Kapitel 1
Heute Morgen habe ich seit langer Zeit wieder in den Badezimmerspiegel geschaut und mich erschrocken. Das Gesicht, was mich dort angesehen hat, war eingefallen und hatte schwarze Augenringe. Es passte zu meinem Zustand, entsprach dem, was ich mir vorgestellt habe. Ich kann seit einigen Wochen kaum noch schlafen, wälze mich im Bett herum, ohne Ruhe zu bekommen. Gedanken quälen mich, die ich nicht beiseiteschieben kann.
Ich bin der Verzweiflung nah, finde keinen Ausweg heraus. Das Schlimmste ist, dass mir keiner bei der Lösung meines Problems, helfen kann.
Dieses Problem hat einen Namen.
Lisa.
Bis vor den besagten Wochen, war sie nur die Tochter meines besten Freundes Jürgen und seiner Frau Monika. Da ich eine Art Freund des Hauses war, sah ich sie aufwachsen, wurde von ihr Onkel Ingo genannt, was sie bei Weitem nicht bei jedem machte. Ich war sozusagen einer der Auserwählten. Sowohl ihre Eltern als auch sie selber, vertrauten mir in jeder Hinsicht. Das ging soweit, dass wenn Lisas Eltern aus irgendeinem Grund nicht auf sie aufpassen konnten, sie bei mir blieb oder gar schlief. Es kam selten vor, ich war jedoch zur Stelle, wenn es sein musste.
Selbst als ich mich von meiner Frau Karin scheiden ließ, blieb das Verhältnis in der Art bestehen. Karin hatte keinen Draht zu Lisa gehabt, denn sie konnte mit Kindern nichts anfangen.
Lisa wuchs, allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie nur in die Höhe schoss. Ihr Körper selber veränderte sich kaum. Sie war wenig fraulich, erinnerte mich eher an eine Bohnenstange, ein zu schnell gewachsener Junge. Sie trug, entgegen aller Mode, die Haare kurz, hatte einen Bürstenschnitt, war der Meinung, dass es einfacher und praktischer war, die Haare in der Art zu tragen. Damit hatte sie recht, denn meine waren ebenfalls kurz und ich kannte den Vorteil.
Man konnte sie beim Duschen waschen und einfach trocken rubbeln. Fertig. Kein nerviges Föhnen war mehr nötig, sie lagen immer. Selbst wenn man sich verschlafen aus dem Bett pellte und im Spiegel betrachtete, änderte sich nichts daran.
Was ihre Klamotten anging, hatte sie keine Ansprüche daran. Sie kleidete sich, damit sie nicht nackig rumlaufen musste. Bekleidung hatte bei ihr lediglich einen praktischen Zweck. Marion war wenig begeistert davon. Ihr wäre eine Tochter lieber gewesen, die sie ausstatten konnte, ein Püppchen, zumindest etwas in der Richtung. Dass Lisa alles ablehnte, was sie für angebracht hielt, war ihr nicht recht, konnte jedoch nichts dagegen machen.
Lisa hatte wenig Kontakt zu anderen. Sie war ein ausgesprochen fleißiger Bücherwurm, genauso wie ich einer war. Sie las nicht, sie fraß die Bücher, was Jürgen und Marion zur Verzweiflung trieb. Eine Bibliothek gab es nicht und sie konnten nicht laufend neue Bücher kaufen.
Von daher waren sie mehr als froh, dass ich Lisa Bücher ausleihen konnte. Es war mir recht, besonders als ich bemerkte, dass sie mit diesen sorgfältig umging. Keine Flecken oder Eselsohren. Ich bekam sie zurück, wie ich sie herausgegeben hatte.
Als Lisa älter wurde, kam sie öfters zu mir und suchte sich selber etwas aus meiner Buchsammlung aus. Sie stand dann vor den Regalen und las mit seitlich weggeknicktem Kopf, die Titel auf den Buchrücken. Ich musste immer grinsen, denn wenn man sie von der Seite aus betrachtete, fiel einem erst richtig auf, wie dürr sie war. Zumindest wenn sie etwas trug, was ihre Figur hervortreten ließ. Aber das war selten der Fall. Sie trug lieber schlabbrige Sachen. Einen weiten Pullover, eine Jeans und Turnschuhe. Mehr brauchte sie nicht. Nur im Winter noch eine dick gepolsterte Daunenjacke, die sie aussehen ließ, wie ein Michelinmännchen. Nur hatte das Männchen dickere Beine. Lisa nicht. Bei ihr sah es aus, wie ein Ball auf Stelzen.
