich nur Alexandra lange genug ablenken.

„Jetzt bist du echt eine tolle Sadistin. Hast zwei Kinder ertränkt. Glanzleistung wirklich. Da war ja sogar deine Frau besser. Marlene hat ihnen wenigstens vorher noch die Haut abgezogen.“

Wieder halte ein Schuss durch das Schwimmbad. Aus meinem Oberschenkel schoss nun das Blut in pulsierenden Schüben. Wenn wir so weiter machten, würde ich am Blutverlust sterben statt daran, dass sie mich mit einem gezielten Schuss tötete. Immer diese Klischeebösen. Machten aus dem Tot ein riesengroßes Drama. Hatte ich nie verstanden. Wenn einer sterben musste, dann machte man es schnell, es sei denn man brauchte noch was von ihnen, wie die Typen in unserem Bunker. Aber erst einmal eine Stunde eine Rede halten, bis der Gegner vor lauter Langeweile ins Gras bis, dass machten merkwürdiger weise nur die, die sich für besonders Böse hielten.

Auf der rechten Seite hinter Alexandra sah ich eine Bewegung, als wenn da jemand auf uns zukommen würde. Ich musste sie dringend weiter ablenken.

„Okay Alexandra. Du hast gewonnen, wo ist Pia?“
„Deine Eheschlampe, die du Frau nennst? Die wird seit Stunden von meinem Vater und seinen Soldaten wund gefickt. Die machen sie richtig kaputt. Die haben nämlich richtige Schwänze, nicht so ein kleines Ding wie du. Und wenn ich ihnen sage, dass ich dich erledigt habe, dann blasen sie auch ihr das Licht aus.“
„Das Glaube ich weniger.“
„Und warum glaubst du das nicht?“

Mit einem Satz schnellte ich zur Seite in das Becken des Pools. Ich hatte in den letzten Augenblicken gesehen, wie Pia, Mia und Lea-Maria hinter Alexandra aufgetaucht waren. Sowohl Pia als auch Mia hatten dabei eine Waffe in der Hand. Lea hatte einen Rettungsstab erwischt. Ich hörte mehrere Schüsse, bevor ich im Wasser aufprallte. Einer traf mich in meine rechten Schulter und zwar auf der Höhe meines Herzens. Wenn ich nicht gesprungen wäre, hätte ich wieder ein neues gebraucht. Die anderen Schüsse trafen Alexandra. Ich sah sie herumwirbeln.

Unterwasser sah ich in einiger Entfernung Jannet mit Lena durchs Wasser tauchen. Sie hatte sich erfolgreich vom Stuhl gelöst und strebte die andere Seite des Beckens an. Ich erreichte sie schnell, aber ich musste schon kämpfen. Mit letzter Kraft zog ich sie zurück zum Beckenrand, von wo aus wir gestartet waren. Ich hob erst Lena aus dem Becken, die von der heulend am Rand sitzenden Pia in die Arme geschlossen wurde. Dann schob ich Jannet über die Kante, die von Mia in Empfang genommen wurde. Danach verließen mich meine Kräfte und bevor es Schwarz vor meinen Augen wurde, lächelte ich nochmal aus dem Wasser zu Pia hoch.

Dann wurde alles Schwarz. Aber es war egal. Meine Mädchen waren gerettet.

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