Was mich zum Grinsen brachte, war, dass sie mich noch immer Onkel Ingo nannte. Sie wusste selber, dass ich das nicht war, aber sie behielt es bei, wobei sie öfters selber grinsen musste, wenn sie es sagte. Ein Lächeln, welches ihr etwas Schelmisches verlieh.
Sie blieb die Jahre über verschwiegen, sagte wenig. Wenn sie es doch tat, dann hatte es Hand und Fuß. Wie wusste viel, hatte einen Großteil meiner Bücher gelesen, selbst die, die für sie weniger geeignet waren. Fand sie nichts Entsprechendes, las sie in einem Lexikon.
Um zu sehen, ob das entsprechende Buch ihren Vorstellungen entsprach, begann sie bereits bei mir darin zu lesen. Sie setzte sich in meinen Lesesessel, schlug die dürren Beine übereinander, schob ihre inzwischen benötigte Brille, auf ihrer kleinen Knubbelnase zurecht, und war wenige Sekunden später in einer anderen Welt. Jetzt konnte sie nichts mehr stören. Nur wenn ich vorbeikam und ihr etwa Leckeres zu Essen neben sie stellte, sah sie auf, schnupperte danach und nahm einen Happen. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass sie oft da war und Jürgen hatte nichts dagegen. Immerhin wusste er, wo seine Tochter war und das war für ihn maßgeblich. Es kam vor, dass er bei mir anrief und nach Lisa fragte. Sie hatte sich dann nicht ordnungsgemäß bei ihren Eltern abgemeldet. Wenn er hörte, dass sie bei mir war, war alles in Ordnung. Er sagte mir nur noch, wann ich sie nach Hause schicken sollte. Gerade als sie noch jünger war, brachte ich sie selber nach Hause. Besonders im Winter, wenn es früh dunkel wurde.
Weitere Jahre vergingen und Lisa schoss weiter hoch, schien nicht mehr damit aufhören zu wollen. Zum Glück wurde dieser Vorgang mit einem Mal unterbrochen. Mutter Natur war wohl zu der Meinung gekommen, dass es jetzt genug war. Lisa war nur noch fünf Zentimeter kleiner als ich. Hatte ich gedacht, dass sie jetzt andere Formen annahm, hatte ich mich getäuscht. Sie konnte Unmengen an Futter verdrücken, aber es setzte nicht an. Sie blieb die dürre Gestalt, die sie zuvor gewesen war. Ihr machte das nichts aus, auch wenn man sie beim ersten Blick mit einem Jungen verwechseln konnte. Überhaupt schien sie sich nicht für das andere Geschlecht zu interessieren. Einen Freund hatte sie die ganze Zeit nicht. Ich fragte sie danach, aber sie war der Meinung, dass die Jungen alle zu dumm wären. Sie bräuchte etwas mit mehr Intellekt.
Dabei sah sie mich einen Moment lang anders an als sonst. Einen Blick, den ich von ihr nicht kannte. Aber der verschwand innerhalb kürzester Zeit und ich fragte mich, ob dieser Blick Wirklichkeit gewesen war. Ich konnte es nicht sagen. Vielleicht hatte ich mich getäuscht.
Zu ihrem 18 ten Geburtstag bekam Lisa von ihrem Vater ein Auto geschenkt. Kein Neues, aber immerhin eines, mit dem sie sich blicken lassen konnte. Dabei wäre es egal gewesen. Lisa sah in dem Auto nur das, was es war. Ein Fortbewegungsmittel, was sie von A nach B brachte und zurück. Wenn sie das Fahrzeug wusch, was selten vorkam, hatte man danach den Eindruck, als wenn es eine neue Farbe hatte.
Jetzt konnte sie in die nächste Stadt fahren und dort in die Bibliothek gehen, was sie gerne tat. Trotzdem kam sie öfters zu mir, setzte sich in den bekannten Sessel und las in den Büchern, die sie ausgeliehen hatte. Es kam mir seltsam vor, aber da ich es gewohnt war, dass sie dort saß, auch wieder nicht. Sie genoss die Ruhe bei mir, denn sie sagte immer, dass es bei ihr Zuhause, viel zu hektisch wäre. Außerdem wäre mein Cateringservice besser. Wenn sie das sagte, grinste sie mich an, was für ich bedeutete, dass sie einen Happen vertragen konnte.
Inzwischen hatte ich mir einen zweiten Sessel gekauft, denn mein eigentlicher, war zu oft von Lisa besetzt. Hatte ich gehofft, dass sie jetzt den neuen in Beschlag nahm, hatte ich mich getäuscht. Sie sah ihn nicht einmal an, ließ ihn unbeachtet.
Es kam vor, dass wir jetzt nebeneinander in den Sesseln saßen, beide ein gutes Buch auf den Beinen liegen hatten und derart vertieft darin waren, dass wir stundenlang nicht miteinander sprachen. Man hätte uns für stumm halten können. Nur das Geräusch von Buchseiten, die umgeblättert wurden, unterbrach regelmäßig die Stille. Es kam vor, dass Lisa leise lachte, wenn sie an eine witzige Stelle kam, auch hatte ich beobachtet, als ihr eine Träne über die Wange lief. Sie wischte diese schnell ab.
Überhaupt beobachtete ich sie öfters von der Seite. Sie dagegen sah sehr selten auf. Ihre Augen klebten auf den Buchstaben, Wörtern und Sätzen, die sich in ihrem Kopf zu einer Story verbanden. Wenn sie doch den Kopf hob, was nur geschah, wenn sie umblätterte, sah ich schnell weg.
Viel gab es bei ihr nicht zu entdecken, trotzdem schielte ich öfters herüber, dabei wusste ich nicht einmal warum. Ich mochte sie, sie war ein Teil meines Lebens geworden, und wenn ich es mir überlegte, genoss ich es, wenn sie da war.
Lisa war inzwischen zwanzig Jahre alt geworden und ich machte mir langsam Sorgen um sie. Immerhin war sie eine Frau in den besten Jahren, doch einen Partner hatte sie noch nicht gehabt. Soweit ich feststellen konnte, weder männlich noch weiblich, was auch möglich gewesen wäre.
Wenn ich sie vorsichtig darauf ansprach, sie mochte das Thema nicht, dann schüttelte sie mit dem Kopf. Es machte ihr dabei nichts aus, dass ich eine weibliche Partnerin nicht ausschloss. Wir hätten uns öfters über gleichgeschlechtliche Beziehungen unterhalten, was für sie genauso natürlich war, wie jede andere Form des Zusammenseins. Das Einzige was ich von ihr zu hören bekam war, dass sie weder Frauen noch Männer interessierten, jedenfalls nicht die, die sie kannte. Wie eine Frau oder Mann sein musste, um ihr zu gefallen, klammerte sie jedoch aus, wenn ich danach fragte. Die Antwort blieb sie mir schuldig.
Kapitel 2
Dann kam der Tag, den ich niemals vergessen werde. Jürgen hatte angerufen, dass er an einen See fahren wollte, um zu angeln. Es war Sommer und das Wetter gut. Wir würden zwar nicht viel fangen, dafür waren die Fische wahrscheinlich zu träge, aber darauf kam es nicht an. Dort zu sitzen, der Pose zuzusehen, wie sie auf den kleinen Wellen hoch und runter hüpfte, war Entspannung pur. Wir konnten das stundenlang. Eine der Beschäftigungen, der sogar Lisa nachkam. Schon als Kind war sie mitgefahren und ich musste immer daran denken, wenn ich sie mit ihrer kleinen Angel sah. Diese hatte ich ihr aus einem längeren Stock, etwas Sehne, einem Weinflaschenkorken und einem Haken gemacht. Was Jürgen und mich oft wurmte, war, dass sie teilweise mehr fing als wir. Wir mit unserer hochgezüchteten Ausrüstung waren oft nicht in der Lage, sie zu übertrumpfen. An diesen Tagen konnte man merken, dass es sie stolz machte, auch wenn sie es nicht nach außen trug.
Zwei Stunden später saßen wir drei an einer Stelle, die wir gut kannten. Nicht sehr ertragreich, jedoch windgeschützt und vor allem kamen hier nicht laufen Leute vorbei, die sich darüber erkundigten, ob man etwas gefangen hatte. Lisa hatte natürlich inzwischen eine andere Angel bekommen. Jeder von uns hatte an dem Tag nur eine mitgenommen, denn wie gesagt, es ging nicht darum, etwas zu fangen. Stattdessen saßen wir nebeneinander, sagten aber kein Ton, starrten vor uns hin und genossen die Ruhe. Nur ab und zu konnten wir das Schnattern von Enten hören oder andere natürliche Geräusche. Sonst herrschte Ruhe.
Es war warm und sowohl Jürgen als auch ich, saßen luftig bekleidet in unseren Stühlen. Nur Lisa war wie immer in ihre weiten Schlabberklamotten eingehüllt und schien offensichtlich zu schwitzen. Ein leichter Film von Flüssigkeit lag auf ihrer Stirn und ließ diese glänzen. Es war Sommer und über zwanzig Grad im Schatten. Jürgen fing als Erstes etwas, zwar nur einen kleinen Barsch, der uns zuvor mehrmals die Köder vom Haken abgeknabbert hatte. Wir gingen jedenfalls davon aus, dass er es gewesen war. Da wir aber davon ausgegangen waren, dass wir nichts fangen würden, hatten wir den Fangkorb vergessen, den wir im Wasser versenken konnten, um unsere Beute lebend aufbewahren zu können. Erst ab einer gewissen Menge lohnte es sich, den Fang mitzunehmen. Wenn also die Verwandten des Barsches vernünftig genug waren, würden sie keinen aus ihrer Mitte verlieren.
Jürgen war unentschlossen. Entweder ließ er ihn gleich frei, oder holte den Korb. Er entschied sich dazu, ihn zu holen, obwohl man sehen konnte, dass er keine Lust dazu hatte. Vor allem, weil unser Wagen nicht um die Ecke stand. Er würde für den Weg mindestens eine halbe Stunde brauchen. Trotzdem nahm er es auf sich, da unser Angeltag noch lange nicht enden würde. Normalerweise fuhren wir erst zurück, wenn die Sonne unterging. Da es gerade Mittag war, lohnte es sich also. Wenige Minuten ging Jürgen los und ließ uns beide alleine.
Wohl zehn Minuten später hörte ich Lisa auf einmal pusten. Langsam wurde es ihr zu warm und sie versuchte, sich selber eine Erfrischung zukommen zu lassen. Das versprach aber nur eine sehr kurze Abkühlung. Also wiederholte sich die Szene. Doch das hielt auch nicht länger vor.
Plötzlich stand sie auf und zog sie ihr Oberteil über den Kopf und ich machte große Augen, als ich sah, dass sie darunter lediglich ein Bikinioberteil trug. Sonst kam nur blanke Haut zum Vorscheinen.
Jetzt bestätigte sich, was ich bereits vermutet hatte.
Lisa war genauso dürr, wie ich es mir vorgestellt hatte. Man konnte deutlich die Rippen erkennen und ihr Bauch sah leicht eingefallen aus. Es gab einfach keinen. Ihre Brüste konnten die Halbschalen des Oberteils nicht füllen. Der Stoff warf Falten und wollte nicht passen.
Lisa reckte sich, griff sich danach an die Hose. Auch die fiel schnell und bewahrheitete den Rest meiner Ahnung. Lisas hatte zwar ein Becken, aber kein weibliches. Die Beckenknochen stachen spitz hervor und wirkten wie eine Kuhle, in der ihr nicht vorhandener Bauch lag. Auch das Bikinihöschen war für das wenige nicht gemacht. Es bedeckte zwar alles, jedoch hätte wesentlich weniger Stoff gereicht. Entweder hatte Lisa auf die Passform nicht geachtet, oder es war ihr vollkommen egal, wie es aussah.
Ich war überrascht, denn ich hatte sie noch niemals in dem Zustand gesehen. Auch bei Jürgen nicht. Er hatte zwar einen wunderbaren Pool, aber Lisa hatte noch niemals darin geschwommen, wenn ich anwesend war.
„Puh, heiß!“, sagte sie wie nebenbei und ging mit wenigen Schritten an das Ufer des Sees, der zuerst flach blieb. Erst zehn Meter weiter wurde es schlagartig tiefer. Lisa ging noch ein paar Schritte zur Seite weg, denn sie wollte sich nicht in den Angelschnüren verheddern. Dort angekommen, ging sie sofort ins Wasser, beugte sich herunter und bespritzte sich mit Wasser, um abzukühlen.
Sofort danach ging sie weiter hinein. Sie machte kein langes Trara darum, sondern wollte möglichst schnell ins kühlende Nass. Als sie tief genug gegangen war, ließ sie sich nach vorne fallen und schwamm in Richtung der Mitte des Sees.
Fast war ich neidisch, denn mir war ebenfalls etwas zu warm, aber ich trug keine Badehose und die kurze Hose, die ich anhatte, sollte nicht nass werden. Ich hasste es, über längere Zeit in nassen Klamotten dazusitzen.
Lisa schwamm langsam weiter, wie immer hatte sie keine Hektik.
Um es mir bequemer zu machen, zog ich selber meine Schuhe und Strümpfe aus, ließ meine Füße die frischere Luft fühlen. Dabei sah ich Lisa zu, deren Kopf sich auf einmal zu mir drehte. Sie hob einen Arm und winkte mir, dachte ich zumindest. Doch als ihr Kopf verschwand und nur noch der Arm herausschaute, kam es mir seltsam vor. Ihr Kopf erschien wieder und sie schrie, was ich nicht verstehen konnte. Etwas war nicht in Ordnung, das konnte ich erkennen. In mir herrschte Alarmstimmung und ich wusste, dass ich ihr helfen musste. Jürgen war noch nicht da, würde noch einige Minuten brauchen. Also blieb nur ich übrig. Sofort rannte ich an das Ufer, sah noch einmal zu ihr, riss mir mein T-Shirt und Hose herunter, damit sie mich nicht behinderten, und rannte ins Wasser. Wenigs später tauchte ich ins kühle Wasser, näherte mich schnell der Stelle, an der Lisa mit sich am Kämpfen war.
Was genau passiert war, konnte ich nicht erkennen, es war aber ersichtlich, dass sie am Ertrinken war. Nur zwei Minuten später war ich an der Stelle angekommen und war darüber froh, dass ich gut schwimmen konnte.
An der Stelle angekommen, versank Lisas Arm erneut. Als ich danach griff, konnte ich ihn zum Glück gleich packen. Ich griff zu und zog sie zurück an die Oberfläche. Ihr Kopf durchbrach prustend die Oberfläche und ich zog sie an mich heran.
Zu meinem Erstaunen wickelte sie augenblicklich ihre lange Beine und Arme um mich, drängte sich an mich heran und ich konnte ihre Haut an der meinen spüren.
Sie atmete tief durch, schien sich den Sauerstoff zu holen, den sie zuvor nicht bekommen hatte. Währenddessen lag ihr Kopf seitlich an meinem, wobei ihr Kinn auf meine Schulter drückte. Hier konnte ich sie laut atmen hören, spürte ihren Atem an meinem Ohr, während ich uns beide über Wasser hielt.
Ich drehte uns dem Ufer entgegen und sagte bedächtig wie möglich: „Ganz ruhig. Alles in Ordnung. Wir sind gleich zurück am Rand. Was ist denn geschehen?“
Lisa war noch ganz außer Atem und konnte sich kaum ausdrücken. Das Einzige, was ich heraushörte, war: „Krampf. Beide Beine!“
Zugegeben, das konnte sehr wehtun. Während wir langsam dem Ufer entgegen kamen, beruhigte sich Lisas Atem. Trotzdem hielt sie sich weiterhin an mich geklammert, blieb in der Position, die sie angenommen hatte.
Doch dann veränderte es sich ein wenig und es wurde für mich peinlich. Lisa drückte sich noch stärker an mich heran, besonders mit ihrem Unterleib. Dieser rieb dort umso kräftiger an mir, wo ich am empfindlichsten war. Er scheuerte hin und her, während mein bestes Stück zwischen unseren Körpern eingeklemmt war.
Auch wenn das Wasser kalt war und die Situation nichts damit zu tun hatte, blieb das nicht unbeantwortet. Es wuchs, was nicht wachsen sollte. Langsam wurde er größer, versteifte sich mehr und mehr, was Lisa aber nicht davon abhielt, weiterzumachen.
Auf einmal hörte ich ihrer Stimme an meinem Ohr und ich wusste nicht, ob ich mich verhört hatte.„Na, wie gefällt dir das Onkel Ingo!“, flüsterte Lisa und ruckte zwei Mal stärker mit dem Unterleib hin und her, damit ich mitbekam, was sie meinte.
Ich räusperte mich und meinte nur: „Lisa. Bitte. Lass das!“
„Wieso? Gefällt es dir nicht? Biologisch gesehen würde ich sagen, dass es das tut!“
Diese Antwort ließ mich eine Schwimmbewegung aussetzten und wir tauchten zusammen unter. Sofort paddelte ich mit den Armen, um zurück an die Oberfläche zu kommen. Lisa tat nichts dafür, sie hielt sich einfach weiterhin an mir fest.
Als unsere Köpfe die Oberfläche durchbrachen und das Wasser aus meinen Augen gelaufen war, konnte ich am Ufer eine Bewegung erkennen. Jürgen war gerade wiedergekommen und sah zu uns herüber.
Jetzt war guter Rat teuer, denn Lisa machte weiter wie zuvor.
„Bitte Lisa, dein Vater ist zurückgekommen. Hör bitte damit auf. Es könnte seltsam aussehen!“
Lisa ließ ein leises Lachen hören und trennte sie sich von mir, als wenn nicht gewesen wäre. Sie stieß sich ab, griff dann aber wie zufällig noch einmal zu. Ihre Hand fand meinen Steifen, hielt ihn für einen winzigen Moment fest. Doch sofort ließ sie ihn wieder los, lachte noch einmal und schwamm an das Ufer, als wenn nichts gewesen wäre.
Ich blieb noch einen Moment im Wasser, denn es musste etwas abschwellen. In der Verfassung konnte ich nicht aus dem Wasser kommen.
Lisa hingegen stieg an Land und sprach mit Jürgen. Der sah zu mir herüber und ich wusste nicht, was er gerade dachte. Das würde ich noch früh genug herausbekommen.
Als ich aus dem Wasser stieg, kam er auf mich zu und meinte: „Vielen Dank, dass du Lisa geholfen hast. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich darunter gelitten hätte, wenn ihr etwas passiert wäre!“
Damit war das Thema erledigt. Anscheinend hatte Lisa ihrem Vater etwas von ihrer Rettung durch mich erzählt. Dabei war ich mir nicht mehr sicher, ob es überhaupt eine gewesen war. Die ganze Situation war dafür zu seltsam gewesen. Es verwirrte mich besonders, als ich zu unseren Stühlen zurückkam und Lisa dort sitzen sah. Sie hatte sich noch nicht wieder umgezogen, saß dort in ihrem nicht passenden Bikini. Das Einzige was sich geändert hatte war, dass sich ihre Brustwarzen vom kalten Wasser versteift hatten und durch den Stoff gut zu erkennen waren. Sie sah zuerst nur ins Wasser, drehte ihren Kopf dann aber zu mir und grinste mich an, als Jürgen gerade nicht hinsah. Vielleich sah ich in meiner vom Wasser triefenden Unterhose zu komisch aus. Das wurde mir erst jetzt bewusst. Dagegen etwas tun konnte ich nicht. Ich hatte nichts zum Wechseln da. Sie würde am Körper trocknen müssen.
Später stellte sich heraus, das Jürgen umsonst gelaufen war. Die Fische hatten keine Lust zum Beißen, was bei den Temperaturen nicht ungewöhnlich war. Es ruckte zwar ab und zu an der Schnur, aber die Fische schienen schlauer geworden zu sein. Kein Anschlag brachte das erwartete Ergebnis. Also packten wir gegen Abend ein und fuhren zu Jürgen, denn er hatte zum Ausgleich den Vorschlag gemacht, dass ich bei ihnen Abendessen könnte. Wenn schon kein Fisch, dann wenigstens etwas anderes.
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